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== Namensherkunft==
 
== Namensherkunft==
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Der Name wird auf das Bauerngut '''Scharfett''' in [[Flachau]] zurückgeführt.
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Der [[Familienname|Name]] wird auf das Bauerngut '''Scharfett''' in [[Flachau]] zurückgeführt.
    
Die älteste urkundliche Nennung „Scharfert“ ist aus der 2. Hälfte des [[12. Jahrhundert|12. Jahrhunderts]] überliefert; um [[1304]] wird das Gut als „Scharviehtses“ genannt, um [[1455]] als „Scharficht“ erwähnt. Der Bau war ursprünglich zusammen mit [[Schloss Höch]], dem [[Thurnhof]] und dem [[Specherhof]] Teil einer befestigten Talsperre.<ref>[[Friederike Zaisberger]] (siehe unten "Quellen") S. 455/456.</ref>
 
Die älteste urkundliche Nennung „Scharfert“ ist aus der 2. Hälfte des [[12. Jahrhundert|12. Jahrhunderts]] überliefert; um [[1304]] wird das Gut als „Scharviehtses“ genannt, um [[1455]] als „Scharficht“ erwähnt. Der Bau war ursprünglich zusammen mit [[Schloss Höch]], dem [[Thurnhof]] und dem [[Specherhof]] Teil einer befestigten Talsperre.<ref>[[Friederike Zaisberger]] (siehe unten "Quellen") S. 455/456.</ref>
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===Schar-Fetter?===
 
===Schar-Fetter?===
Nimmt man hingegen einen Ursprung in der deutschen Sprache an, so ist der Name „Scharfett“ offenkundig aus zwei Teilen zusammengesetzt; und geht man von einer möglichst alten Namensform wie „Scharficht“ (zur allerältesten Namensform „Scharfert“ und zum Wortteil „-ses“ in „Scharviehtses“ gibt es in der Literatur keine Aussagen) aus, so liegen die Trennung Schar-Ficht und für den Bestandteil „Ficht“ die Gleichsetzung mit dem Nadelbaum [[Fichte]] auf der Hand<ref>Ob der Wortteil „ fiecht “ tatsächlich auf „Fichte“ zurückzuführen ist, wäre noch vertiefend zu untersuchen. Zwar ist die mittelhochdeutsche Form des Baumnamens tatsächlich „viehte“, im bairisch-österreichischen Dialekt wäre aber die Form „Feicht “ zu erwarten. (Anm.&nbsp;[[Benutzer:Karl Irresberger|K.&nbsp;I.]])</ref>.
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Nimmt man hingegen einen Ursprung in der deutschen Sprache an, so ist der Name „Scharfett“ offenkundig aus zwei Teilen zusammengesetzt; und geht man von einer möglichst alten Namensform wie „Scharficht“ (zur allerältesten Namensform „Scharfert“ und zum Wortteil „-ses“ in „Scharviehtses“ gibt es in der Literatur keine Aussagen) aus, so liegen die Trennung Schar-Ficht und für den Bestandteil „Ficht“ die Gleichsetzung mit dem Nadelbaum [[Fichte]] auf der Hand<ref>Ob der Wortteil „ fiecht “ tatsächlich auf „Fichte“ zurückzuführen ist, wäre noch vertiefend zu untersuchen. Zwar ist die mittelhochdeutsche Form des Baumnamens tatsächlich „viehte“, im bairisch-österreichischen Dialekt wäre aber die Form „Feicht“ zu erwarten. (Anm.&nbsp;[[Benutzer:Karl Irresberger|K.&nbsp;I.]])</ref>.
    
Schwieriger ist die Deutung des Namensteils „Schar“: Folgende Deutungen werden angeboten:
 
Schwieriger ist die Deutung des Namensteils „Schar“: Folgende Deutungen werden angeboten:
 
* Wie in „Scharwerk“ (ein Frondienst mit Mann und Spannvieh)<ref>Helmut Silbernagl, ''Almsommer'' (2003), Verlag Bergemann + Mayr; Willibald Mayrhofer, ''Quellenerläuterungen für Haus- und Familienforscher in [[Oberösterreich]]'' (1992), Glossar: „Robotverzeichnisse“.</ref> und „Scharschindel“ ([[Leopold Ziller|Ziller]])<ref>[[Leopold Ziller]], ''Salzburger Familiennamen'' (1986).</ref>;
 
* Wie in „Scharwerk“ (ein Frondienst mit Mann und Spannvieh)<ref>Helmut Silbernagl, ''Almsommer'' (2003), Verlag Bergemann + Mayr; Willibald Mayrhofer, ''Quellenerläuterungen für Haus- und Familienforscher in [[Oberösterreich]]'' (1992), Glossar: „Robotverzeichnisse“.</ref> und „Scharschindel“ ([[Leopold Ziller|Ziller]])<ref>[[Leopold Ziller]], ''Salzburger Familiennamen'' (1986).</ref>;
* Scharfichte“ bedeutet „Grenzfichte“ (Zaisberger)<ref>Zaisberger (aaO) S. 455/456: ''„Der gegenüberliegende Specherhof und Scharfett geben mit ihren Namen einen Hinweis auf ihre alte Grenzfunktion: Specher wird von »ausspähen, ausschauen« abgeleitet, Scharfett kommt von »Scharfichte«, was soviel bedeutet wie Grenzfichte. Gemeint ist damit die Grenze zwischen dem Besitz der Herren von [[Guetrater|Guetrat]] am Oberlauf der [[Enns]] und der Herrschaft [[Wagrain]], …“''</ref>;
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* „Scharfichte“ bedeutet „Grenzfichte“ (Zaisberger)<ref>Zaisberger (aaO) S. 455/456: ''„Der gegenüberliegende Specherhof und Scharfett geben mit ihren Namen einen Hinweis auf ihre alte Grenzfunktion: Specher wird von »ausspähen, ausschauen« abgeleitet, Scharfett kommt von »Scharfichte«, was soviel bedeutet wie Grenzfichte. Gemeint ist damit die Grenze zwischen dem Besitz der Herren von [[Guetrater|Guetrat]] am Oberlauf der [[Enns]] und der Herrschaft [[Wagrain]], …“''</ref>;
 
* [[Franz Valentin Zillner|Zillner]]<ref>[[Franz Valentin Zillner]], ''Busch und Baum, Wald und Au in salzburgischen Flur- und Ortsnamen'', in: [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] 20, 1880, S.&nbsp;130-147 (138).</ref> bietet drei mögliche Deutungen an:
 
* [[Franz Valentin Zillner|Zillner]]<ref>[[Franz Valentin Zillner]], ''Busch und Baum, Wald und Au in salzburgischen Flur- und Ortsnamen'', in: [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] 20, 1880, S.&nbsp;130-147 (138).</ref> bietet drei mögliche Deutungen an:
 
** Scharfichte als Baum, um den sich junge Bäume ''scharen'' sollen;
 
** Scharfichte als Baum, um den sich junge Bäume ''scharen'' sollen;
 
** Schirmfichte als Baum, unter dem das Weidevieh ''Schutz'' sucht;
 
** Schirmfichte als Baum, unter dem das Weidevieh ''Schutz'' sucht;
 
** Scharfichte als Fichte, die zu einem „''Schergen''lehen“ gehört:
 
** Scharfichte als Fichte, die zu einem „''Schergen''lehen“ gehört:
:''„Scharfeucht ist jene Fiche, die man in einem Holzmaiße stehen läßt, damit sich um dieselbe, als Samenbaum, das Junggewächs scharen könne. Vgl. Schm. II. 446. […] Verschieden hievon diend die „Scher- oder Schermfichten“ […], große weitästige Bäume, unter welchen das weidende Vieh bei Ungewitter Schutz sucht. Aber beide Benennungen, „Schar- und Scherfeucht“, können auch Beziehnungen zu den „Schorn-“, „Schern“- und „Scharn“gütern aufweisen, welche nachweislich […] die „Schergenlehen“ (von ahd. '' „Scarjo“'') waren.“''<ref>Es gab oder gibt in Reitdorf auch ein Bauerngut „Scharrbach“. (Anm.&nbsp;[[Benutzer:Karl Irresberger|K.&nbsp;I.]])</ref>
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:''„Scharfeucht ist jene Fiche, die man in einem Holzmaiße stehen läßt, damit sich um dieselbe, als Samenbaum, das Junggewächs scharen könne. Vgl. Schm. II. 446. […] Verschieden hievon diend die „Scher- oder Schermfichten“ […], große weitästige Bäume, unter welchen das weidende Vieh bei Ungewitter Schutz sucht. Aber beide Benennungen, „Schar- und Scherfeucht“, können auch Beziehungen zu den „Schorn-“, „Schern“- und „Scharn“gütern aufweisen, welche nachweislich […] die „Schergenlehen“ (von ahd. '' „Scarjo“'') waren.“''<ref>Es gab oder gibt in Reitdorf auch ein Bauerngut „Scharrbach“. (Anm.&nbsp;[[Benutzer:Karl Irresberger|K.&nbsp;I.]])</ref>
    
===Scharf-…??===
 
===Scharf-…??===
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Auf einer Deutung als „Scharf-Vetter“ mag die ostpreußische Schreibweise „Scharffetter“ beruhen, die aber mit der ursprünglichen Bedeutung nichts zu tun hat.
 
Auf einer Deutung als „Scharf-Vetter“ mag die ostpreußische Schreibweise „Scharffetter“ beruhen, die aber mit der ursprünglichen Bedeutung nichts zu tun hat.
      
== Allgemeines zur Verbreitung und Genealogie==
 
== Allgemeines zur Verbreitung und Genealogie==
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Nach der Zahl der Telefonbucheintragungen (2004: rund 300 in Österreich, Deutschland, der Schweiz und den USA) zu schließen, verteilen sich die Träger des Namens Scharfetter, einschließlich der Schreibvariante "Schar''ff''etter", zu ungefähr je einem Drittel auf den [[Pongau]], das übrige Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland. Die Verbreitung in Deutschland ist hauptsächlich auf die [[Protestantenvertreibung]] von [[1731]]/[[1732|32]] zurückzuführen, als deren Folge mehrere Scharfetter-Familienzweige nach Ostpreußen (genauer: Preußisch-Litauen) gelangten; dort entstand auch die Schreibvariante mit ff, die in Deutschland viel zahlreicher ist als die mit einfachem f.  
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Nach der Zahl der Telefonbucheintragungen (2004: rund 300 in Österreich, [[Deutschland]], der [[Schweiz]] und den[[USA]]) zu schließen, verteilen sich die Träger des Namens Scharfetter, einschließlich der Schreibvariante "Schar''ff''etter", zu ungefähr je einem Drittel auf den [[Pongau]], das übrige Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland. Die Verbreitung in Deutschland ist hauptsächlich auf die [[Protestantenvertreibung]] von [[1731]]/[[1732|32]] zurückzuführen, als deren Folge mehrere Scharfetter-Familienzweige nach [[Salzburger in Ostpreußen|Ostpreußen]] (genauer: Preußisch-Litauen) gelangten; dort entstand auch die Schreibvariante mit ff, die in Deutschland viel zahlreicher ist als die mit einfachem f.  
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Ein großer Teil der heute lebenden Scharfetters und Scharffetters leitet sich von den oben genannten, seinerzeitigen Besitzern des Scharfetthofes ab, die somit als Hauptlinie bezeichnet werden kann. Es gibt aber insbesondere eine Gasteiner Linie, die mit dem [[Weitmoserschlössl]] verbunden ist und bis ca. 1600 zurückverfolgt werden, jedoch nicht an die Hauptlinie angeschlossen werden kann.  
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Ein großer Teil der heute lebenden Scharfetters und Scharffetters leitet sich von den oben genannten, seinerzeitigen Besitzern des Scharfetthofes ab, die somit als Hauptlinie bezeichnet werden kann. Es gibt aber insbesondere eine [[Gastein]]er Linie, die mit dem [[Weitmoserschlössl]] verbunden ist und bis ca. 1600 zurückverfolgt werden, jedoch nicht an die Hauptlinie angeschlossen werden kann.  
    
==Genealogischer Überblick über die Hauptlinie==
 
==Genealogischer Überblick über die Hauptlinie==
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*** Christian Scharfetter (1619/81), Hintermoos 1648
 
*** Christian Scharfetter (1619/81), Hintermoos 1648
 
**** Hans Scharfetter (1644/78[75?]) Ketzermayr??lehen)
 
**** Hans Scharfetter (1644/78[75?]) Ketzermayr??lehen)
***** Moritz Scharfetter (* 1673?/1714), Ketzer??meyram Mayrlehen
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***** Moritz Scharfetter (* 1673?/1714), Ketzer??meyr am Mayrlehen
 
****** Hans (* 1707), ''Stallupönen''
 
****** Hans (* 1707), ''Stallupönen''
 
****** Christian (* 1709), ''Lengwethen''
 
****** Christian (* 1709), ''Lengwethen''
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* Rudolf Scharfetter (* 1880 Salzburg, † 1956 Graz), Pflanzengeograph
 
* Rudolf Scharfetter (* 1880 Salzburg, † 1956 Graz), Pflanzengeograph
* Rupert Scharfetter, ehemals Bürgermeister von [[Radstadt]]
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* [[Rupert Scharfetter]], ehemals Bürgermeister von [[Radstadt]]
 
* Christian Scharfetter (* 1936 Innsbruck), Psychiater und Fachschriftsteller
 
* Christian Scharfetter (* 1936 Innsbruck), Psychiater und Fachschriftsteller
 
* [[Hans Scharfetter]] (* 1962 Schwarzach), Unternehmer und Politiker  
 
* [[Hans Scharfetter]] (* 1962 Schwarzach), Unternehmer und Politiker  
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== Quellen ==
 
== Quellen ==
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* [[Friederike Zaisberger]]: ''Zur Geschichte des Scharfetthofes in der Flachau'', in: ''Heimat als Erbe und Auftrag. Beiträge zur Volkskunde und Kulturgeschichte. Festschrift für [[Kurt Conrad]], Direktor des [[Salzburger Freilichtmuseum]]s zum 65. Geburtstag.'' Herausgegeben von [[Rotraut Acker-Sutter]] für das [[Salzburger Landesinstitut für Volkskunde]] und die [[Salzburger Heimatpflege]]. [[Otto Müller Verlag Salzburg]], Salzburg 1984.  
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* [[Friederike Zaisberger]]: ''Zur Geschichte des Scharfetthofes in der Flachau'', in: ''Heimat als Erbe und Auftrag. Beiträge zur Volkskunde und Kulturgeschichte. Festschrift für [[Kurt Conrad]], Direktor des [[Salzburger Freilichtmuseum]]s zum 65. Geburtstag.'' Herausgegeben von [[Rotraut Acker-Sutter]] für das [[Salzburger Landesinstitut für Volkskunde]] und die [[Salzburger Heimatpflege]]. [[Otto Müller Verlag|Otto Müller Verlag Salzburg]], Salzburg 1984.  
* [[Leopold Ziller]]: ''Die Salzburger Familiennamen. Ihre Entstehung, Herkunft und Bedeutung.'' Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Erg.-Bd. 11 Salzburg 1986.  
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* [[Leopold Ziller]]: ''Die Salzburger Familiennamen. Ihre Entstehung, Herkunft und Bedeutung.'' [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] Erg.-Bd. 11 Salzburg 1986.  
 
* Stefan Scharfetter: ''Geschichte, Struktur und Erbfolge des Gutes Scharfetter (Leidreiting, Puellehen), Reitdorf Nr. 27.'' Unveröffentlichtes Manuskript, um 1940.
 
* Stefan Scharfetter: ''Geschichte, Struktur und Erbfolge des Gutes Scharfetter (Leidreiting, Puellehen), Reitdorf Nr. 27.'' Unveröffentlichtes Manuskript, um 1940.
* [[Hermann Gollub]]: ''Stammbuch der ostpreußischen Salzburger.'' Gumbinnen 1934 / Bielefeld 1999.
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* [[Hermann Gollub]]: ''Stammbuch der [[Salzburger in Ostpreußen|ostpreußischen Salzburger]].'' Gumbinnen 1934 / Bielefeld 1999.
* Matriken der r.k. Pfarre Altenmarkt im Pongau
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* Matriken der r.k. Pfarre [[Altenmarkt im Pongau]]
 
* [http://www.familysearch.org www.familysearch.org]
 
* [http://www.familysearch.org www.familysearch.org]
 
* Verschiedene Ahnentafeln   
 
* Verschiedene Ahnentafeln   

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