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| | [[File:Reconstruction Iuvavum.jpg|thumb|Reconstruction Iuvavum]] | | [[File:Reconstruction Iuvavum.jpg|thumb|Reconstruction Iuvavum]] |
| − | '''Iuvavum''' war während der [[Römer|römischen]] Besiedlung der Provinz [[Noricum]] die Bezeichnung eines großen Gebiets mit Zentrum in der heutigen [[Stadt Salzburg]]. | + | '''Iuvavum''' war während der [[Römer|römischen]] Besiedlung der Provinz [[Noricum]] die Bezeichnung für die heutige [[Stadt Salzburg]] und das sie umgebende Gebiet. |
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| − | == Der Name == | + | == Name == |
| | [[Datei:Tabula Peutingeriana Ivavo.jpg|thumb|Tabula Peutingeriana - Ausschnitt]] | | [[Datei:Tabula Peutingeriana Ivavo.jpg|thumb|Tabula Peutingeriana - Ausschnitt]] |
| − | In der ''naturalis historia'' des älteren Plinius (* 23, † 79 n. Chr.) und der ''Geographie'' (um 150) des Klaudios Ptolemaios tauchte der Name ''Iuvavum'' erstmals als Bezeichnung eines der fünf norischen Munizipien auf. Dieser Name blieb zunächst traditionsgemäß bis in das späte [[Mittelalter]] in Gebrauch. In offiziellen Urkunden erscheinen ''Iuvavum'' und vor allem das Adjektiv ''Iuvavensis'' noch viel später. Die Etymologie von ''Iuvavum'' ist sehr kompliziert, es existieren dazu verschiedene Hypothesen. Hier sei dazu nur soviel gesagt, dass es sich bei ''Iuvavum'' um ein vorrömisches, evt. alteuropäisches Substratwort handelt. Bei Salzburg liefen mehrere [[Römerstraßen|römische Straßen]] zusammen. In der ''Tabula Peutingeriana'' wurde ''Iuvavum'' als ''Iuao'' bezeichnet, womit ein Straßenknotenpunkt am Fluss ''Iuaro'' (''Iuvarus'' = [[Salzach]]) gemeint ist, an dem drei Straßen zusammenlaufen. | + | In der ''naturalis historia'' des älteren Plinius (* 23, † 79 n. Chr.) und der ''Geographie'' (um 150) des Klaudios Ptolemaios tauchte der Name ''Iuvavum'' erstmals als Bezeichnung eines der fünf norischen Munizipien auf. Dieser Name blieb zunächst traditionsgemäß bis in das späte [[Mittelalter]] in Gebrauch. In offiziellen Urkunden erscheinen ''Iuvavum'' und vor allem das Adjektiv ''Iuvavensis'' noch viel später. Die Etymologie von ''Iuvavum'' ist kompliziert und es existieren dazu verschiedene Hypothesen. |
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| − | [[Clemens M. Hutter]] vertritt die Ansicht, dass ein Weihealtar aus dem [[2. Jahrhundert|2.]] oder [[3. Jahrhundert]] den Namen erklärt. Dieser Altar wurde unter dem [[Residenzplatz]] in Salzburg gefunden und dem ''"besten und größten Iupiter und dem Iuvavus''" geweiht. ''Iuvavus'' war der Name des [[Kelten|keltischen]] Flussgottes der Salzach (auch ''Igonta''), dessen Name dann etwas latinisiert auf die Stadt überging<ref>Quelle: Hutter, Clemens M.: ''[[Iuvavum - Alltag im römischen Salzburg]]'', [[Verlag Anton Pustet]], Salzburg, 2012, Seite 24</ref>.
| + | Bei ''Iuvavum'' handelt es sich um ein vorrömisches Substratwort mit älterer Wurzel. In der ''Tabula Peutingeriana'' wurde ''Iuvavum'' als ''Iuao'' bezeichnet, womit ein Straßenknotenpunkt am Fluss ''Iuaro'' (''Iuvarus'' = [[Salzach]]) gemeint ist, an dem drei [[Römerstraßen|römische Straßen]] zusammenlaufen. |
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| − | Seit dem [[8. Jahrhundert]] jedoch, als allmählich auch althochdeutsche Sprachformen schriftlich fixiert wurden, trat das mit den Römern in Verbindung gebrachte ''Iuvavum'' in den Hintergrund zugunsten der auf dem [[Salzhandel]] basierenden deutschen Bezeichnung. Gerade das fast gleichzeitige Aufkommen der neuen Flussbezeichnung [[Salzach]] und des Stadtnamens ''Salzburg'' ([[Salzpurch]]) ist ein einzigartiges Phänomen der Namenkunde und scheint auf einen gewollten Bruch mit der römisch/romanischen Tradition abgezielt zu haben.
| + | [[Clemens M. Hutter]] vertritt die Ansicht, dass ein Weihealtar aus dem [[2. Jahrhundert|2.]] oder [[3. Jahrhundert]] den Namen erklärt. Dieser Altar wurde unter dem [[Residenzplatz]] in Salzburg gefunden und dem ''"besten und größten Iupiter und dem Iuvavus''" geweiht. ''Iuvavus'' war der Name des [[Kelten|keltischen]] Flussgottes der Salzach (auch ''Igonta''), dessen Name dann etwas latinisiert auf die Stadt überging <ref>Quelle: Hutter, Clemens M.: ''[[Iuvavum - Alltag im römischen Salzburg]]'', [[Verlag Anton Pustet]], Salzburg, 2012, Seite 24</ref>. |
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| − | == Das Gebiet ==
| + | Seit dem [[8. Jahrhundert]] jedoch, als allmählich auch althochdeutsche Sprachformen schriftlich fixiert wurden, trat das mit den Römern in Verbindung gebrachte ''Iuvavum'' zugunsten der auf dem [[Salzhandel]] basierenden deutschen Bezeichnung in den Hintergrund. Das fast gleichzeitige Aufkommen der neuen Flussbezeichnung [[Salzach]] und des neuen Stadtnamens ''Salzburg'' ([[Salzpurch]]) ist ein einzigartiges Phänomen der Namenkunde und scheint auf einen gewollten Bruch mit der römisch/romanischen Tradition abgezielt zu haben. |
| − | Das Gebiet umfasste die heutige Stadt Salzburg, den größten Teil des heutigen [[Bundesland Salzburg|Bundeslandes Salzburg]] ohne den [[Lungau]], den [[Rupertiwinkel]] und [[Chiemgau]], Teile des östlichen [[Nordtirol]]s, den [[Attergau]] und Teile des [[Innviertel]]s<ref>Quelle: Hutter: ''Iuvavum...'', Seite 23</ref>.
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| | == Geschichte == | | == Geschichte == |
| − | === Iuvavum bezogen auf die heutige Stadt Salzburg === | + | === Gründung === |
| − | Iuvavum, entstanden im [[1. Jahrhundert]] und [[2. Jahrhundert]] nach Christus, hatte etwa 4 000 Einwohner und verfügte über einige großzügige Plätze und an der heutigen [[Kaigasse]] über einen imposanten Tempelbau zu Ehren des Gottes der Heilkunst, Asklepios (etwa im Gebiet des [[Hotel Kasererbräu|Hotels Kasererbräu]]). Die luxuriösen Bürgerhäuser im Bereich um den heutigen [[Salzburger Dom|Dom]] waren mit prachtvollen Mosaiken ausgestattet, verfügten über komfortable Warmluftheizungen (Hypokausten) und mehrteilige Badeanlagen. Eine römische Amphore, die auf dem [[Mozartplatz]] gefunden wurde, enthielt Reste von 24 verschiedenen Meeresfischen und einigen Krebsarten. Große Mengen von Austernschalen, die im Bereich der [[Altstadt]] gefunden wurden, weisen darauf hin, dass sich die reichen Bürger fast täglich frische Austern kommen ließen. Die alten Iuvavenser verstanden es offenbar, das Leben zu genießen! | + | Nach Gründung durch die [[Kelten]] erlebte der Ort auf Grund seiner strategisch günstigen Lage zur Zeit der Römer eine rasche wirtschaftliche Blüte und erhielt während der Regierungszeit von Kaiser Claudius (41 - 54) als eine von fünf Siedlungen in Noricum das Stadtrecht verliehen. |
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| | + | === Blütezeit === |
| | + | Zum ''Municipium Iuvavum'', der Stadt, gehörte ein politischer und administrativer ''Bezirk'', der wesentlich größer war als das heutige [[Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]] und welcher bis zum [[Inn]]<nowiki>bogen</nowiki> und [[Attersee]] reichte. Im Bezirk von Iuvavum sind etwa 250 Örtlichkeiten (Orts-, Gewässer und Raumnamen) bekannt. Etwa die Hälfte davon liegt im Gebiet auf dem heutigen Land Salzburg.<ref>[https://books.google.at/books?id=DRVaSFuj2fwC&pg=PA998&lpg=PA998&dq=iuvavum+name&source=bl&ots=wHH_KCUacu&sig=7RivRiOxhkg7Ain0YBx_3e9xKr0&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwik1qaL6IrWAhWDPBQKHaCkBOwQ6AEIVTAH#v=onepage&q=iuvavum%20name&f=false De Gruyter, Namensforschung, 2. Teilband]</ref> <ref>Quelle: Hutter: ''Iuvavum ...'', Seite 23</ref>. |
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| | + | Das Municipium Iuvavum hatte im [[1. Jahrhundert]] und [[2. Jahrhundert]] nach Christus etwa 4 000 Einwohner. Es verfügte über einige großzügige Plätze und an der heutigen [[Kaigasse]] über einen imposanten Tempelbau zu Ehren des Gottes der Heilkunst, Asklepios (etwa im Gebiet des [[Hotel Kasererbräu|Hotels Kasererbräu]]). Die luxuriösen Bürgerhäuser im Bereich um den heutigen [[Salzburger Dom|Dom]] waren mit prachtvollen Mosaiken ausgestattet, verfügten über komfortable Warmluftheizungen (Hypokausten) und mehrteilige Badeanlagen. Eine römische Amphore, die auf dem [[Mozartplatz]] gefunden wurde, enthielt Reste von 24 verschiedenen Meeresfischen und einigen Krebsarten. Große Mengen von Austernschalen, die im Bereich der [[Altstadt]] gefunden wurden, weisen darauf hin, dass sich die reichen Bürger fast täglich frische Austern kommen ließen. Die alten Iuvavenser verstanden es offenbar, das Leben zu genießen! |
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| | Von der heutigen [[Alte Residenz|Residenz]] bis zum [[Bürgerspital]] erstreckte sich ein ausgedehntes Handwerkerviertel, in dem unter anderem Tongeschirr, Ziegel und Mosaiken produziert wurden. Der [[Festungsberg]] war von einem starken Wehrbau bekrönt. Im Verlauf umfangreicher Grabungen konnte eine Mauer aus der Zeit des Kaisers Aurelian freigelegt werden. | | Von der heutigen [[Alte Residenz|Residenz]] bis zum [[Bürgerspital]] erstreckte sich ein ausgedehntes Handwerkerviertel, in dem unter anderem Tongeschirr, Ziegel und Mosaiken produziert wurden. Der [[Festungsberg]] war von einem starken Wehrbau bekrönt. Im Verlauf umfangreicher Grabungen konnte eine Mauer aus der Zeit des Kaisers Aurelian freigelegt werden. |
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| | Dass auf dem Areal des Furtwänglerparks zur Römerzeit ein Handwerksviertel lag, war bereits bekannt. Neu hingegen ist die Erkenntnis, dass die Leute auch direkt an ihrem Arbeitsplatz gelebt hatten. So wurden Reste von Grundmauern von Wohnhäusern mit Fußboden- und Wandheizungen freigelegt, dicht daneben Werkstätten und Feuerstellen. Den gefundenen Resten nach dürften Metall, Leder und Ton verarbeitet worden sein. | | Dass auf dem Areal des Furtwänglerparks zur Römerzeit ein Handwerksviertel lag, war bereits bekannt. Neu hingegen ist die Erkenntnis, dass die Leute auch direkt an ihrem Arbeitsplatz gelebt hatten. So wurden Reste von Grundmauern von Wohnhäusern mit Fußboden- und Wandheizungen freigelegt, dicht daneben Werkstätten und Feuerstellen. Den gefundenen Resten nach dürften Metall, Leder und Ton verarbeitet worden sein. |
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| − | Im Markomannenkrieg um [[170]] n. Chr. war Iuvavum völlig zerstört und anschließend nur in verkleinertem Umfang wieder aufgebaut worden. Seit dem [[3. Jahrhundert]] bildeten germanische Stämme, besonders die Alamannen, eine ständige Bedrohung. Zunächst wurden die Villen auf dem Lande aufgegeben, im [[5. Jahrhundert]] verödeten auch Teile von Iuvavum. Als der hl. [[Severin]] um [[470]] an die Salzach kam, hatte sich die Bevölkerung von Cucullis ([[Kuchl]]) wieder auf die befestigte Höhe des [[Georgenberg]]es zurückgezogen, die sie am Beginn der römischen Herrschaft verlassen musste. In Iuvavum fand Severin zwar eine blühende Christengemeinde und ein Kloster, bald darauf aber wurde die Stadt am Salzachufer aufgegeben. Die Reste der romanischen Bevölkerung, die „Iuvavenser“, zogen sich auf die befestigten Höhen des [[Festungsberg]]s und des [[Nonnberg]]s zurück, wo sie die beiden "dunklen Jahrhunderte" der Völkerwanderung überdauerten. | + | Im Markomannenkrieg um [[170]] n. Chr. war Iuvavum völlig zerstört worden und wurde nur in verkleinertem Umfang wieder aufgebaut. |
| | + | === Niedergang === |
| | + | Seit dem [[3. Jahrhundert]] bildeten germanische Stämme, besonders die Alamannen, eine ständige Bedrohung. Zunächst wurden die Villen auf dem Lande aufgegeben, im [[5. Jahrhundert]] verödeten auch Teile von Iuvavum. Als der hl. [[Severin]] um [[470]] an die Salzach kam, hatte sich die Bevölkerung von Cucullis ([[Kuchl]]) wieder auf die befestigte Höhe des [[Georgenberg]]es zurückgezogen, die sie am Beginn der römischen Herrschaft verlassen musste. In Iuvavum fand Severin zwar eine blühende Christengemeinde und ein Kloster, bald darauf aber wurde die Stadt am Salzachufer aufgegeben. Die Reste der romanischen Bevölkerung, die „Iuvavenser“, zogen sich auf die befestigten Höhen des [[Festungsberg]]s und des [[Nonnberg]]s zurück, wo sie die beiden "dunklen Jahrhunderte" der Völkerwanderung überdauerten. |
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| − | === Funde ===
| + | == Funde == |
| | Die Antike rückte am Beginn des [[19. Jahrhundert]]s in den Blickpunkt des Interesses von aufgeklärten Bürgern und Adeligen. | | Die Antike rückte am Beginn des [[19. Jahrhundert]]s in den Blickpunkt des Interesses von aufgeklärten Bürgern und Adeligen. |
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