| Zeile 15: |
Zeile 15: |
| | Colloredo war der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung. Wie der Salzburger Historiker Mag. Dr. [[Oskar Dohle]] in seinen jüngsten Forschungen anlässlich einer Doppelausstellung [[Kirchenfürst und Landesherr]] im Jahr 2012 formulierte, sei Colloredo ein Repräsentant einer Epochenwende gewesen. Einerseits vertrat er eine durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche, andererseits blickte er mit seinen weltlichen Reformen weit in das [[19. Jahrhundert]] hinein. Colloredo habe viele Neuerungen angestoßen, wie etwa in der Bildung, der Vermessung des Landes und der Flussregulierung. | | Colloredo war der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung. Wie der Salzburger Historiker Mag. Dr. [[Oskar Dohle]] in seinen jüngsten Forschungen anlässlich einer Doppelausstellung [[Kirchenfürst und Landesherr]] im Jahr 2012 formulierte, sei Colloredo ein Repräsentant einer Epochenwende gewesen. Einerseits vertrat er eine durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche, andererseits blickte er mit seinen weltlichen Reformen weit in das [[19. Jahrhundert]] hinein. Colloredo habe viele Neuerungen angestoßen, wie etwa in der Bildung, der Vermessung des Landes und der Flussregulierung. |
| | | | |
| − | Der sparsame, fast geizige Landesfürst war zwar bei seinen Untertanen nicht sehr beliebt, jedoch erlebte Salzburg unter seiner Regentschaft nochmals eine wirtschaftliche Blütezeit. Als er das [[Fürsterzbistum]] 1772 übernommen hatte, war dieses durch seine Vorgänger fast bankrott. Colloredo fand einen verlotterten Staat vor und investierte sein privates Vermögen, um diesen wieder wirtschaftlich zu sanieren. Diesem Unterfangen kam auch sein familiäres Netzwerk zugute. Die Familie war in Florenz, Wien und [[Böhmen]] etabliert.
| + | Während seiner rund drei Jahrzehnte dauernden Regentschaft förderte er Wissenschaften und Publizistik und er setzte sich für ein modernes Steuerwesen ein. Zwischen [[1776]] und [[1779]] ließ er den [[Hieronymus-Kataster]] anlegen, in dem alle Steuerpflichten erfasst wurden. Dieser ist heute eine wichtige Quelle der Wirtschafts- und Besitzgeschichte - etwa wenn es um das Erstellen von [[Erbhof]]<nowiki>gutachten</nowiki> geht. |
| − | | |
| − | Während seiner rund drei Jahrzehnte dauernden Regentschaft förderte er Wissenschaften und Publizistik und er setzte sich für ein modernes Steuerwesen ein. Zwischen [[1776]] und [[1779]] ließ er den [[Hieronymus-Kataster]] anlegen, in dem alle Steuerpflichten erfasst wurden. Dieser ist heute eine wichtige Quelle der Wirtschafts- und Besitzgeschichte - etwa wenn es um das Erstellen von [[Erbhof]]<nowiki>gutachten</nowiki> geht. Als Fürsterzbischof bemühte er sich um die "<nowiki>Ent</nowiki>[[barock]]<nowiki>isierung</nowiki>" der Religionsausübung, reduzierte die Zahl der Feiertage und am [[22. November]] [[1784]] erließ er das Verbot der öffentlichen Aufstellung von [[Weihnachtskrippen]], dann auch das sogenannte [[Heiliges Grab|Heilige Grab]]. | |
| − | | |
| | Am [[16. November]] [[1775]] wurde von ihm auf dem damals noch Hannibalplatz genannten [[Makartplatz]] das [[Salzburger Landestheater|Fürsterzbischöfliche Hoftheater]] eröffnet. Colloredo setzte sich für Verbesserungen im Schulwesen ein. Er berief [[Franz Michael Vierthaler]] [[1790]] zum Direktor des [[Salzburger Lehrerbildungsanstalt|Schullehrerseminars]], das am [[9. November]] [[1790]] im [[Ritzerbogenhaus]], [[Sigmund-Haffner-Gasse]], eröffnet worden war. [[1798]] ließ er in [[Hallein]] das [[Colloredo-Sudhaus]] erbauen, das aber technisch eine Fehlkonstruktion war und bald wieder geschlossen wurde. | | Am [[16. November]] [[1775]] wurde von ihm auf dem damals noch Hannibalplatz genannten [[Makartplatz]] das [[Salzburger Landestheater|Fürsterzbischöfliche Hoftheater]] eröffnet. Colloredo setzte sich für Verbesserungen im Schulwesen ein. Er berief [[Franz Michael Vierthaler]] [[1790]] zum Direktor des [[Salzburger Lehrerbildungsanstalt|Schullehrerseminars]], das am [[9. November]] [[1790]] im [[Ritzerbogenhaus]], [[Sigmund-Haffner-Gasse]], eröffnet worden war. [[1798]] ließ er in [[Hallein]] das [[Colloredo-Sudhaus]] erbauen, das aber technisch eine Fehlkonstruktion war und bald wieder geschlossen wurde. |
| | | | |
| Zeile 33: |
Zeile 30: |
| | | | |
| | ==Wirtschaft== | | ==Wirtschaft== |
| − | Mit zu den größten Leistungen des Regenten gehörte die Reform der Finanz- und Wirtschaftspolitik gesehen. Hieronymus war bekannt sparsam und kümmert sich und kümmerte sich um die seit Erzbischof Schrattenbach auch durch Missernten zerrütteten Finanzen. Die Hofhaltung gestaltete Colloredo bewusst sparsam, und führte einschneidende Steuern ein etwa auf alkoholische Getränke. Vor allem aber ersetzte er die Vermögenssteuer durch eine Grundsteuer, im Sinn einer möglichst gerechten Steuerverteilung. Dafür ließ Colloredo den "[[Hieronymus-Kataster]]" erstellen. | + | Der sparsame, fast geizige Landesfürst war zwar bei seinen Untertanen nicht sehr beliebt, jedoch erlebte Salzburg unter seiner Regentschaft nochmals eine wirtschaftliche Blütezeit. Als er das [[Fürsterzbistum]] 1772 übernommen hatte, war dieses durch seine Vorgänger fast bankrott. Colloredo fand einen verlotterten Staat vor und investierte sein privates Vermögen, um diesen wieder wirtschaftlich zu sanieren. Diesem Unterfangen kam auch sein familiäres Netzwerk zugute. Die Familie war in Florenz, Wien und [[Böhmen]] etabliert. |
| | + | Mit zu den größten Leistungen des Regenten gehörte die Reform der Finanz- und Wirtschaftspolitik gesehen. Der sparsame Hieronymus kümmerte sich um die seit Erzbischof Schrattenbach auch durch Missernten zerrütteten Finanzen. Auch die Hofhaltung gestaltete Colloredo bewusst sparsam, und führte dabei auch einschneidende Steuern ein etwa auf alkoholische Getränke. Vor allem aber ersetzte er die Vermögenssteuer durch eine Grundsteuer, im Sinn einer möglichst gerechten Steuerverteilung. Dafür ließ Colloredo den "[[Hieronymus-Kataster]]" erstellen. |
| | | | |
| | ==Kirchliche Feiertage== | | ==Kirchliche Feiertage== |
| Zeile 39: |
Zeile 37: |
| | | | |
| | ==Einschränkung von Umgängen und Wallfahrten== | | ==Einschränkung von Umgängen und Wallfahrten== |
| − | 1779 ließ Colloredo im Fürsterzbistum die Passionsspiele und andere "Mummereyen" bei den Karfreitags- und anderen Prozessionen verbieten - erneut zur Entrüstung des Kirchenvolkes und des konservativen Clerus. Colloredo und seine aufgeklärten Berater meinten darin einen "für das Christenthum entehrenden Missbrauch zu erkennen. Im Jubeljahr 1782 veröffentlichte er neuerlich eine Kritik an den kirchlichen Missständen forderte einer deutlich verbesserten Armenpolitik, wobei diese Forderungen mit Zitaten der Kirchenväter untermauerte. Auch wurde die Bedeutung des Bibellesens und der Gesang deutscher Kirchenlieder empfohlen, und das barocke Übermaß der Marien- und Heiligenverehrung eingeschränkt. | + | 1779 ließ Colloredo im Fürsterzbistum die Passionsspiele und andere "Mummereyen" bei den Karfreitags- und anderen Prozessionen verbieten - erneut zur Entrüstung des Kirchenvolkes und des konservativen Clerus. Colloredo und seine aufgeklärten Berater meinten darin einen "für das Christenthum entehrenden Missbrauch zu erkennen. Im Jubeljahr 1782 veröffentlichte er neuerlich eine Kritik an den kirchlichen Missständen forderte einer deutlich verbesserten Armenpolitik, wobei diese Forderungen mit Zitaten der Kirchenväter untermauerte. Auch wurde die Bedeutung des Bibellesens und der Gesang deutscher Kirchenlieder empfohlen, und das barocke Übermaß der Marien- und Heiligenverehrung eingeschränkt. Im Zug der "<nowiki>Ent</nowiki>[[barock]]<nowiki>isierung</nowiki>" der Religionsausübung, erleiß er am [[22. November]] [[1784]] in den Kirchen das Verbot der öffentlichen Aufstellung von [[Weihnachtskrippen]], und dann auch das sogenannte [[Heiliges Grab|Heilige Grab]]. |
| | | | |
| − | Den wohl ambitioniertesten Schritt in Richtung aufgeklärte Religion unternahm Erzbischof Colloredo mit der Publikation des berühmten Hirtenbriefes im Jubeljahr 1782. In diesem Sendschreiben, das an die in der Seelsorge stehenden Priester gerichtet war, aber zugleich den weltlichen Beamten und dem Kanzleipersonal per Zirkular mitgeteilt wurde, griff er den seiner Meinung nach unzeitgemäß gewordenen Barockkatholizismus scharf an und verlangte nach einer Erneuerung im Glauben. | + | Den wohl ambitioniertesten Schritt zu einer aufgeklärten Religion unternahm Erzbischof Colloredo mit der Publikation des berühmten Hirtenbriefes im Jubeljahr 1782. In diesem Schreiben, das an die in der Seelsorge stehenden Priester gerichtet war, aber zugleich den weltlichen Beamten und dem Kanzleipersonal mitgeteilt wurde, griff er den seiner Meinung nach unzeitgemäß gewordenen Barockkatholizismus scharf an und verlangte nach einer Erneuerung im Glauben. |
| | | | |
| | Noch lange nach der Absetzung als Fürst des Römisch-deutschen Reiches verhinderte übrigens Colloredo den Plan von Kaiser Franz das Erzbistum Salzburg zu degradieren und als Bistum dem Wiener Metropoliten zu. | | Noch lange nach der Absetzung als Fürst des Römisch-deutschen Reiches verhinderte übrigens Colloredo den Plan von Kaiser Franz das Erzbistum Salzburg zu degradieren und als Bistum dem Wiener Metropoliten zu. |