Reisebüro: Unterschied zwischen den Versionen
(div. Ergänzungen) |
(Ergänzt) |
||
| Zeile 67: | Zeile 67: | ||
Das Jahr [[1996]] wird noch vielen Touristikern und Salzburger in Erinnerung sein. Der österreichischen Griechenland Spezialist, ITAS Reisen, geht mit 990 bis 1.300 Mio Schilling im September in Konkurs und tausende Urlauber sitzen fest oder können nicht auf Urlaub gehen. | Das Jahr [[1996]] wird noch vielen Touristikern und Salzburger in Erinnerung sein. Der österreichischen Griechenland Spezialist, ITAS Reisen, geht mit 990 bis 1.300 Mio Schilling im September in Konkurs und tausende Urlauber sitzen fest oder können nicht auf Urlaub gehen. | ||
| + | |||
| + | ==Die Salzburger Ferienmesse TOURF== | ||
| + | Begonnen hat alles mit einer "Hausmesse" im Raiffeisenverband in der Schwarzstraße (1984?), die zwei Mal stattfand. Der Erfolg brachte mit sich, dass man in das alte Kongresshaus ausweichen musste. Aber schon [[1987]] ging dann die Ferienmessen in den Ausstellungshallen in [[Liefering]] über die Bühne. Damals waren noch fünf bis sechs Hallen mit Reiseveranstaltern, Reisebüros, Busunternehmen, Hotels, Fremdenverkehrsvereinen und Ländervertretungen aus aller Welt zu Gast. | ||
| + | |||
| + | Fast jedes noch so kleine Reisebüro leistete sich in den ersten Jahren der Ferienmessen seinen eigenen Ausstellungsstand. Im Laufe der Jahre begann aber die Ausstellerzahl, vor allem die lokalen Salzburger Anbieter immer weniger und weniger zu werden, bis man vor einigen Jahren die dann "TOURF" genannte Ferienmesse mit der Ausstellung "Die Hohe Jagd" zusammen spannte, um die Besucherzahlen halten zu können. | ||
| + | |||
| + | ==Die Reisebürotechnik von einst und jetzt== | ||
| + | Bis in die [[1990er]] Jahre waren die wichtigsten Kommunikationsmittel der Reisebüros, auch der Salzburger, das Telefon, das "Telex" und der Brief. | ||
| + | |||
| + | Telex war ein Datenübermittlungsverfahren, bei dem man auf einer Schreibmaschinentastatur fast alle Zeichen vorfand - nur aber alles in Kleinbuchstaben. Anfangs musste man "online" miteinander schreiben: man wählte auf einer Telefonwählscheibe eine Telex-Nummer an, erhielt ein Zeichen der Verbindung, sendete seine einige Nummer (z. B. "6333285 mosak a" von [[mosaik reiseservice]]), dann schrieb man zeitgleich z. B. nach Indien (die Minute kostete damals etwa € 7.--): ein Buchstabe nach dem anderen wurde so abgesetzt oder empfangen. Um Kosten zu sparen, bildeten sich internationale Kürzel, wie zum Beispiel "pls aswr asap with dtls abt rting tks rgds" (please answer as soon as possible with details about routing thanks regards). Später konnte man Texte auf Lochstreifen vorproduzieren und dann online ohne Zeitverzögerungen absetzen. Ein modernes Telexgerät kostete um die 7.000 Euro. | ||
| + | |||
| + | Erst Mitte der [[1990er]] löste das Fax das Telex ab und das sich nie durchgesetzte Teletex (man konnte sogar Großbuchstaben senden! Die Sendezeit war deutlich geringer, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der Empfänger ebenfalls Teletexanschluss hatte). | ||
| + | |||
| + | Ende der [[1980er]] begannen europäische Fluglinie mit Aufbau von vernetzten Computersystemen, die nach und nach auch in der Lage waren, Hotel- und anderen Buchungen durchzuführen. Das von LUFTHANSA mitentwickelte System hieß START, aus dem heute das Computerreservierungssystem AMADEUS wurde. | ||
| + | |||
| + | Um den Kunden ein Dokument in die Hand geben zu können, das ihn zur Inanspruchnahme der gebuchten Leistungen berechtigte, entwickelte sich der Voucher (sprich: Wautscher). Zunächst natürlich mit Schreibmaschine ausgefüllt, ein bis fünf Durchschläge, mit Kohlepapier, jeder wurde an einen der Leistungserbringer (Hotel, Transferunternehmen, Restaurant usw.) geschickt - mit der Post - und wurde unterschrieben und gestempelt - mit der Post - wieder an das Reisebüro zurück geschickt. Erst dann konnte man das Original dem Kunden aushändigen. | ||
| + | |||
| + | Heute wird durch eine Buchungseingabe ein automatischer Buchungsvorgang mit Unterlagendruck ausgelöst. Menschen sind da meist nicht mehr im Spiel. | ||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
Version vom 25. Juni 2007, 19:50 Uhr
Dieser Artikel begibt sich auf die Spurensuche der Entwicklung der Salzburger Reisebüros und der Autor ersucht um Unterstützung von Zeitzeugen, da es so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen darüber gibt.
Die Anfänge
Die österreichische Tourismusfachzeitschrift tourist austria berichtete im Frühjahr 2007 von einer interessanten Urkunde aus dem Jahr 1838. Aus dieser geht hervor, dass ein gewisser Josef Hinterseer in Salzburg am 10. Mai 1838 verlauten ließ, dass er Auskünfte über abgehende Post- und Botenwägen, über Lohnfuhrwerke Salzburger Lohnkutscher, über die schnellsten und billigsten Reiseangelegenheiten überhaupt, informiere. Darüber hinaus besorge er für Reisende auch Plätze auf Retour- und Stellwägen auf allen Straßen, übernähme dringende Reise-Effekten und Gepäck.
Dies könnte man als das erste Salzburger Reisebüro interpretieren, noch bevor in England Thomas Cook 1845 das angeblich älteste Reisebüro der Welt gegründet hatte.
Dann finden sich (zumindest im Moment, Stand Juni 2007) keine weiteren Informationen mehr bis zur
Zwischenkriegszeit
Albus wird 1927 in Salzburg gegründet (von der Familie Dezamagna?). Eine Ausflugslinie führt auf die Gaisberspitze auf der 1928? erbauten Gaisbergstraße. Im gleichen Jahr wird auch das Bus- und Reisebüro Christof Reisen in St. Wolfgang (heute in Strobl) gegründet, das in den 1970er Jahren auch ein Büro in der Stadt Salzburg im AVA-Hof hatte.
1935 gründet Franz Schweighofer zusammen mit seiner Frau Johanna, geborene Zöhrer, einen Betrieb mit einem Linienbus zwischen Salzburg und Ebenau. Aus diesem Unternehmen entsteht dann in den 1960er Jahren das Busunternehmen und Reisebüro SCHWEIGHOFER & ZÖHRER.
Nach 1949
Am 28. September 1949 besuchen Reisebürofachleute der bekanntesten europäischen Reisebüros aus Belgien, Dänemark, Frankreich, England, Italien, Holland, der Schweiz und Schweden sowie aus Amerika auf ihrer Studienfahrt durch bedeutende Fremdenverkehrsorte Österreichs auch Salzburg.
Am 2. Jänner 1953 eröffnet das Landesverkehrsamt ein „Salzburg Information Office“ im Reisebüro „Polytechnic“ in der Londoner Regent Street (Großbritannien) ein.
1957 beginnen und Johanna und Josef Vordergger in Neukirchen am Großvenediger mit ihren Ausflugsfahrten. 1982? bezieht der stetig wachsende Bus- und Reisebürobetrieb seine neuen Gebäude in Zell am See - Schüttdorf. Schon Jahre vorher (wann genau?) eröffnete Vorderegger Reisen ein Büro in der Stadt Salzburg in der Auerspergstraße. Ein Umzug um 2000? und ein nochmaliger 2005? in die Franz-Josef-Straße folgen noch.
Albus Salzburg hat in den 1960er Jahren sein Reisebüro in der Stadt Salzburg in einem Geschäfslokal Ecke Theatergasse - Makartplatz. Auch das Reisebüro Hummer, "Spezialbüro für Flug- und Schiffsreisen" hat am Makartplatz Nr. 9 sein Büro.
Das Salzburger Landesreisebüro war in der Stadt Salzburg zunächst in den Räumen einer Bank (Hypobank?) an der Ecke Bergstraße - Dreifaltigkeitsgasse untergebracht, bevor es den Eigentümer wechselte und in den Raiffeisenverband in der Schwarzstraße übersiedelte. Ende der 1990er? Jahre wurde das Salzburger Landesreisebüro samt seinen Filialen in Stadt und Land Salzburg von der Österreichischen Verkehrsbüro AG übernommen.
Das "Österreichische Jugendferienwerk", heute Young Austria, ein Unternehmen der Familie Kaltner, muss auch in den 1950er? Jahren gegründet worden sein. Heute wird es von den Söhnen Mag. Ludwig und Walter Kaltner (Absolvent der Tourismusschulen Salzburg - Klessheim, 1976) geführt. Young Austria wurde zur größten privaten österreichischen jugendtouristischen Einrichtung ausgebaut.
Das deutsche Reiseunternehmen Dr. Degener Reisen, heute ein Teil des weltgrößten Tourismuskonzerns, der TUI (Touristik Union International, Hannover, Deutschland), begann ? in der Linzergasse. Auch der österreichische Reiseveranstalter terra reisen, heute ebenfalls ein Teil der TUI, nahm seine Anfänge in der Linzergasse (heute am Ferdinand-Hanusch-Platz). terra reisen bietet Hotels und Ferienwohnungen mit Selbstanreise sowie Schiffsreisen an.
Auch der Reiseveranstalter AZUR, ebenfalls ein Hotel- und Ferienwohnungsanbieter mit Selbstanreise, war in Salzburg beheimatet. Das Büro befand sich zunächst in der Auerspergstraße, bevor es in den Neubau des Reisebüros RUEFA übersiedelt. RUEFA bedeutete "Reisen und Erholung für alle" und war der Eigentümer von AZUR. Heute befindet sich das Reisebüro RUEFA in der Schrannengasse im ehemaligen Büro des Salzburger Automobil-, Motorrad- und Touring-Club (anschließen war auch für einige Jahre das Stadtbüro von Austrian Airlines dort untergebracht).
1980 bis 2000
In den 1980er beginnt dann eine Aufbruchsstimmung in der Reisebranche. Immer mehr Menschen können und wollen sich einen organisierten Urlaub leisten. Die Salzburger Reisebürokette REISEN+FREIZEIT, die im Familienbesitz der Familie Plischke ist, erlebt unter dem späteren Geschäfsführer von Salzburg Land Tourismus, Dr. Martin Uitz Höhenflüge und wird eine der größten österreichischen Reisebüroketten.
Der Firmensitz von REISEN+FREIZEIT ist im neuen AVA-Hof am Ferdiand-Hanusch-Platz in Salzburg. Ende der 1980er Jahre wird diese Reisebürokette von TUI übernommen und firmiert heute unter TUI Reisecenter. Ein ehemaliger Filialleiter und dann leitender Angestellter von REISEN+FREIZEIT, Bertl Egger, gründete 1997 ein weiteres Salzburger Reisebüro: GEO Reisen in der Alpenstraße. GEO Reisen zählt derzeit zu den größten österreichischen Reisebüros, das auch Franchiseunternehmen dabei da.
Schon 1986 gründete Peter Krackowizer, ebenfalls ein ehemaliger Mitarbeiter von REISEN+FREIZEIT sein mosaik reiseservice in der Stadt Salzburg, das bis 1999 bestanden hatte.
Weitere "verschwundene" Reisebüros, über die Informationen fehlen:
- Alles Sorbas, (Elsbethen-Glasenbach), wird 1994 von Gerhard Lindner gegründet;
- FFT-Flug und Ferntouristik, Mirabellplatz
- Reisebüro Hamberger, Neutorstraße
- Reisebüro Mozart, Ignaz-Rieder-Kai: später dann am Makartplatz 4 und daraus entstand das Reisebüro Amadeus am Makartplatz unter Leitung von Dr. Pöll (später dann Fürstenallee, jetzt Nonntaler Hauptstraße)
- Müller Touristik, Schrannengasse
- Reisebüro Neubauer, Griesgasse
- Reisebüro Renner, Kaigasse
- Südstadt Reisen, Linzergasse
- TOP Reisen, Hildmannsplatz
- Wagon Lits, Münzgasse: daraus wurde "Colombus Reiseservice", das jetzt zu Albus gehört
noch existierende Reisebüros:
- Reisebüro Amadeus, Nonntaler Hauptstraße, seit 1992, Ende 1999 wurde von Giller Reisen in München übernommen
- Reisebüro Gordon, Kaigasse: der Gründer Dkfm. Edward Gordon hat sein Reisebüro in der Stadt Salzburg an den Raiffeisen-Konzern Oberösterreich verkauft (nach 2000?)
- Mediatours Reisebüro in der Franz-Josef-Straße, wurde von Peter Meisnitzer 19? gegründet;
weitere, noch nicht erwähnte, alt eingessene Reisebüros:
- American Express am Mozartplatz
- KUONI mit einer Filiale in der Wüstenrot als Wüstenrot Reiseservice
und viele andere; in den 1990er Jahren gab es zweitweise über 50 Reisebüros im Stadtgebiet von Salzburg.
Erwähnenswert
Gegen Ende 1994 verschenkt die Kronenzeitung in einer Weihnachtsaktion zwischen 50.000 und 80.000 Reisen des österreichischen Reiseveranstalters Arena Reisen. Doch schon im nächsten Jahr, 1995, geht Arena Reisen mit 30 Mio Schilling Schulden Pleite und lässt tausende Urlauber sitzen.
Das Jahr 1996 wird noch vielen Touristikern und Salzburger in Erinnerung sein. Der österreichischen Griechenland Spezialist, ITAS Reisen, geht mit 990 bis 1.300 Mio Schilling im September in Konkurs und tausende Urlauber sitzen fest oder können nicht auf Urlaub gehen.
Die Salzburger Ferienmesse TOURF
Begonnen hat alles mit einer "Hausmesse" im Raiffeisenverband in der Schwarzstraße (1984?), die zwei Mal stattfand. Der Erfolg brachte mit sich, dass man in das alte Kongresshaus ausweichen musste. Aber schon 1987 ging dann die Ferienmessen in den Ausstellungshallen in Liefering über die Bühne. Damals waren noch fünf bis sechs Hallen mit Reiseveranstaltern, Reisebüros, Busunternehmen, Hotels, Fremdenverkehrsvereinen und Ländervertretungen aus aller Welt zu Gast.
Fast jedes noch so kleine Reisebüro leistete sich in den ersten Jahren der Ferienmessen seinen eigenen Ausstellungsstand. Im Laufe der Jahre begann aber die Ausstellerzahl, vor allem die lokalen Salzburger Anbieter immer weniger und weniger zu werden, bis man vor einigen Jahren die dann "TOURF" genannte Ferienmesse mit der Ausstellung "Die Hohe Jagd" zusammen spannte, um die Besucherzahlen halten zu können.
Die Reisebürotechnik von einst und jetzt
Bis in die 1990er Jahre waren die wichtigsten Kommunikationsmittel der Reisebüros, auch der Salzburger, das Telefon, das "Telex" und der Brief.
Telex war ein Datenübermittlungsverfahren, bei dem man auf einer Schreibmaschinentastatur fast alle Zeichen vorfand - nur aber alles in Kleinbuchstaben. Anfangs musste man "online" miteinander schreiben: man wählte auf einer Telefonwählscheibe eine Telex-Nummer an, erhielt ein Zeichen der Verbindung, sendete seine einige Nummer (z. B. "6333285 mosak a" von mosaik reiseservice), dann schrieb man zeitgleich z. B. nach Indien (die Minute kostete damals etwa € 7.--): ein Buchstabe nach dem anderen wurde so abgesetzt oder empfangen. Um Kosten zu sparen, bildeten sich internationale Kürzel, wie zum Beispiel "pls aswr asap with dtls abt rting tks rgds" (please answer as soon as possible with details about routing thanks regards). Später konnte man Texte auf Lochstreifen vorproduzieren und dann online ohne Zeitverzögerungen absetzen. Ein modernes Telexgerät kostete um die 7.000 Euro.
Erst Mitte der 1990er löste das Fax das Telex ab und das sich nie durchgesetzte Teletex (man konnte sogar Großbuchstaben senden! Die Sendezeit war deutlich geringer, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der Empfänger ebenfalls Teletexanschluss hatte).
Ende der 1980er begannen europäische Fluglinie mit Aufbau von vernetzten Computersystemen, die nach und nach auch in der Lage waren, Hotel- und anderen Buchungen durchzuführen. Das von LUFTHANSA mitentwickelte System hieß START, aus dem heute das Computerreservierungssystem AMADEUS wurde.
Um den Kunden ein Dokument in die Hand geben zu können, das ihn zur Inanspruchnahme der gebuchten Leistungen berechtigte, entwickelte sich der Voucher (sprich: Wautscher). Zunächst natürlich mit Schreibmaschine ausgefüllt, ein bis fünf Durchschläge, mit Kohlepapier, jeder wurde an einen der Leistungserbringer (Hotel, Transferunternehmen, Restaurant usw.) geschickt - mit der Post - und wurde unterschrieben und gestempelt - mit der Post - wieder an das Reisebüro zurück geschickt. Erst dann konnte man das Original dem Kunden aushändigen.
Heute wird durch eine Buchungseingabe ein automatischer Buchungsvorgang mit Unterlagendruck ausgelöst. Menschen sind da meist nicht mehr im Spiel.
Quellen
- www.stadt-salzburg.at
- Sonderheft 15 Jahre Profi Reisen Verlag, 16. April 2007
- Eigenartikel von Peter Krackowizer