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'''Roma''' ist die Sammelbezeichnung für aus dem indischen Raum stammende Bevölkerungsgruppen, die etwa ab dem [[12. Jahrhundert]] in den mitteleuropäischen Raum eingedrungen sind.  
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'''Roma''' ist die Sammelbezeichnung für aus dem indischen Raum stammende Bevölkerungsgruppen, die etwa ab dem [[12. Jahrhundert]] in den mitteleuropäischen Raum eingedrungen sind. Nachgewiesen sind Roma seit Ende des [[14. Jahrhundert]]s.
  
 
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==Warum kam es 2010 zu Massenausweisungen von Roma in europäischen Staaten?==
 
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Dazu gibt es EU-Richtlinien, die besagen, dass wer sich länger als drei Monate im EU-Ausland<ref>gemeint ist: wer z. B. in Rumänien beheimatet ist, aber nach Frankreich zieht, befindet sich im EU-Ausland</ref>, muss Arbeit oder Einkommen zum Unterhalt sowie ein Krankenversicherung nachweisen können.  Ansonsten '''kann''' er oder sie aus Gründen des öffentlichen Interesses sowie der öffentlichen Sicherheit abgeschoben werden. Dabei muss '''jeder Einzelfall''' geprüft und begründet werden. '''Pauschale Abschiebungen ganzer Gruppen sind nicht möglich'''.
 
Dazu gibt es EU-Richtlinien, die besagen, dass wer sich länger als drei Monate im EU-Ausland<ref>gemeint ist: wer z. B. in Rumänien beheimatet ist, aber nach Frankreich zieht, befindet sich im EU-Ausland</ref>, muss Arbeit oder Einkommen zum Unterhalt sowie ein Krankenversicherung nachweisen können.  Ansonsten '''kann''' er oder sie aus Gründen des öffentlichen Interesses sowie der öffentlichen Sicherheit abgeschoben werden. Dabei muss '''jeder Einzelfall''' geprüft und begründet werden. '''Pauschale Abschiebungen ganzer Gruppen sind nicht möglich'''.
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==Die Geschichte der Roma in Österreich==
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Ab 1417 durchziehen Roma Europa, geführt von einem ''Zigeuneradel'' und die religiöse Stimmung der Zeit als wandernde Büßer und Pilgerschaft ausnützend.
  
 
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==Roma in der Geschichte Salzburgs==
 
==Roma in der Geschichte Salzburgs==
Das[[Zigeunerlager Maxglan]] war ein Zwangslager für Sinti in Salzburg. Es befand sich in Widerspruch zu seinem Namen Maxglan im Stadtteil [[Leopoldskroner Moos]] und bestand zwischen Herbst 1940 und April 1943.
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Dokumenten aus früheren Zeiträumen kann man kaum etwas über die später unter der Bezeichnung ''Zigeuner'' aufscheinenden Roma finden. Mit dem Einsetzen der zigeunerfeindlichen deutschen Gesetzgebung auf mehreren Reichstagen Ende des [[15. Jahrhundert]]s änderte sich dies. Die erste feststellbare zigeunerrechtliche Norm findet sich [[1526]] in der [[Salzburger Landesverordnung]]. Inhaltlich kommen die bereits seit längerem bekannten Ängste zu Tage: Zigeuner seien ''vill speher khundschaffter und Erfarern der Cristenlichait, Rauber...''; [[1529]], als die Türken vor den Toren Wiens standen, fand man eine Bestätigung in der Vermutung, dass Zigeuner "Späher" wären (obwohl natürlich auch dies wieder nur Vermutungen waren). Weiters liest man in der Verordnung von 1526 "''...Demnach sollen sy sich aus unnserm Lanndt und Stift thuen, Sich der Eussern und darin nit mehr finden lassen...'', also das Territorium des [[Erzstift Salzburg|Erzstifts]] verlassen.
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Dann fehlen aber wieder Hinweise, ob diese Verordnung auch angewendet wurde. Erst mit dem Einsetzen  des Weistumrechts (dem [[Salzburger Weistum]]) gegen Ende des [[16. Jahrhundert]]s wird festgehalten, dass man auch tatsächlich Maßnahmen gegen ''Zigeuner'' ergriffen hatte. Im Ehehaft- oder Landtaiding (siehe [[Taiding]]) der fünf Stäbe im [[Pongau]], das in einer Papierschrift des [[17. Jahrhundert]]s überliefert ist, findet sich ein Abschnitt über Ge- und Verbote über die Zigeuner. Sinngemäß: die Bevölkerung musste vagierende Zigeuner der Obrigkeit melden. Recht umfangreich dann die erhaltene ''Landesrügung'' des [[Pfleggerichte|Pfleggericht]] [[Glanegg]], die gleich mehrmals auf Zigeuner eingeht.
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[[Erzbischof]] [[Johann Jakob Khuen von Belasi]] mahnte wiederholt gegen Ende des 16. Jahrhunderts die [[Pfleger]] zu [[Mattsee (Ort)|Mattsee]], die Normen des Zigeunerrechts zu vollziehen und regelmäßig Bericht zu erstatten. Ein Bericht vom [[18. August]] [[1569]] berichtet beispielsweise "''...daß sich in unsern gericht, deiner verwaltung, die Zigeiner hauffenweiß soll.  umbziehen...''". Eine neuerliche Mahnung des Erzbischofs ist vom [[13. Oktober]] [[1577]] überliefert. [[Guidobald Graf von Thun und Hohenstei]], Kardinal und Erzbischof, mahnt [[1662]] seine Generäle abermals ab, weil sie zu nachsichtig bei ''..Außrott- und Vertilgung der Zigeuner sampt deren Anhängern...'' vorgehen. Belege über vier Patrouillengänge im Bereich vom [[Pfleggericht Lichtenberg]] ([[Saalfelden]]) aus dem Jahr [[1669]] belegen, dass Schützen Zigeuner und vagiernde Landsknechthaufen observierten.
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Erstmals in der Geschichte des Salzburger Erzstifts wird mit einem Dokument vom [[17. März]] [[1706]] die ''Vogelfreiheit'' der Zigeuner erklärt. [[1716]] erneuert Erzbischof [[Franz Anton Fürst Harrach]] seine eigene ''General-Verordnung'' und bekräftigt gleichzeitig die (eine neuerliche) Vogelfreiheit von 1712.
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====Geschichte der jüngeren Zeit====
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Das [[Zigeunerlager Maxglan]] war ein Zwangslager für Sinti in Salzburg. Es befand sich in Widerspruch zu seinem Namen Maxglan im Stadtteil [[Leopoldskroner Moos]] und bestand zwischen Herbst 1940 und April 1943.
  
 
==Quellen==
 
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* [http://www.salzburg.com/online/nachrichten/newsletter/Roma-wollen-runter-vom-Pferdegespann.html?article=eGMmOI8Vgt8NH8hhMw2yHhk086OYnBRbYtzrfMw&img=&text=&mode=& www.salzburg.com Roma wollen runter vom Pferdegespann]
 
* [http://www.salzburg.com/online/nachrichten/newsletter/Roma-wollen-runter-vom-Pferdegespann.html?article=eGMmOI8Vgt8NH8hhMw2yHhk086OYnBRbYtzrfMw&img=&text=&mode=& www.salzburg.com Roma wollen runter vom Pferdegespann]
 
* [http://www.salzburg.com/online/salzburg/aktuell/Umstrittene-Roma-Hochzeit-in-der-Au.html?article=eGMmOI8VeET6PPxHmsNWYn4A57AvjET4boO71mQ&img=&text=&mode= www.salzburg.com umstrittene Roma-Hochzeit in Puch]
 
* [http://www.salzburg.com/online/salzburg/aktuell/Umstrittene-Roma-Hochzeit-in-der-Au.html?article=eGMmOI8VeET6PPxHmsNWYn4A57AvjET4boO71mQ&img=&text=&mode= www.salzburg.com umstrittene Roma-Hochzeit in Puch]
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* ''Salzburg Archiv'', Schriftenreihe des [[Verein Freunde der Salzburger Geschichte|Vereins Freunde der Salzburger Geschichte]], Band 20, 1995, Beitrag '''Wie lustig war das Zigeunerleben im Erzstift Salzburg?''' von Peter Putzer
  
 
=Fußnoten==
 
=Fußnoten==

Version vom 19. September 2010, 13:27 Uhr

Roma ist die Sammelbezeichnung für aus dem indischen Raum stammende Bevölkerungsgruppen, die etwa ab dem 12. Jahrhundert in den mitteleuropäischen Raum eingedrungen sind. Nachgewiesen sind Roma seit Ende des 14. Jahrhunderts.

Bezeichnungen

Bekannt sind die Bezeichnungen Roma und Sinti, wobei Sinti für eine Untergruppe steht, die in Mittel- und Westeuropa und im nördlichen Italien zu Hause ist[1]. Darüber hinaus haben sie die Namen fahrendes Volk und Zigeuner, letzteres eine seit dem 15. Jahrhundert im deutschen Sprachraum belegte Bezeichnung für Roma.

Hauptsiedlungsgebiete

Rund drei Millionen Roma leben heute in den Gebieten von Rumänien und Bulgarien, wovon jene in Rumänien als EU-Staatsbürger gelten, mit dem Recht der freien Wahl auf ihren Wohnort innerhalb der EU.

Warum kam es 2010 zu Massenausweisungen von Roma in europäischen Staaten?

Dazu gibt es EU-Richtlinien, die besagen, dass wer sich länger als drei Monate im EU-Ausland[2], muss Arbeit oder Einkommen zum Unterhalt sowie ein Krankenversicherung nachweisen können. Ansonsten kann er oder sie aus Gründen des öffentlichen Interesses sowie der öffentlichen Sicherheit abgeschoben werden. Dabei muss jeder Einzelfall geprüft und begründet werden. Pauschale Abschiebungen ganzer Gruppen sind nicht möglich.

Die Geschichte der Roma in Österreich

Ab 1417 durchziehen Roma Europa, geführt von einem Zigeuneradel und die religiöse Stimmung der Zeit als wandernde Büßer und Pilgerschaft ausnützend.

Roma und Salzburg

Schon immer waren Roma auch im Salzburger Land unterwegs. Früher als Hausierer oder Handwerker, zu nennen seien hier die Roma als Scherenschleifer, in den letzten Jahrzehnten tauchten sie als Clan jeweils gemeinsam auf, blieben einige Wochen und zogen dann weiter. Dazu konnten sie beispielsweise am Park & Ride Salzburg Süd wohnen gegen Entrichtung von Gebühren für Wasser, Strom und Abfall.

Aufregung gab es um eine Hochzeit im Juni 2010, die in Puch-Urstein auf dem seit Jahren größtenteils brach liegenden Gewerbegrund stattfand. Anrainer beschwerten sich über die ihrer Meinung nach zu lauten Musik[3] beim Bürgermeister Helmut Klose. Dieser wollte allen ernstens, nachdem die Polizei keinen grundsätzlichen Handlungsbedarf sah[4], die friedlich feiernde Gemeinde mit Gülle (!!) vertreiben. Letztendlich blieb es bei seiner Absicht, wenn auch öffentlich geäußerten.

Anzumerken ist aber die natürlich berechtigte Forderung der Gemeinde, die Roma müssten Vereinbarungen über Dauer des Aufenthalts, Abfall- und Entsorgungskosten einhalten. Man habe bei einem ähnlichen Zusammentreffen der Roma vor rund drei Jahren insgesamt 2800 Euro an Reinigungskosten aufbringen müssen, so Wolfgang Ortner, bei der Gewerbepark Urstein für die Immobilien verantwortlich[5].

Roma in der Geschichte Salzburgs

Dokumenten aus früheren Zeiträumen kann man kaum etwas über die später unter der Bezeichnung Zigeuner aufscheinenden Roma finden. Mit dem Einsetzen der zigeunerfeindlichen deutschen Gesetzgebung auf mehreren Reichstagen Ende des 15. Jahrhunderts änderte sich dies. Die erste feststellbare zigeunerrechtliche Norm findet sich 1526 in der Salzburger Landesverordnung. Inhaltlich kommen die bereits seit längerem bekannten Ängste zu Tage: Zigeuner seien vill speher khundschaffter und Erfarern der Cristenlichait, Rauber...; 1529, als die Türken vor den Toren Wiens standen, fand man eine Bestätigung in der Vermutung, dass Zigeuner "Späher" wären (obwohl natürlich auch dies wieder nur Vermutungen waren). Weiters liest man in der Verordnung von 1526 "...Demnach sollen sy sich aus unnserm Lanndt und Stift thuen, Sich der Eussern und darin nit mehr finden lassen..., also das Territorium des Erzstifts verlassen.

Dann fehlen aber wieder Hinweise, ob diese Verordnung auch angewendet wurde. Erst mit dem Einsetzen des Weistumrechts (dem Salzburger Weistum) gegen Ende des 16. Jahrhunderts wird festgehalten, dass man auch tatsächlich Maßnahmen gegen Zigeuner ergriffen hatte. Im Ehehaft- oder Landtaiding (siehe Taiding) der fünf Stäbe im Pongau, das in einer Papierschrift des 17. Jahrhunderts überliefert ist, findet sich ein Abschnitt über Ge- und Verbote über die Zigeuner. Sinngemäß: die Bevölkerung musste vagierende Zigeuner der Obrigkeit melden. Recht umfangreich dann die erhaltene Landesrügung des Pfleggericht Glanegg, die gleich mehrmals auf Zigeuner eingeht.

Erzbischof Johann Jakob Khuen von Belasi mahnte wiederholt gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Pfleger zu Mattsee, die Normen des Zigeunerrechts zu vollziehen und regelmäßig Bericht zu erstatten. Ein Bericht vom 18. August 1569 berichtet beispielsweise "...daß sich in unsern gericht, deiner verwaltung, die Zigeiner hauffenweiß soll. umbziehen...". Eine neuerliche Mahnung des Erzbischofs ist vom 13. Oktober 1577 überliefert. Guidobald Graf von Thun und Hohenstei, Kardinal und Erzbischof, mahnt 1662 seine Generäle abermals ab, weil sie zu nachsichtig bei ..Außrott- und Vertilgung der Zigeuner sampt deren Anhängern... vorgehen. Belege über vier Patrouillengänge im Bereich vom Pfleggericht Lichtenberg (Saalfelden) aus dem Jahr 1669 belegen, dass Schützen Zigeuner und vagiernde Landsknechthaufen observierten.

Erstmals in der Geschichte des Salzburger Erzstifts wird mit einem Dokument vom 17. März 1706 die Vogelfreiheit der Zigeuner erklärt. 1716 erneuert Erzbischof Franz Anton Fürst Harrach seine eigene General-Verordnung und bekräftigt gleichzeitig die (eine neuerliche) Vogelfreiheit von 1712.

Geschichte der jüngeren Zeit

Das Zigeunerlager Maxglan war ein Zwangslager für Sinti in Salzburg. Es befand sich in Widerspruch zu seinem Namen Maxglan im Stadtteil Leopoldskroner Moos und bestand zwischen Herbst 1940 und April 1943.

Quellen

Fußnoten=

  1. Quelle Wikipedia Deutschland Sinti
  2. gemeint ist: wer z. B. in Rumänien beheimatet ist, aber nach Frankreich zieht, befindet sich im EU-Ausland
  3. Anmerkung: die Roma feierten eine ihren Sitten und Gepflogenheit nach mehrere Tage dauernde Hochzeit
  4. Anmerkung: das Gelände gehört dem Unternehmer Asamer und ist somit Privatgrund
  5. Quelle sosoheimat.wordpress.com