Viehtrieb
Unter Viehtrieb ist die von Menschen veranlasste Bewegung eines einzelnen Nutztieres oder einer Gruppe von Nutztieren von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt zu verstehen.
Erläuterung
Heute wird Vieh in fast allen Anlassfällen mit Fahrzeugen transportiert und sind solche Transporte für unbeteiligte Menschen beinahe unsichtbar. Sie rücken allenfalls in das Bewusstsein nicht unmittelbar Beteiligter, wenn ein Viehtransport aufgrund nicht artgerechter Bedingungen in den Medien angeprangert wird. Viehtriebe sind ein Anblick, der früher überall alltäglich und vor und nach Markttagen selbst im städtischen Kontext ein selbstverständlicher war, den aber junge Erwachsene heute allenfalls von einem touristisch vermarkteten Almabtrieb kennen. Viehtriebe gehörten zum Alltag, weil das Vieh in jedem Anlassfall von einem Punkt zum anderen getrieben werden musste. Die Tiere legten den oft langen Weg auf den eigenen vier Beinen zurück, getrieben von Bauern, Hirten oder Viehhändlern. Die Viehtriebe erfolgten meist auf den üblichen Verkehrswegen, es gab aber vereinzelt auch Wegstücke, die eigens für den Viehtrieb angelegt und genutzt wurden.
Anlässe für Viehtriebe
Der Almauf- oder –abtrieb war nur einer der möglichen Anlässe für einen Viehtrieb. An- und Verkauf einzelner Tiere von Bauer zu Bauer oder von Bauer zu Viehhändler, das Beschicken von Viehmärkten oder Ausstellungen, der Gang vom Stall auf die Weide und retour, die Viehzucht generell und die Zulassung einzelner weiblicher Tiere waren weitere Gründe für Viehtriebe.
Salzburgbezug
Viehtriebe kamen in allen Regionen vor, in denen Nutztiere gehalten wurden. Mit dem Salzburger Bergland sind aber zwei Anlässe für weite Viehtriebe besonders eng verbunden: die Almwirtschaft und der Viehhandel über den Tauern, da Vieh nach Wein und Salz das wichtigste Handelsgut zwischen Norden und Süden diesseits und jenseits der Hohe TauernHohen Tauern darstellte.
Bekannt ist auch, dass die Bauern aus dem Südtiroler Ahrntal ihre Rinder auf Almen im Krimmler Achental getrieben haben, wo Vieh und Treiber den strapaziösen und nicht ungefährlichen Weg über den Krimmler Tauern zu bewältigen hatten.
Auch als Verbindungswege zwischen den Zuchtgebieten des Pinzgauer Rindes nördlich und südlich der Hohe Tauern dienten die bekannten Übergänge am Krimmler Tauern am Felber Tauern und Matreier Tauern, am Rauriser Tauern, am Fuscher Tauern und am Radstädter Tauern. Die im bayrischen Raum besonders geschätzten Zugochsen der Pinzgauer Rinderrasse wurden demnach „Übertäuerer“ genannt.
Quellen
- Archäologie in den Alpen, Alltag und Kult, Hrsg. ANISA / Nearchos, Band 19, 2010
- Salzburgwiki, Stichwort Pinzgauer Rind