Wilde Birne

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Die Wilde Birne (Pyrus pyraster) war einst im Land Salzburg ein häufiger Vertreter der Heckenlandschaft. Heute sind diese vielfältigen kleinen Heckenzüge im Zug der landwirtschaftlichen Intensivierungen weitgehend verschwunden. Im Innergebirg war sie wohl auf warme und sehr sonnige Standorte beschränkt.

Die Kultur der Birne (Pyrus communis) in Salzburg

Der Obstbau war historisch vorrangig außerhalb des Gebirges wirtschaftlich wichtig. In benachbarten Oberösterreich wirkten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zwei herausragende Pomologen: Josef Schmidberger (1773-1844), Chorherr des Stiftes St. Florian und Dr. Georg Liegel (1777-1861), einst Apotheker und Bürgermeister in Braunau. Apfel und Birne wurden in den Streuobstwiesen vor allem in klimatisch begünstigen Lange angebaut außerhalb der Gebirgsgaue.

Die sogenannte Salzburger Birne ist im Bundesland Salzburg in wärmeren Lagen als Obstbaum seit vielen Jahrhunderten bodenständig geworden. Sie ist nahe verwandt mit der Augsbirnen, der sie in Blattform, Holz und Wuchs sehr änlich ist. Vermutlich ist sie eine Sorte, deren genaue Herkunft nicht feststellbar ist. Sicher war sie schon vor 1700 lange im Salzburg bekannt. Die Frucht ist klein bis mittelgroß, die grüne bis gelbgrüne Schale ist glatt bis leicht rauh und besitzt zahlreiche Schalenpunkte. Der Baum ist recht widerstandsfähig gegen Krankheiten und gegen Schädlinge. Er benötigt aber, wie fast alle Obstbäume einen wenig feuchten Boden.

Der Obstbau im Lungau

Lorenz Hübner berichtet: „Von Obstbäumen hat man im Lungau nur saure und süße Kirschen, die erst um Bartholomäus (24. August) reif werden. Äpfel, Birnen, Pflaumen, Trauben trifft man hier nicht, es könnte aber doch Obst angebaut werden.“ Die größte Gefahr im Lungau war der Reif, eine einzige heitere kalte Nacht kann dort die gesamte Ernte vernichten. Erst 1879 wurden erste Obstbäume aus Wels geliefert, doch auch diese Bäume gediehen, sodass man eine eigene Baumschule gründete. Die erste Baumschule wurde mit Unterstützung von Peter Binggl gegründet und die daraus gezogenen Obstbäume wurden im ganzen Lungau verbreitet. Ein Pionier des Obstbaues war auch Johann Praxmarer (1843-1936), er wurde zum Initiator für die Pflanzung zahlloser Obstbäume und der neuen Lungauer Sortengärten. 1904 wanderte er er aber nach beruflichen Entäuschungen und mangels Anerkennung nach Schladming ab. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden ersten Obstbauvereine im Lungau gegründet. Eine Siedlung im Lessachtal (bis 1973 eine eigenständige Gemeinde) nennt sich seit dem späteren 19. Jahrhundert sogar bis heute Birnbaum.

Die Birne in Sage und Mythos

Der Birnbaumaltar von Waging im Rupertigau

Ein Kupferstich mit dem Gnadenbild der Benediktinerabtei Ettal in Bayern, einer sitzende Madonna wurde von einer Wallfahrt mitgebracht und auf dem Mühlberg an einem Birnbaum aufgehängt. Um 1669 begann die Verehrung des Bildes durch die Bevölkerung, die hier eine kleine hölzerne Kapelle errichtet hatte. Fürsterzbischof Max Gandolf von Kuenburg weilte am 20. Juli 1671 in Waging, wo der Fürsterzbischof den Wallfahrtsort persönlich genehmigte, die Erfassung der Mirakels anordnete und eine hölzerne Nachbildung des Ettaler Gnadenbildes anfertigen ließ. Die Kapelle wurde darauf zum Teil als Steinbau erneuert. Die Wallfahrtskirche von 1709 erhielt einen Hochaltar in der Form eines geschnitzten freistehenden Birnbaumes, in dessen Krone das Gnadenbild angebracht war. Im Jahr 1858 trug man den barocken Birnbaum-Altar ab und ersetzte ihn durch den heutigen schlichten Altar: Unter einem Gemälde Maria-Hilf steht eine Monstranz aus dem Jahr 1774 in Form eines Birnbaums mit dem kleinen Gnadenbild in der Mitte. Auf einigen der zahlreichen erhaltenen Votivbilder ist bis heute der alte Altar in Form eines Birnbaums dargestellt.

Der Birnbaum auf dem Walserfelde

Die älteste bekannte Erwähnung eines alten sagenhaften Birnbaumes auf dem Walserfelde stammt von Lazarus Gitschner (seinerzeit Knecht des Stadtschreibers von Reichenhall). Ein Brixner-Büchlein aus dem Jahr 1782 berichtet bereits von einem sagenhaften ausgedorrten Birnbaum in Wals. Auch Ludwig Bechstein greift diese alte Sage im Jahr 1840 in den von ihm niedergeschriebenen Sagen auf. Auf dem Walserfeld steht ein demnach ausgedörrter Birnbaum zum Andenken an die letzte Schlacht am Ende der Zeit. Er wurde schon dreimal umgehauen, aber seine Wurzenl schlagen immer aus, sodass er immer wieder anfängt zu grünen. Viele Jahre bleibt er dann dürr stehen. Wenn er aber neu wieder grünen wird, beginnt die große allerletzte Schlacht. Der Baum in Wals wurde in der Folge mehrfach erneuert.