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| | [[Datei:Impfschein Pürstinger.jpg|mini|Pfarrarchiv [[Mittersill]] Schachtel 136, Impfschein 1819 ausgestellt von Dr. Pürstinger]] | | [[Datei:Impfschein Pürstinger.jpg|mini|Pfarrarchiv [[Mittersill]] Schachtel 136, Impfschein 1819 ausgestellt von Dr. Pürstinger]] |
| − | Dr. '''Karl Pürstinger''' (* [[30. Oktober]] [[1779]] in Schwanenstadt, [[OÖ]]; † [[21. September]] [[1824]] in [[Zell am See]]<ref>Sterbebuch der [[Pfarre Zell am See-St. Hippolyt]] [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/STBII/?pg=169 Bd. II S. 330]</ref>) war von [[1814]] bis [[1824]] [[Bezirksärzte in Zell am See|Bezirksarzt]] von [[Bezirk Zell am See|Zell am See]]. | + | Dr. '''Karl Pürstinger''' (* [[30. Oktober]] [[1779]] in Schwanenstadt, [[OÖ]]; † [[21. September]] [[1824]] in [[Zell am See]]<ref>Sterbebuch der [[Pfarre Zell am See-St. Hippolyt]] [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/STBII/?pg=169 Bd. II S. 330]</ref>) war von [[1814]] bis [[1824]] Bezirksarzt von [[Bezirk Zell am See|Zell am See]]. |
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| | == Leben == | | == Leben == |
| | Karl Pürstinger wurde in Schwanenstadt als Sohn des Philipp Pürstinger und der Anna Braihinger geboren. Sein Vater war Leinwandhändler. Am [[23. April]] [[1805]] promovierte Karl Pürstinger nach dem Studium der Arzneikunde an der Universität [[Wien]]. Zuerst wurde er Sekundararzt des Allgemeinen Krankenhauses in der Alservorstadt in Wien, wo er auch Hausarzt von Josef Anton Pilat (* [[1782]]; † [[1865]]), einem Publizisten und Privatsekretär Metternichs (* [[1773]]; † [[1859]]), war.<ref>Briefe von Friedrich von Gentz an Pilat. Ein Beitrag zur Geschichte Deutschlands im XIX. Jahrhundert. Herausgegeben von Dr. Karl Mendelssohn-Bartholdy, Erster Band, Leipzig 1868, 267.</ref> | | Karl Pürstinger wurde in Schwanenstadt als Sohn des Philipp Pürstinger und der Anna Braihinger geboren. Sein Vater war Leinwandhändler. Am [[23. April]] [[1805]] promovierte Karl Pürstinger nach dem Studium der Arzneikunde an der Universität [[Wien]]. Zuerst wurde er Sekundararzt des Allgemeinen Krankenhauses in der Alservorstadt in Wien, wo er auch Hausarzt von Josef Anton Pilat (* [[1782]]; † [[1865]]), einem Publizisten und Privatsekretär Metternichs (* [[1773]]; † [[1859]]), war.<ref>Briefe von Friedrich von Gentz an Pilat. Ein Beitrag zur Geschichte Deutschlands im XIX. Jahrhundert. Herausgegeben von Dr. Karl Mendelssohn-Bartholdy, Erster Band, Leipzig 1868, 267.</ref> |
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| − | == Zell am See ==
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| | Bei der Organisierung des Medizinalwesens im Jahre [[1814]] – als [[Salzburg Teil des Königreichs Bayern|Salzburg ein Teil Bayerns]] war – wurde Dr. Pürstinger als Landgerichtsarzt nach Zell am See berufen, nachdem er eine Berufung nach [[Radstadt]] abgelehnt hatte. Er musste auch die Landgerichte [[Pfleggericht Saalfelden|Saalfelden]] und [[Pfleggericht Taxenbach|Taxenbach]] mit betreuen. [[1815]], als Dr. [[Karl Maffei|Maffei]] für die Anstellung in Saalfelden vorgeschlagen wurde, hieß es, dass Saalfelden<ref>Dieses Landgericht wurde Dr. Ignatz Pfisterer zugewiesen, der zuvor Battaillons-Arzt gewesen war.</ref> dem "seit seiner Anstellung immer kränklichen G.A. Dr. Pürstinger" zugeteilt ist. Ende [[1818]] bis weit ins Jahr [[1819]] hinein hatte er schwerwiegende gesundheitliche Probleme, sodass vorerst Dr. [[Joseph Riedler (Bezirksarzt)|Riedler]] von [[Mittersill]] seine Geschäfte übernehmen musste. Er wurde zu einer 15-tägigen Anzeige seines Gesundheitszustandes verpflichtet. Am [[14. Februar]] 1819 konnte er wenigstens schon im Zimmer den Kranken und Wundärzten mit seinem Rat beistehen, vor Reisen fürchtete er sich aber wegen des kalten und feuchten Wetters, auch machten ihm noch Unterleibsbeschwerden zu schaffen.<ref>SLA KR Akten B IX 3 Fasz 159.</ref> | | Bei der Organisierung des Medizinalwesens im Jahre [[1814]] – als [[Salzburg Teil des Königreichs Bayern|Salzburg ein Teil Bayerns]] war – wurde Dr. Pürstinger als Landgerichtsarzt nach Zell am See berufen, nachdem er eine Berufung nach [[Radstadt]] abgelehnt hatte. Er musste auch die Landgerichte [[Pfleggericht Saalfelden|Saalfelden]] und [[Pfleggericht Taxenbach|Taxenbach]] mit betreuen. [[1815]], als Dr. [[Karl Maffei|Maffei]] für die Anstellung in Saalfelden vorgeschlagen wurde, hieß es, dass Saalfelden<ref>Dieses Landgericht wurde Dr. Ignatz Pfisterer zugewiesen, der zuvor Battaillons-Arzt gewesen war.</ref> dem "seit seiner Anstellung immer kränklichen G.A. Dr. Pürstinger" zugeteilt ist. Ende [[1818]] bis weit ins Jahr [[1819]] hinein hatte er schwerwiegende gesundheitliche Probleme, sodass vorerst Dr. [[Joseph Riedler (Bezirksarzt)|Riedler]] von [[Mittersill]] seine Geschäfte übernehmen musste. Er wurde zu einer 15-tägigen Anzeige seines Gesundheitszustandes verpflichtet. Am [[14. Februar]] 1819 konnte er wenigstens schon im Zimmer den Kranken und Wundärzten mit seinem Rat beistehen, vor Reisen fürchtete er sich aber wegen des kalten und feuchten Wetters, auch machten ihm noch Unterleibsbeschwerden zu schaffen.<ref>SLA KR Akten B IX 3 Fasz 159.</ref> |
| | + | Sein Arbeitsbereich vergrößerte sich 1819 noch um [[Pfleggericht Mittersill|Mittersill]], das in bayerischer Zeit einen eigenen Landgerichtsarzt – den bereits erwähnten Dr. Riedler – gehabt hatte. |
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| − | Sein Arbeitsbereich vergrößerte sich 1819 noch um [[Pfleggericht Mittersill|Mittersill]], das in bayerischer Zeit einen eigenen Landgerichtsarzt – den bereits erwähnten Dr. Riedler – gehabt hatte. Dr. Pürstinger betätigte sich auch wissenschaftlich, indem er im Badeort [[Bad Fusch]] Wasseranalysen vornahm.<ref>"Allgemeine Zeitung", balneologische Zeitung, Leipzig 1868, 189.</ref> Er verfasste "medizinisch-topographische Fragmente über das [[Pinzgau]]", die leider nicht erhalten sind, und schloss diese seinem Sanitätsbericht an.
| + | am 28. Februar 1819 richtete er ein Schreiben an das Kreisamt in Salzburg, m dem hohen Regierungsbefehl vom 23. Dezember vorigen Jahres genügend entsprechen zu können. |
| | + | Er schrieb: "Um [...] entsprechen zu können bedarf ich a der meteorologischen Instrumente, b der Instruktion für das Sanitäts-Personal vom 2. Juli 1804, c der Pfarrämter Mortalitäts-Listen, welche nun aufgehört haben, solche an das Distrikt Physicats einzusenden, indem sie eine total Tabelle quartaliter an das Decanat einzureichen von einem Hochwürdigen Consistorium angewiesen sind. |
| | + | Wenn daher das Physicat von seinen 5 Decanal Ämtern /respektive Landgerichten/ quartaliter eine Abschrift einer solchen ganz dem Zwecke eines Physikers entsprechenden Tabelle erhalten würde, so bliebe man nicht nur allein in einer richtigen Übersicht des Physikats Districts, sondern würde auch alle nötigen Data zu den Sanitäts Berichten darin finden, und alle Reibungen mit den vielen Pfarrämtern vermieden sein. |
| | + | Unterzeichneter bittet daher um Unterstützung seines Gesuches um gehörig Amthandeln zu können."<ref>SLA KR Akten B IX Fasz 159</ref> |
| | + | Der Kreisarzt Dr.[[Joseph Barisani]] antwortete ihm, dass er die meteorologischen Instrumente auf eigene Kosten bei zu schaffen habe, dass die Instruktion für das Sanitätspersonal demselben bereits zugestellt wurde und dass das Erzbischöfliche Konsistorium bereits ersucht wurde den Bezirksärzten durch die Dekanate eine Zentraltabelle über die geborenen Getrauten und Gestorbenen nach Ende eines jeden Quartals zustellen zu lassen.<ref>SLA KR Akten B IX Fasz 159</ref> |
| | + | Dr. Pürstinger betätigte sich auch wissenschaftlich, indem er im Badeort [[Bad Fusch]] Wasseranalysen vornahm.<ref>"Allgemeine Zeitung", balneologische Zeitung, Leipzig 1868, 189.</ref> Er verfasste "medizinisch-topographische Fragmente über das [[Pinzgau]]", die leider nicht erhalten sind, und schloss diese seinem Sanitätsbericht an. |
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| | == Familie == | | == Familie == |
| | In Wien lernte er seine Frau [[Anna Pürstinger|Anna Reignerin]] kennen, die er am [[1. November]] [[1809]] in Wien-Wieden heiratete. Anna war die Tochter des Seidenband-Fabrikanten Johann Reigner und bei der Hochzeit 21 Jahre alt.<ref>Trauungsbuch der Pfarre Wien-Wieden, [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/04-wieden/02-04/?pg=19 Bd. IV fol. 196]</ref> Das junge Paar bezog ein Haus in der Laimgrube 24, einer Vorstadt, die heute Teil von Maria Hilf ist. Hier kam als erstes Kind der Sohn Karl am [[30. April]] [[1810]] zur Welt und starb nach zwei Monaten bereits an einer "Gedarmentzündung". Carl Johann Philipp Emmerich wurde am [[24. Mai]] [[1811]], Anna am [[25. Juli]] [[1812]] und Katharina am 4. November [[1813]] geboren. Bei den beiden Mädchen war Catharina Schinko Gattin des Kaufmanns Karl Schinko die Patin. | | In Wien lernte er seine Frau [[Anna Pürstinger|Anna Reignerin]] kennen, die er am [[1. November]] [[1809]] in Wien-Wieden heiratete. Anna war die Tochter des Seidenband-Fabrikanten Johann Reigner und bei der Hochzeit 21 Jahre alt.<ref>Trauungsbuch der Pfarre Wien-Wieden, [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/04-wieden/02-04/?pg=19 Bd. IV fol. 196]</ref> Das junge Paar bezog ein Haus in der Laimgrube 24, einer Vorstadt, die heute Teil von Maria Hilf ist. Hier kam als erstes Kind der Sohn Karl am [[30. April]] [[1810]] zur Welt und starb nach zwei Monaten bereits an einer "Gedarmentzündung". Carl Johann Philipp Emmerich wurde am [[24. Mai]] [[1811]], Anna am [[25. Juli]] [[1812]] und Katharina am 4. November [[1813]] geboren. Bei den beiden Mädchen war Catharina Schinko Gattin des Kaufmanns Karl Schinko die Patin. |
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| | In Zell kam am [[6. Jänner]] [[1815]] sein Sohn Joan Baptista zur Welt und am [[5. April]] [[1816]] Ludovicus Wilhelm. Beide Knaben starben Anfang April [[1817]], der Jüngere an einer Entzündung und der Ältere an Keuchhusten. Wenige Tage vor dem Tod der beiden kleinen Söhne wurde am [[22. März]] 1817 die Tochter Wilhelmina geboren. Es folgten Joannes Baptista am [[16. Juni]] [[1818]] und Ludwig am [[6. Jänner]] [[1820]] – alle im Haus Markt 48. Im neuen oder neu nummerierten Haus "Markt Nr. 49" kamen am [[14. Februar]] [[1822]] Antonia Margaritha und am [[18. April]] [[1823]] Paulina Clara Joanna zur Welt.<ref>Taufbuch der Pfarre Zell am See-St. Hippolyt, [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/TFBVIII/?pg=281 Bd.^sVIII, Register, Buchst. P]</ref> | | In Zell kam am [[6. Jänner]] [[1815]] sein Sohn Joan Baptista zur Welt und am [[5. April]] [[1816]] Ludovicus Wilhelm. Beide Knaben starben Anfang April [[1817]], der Jüngere an einer Entzündung und der Ältere an Keuchhusten. Wenige Tage vor dem Tod der beiden kleinen Söhne wurde am [[22. März]] 1817 die Tochter Wilhelmina geboren. Es folgten Joannes Baptista am [[16. Juni]] [[1818]] und Ludwig am [[6. Jänner]] [[1820]] – alle im Haus Markt 48. Im neuen oder neu nummerierten Haus "Markt Nr. 49" kamen am [[14. Februar]] [[1822]] Antonia Margaritha und am [[18. April]] [[1823]] Paulina Clara Joanna zur Welt.<ref>Taufbuch der Pfarre Zell am See-St. Hippolyt, [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/TFBVIII/?pg=281 Bd.^sVIII, Register, Buchst. P]</ref> |
| | Doch das Glück der großen Familie endete jäh, als Anna Pürstinger am [[16. April]] [[1824]] im Alter von 38 Jahren bei der Geburt ihrer Tochter Philippina verstarb.<ref>Sterbebuch der Pfarre Zell am See-St. Hippolyt [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/STBII/?pg=167 Bd. II S. 326 f.]</ref> Karl Pürstinger blieb mit den mindestens sechs Kindern, deren ältestes gerade erst sieben Jahre alt war, allein zurück. Aber auch er konnte die Kinder nicht großziehen, denn am 21. September des selben Jahres verstarb auch er der ''Physicus districtus Pinzgoviae'' im Alter von nur 45 Jahren (bzw. im 45. Lebensjahr).<ref>Sterbebuch der Pfarre Zell am See-St. Hippolyt [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/STBII/?pg=169 Bd. II S. 330 f.]</ref> | | Doch das Glück der großen Familie endete jäh, als Anna Pürstinger am [[16. April]] [[1824]] im Alter von 38 Jahren bei der Geburt ihrer Tochter Philippina verstarb.<ref>Sterbebuch der Pfarre Zell am See-St. Hippolyt [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/STBII/?pg=167 Bd. II S. 326 f.]</ref> Karl Pürstinger blieb mit den mindestens sechs Kindern, deren ältestes gerade erst sieben Jahre alt war, allein zurück. Aber auch er konnte die Kinder nicht großziehen, denn am 21. September des selben Jahres verstarb auch er der ''Physicus districtus Pinzgoviae'' im Alter von nur 45 Jahren (bzw. im 45. Lebensjahr).<ref>Sterbebuch der Pfarre Zell am See-St. Hippolyt [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/zell-am-see-st-hippolyt/STBII/?pg=169 Bd. II S. 330 f.]</ref> |