Maria Jakober: Unterschied zwischen den Versionen
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Maria besuchte von [[1923]] bis [[1931]] die Volksschule in Maishofen. Noch während des Pflichtschulbesuches half sie im Alter von neun Jahren wegen einer schweren Erkrankung der Pfarrerköchin monatelang im Pfarrhof aus. Das trug ihr die Bezeichnung „Pfarrermälz“ ein. (Mälz = ist ein Pinzgauer Mundartbegriff und bedeutet Mädchen). Im Gegensatz zu heute, wo man geneigt wäre diese Bezeichnung miss zu verstehen, beinhaltete dieser Spitzname damals keine Doppeldeutigkeit. | Maria besuchte von [[1923]] bis [[1931]] die Volksschule in Maishofen. Noch während des Pflichtschulbesuches half sie im Alter von neun Jahren wegen einer schweren Erkrankung der Pfarrerköchin monatelang im Pfarrhof aus. Das trug ihr die Bezeichnung „Pfarrermälz“ ein. (Mälz = ist ein Pinzgauer Mundartbegriff und bedeutet Mädchen). Im Gegensatz zu heute, wo man geneigt wäre diese Bezeichnung miss zu verstehen, beinhaltete dieser Spitzname damals keine Doppeldeutigkeit. | ||
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Im darauf folgenden Jahr begann sie ab Maria Lichtmess – noch keine zehn Jahre alt – beim Stiegerbauern in Maishofen als „Teilzeit-Dienstbotin“ zu arbeiten. Nun redete man von ihr als „Stieger-Mälz“. Ihre Aufgaben waren u.a. Stiegen kehren, womit sie oft schon vor Beginn des Schulunterrichtes beschäftigt war. Sie musste auch „Kindsen“ (die Kinder der Bauernfamilie hüten) und für die große Personenanzahl einer [[Mehrgenerationenfamilie]] samt [[Dienstboten]] das Geschirr abwaschen. Bei allen Pflichten, die sie schon im Alter von nicht einmal zehn Jahren hatte, war sie gegenüber anderen armen Kindern insofern privilegiert, als sie damals wegen der räumlichen Nähe noch zu Hause schlafen durfte, von der Bauernfamilie gut behandelt wurde und von wenigen Ausnahmen abgesehen, täglich die Schule besuchen konnte. | Im darauf folgenden Jahr begann sie ab Maria Lichtmess – noch keine zehn Jahre alt – beim Stiegerbauern in Maishofen als „Teilzeit-Dienstbotin“ zu arbeiten. Nun redete man von ihr als „Stieger-Mälz“. Ihre Aufgaben waren u.a. Stiegen kehren, womit sie oft schon vor Beginn des Schulunterrichtes beschäftigt war. Sie musste auch „Kindsen“ (die Kinder der Bauernfamilie hüten) und für die große Personenanzahl einer [[Mehrgenerationenfamilie]] samt [[Dienstboten]] das Geschirr abwaschen. Bei allen Pflichten, die sie schon im Alter von nicht einmal zehn Jahren hatte, war sie gegenüber anderen armen Kindern insofern privilegiert, als sie damals wegen der räumlichen Nähe noch zu Hause schlafen durfte, von der Bauernfamilie gut behandelt wurde und von wenigen Ausnahmen abgesehen, täglich die Schule besuchen konnte. | ||
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Solche Ausnahmen fielen in die Zeit der Heu- und Getreideernte, während der Maria schon hin und wieder von der Schule zu Hause bleiben und die Rösser führen musste. Wenn man sich die Mächtigkeit eines [[Pinzgauer Noriker]] -Pferdegespannes vor Augen führt und weiß, wie Pferde stundenlang im Geschirr eingespannt in der Hitze fliegen- und bremsengeplagt „springat werdn“ können, kann sich vorstellen, was diese Aufgabe für das schmächtige Mädchen bedeutet hat. Sie habe oft darum gebeten, anstatt die Rösser führen zu müssen Heu treten zu dürfen, meint Maria Jakober heute dazu. Diese für ein Kind ebenfalls schwere Arbeit wäre ihr wesentlich leichter gefallen. | Solche Ausnahmen fielen in die Zeit der Heu- und Getreideernte, während der Maria schon hin und wieder von der Schule zu Hause bleiben und die Rösser führen musste. Wenn man sich die Mächtigkeit eines [[Pinzgauer Noriker]] -Pferdegespannes vor Augen führt und weiß, wie Pferde stundenlang im Geschirr eingespannt in der Hitze fliegen- und bremsengeplagt „springat werdn“ können, kann sich vorstellen, was diese Aufgabe für das schmächtige Mädchen bedeutet hat. Sie habe oft darum gebeten, anstatt die Rösser führen zu müssen Heu treten zu dürfen, meint Maria Jakober heute dazu. Diese für ein Kind ebenfalls schwere Arbeit wäre ihr wesentlich leichter gefallen. | ||
==Erste Berufstätigkeit== | ==Erste Berufstätigkeit== | ||
Nach Ende der Schulpflicht im Alter von knapp 14 Jahren wurde Maria beim Stiegerbauern Magd und begann als sog. Pirscherin zu arbeiten. Ihre Aufgaben waren u.a. Geschirr abwaschen, das Auskehren der Wohnräume, das Aufräumen der Kuchl und wiederum das Kindsen. Nun lebte sie auch Tag und Nacht auf dem Hof, hatte aber eine Schlafkammer für sich allein zur Verfügung. | Nach Ende der Schulpflicht im Alter von knapp 14 Jahren wurde Maria beim Stiegerbauern Magd und begann als sog. Pirscherin zu arbeiten. Ihre Aufgaben waren u.a. Geschirr abwaschen, das Auskehren der Wohnräume, das Aufräumen der Kuchl und wiederum das Kindsen. Nun lebte sie auch Tag und Nacht auf dem Hof, hatte aber eine Schlafkammer für sich allein zur Verfügung. | ||
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Nach ca. zwei Jahren stieg sie in den Rang der Garberin auf, eine Tätigkeitsbezeichnung, die sich aus der Aufgabe, die Heugarben mit einer dreizinkigen Heugabel anzuteilen, ableitet. Beim Dreschen waren von ihr ebenfalls die Garben aufzubinden und zuzureichen. Darüber hinaus musste eine Garberin die Mäher mit Wasser und mit dem Mittagessen versorgen, die Männerkammern aufräumen, Brot backen u.a. mehr. Während der sommerlichen [[Almwirtschaft]] fand das Brotbacken wöchentlich für noch mehr Leute als sonst statt. Der Rossknecht lieferte das Brot für die Almleute anschließend auf die Alm und nahm am Retourweg die Almbutter mit auf den Hof. | Nach ca. zwei Jahren stieg sie in den Rang der Garberin auf, eine Tätigkeitsbezeichnung, die sich aus der Aufgabe, die Heugarben mit einer dreizinkigen Heugabel anzuteilen, ableitet. Beim Dreschen waren von ihr ebenfalls die Garben aufzubinden und zuzureichen. Darüber hinaus musste eine Garberin die Mäher mit Wasser und mit dem Mittagessen versorgen, die Männerkammern aufräumen, Brot backen u.a. mehr. Während der sommerlichen [[Almwirtschaft]] fand das Brotbacken wöchentlich für noch mehr Leute als sonst statt. Der Rossknecht lieferte das Brot für die Almleute anschließend auf die Alm und nahm am Retourweg die Almbutter mit auf den Hof. | ||
Einige Jahre später arbeitete sie beim Ellmaubauern im Maishofener Ortsteil [[Kirchham]] und nachfolgend noch einmal ein Jahr beim Stiegerbauern. Zwischendurch absolvierte sie am Hefterhof in [[Fusch an der Großglocknerstraße]] die Prüfung für die ländliche Hauswirtschaft. | Einige Jahre später arbeitete sie beim Ellmaubauern im Maishofener Ortsteil [[Kirchham]] und nachfolgend noch einmal ein Jahr beim Stiegerbauern. Zwischendurch absolvierte sie am Hefterhof in [[Fusch an der Großglocknerstraße]] die Prüfung für die ländliche Hauswirtschaft. | ||
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Eine Ironie des Schicksals war, dass sie ihr Kind nun erst recht nicht selbst betreuen konnte, da sie während des Lehrganges kaserniert war und auch wegen der anfallenden Fahrtkosten nur gelegentlich nach Maishofen fahren konnte, wo ihre Tochter daher von der Großmutter betreut wurde. | Eine Ironie des Schicksals war, dass sie ihr Kind nun erst recht nicht selbst betreuen konnte, da sie während des Lehrganges kaserniert war und auch wegen der anfallenden Fahrtkosten nur gelegentlich nach Maishofen fahren konnte, wo ihre Tochter daher von der Großmutter betreut wurde. | ||
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Die meisten Schülerinnen des Lehrganges waren Volksschulabsolventinnen, andere hatten einen Hauptschulabschluss und einige wenige waren Maturantinnen. Damals war Dr. Lundval Primar und er hielt die meisten Vorträge. Die Oberhebamme hat sodann den Schülerinnen den Inhalt ausgedeutscht, das bedeutet verständlich gemacht. | Die meisten Schülerinnen des Lehrganges waren Volksschulabsolventinnen, andere hatten einen Hauptschulabschluss und einige wenige waren Maturantinnen. Damals war Dr. Lundval Primar und er hielt die meisten Vorträge. Die Oberhebamme hat sodann den Schülerinnen den Inhalt ausgedeutscht, das bedeutet verständlich gemacht. | ||
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Gerne erinnert sich Frau Jakober in diesem Zusammenhang an Frau Dr. [[Johanna Kral]], die damals als junge Turnusärztin am [[St. Johannsspital]] tätig war. Wenn sie selbst und die anderen Lehrgangsteilnehmerinnen wieder einmal klein verzagt waren, weil ihnen der Lehrstoff über den Kopf zu wachsen drohte, machte Johanna Kral in ihrer geraden und reschen Art die jungen Frauen darauf aufmerksam, dass dieses Verhalten zu nichts führt und war sich nicht wie andere zu schade, den jungen Frauen dabei zu helfen, die Materie besser zu verstehen. | Gerne erinnert sich Frau Jakober in diesem Zusammenhang an Frau Dr. [[Johanna Kral]], die damals als junge Turnusärztin am [[St. Johannsspital]] tätig war. Wenn sie selbst und die anderen Lehrgangsteilnehmerinnen wieder einmal klein verzagt waren, weil ihnen der Lehrstoff über den Kopf zu wachsen drohte, machte Johanna Kral in ihrer geraden und reschen Art die jungen Frauen darauf aufmerksam, dass dieses Verhalten zu nichts führt und war sich nicht wie andere zu schade, den jungen Frauen dabei zu helfen, die Materie besser zu verstehen. | ||
Nach dem erfolgreichen Abschluss des zweijährigen Lehrganges kehrte Frau Jakober [[1944]] als Hebamme nach Maishofen zurück, wo sie die Stelle einer Sprengelhebamme für Maishofen und [[Viehhofen]] antreten sollte und mit ihrer Familie die Wohnung der früheren Hebamme bekam. | Nach dem erfolgreichen Abschluss des zweijährigen Lehrganges kehrte Frau Jakober [[1944]] als Hebamme nach Maishofen zurück, wo sie die Stelle einer Sprengelhebamme für Maishofen und [[Viehhofen]] antreten sollte und mit ihrer Familie die Wohnung der früheren Hebamme bekam. | ||
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Da sie der Bauer aber weiter bedrängte, informierte sie ihn, dass nur Dr. Zillner, damals Amtsarzt in Zell am See, die Möglichkeit habe, ihr die ausnahmsweise Erlaubnis zum Praktizieren zu erteilen. Der Bauer fuhr umgehend mit seinem Ross nach [[Zell am See]], kam einige Zeit später retour und sagte: ''„Magst scho geh, da Zillner hat`s dalabt!“'' | Da sie der Bauer aber weiter bedrängte, informierte sie ihn, dass nur Dr. Zillner, damals Amtsarzt in Zell am See, die Möglichkeit habe, ihr die ausnahmsweise Erlaubnis zum Praktizieren zu erteilen. Der Bauer fuhr umgehend mit seinem Ross nach [[Zell am See]], kam einige Zeit später retour und sagte: ''„Magst scho geh, da Zillner hat`s dalabt!“'' | ||
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Bei der Wöchnerin angekommen, musste die Hebamme fest stellen, dass es weder eine Schüssel zum Händewaschen, noch Leintücher, noch eine entsprechende Lichtquelle, noch den nötigen Platz zum Arbeiten gab. Ihre Hände hat sie sich dann in einem Holzsechta beim Brunntrog gewaschen und die bitterarme Magd, die wegen ihrer misslichen Lage mit einem ledigen Kind ohne Kindesvater zudem auch noch grantig und unwirsch war, bei Petroleumlicht erfolgreich entbunden. | Bei der Wöchnerin angekommen, musste die Hebamme fest stellen, dass es weder eine Schüssel zum Händewaschen, noch Leintücher, noch eine entsprechende Lichtquelle, noch den nötigen Platz zum Arbeiten gab. Ihre Hände hat sie sich dann in einem Holzsechta beim Brunntrog gewaschen und die bitterarme Magd, die wegen ihrer misslichen Lage mit einem ledigen Kind ohne Kindesvater zudem auch noch grantig und unwirsch war, bei Petroleumlicht erfolgreich entbunden. | ||
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Frau Jakober bekam kurz darauf die staatliche Niederlassungsbewilligung, erhielt die nötige Grundausstattung über eine örtliche NS-Funktionärin und die Hebammentasche von ihrer Vorgängerin, da die von ihr in München bestellte im Bombenhagel verschollen war. [[1945]] wurde sie selbst von ihrem zweiten Kind, einem Sohn entbunden. | Frau Jakober bekam kurz darauf die staatliche Niederlassungsbewilligung, erhielt die nötige Grundausstattung über eine örtliche NS-Funktionärin und die Hebammentasche von ihrer Vorgängerin, da die von ihr in München bestellte im Bombenhagel verschollen war. [[1945]] wurde sie selbst von ihrem zweiten Kind, einem Sohn entbunden. | ||
==Berufstätigkeit im Wandel der Zeit== | ==Berufstätigkeit im Wandel der Zeit== | ||
Am Beginn ihrer Berufstätigkeit waren es ausschließlich Hausgeburten, mit denen sich Frau Jakober ihr Geld verdiente. Sie kam dabei – wohlgemerkt zu Fuß oder mit dem Fahrrad, mit dem Bus oder mit dem Milchauto, dessen Chauffeur ein ehemaliger Schulkamerad von ihr war, von Maishofen über [[Viehhofen]] bis nach [[Saalbach]] hinein. Ab den 50er-Jahren nahmen die Geburten im Krankenhaus zu und Frau Jakober bemühte sich um eine Arbeitsgenehmigung im Krankenhaus in Zell am See, die sie etwas später auch bekam. Ab diesem Zeitpunkt arbeitete sie auch im Krankenhaus, wobei anzumerken ist, dass die damals dort tätigen Hebammen keine Anstellung erhielten, sondern ihr Honorar als freiberufliche Hebammen selbständig mit der Sozialversicherung abrechneten. | Am Beginn ihrer Berufstätigkeit waren es ausschließlich Hausgeburten, mit denen sich Frau Jakober ihr Geld verdiente. Sie kam dabei – wohlgemerkt zu Fuß oder mit dem Fahrrad, mit dem Bus oder mit dem Milchauto, dessen Chauffeur ein ehemaliger Schulkamerad von ihr war, von Maishofen über [[Viehhofen]] bis nach [[Saalbach]] hinein. Ab den 50er-Jahren nahmen die Geburten im Krankenhaus zu und Frau Jakober bemühte sich um eine Arbeitsgenehmigung im Krankenhaus in Zell am See, die sie etwas später auch bekam. Ab diesem Zeitpunkt arbeitete sie auch im Krankenhaus, wobei anzumerken ist, dass die damals dort tätigen Hebammen keine Anstellung erhielten, sondern ihr Honorar als freiberufliche Hebammen selbständig mit der Sozialversicherung abrechneten. | ||
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In den Nachkriegsjahren und auch noch lange Zeit später gab es eine hohe Geburtenrate. Frau Jakober lebte immer auf Abruf, hatte ständig nicht nur alle Hände voll zu tun, sondern litt häufig auch unter erheblichem Schlafmangel, sodass sich ihre Kinder zeitweise Sorgen um sie machten. | In den Nachkriegsjahren und auch noch lange Zeit später gab es eine hohe Geburtenrate. Frau Jakober lebte immer auf Abruf, hatte ständig nicht nur alle Hände voll zu tun, sondern litt häufig auch unter erheblichem Schlafmangel, sodass sich ihre Kinder zeitweise Sorgen um sie machten. | ||
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Es stellte sich nun auch immer klarer heraus, dass das Weiterarbeiten ohne eigenen PKW nicht mehr zu bewältigen war. Also musste Frau Jakober [[1958]] im Alter von 40 Jahren den Führerschein machen. Sie machte ihn „über die BH“ (Bezirkshauptmannschaft), das heißt, dass sie keine Fahrschule besuchte, sondern das Fahren von Bekannten erlernte. | Es stellte sich nun auch immer klarer heraus, dass das Weiterarbeiten ohne eigenen PKW nicht mehr zu bewältigen war. Also musste Frau Jakober [[1958]] im Alter von 40 Jahren den Führerschein machen. Sie machte ihn „über die BH“ (Bezirkshauptmannschaft), das heißt, dass sie keine Fahrschule besuchte, sondern das Fahren von Bekannten erlernte. | ||
Ausgerechnet zum Prüfungstermin hatten auch zwei der von ihr betreuten Wöchnerinnen ihren Geburtstermin. Beide lagen bereits im Kreißsaal. Irgendwie ging sich alles trotzdem noch aus. Frau Jakober lief vom vom Krankenhaus zur theoretischen Prüfung im nahegelegenen Metzgerwirt hinüber und kam anschließend gerade noch rechtzeitig zurück, um die erste der beiden Wöchnerinen zu entbinden. Nachfolgend legte sie die praktische Fahrprüfung ab. Dabei sei der Fahrlehrer etwas gnädig gewesen und er habe sie durch gelassen, obwohl sie beim Rückwärtseinparken gepatzt habe. Anschließend entband sie die zweite Wöchnerin. Von da an chauffierte sie ihr eigenes Auto und das war vom Anfang bis zuletzt immer ein VW-Käfer. | Ausgerechnet zum Prüfungstermin hatten auch zwei der von ihr betreuten Wöchnerinnen ihren Geburtstermin. Beide lagen bereits im Kreißsaal. Irgendwie ging sich alles trotzdem noch aus. Frau Jakober lief vom vom Krankenhaus zur theoretischen Prüfung im nahegelegenen Metzgerwirt hinüber und kam anschließend gerade noch rechtzeitig zurück, um die erste der beiden Wöchnerinen zu entbinden. Nachfolgend legte sie die praktische Fahrprüfung ab. Dabei sei der Fahrlehrer etwas gnädig gewesen und er habe sie durch gelassen, obwohl sie beim Rückwärtseinparken gepatzt habe. Anschließend entband sie die zweite Wöchnerin. Von da an chauffierte sie ihr eigenes Auto und das war vom Anfang bis zuletzt immer ein VW-Käfer. | ||
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Als wirklich schlimm erlebte sie hingegen jene Augenblicke ihrer Berufstätigkeit, wenn Frauen zur Entbindung kamen, keine kindlichen Herztöne mehr hörbar waren und eine Totgeburt bevorstand. | Als wirklich schlimm erlebte sie hingegen jene Augenblicke ihrer Berufstätigkeit, wenn Frauen zur Entbindung kamen, keine kindlichen Herztöne mehr hörbar waren und eine Totgeburt bevorstand. | ||
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Frau Jakober arbeitete neben den Entbindungen auch in mehreren Mutterberatungsstellen wie in Maishofen, in [[Rauris]], in [[Saalbach]], in [[Taxenbach]], in [[Bruck an der Großglocknerstraße]] und in [[Piesendorf]] und absolvierte im Auftrag der Jugendwohlfahrt im Rahmen der Prophylaxe Hausbesuche bei Eltern mit neugeborenen Kindern. | Frau Jakober arbeitete neben den Entbindungen auch in mehreren Mutterberatungsstellen wie in Maishofen, in [[Rauris]], in [[Saalbach]], in [[Taxenbach]], in [[Bruck an der Großglocknerstraße]] und in [[Piesendorf]] und absolvierte im Auftrag der Jugendwohlfahrt im Rahmen der Prophylaxe Hausbesuche bei Eltern mit neugeborenen Kindern. | ||
==Das Berufsleben geht zu Ende== | ==Das Berufsleben geht zu Ende== | ||
Mit ihrem 60. Geburtstag beendete sie [[1977]] ihre Tätigkeit als Hebamme und hat in 33 Jahren alles in allem über 7.000 – in Worten sieben Tausend – Kindern in das Licht der Welt geholfen. Die Arbeit in den Mutterberatungsstellen führte sie noch bis zum 80. Lebensjahr fort und so lange lenkte sie auch ihr eigenes Auto. | Mit ihrem 60. Geburtstag beendete sie [[1977]] ihre Tätigkeit als Hebamme und hat in 33 Jahren alles in allem über 7.000 – in Worten sieben Tausend – Kindern in das Licht der Welt geholfen. Die Arbeit in den Mutterberatungsstellen führte sie noch bis zum 80. Lebensjahr fort und so lange lenkte sie auch ihr eigenes Auto. | ||
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Kurios war, dass sie kurz nach ihrer Pensionierung noch einmal zu einer Geburt ins Krankenhaus gerufen wurde, die sie wie ihre erste Geburt wiederum ohne reguläre Berechtigung mit einer Sondergenehmigung durchführte. | Kurios war, dass sie kurz nach ihrer Pensionierung noch einmal zu einer Geburt ins Krankenhaus gerufen wurde, die sie wie ihre erste Geburt wiederum ohne reguläre Berechtigung mit einer Sondergenehmigung durchführte. | ||
==Gegenwart und Resümee== | ==Gegenwart und Resümee== | ||
Version vom 9. Juni 2011, 22:22 Uhr
Maria Jakober aus Maishofen im Pinzgau, ist gelernte Hebamme. Ihr Leben und ihr Berufsleben stehen exemplarisch für die gesellschaftlichen Entwicklungen des vergangenen 20. Jahrhunderts.
Herkunftsfamilie
Maria Jakober, geborene Mitterlindner, wurde am 16. Juli 1917 als erstes von später sechs Kindern geboren. Ihre Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Der Vater stammte aus einer Bauernfamilie mit 17 Kindern. Als weichender Bauernsohn musste er sich mangels anderer Möglichkeiten als Knecht verdingen und arbeitete als Melker in der Landwirtschaft von Schloss Saalhof.
Schulbesuch und erste außerhäusliche Arbeitspflichten
Maria besuchte von 1923 bis 1931 die Volksschule in Maishofen. Noch während des Pflichtschulbesuches half sie im Alter von neun Jahren wegen einer schweren Erkrankung der Pfarrerköchin monatelang im Pfarrhof aus. Das trug ihr die Bezeichnung „Pfarrermälz“ ein. (Mälz = ist ein Pinzgauer Mundartbegriff und bedeutet Mädchen). Im Gegensatz zu heute, wo man geneigt wäre diese Bezeichnung miss zu verstehen, beinhaltete dieser Spitzname damals keine Doppeldeutigkeit.
Im darauf folgenden Jahr begann sie ab Maria Lichtmess – noch keine zehn Jahre alt – beim Stiegerbauern in Maishofen als „Teilzeit-Dienstbotin“ zu arbeiten. Nun redete man von ihr als „Stieger-Mälz“. Ihre Aufgaben waren u.a. Stiegen kehren, womit sie oft schon vor Beginn des Schulunterrichtes beschäftigt war. Sie musste auch „Kindsen“ (die Kinder der Bauernfamilie hüten) und für die große Personenanzahl einer Mehrgenerationenfamilie samt Dienstboten das Geschirr abwaschen. Bei allen Pflichten, die sie schon im Alter von nicht einmal zehn Jahren hatte, war sie gegenüber anderen armen Kindern insofern privilegiert, als sie damals wegen der räumlichen Nähe noch zu Hause schlafen durfte, von der Bauernfamilie gut behandelt wurde und von wenigen Ausnahmen abgesehen, täglich die Schule besuchen konnte.
Solche Ausnahmen fielen in die Zeit der Heu- und Getreideernte, während der Maria schon hin und wieder von der Schule zu Hause bleiben und die Rösser führen musste. Wenn man sich die Mächtigkeit eines Pinzgauer Noriker -Pferdegespannes vor Augen führt und weiß, wie Pferde stundenlang im Geschirr eingespannt in der Hitze fliegen- und bremsengeplagt „springat werdn“ können, kann sich vorstellen, was diese Aufgabe für das schmächtige Mädchen bedeutet hat. Sie habe oft darum gebeten, anstatt die Rösser führen zu müssen Heu treten zu dürfen, meint Maria Jakober heute dazu. Diese für ein Kind ebenfalls schwere Arbeit wäre ihr wesentlich leichter gefallen.
Erste Berufstätigkeit
Nach Ende der Schulpflicht im Alter von knapp 14 Jahren wurde Maria beim Stiegerbauern Magd und begann als sog. Pirscherin zu arbeiten. Ihre Aufgaben waren u.a. Geschirr abwaschen, das Auskehren der Wohnräume, das Aufräumen der Kuchl und wiederum das Kindsen. Nun lebte sie auch Tag und Nacht auf dem Hof, hatte aber eine Schlafkammer für sich allein zur Verfügung.
Nach ca. zwei Jahren stieg sie in den Rang der Garberin auf, eine Tätigkeitsbezeichnung, die sich aus der Aufgabe, die Heugarben mit einer dreizinkigen Heugabel anzuteilen, ableitet. Beim Dreschen waren von ihr ebenfalls die Garben aufzubinden und zuzureichen. Darüber hinaus musste eine Garberin die Mäher mit Wasser und mit dem Mittagessen versorgen, die Männerkammern aufräumen, Brot backen u.a. mehr. Während der sommerlichen Almwirtschaft fand das Brotbacken wöchentlich für noch mehr Leute als sonst statt. Der Rossknecht lieferte das Brot für die Almleute anschließend auf die Alm und nahm am Retourweg die Almbutter mit auf den Hof. Einige Jahre später arbeitete sie beim Ellmaubauern im Maishofener Ortsteil Kirchham und nachfolgend noch einmal ein Jahr beim Stiegerbauern. Zwischendurch absolvierte sie am Hefterhof in Fusch an der Großglocknerstraße die Prüfung für die ländliche Hauswirtschaft.
Familiengründung
1940 heiratete Maria, zog mit ihrem Mann, der ebenfalls ein einfacher Arbeiter war, zusammen in eine eigene Wohnung und bekam im Juli des Jahres ihr erstes Kind, eine Tochter. Nachfolgend half sie etwa ein Jahr in einer Gastwirtschaft am Pass Thurn bei Mittersill im Oberpinzgau aus. Sie überlegte damals schon einige Zeit, wie sie der am eigenen Leib erfahrenen Armut und der rundherum spürbaren Not auf Dauer entkommen und damit in Zukunft vermeiden könnte, dass sie ihre Kinder „ausstiften“, d.h. in fremde Hände geben muss. Zuerst hatte sie die Idee Krankenschwester zu werden. Später entschied sie sich zum Beruf der Hebamme. Um in die Ausbildung hinein zu kommen, benötigte sie die Unterstützung eines örtlichen NS-Funktionärs, der zufällig bei der Maishofener Dampfsäge gleichzeitig Arbeitgeber ihres Mannes war, und bekam diese auch. Da sie für den nächsten Lehrgang zu spät dran war, arbeitete sie noch ein Jahr als Tagwerkerin, u.a. beim Goribauer.
Berufsausbildung
1942 wurde sie in den Hebammenlehrgang am Landeskrankenhaus Salzburg aufgenommen. Die Ausbildung bezahlte der Staat, das darüber hinaus nötige Taschengeld hatte sich Frau Jakober durch ihre vorhergehende Arbeit verdient. Eine Ironie des Schicksals war, dass sie ihr Kind nun erst recht nicht selbst betreuen konnte, da sie während des Lehrganges kaserniert war und auch wegen der anfallenden Fahrtkosten nur gelegentlich nach Maishofen fahren konnte, wo ihre Tochter daher von der Großmutter betreut wurde.
Die meisten Schülerinnen des Lehrganges waren Volksschulabsolventinnen, andere hatten einen Hauptschulabschluss und einige wenige waren Maturantinnen. Damals war Dr. Lundval Primar und er hielt die meisten Vorträge. Die Oberhebamme hat sodann den Schülerinnen den Inhalt ausgedeutscht, das bedeutet verständlich gemacht.
Gerne erinnert sich Frau Jakober in diesem Zusammenhang an Frau Dr. Johanna Kral, die damals als junge Turnusärztin am St. Johannsspital tätig war. Wenn sie selbst und die anderen Lehrgangsteilnehmerinnen wieder einmal klein verzagt waren, weil ihnen der Lehrstoff über den Kopf zu wachsen drohte, machte Johanna Kral in ihrer geraden und reschen Art die jungen Frauen darauf aufmerksam, dass dieses Verhalten zu nichts führt und war sich nicht wie andere zu schade, den jungen Frauen dabei zu helfen, die Materie besser zu verstehen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des zweijährigen Lehrganges kehrte Frau Jakober 1944 als Hebamme nach Maishofen zurück, wo sie die Stelle einer Sprengelhebamme für Maishofen und Viehhofen antreten sollte und mit ihrer Familie die Wohnung der früheren Hebamme bekam.
Arbeit als freiberufliche Hebamme
Im März 1944 hatte sie erst die Abschlussprüfung absolviert und schon im April des Jahres stand ihr ihre erste Hausgeburt bevor. Noch ohne Niederlassungsbewilligung und ohne ausreichendes Arbeitsgerät wurde sie eines Tages mittels der sog. Hebammenglocke – eine Hausglocke vor ihrem Hauseingang – von einem Maishofener Bauern heraus geläutet. Er wollte sie zur Entbindung einer seiner Mägde abholen. Da die Magd nicht versichert war, war ihr eine Geburt im Krankenhaus nicht möglich. Frau Jakober teilte ihm mit, dass sie noch keine Niederlassungsbewilligung habe und daher noch nicht als Hebamme arbeiten dürfe.
Da sie der Bauer aber weiter bedrängte, informierte sie ihn, dass nur Dr. Zillner, damals Amtsarzt in Zell am See, die Möglichkeit habe, ihr die ausnahmsweise Erlaubnis zum Praktizieren zu erteilen. Der Bauer fuhr umgehend mit seinem Ross nach Zell am See, kam einige Zeit später retour und sagte: „Magst scho geh, da Zillner hat`s dalabt!“
Bei der Wöchnerin angekommen, musste die Hebamme fest stellen, dass es weder eine Schüssel zum Händewaschen, noch Leintücher, noch eine entsprechende Lichtquelle, noch den nötigen Platz zum Arbeiten gab. Ihre Hände hat sie sich dann in einem Holzsechta beim Brunntrog gewaschen und die bitterarme Magd, die wegen ihrer misslichen Lage mit einem ledigen Kind ohne Kindesvater zudem auch noch grantig und unwirsch war, bei Petroleumlicht erfolgreich entbunden.
Frau Jakober bekam kurz darauf die staatliche Niederlassungsbewilligung, erhielt die nötige Grundausstattung über eine örtliche NS-Funktionärin und die Hebammentasche von ihrer Vorgängerin, da die von ihr in München bestellte im Bombenhagel verschollen war. 1945 wurde sie selbst von ihrem zweiten Kind, einem Sohn entbunden.
Berufstätigkeit im Wandel der Zeit
Am Beginn ihrer Berufstätigkeit waren es ausschließlich Hausgeburten, mit denen sich Frau Jakober ihr Geld verdiente. Sie kam dabei – wohlgemerkt zu Fuß oder mit dem Fahrrad, mit dem Bus oder mit dem Milchauto, dessen Chauffeur ein ehemaliger Schulkamerad von ihr war, von Maishofen über Viehhofen bis nach Saalbach hinein. Ab den 50er-Jahren nahmen die Geburten im Krankenhaus zu und Frau Jakober bemühte sich um eine Arbeitsgenehmigung im Krankenhaus in Zell am See, die sie etwas später auch bekam. Ab diesem Zeitpunkt arbeitete sie auch im Krankenhaus, wobei anzumerken ist, dass die damals dort tätigen Hebammen keine Anstellung erhielten, sondern ihr Honorar als freiberufliche Hebammen selbständig mit der Sozialversicherung abrechneten.
In den Nachkriegsjahren und auch noch lange Zeit später gab es eine hohe Geburtenrate. Frau Jakober lebte immer auf Abruf, hatte ständig nicht nur alle Hände voll zu tun, sondern litt häufig auch unter erheblichem Schlafmangel, sodass sich ihre Kinder zeitweise Sorgen um sie machten.
Es stellte sich nun auch immer klarer heraus, dass das Weiterarbeiten ohne eigenen PKW nicht mehr zu bewältigen war. Also musste Frau Jakober 1958 im Alter von 40 Jahren den Führerschein machen. Sie machte ihn „über die BH“ (Bezirkshauptmannschaft), das heißt, dass sie keine Fahrschule besuchte, sondern das Fahren von Bekannten erlernte. Ausgerechnet zum Prüfungstermin hatten auch zwei der von ihr betreuten Wöchnerinnen ihren Geburtstermin. Beide lagen bereits im Kreißsaal. Irgendwie ging sich alles trotzdem noch aus. Frau Jakober lief vom vom Krankenhaus zur theoretischen Prüfung im nahegelegenen Metzgerwirt hinüber und kam anschließend gerade noch rechtzeitig zurück, um die erste der beiden Wöchnerinen zu entbinden. Nachfolgend legte sie die praktische Fahrprüfung ab. Dabei sei der Fahrlehrer etwas gnädig gewesen und er habe sie durch gelassen, obwohl sie beim Rückwärtseinparken gepatzt habe. Anschließend entband sie die zweite Wöchnerin. Von da an chauffierte sie ihr eigenes Auto und das war vom Anfang bis zuletzt immer ein VW-Käfer.
Später verlagerte sich das Schwergewicht ihrer Arbeit langsam von Hausgeburten auf Geburten im Krankenhaus. Ihre letzte Hausgeburt machte sie Anfang der 70er-Jahre. Um die Hausgeburten war ihr wirklich leid. Diese waren zwar ab und zu schwierig, aber nach getaner Arbeit für alle Beteiligten ein sehr glücklicher und emotionaler Moment. Als wirklich schlimm erlebte sie hingegen jene Augenblicke ihrer Berufstätigkeit, wenn Frauen zur Entbindung kamen, keine kindlichen Herztöne mehr hörbar waren und eine Totgeburt bevorstand.
Frau Jakober arbeitete neben den Entbindungen auch in mehreren Mutterberatungsstellen wie in Maishofen, in Rauris, in Saalbach, in Taxenbach, in Bruck an der Großglocknerstraße und in Piesendorf und absolvierte im Auftrag der Jugendwohlfahrt im Rahmen der Prophylaxe Hausbesuche bei Eltern mit neugeborenen Kindern.
Das Berufsleben geht zu Ende
Mit ihrem 60. Geburtstag beendete sie 1977 ihre Tätigkeit als Hebamme und hat in 33 Jahren alles in allem über 7.000 – in Worten sieben Tausend – Kindern in das Licht der Welt geholfen. Die Arbeit in den Mutterberatungsstellen führte sie noch bis zum 80. Lebensjahr fort und so lange lenkte sie auch ihr eigenes Auto.
Kurios war, dass sie kurz nach ihrer Pensionierung noch einmal zu einer Geburt ins Krankenhaus gerufen wurde, die sie wie ihre erste Geburt wiederum ohne reguläre Berechtigung mit einer Sondergenehmigung durchführte.
Gegenwart und Resümee
Frau Jakober ist bis heute geistig rege und kann auf ein langes und ereignisreiches Leben zurückblicken. Sie steht jetzt im Jahr 2011 in ihrem 94. Lebensjahr und lebt im Haus ihrer Tochter. Entgegen alle Wahrscheinlichkeit konnte sie als Frau im zweiten Bildungsweg einen anspruchsvollen Beruf erlernen und diesen ein ganzes Berufsleben lang ausüben. Sie hat in ihrem Leben auch eine eigene Familie gegründet, eigene Kinder geboren und freut sich über Enkel und Urenkel. Sie hat mehrere politische Regime erlebt und ist Zeitzeugin wesentlicher gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, die sich nicht zuletzt in ihrem Berufsbereich manifestieren. Von hohen Geburtenraten und von Hausgeburten bei Petroleumlicht unter unzureichenden hygienischen Verhältnissen, zu denen sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs war, ist die Entwicklung innerhalb nur eines Menschenalters über das dramatische Absinken der Geburtenrate bis hin zur kontrollierten Reproduktionsmedizin mit all den bekannten Begleiterscheinungen fortgeschritten. Ob alles wirklich ein Fortschritt war, darüber ist sich Frau Jakober nicht völlig sicher.
Quellen
- Eigenartikel von Benutzer:Wald1siedel
- Langjährige Zusammenarbeit der Autorin mit Frau Jakober
- Ausführliches Gespräch mit Frau Jakober und ihrer Tochter, Frau Pabinger.