Heischebrauch: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Heischerecht, so erklärt das Wörterbuch der Deutschen Volkskunde, sei ein überliefertes Brauchrecht von Kindern und Jugendlichen, für gewisse Leistungen Lebensmittel oder Geld zu sammeln. Dazu zählte u. a. Hirtenbräuche, Weinhüter oder das [[Ratschen]] am [[Karfreitag]]. Seit den [[2010er]]-Jahren hat sich das Fest von ''[[Halloween]]'' in Österreich eingebürgert, das ebenfalls ein Heischebrauch ist.
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Das Heischerecht, so erklärt das Wörterbuch der Deutschen Volkskunde, sei ein überliefertes Brauchrecht von Kindern und Jugendlichen, für gewisse Leistungen Lebensmittel oder Geld zu sammeln. Dazu zählten u. a. Hirtenbräuche, Weinhüter oder das [[Ratschen]] am [[Karfreitag]]. Ursprünglich bedeutet ein Heischebrauch, dass jede Gabe durch eine Gegengabe belohnt werden musste, um den Vertrag bindend zu machen. Es waren aber nicht unbedingt Arbeitsleistungen, es konnten auch Segensverheißungen oder Sprüche sein, wie das Ansingen oder Glückwünschen. Ein besonderes Merkmal von Heischebräuchen war eine soziale Ungleichheit. So verkleideten sich die sozial Schwächeren und verstellten ihre Stimme. Auf der Gegenseite, der Spendern von Geld oder Lebensmitteln, war die Hoffnung auf den Eingang ins Jenseits.  
  
Ursprünglich bedeutet ein Heischebrauch, dass jede Gabe durch eine Gegengabe belohnt werden musste, um den Vertrag bindend zu machen. Es waren aber nicht unbedingt Arbeitsleistungen, es konnten auch Segensverheißungen oder Sprüche sein, wie das Ansingen oder Glückwünschen. Ein besonderes Merkmal von Heischebräuchen war eine soziale Ungleichheit. So verkleideten sich die sozial Schwächeren und verstellten ihre Stimme. Auf der Gegenseite, der Spendern von Geld oder Lebensmitteln, war die Hoffnung auf den Eingang ins Jenseits.  
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Im Mittelalter spielte hierbei der Fegefeuerglaube eine wichtige Rolle. Man glaubte, man müssen den Verstorbenen zu [[Allerheiligen]] etwas Gutes tun und verschenkte an Kinder Strizel zu Allerheiligen.
  
Im Mittelalter spielte hierbei Fegefeuerglaube eine wichtige Rolle. Man glaubte, man müssen den Verstorbenen zu [[Allerheiligen]] etwas Gutes tun und verschenkte an Kinder Strizel zu Allerheiligen.
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Ein weitere Heischebrauch ist das [[Sternsingen]]. Schon unter dem letzten als [[Fürsterzbischof]] regierenden [[Hieronymus Graf Colloredo]] Ende des [[18. Jahrhundert]]s, vor allem aber unter der [[Salzburg Teil des Königreichs Bayern|Bayerischen Landesregierung]] ab [[1810]] bis [[1816]], wurden Heischebräuche wie das Sternsingen, aber auch das Sammeln der Rauchfangkehrergesellen reglementiert und schließlich verboten.
  
Ein weitere Heischebrauch ist das [[Sternsingen]]. Schon unter dem letzten als [[Fürsterzbischof]] regierenden [[Erzbischof]] [[Hieronymus Graf Colloredo]] Ende des [[18. Jahrhundert]]s, vor allem aber unter der [[Salzburg Teil des Königreichs Bayern|Bayerischen Landesregierung]] ab [[1810]] bis [[1816]] wurden Heischebräuche wie das Sternsingen, aber auch das Sammeln der Rauchfangkehrergesellen reglementiert und schließlich verboten.
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Im [[19. Jahrhundert]] gab es noch eine enge Verbindung zwischen Sternsinger-Liedern, [[Weihnachten|Weihnachts]]- und Nikolausspielen. "Diese Lieder wurden teils von umherziehenden Erwachsenen, manchmal auch von Familien vorgetragen und dienten als 'Heischegang' in erster Linie dem Broterwerb", erklärte [[Ulrike Kammerhofer-Aggermann]] (ehemalige Leiterin des [[Salzburger Landesinstitut für Volkskunde|Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde]]). "An [[Inn]] und [[Salzach]] waren es vor allem die [[Salzschiffer|Schiffer]], die im Winter einen Zusatzverdienst brauchten, um ihre Familien ernähren zu können", so Kammerhofer. Dieser Heischebrauch<ref>siehe [http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_%C3%96sterreichs/Heischebrauch  austria-forum.org/af/Wissenssammlungen]</ref> ist bis in das [[16. Jahrhundert]] zurück nachweisbar. Freilich wurden die Heischenden da und dort auch Ziel von Spottversen wie jenem: "Die heilig'n drei König' mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken, sie zahlen nit gern."
  
Im [[19. Jahrhundert]] gab es noch eine enge Verbindung zwischen Sternsinger-Liedern, Weihnachts- und Nikolausspielen. "Diese Lieder wurden teils von umherziehenden Erwachsenen, manchmal auch von Familien vorgetragen und dienten als 'Heischegang' in erster Linie dem Broterwerb", erklärte [[Ulrike Kammerhofer-Aggermann]], Leiterin des [[Salzburger Landesinstitut für Volkskunde|Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde]]. "An [[Inn]] und [[Salzach]] waren es vor allem die [[Salzschiffer|Schiffer]], die im Winter einen Zusatzverdienst brauchten, um ihre Familien ernähren zu können", so Kammerhofer. Dieser Heischebrauch<ref>siehe [http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_%C3%96sterreichs/Heischebrauch  austria-forum.org/af/Wissenssammlungen]</ref> ist bis in das [[16. Jahrhundert]] zurück nachweisbar. Freilich wurden die Heischenden da und dort auch Ziel von Spottversen wie jenem: "Die heilig'n drei König' mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken, sie zahlen nit gern."
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Auch der [[Nikolaus von Myra|Nikolaus]] galt früher als Heischebrauch. Das Anklöcken ist ein alter Heischebrauch, bei dem Verlarvte und Vermummte an den Donnerstagen der [[Advent]]zeit an den Häusern anklopfen. Zu [[Neujahr]] führten die Stadtpfeifer Heische-Umgänge durch und besserten sich damit ihr Einkommen auf.  
  
Auch der [[Nikolaus von Myra|Nikolaus]] galt früher als Heischebrauch. Das Anklöcken ist ein alter Heischebrauch, bei dem Verlarvte und Vermummte an den Donnerstagen der [[Advent]]zeit an den Häusern anklopfen. Zu [[Neujahr]] führten die Stadtpfeifer Heische-Umgänge durch und besserten sich damit ihr Einkommen auf.  
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Seit den [[2010er]]-Jahren hat sich das Fest von ''[[Halloween]]'' in Österreich eingebürgert, das ebenfalls ein Heischebrauch ist.
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==

Version vom 1. November 2024, 12:36 Uhr

Ein Heischebrauch ist ein Volksbrauch, bei dem um Spenden gebeten wird.[1]

Beschreibung

Das Heischerecht, so erklärt das Wörterbuch der Deutschen Volkskunde, sei ein überliefertes Brauchrecht von Kindern und Jugendlichen, für gewisse Leistungen Lebensmittel oder Geld zu sammeln. Dazu zählten u. a. Hirtenbräuche, Weinhüter oder das Ratschen am Karfreitag. Ursprünglich bedeutet ein Heischebrauch, dass jede Gabe durch eine Gegengabe belohnt werden musste, um den Vertrag bindend zu machen. Es waren aber nicht unbedingt Arbeitsleistungen, es konnten auch Segensverheißungen oder Sprüche sein, wie das Ansingen oder Glückwünschen. Ein besonderes Merkmal von Heischebräuchen war eine soziale Ungleichheit. So verkleideten sich die sozial Schwächeren und verstellten ihre Stimme. Auf der Gegenseite, der Spendern von Geld oder Lebensmitteln, war die Hoffnung auf den Eingang ins Jenseits.

Im Mittelalter spielte hierbei der Fegefeuerglaube eine wichtige Rolle. Man glaubte, man müssen den Verstorbenen zu Allerheiligen etwas Gutes tun und verschenkte an Kinder Strizel zu Allerheiligen.

Ein weitere Heischebrauch ist das Sternsingen. Schon unter dem letzten als Fürsterzbischof regierenden Hieronymus Graf Colloredo Ende des 18. Jahrhunderts, vor allem aber unter der Bayerischen Landesregierung ab 1810 bis 1816, wurden Heischebräuche wie das Sternsingen, aber auch das Sammeln der Rauchfangkehrergesellen reglementiert und schließlich verboten.

Im 19. Jahrhundert gab es noch eine enge Verbindung zwischen Sternsinger-Liedern, Weihnachts- und Nikolausspielen. "Diese Lieder wurden teils von umherziehenden Erwachsenen, manchmal auch von Familien vorgetragen und dienten als 'Heischegang' in erster Linie dem Broterwerb", erklärte Ulrike Kammerhofer-Aggermann (ehemalige Leiterin des Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde). "An Inn und Salzach waren es vor allem die Schiffer, die im Winter einen Zusatzverdienst brauchten, um ihre Familien ernähren zu können", so Kammerhofer. Dieser Heischebrauch[2] ist bis in das 16. Jahrhundert zurück nachweisbar. Freilich wurden die Heischenden da und dort auch Ziel von Spottversen wie jenem: "Die heilig'n drei König' mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken, sie zahlen nit gern."

Auch der Nikolaus galt früher als Heischebrauch. Das Anklöcken ist ein alter Heischebrauch, bei dem Verlarvte und Vermummte an den Donnerstagen der Adventzeit an den Häusern anklopfen. Zu Neujahr führten die Stadtpfeifer Heische-Umgänge durch und besserten sich damit ihr Einkommen auf.

Seit den 2010er-Jahren hat sich das Fest von Halloween in Österreich eingebürgert, das ebenfalls ein Heischebrauch ist.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Wörterbuch, Ausgabe 2001, Seite 269
  2. siehe austria-forum.org/af/Wissenssammlungen