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| | ==Judendorf in Goldegg== | | ==Judendorf in Goldegg== |
| − | Der Judenhof in der Ortschaft March in [[Goldegg]] im [[Pongau]] ist ein adeliger Ansitz. Er liegt am Übergang von Goldegg nach Goldegg-Weng. Urkundlich wird er erstmals als ein erzbischöfliches Ritterlehen des Konrad Prünlinger im Jahr [[1429]] genannt: "''Ain hof genannt datz Judendorf''“. Die Familie Prünlinger, eine Familie niederen ritterlichen Adels, blieb bis zum Aussterben im Mannesstamm im Jahr [[1553]] im Besitz des Gutes. Nachfolgend hatten das Gut verschiedene Familien im Beamtenadelsstand inne. Im [[17. Jahrhundert]] wurde der "Sitz Judendorf“ Eigentum einer bäuerlichen Familie und damit wandelte sich nach Salzburger Brauch das bisherige Ritterlehen zum Beutellehen. Im [[18. Jahrhundert]] kam die Bezeichnung Judendorf ab und wandelte sich in Judenhof. | + | Der Judenhof in der Ortschaft March in [[Goldegg]] im [[Pongau]] ist ein adeliger Ansitz. Er liegt am Übergang von Goldegg nach Goldegg-Weng. Urkundlich wird er erstmals als ein erzbischöfliches Ritterlehen des Konrad Prünlinger im Jahr [[1429]] genannt: "''Ain hof genannt datz Judendorf''". Die Familie Prünlinger, eine Familie niederen ritterlichen Adels, blieb bis zum Aussterben im Mannesstamm im Jahr [[1553]] im Besitz des Gutes. Nachfolgend hatten das Gut verschiedene Familien im Beamtenadelsstand inne. Im [[17. Jahrhundert]] wurde der "Sitz Judendorf" Eigentum einer bäuerlichen Familie und damit wandelte sich nach Salzburger Brauch das bisherige Ritterlehen zum Beutellehen. Im [[18. Jahrhundert]] kam die Bezeichnung Judendorf ab und wandelte sich in Judenhof. |
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| | ===Verkehrsanbindung=== | | ===Verkehrsanbindung=== |
| − | Der Judenhof gilt aus heutiger Sicht als abgelegen, d. h. als verkehrsfern. Vor 1553, als die Straße zwischen [[Schwarzach]] und [[Lend]] (damals Hirschfurt) durch das [[Salzachtal]] gebaut wurde, führte der Weg in mehreren Strängen über die Terassen von [[St. Veit im Pongau]] und Goldegg und damit in nächster Nähe am Judendorf / Judenhof vorbei. Der ursprüngliche Weg verlief weiter nach [[Embach]] hinauf, von wo er einerseits flussaufwärts über [[Taxenbach]] in das [[Raurisertal]] hinein und andererseits weiter in den [[Pinzgau]] hinauf führte. Der Weg über das Raurisertal ist die Verbindung zum viel benutzten [[Saumweg]] über den [[Rauriser Tauern]], auch ''Heiligenbluter Tauern'' genannt. Der Saumweg führte weiter zur Straße über den Plöckenpass. Diese Straße wurde im Mittelalter als "obere Straße“ bezeichnet, die parallel zum Weg über den [[Radstädter Tauern]], "untere Straße“ genannt, eine wichtige Verbindung zwischen Salzburg und Italien - vor allem [[Friaul]] und [[Venedig]] – war. Die "obere Straße“ teilte sich bei der "[[Fuscher Wegscheide]]“ in zwei Stränge. Der Weg über das [[Seidlwinkltal]], das Raurisertal, [[Embach]], Goldegg und St. Veit im Pongau führt über den [[Pass Lueg]] nach Salzburg. Der andere Strang geht westlich davon in das [[Fuscher Tal]] hinab und weiter über [[Zell am See]] und [[Bad Reichenhall]] ebenfalls nach Salzburg. | + | Der Judenhof gilt aus heutiger Sicht als abgelegen, d. h. als verkehrsfern. Vor 1553, als die Straße zwischen [[Schwarzach]] und [[Lend]] (damals Hirschfurt) durch das [[Salzachtal]] gebaut wurde, führte der Weg in mehreren Strängen über die Terassen von [[St. Veit im Pongau]] und Goldegg und damit in nächster Nähe am Judendorf / Judenhof vorbei. Der ursprüngliche Weg verlief weiter nach [[Embach]] hinauf, von wo er einerseits flussaufwärts über [[Taxenbach]] in das [[Raurisertal]] hinein und andererseits weiter in den [[Pinzgau]] hinauf führte. Der Weg über das Raurisertal ist die Verbindung zum viel benutzten [[Saumweg]] über den [[Rauriser Tauern]], auch ''Heiligenbluter Tauern'' genannt. Der Saumweg führte weiter zur Straße über den Plöckenpass. Diese Straße wurde im Mittelalter als "obere Straße" bezeichnet, die parallel zum Weg über den [[Radstädter Tauern]], "untere Straße" genannt, eine wichtige Verbindung zwischen Salzburg und Italien - vor allem [[Friaul]] und [[Venedig]] – war. Die "obere Straße" teilte sich bei der "[[Fuscher Wegscheide]]" in zwei Stränge. Der Weg über das [[Seidlwinkltal]], das Raurisertal, [[Embach]], Goldegg und St. Veit im Pongau führt über den [[Pass Lueg]] nach Salzburg. Der andere Strang geht westlich davon in das [[Fuscher Tal]] hinab und weiter über [[Zell am See]] und [[Bad Reichenhall]] ebenfalls nach Salzburg. |
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| | ===Nahe Märkte und römische Funde=== | | ===Nahe Märkte und römische Funde=== |
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| | An dem Wegstrang, der von der Fuscher Wegscheid durch das [[Fuscher Tal]] nach Norden Richtung Zell am See und weiter über das [[Saalachtal]] nach Salzburg führt, liegt ebenfalls ein Judendorf. Es besteht aus zwei Bauerngütern namens Vorder- und Hinterjudendorf, die früher auch Örtlehen und Vogllehen genannt wurden und liegt im vorderen nördlichen Teil des Fuscher Tales auf dem Westhang, etwa 20 m über der Talsohle. Dieses Judendorf gehört zur Gemeinde [[Fusch an der Großglocknerstraße]] und zwar zur sog. Zeller Fusch (Gerichtsbezirk Zell am See). Die frühere Landstraße verlief direkt am Judendorf, während die heutige Straße, die [[Großglockner Hochalpenstraße]], gerade und ohne Steigung am Fuß der kleinen Anhöhe vorbei führt. Die heutige Zufahrt von der Glocknerstraße nach Judendorf ist Teil der ehemaligen Landstraße. | | An dem Wegstrang, der von der Fuscher Wegscheid durch das [[Fuscher Tal]] nach Norden Richtung Zell am See und weiter über das [[Saalachtal]] nach Salzburg führt, liegt ebenfalls ein Judendorf. Es besteht aus zwei Bauerngütern namens Vorder- und Hinterjudendorf, die früher auch Örtlehen und Vogllehen genannt wurden und liegt im vorderen nördlichen Teil des Fuscher Tales auf dem Westhang, etwa 20 m über der Talsohle. Dieses Judendorf gehört zur Gemeinde [[Fusch an der Großglocknerstraße]] und zwar zur sog. Zeller Fusch (Gerichtsbezirk Zell am See). Die frühere Landstraße verlief direkt am Judendorf, während die heutige Straße, die [[Großglockner Hochalpenstraße]], gerade und ohne Steigung am Fuß der kleinen Anhöhe vorbei führt. Die heutige Zufahrt von der Glocknerstraße nach Judendorf ist Teil der ehemaligen Landstraße. |
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| − | Bei der ersten urkundlichen Erwähnung im erzbischöflichen Urbar "inner Gebirg“ ca. [[1350]] bestand das Judendorf aus drei Gütern, von denen die zwei oben genannten etwa um die Mitte des [[15. Jahrhundert]] zu einem Gut zusammengelegt wurden. Aus dem Umstand, dass die drei Güter ursprünglich je 100 Stück Käse dienten, was zusammen mit 300 Stück den typischen Dienst einer alpenländischen [[Schwaige]] ausmacht, ist zu schließen, dass es sich ursprünglich um ein Gut gehandelt hat. | + | Bei der ersten urkundlichen Erwähnung im erzbischöflichen Urbar "inner Gebirg" ca. [[1350]] bestand das Judendorf aus drei Gütern, von denen die zwei oben genannten etwa um die Mitte des [[15. Jahrhundert]] zu einem Gut zusammengelegt wurden. Aus dem Umstand, dass die drei Güter ursprünglich je 100 Stück Käse dienten, was zusammen mit 300 Stück den typischen Dienst einer alpenländischen [[Schwaige]] ausmacht, ist zu schließen, dass es sich ursprünglich um ein Gut gehandelt hat. |
| | * Hauptartikel: [[Judenbichl]] | | * Hauptartikel: [[Judenbichl]] |
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| | ==Einzelhöfe== | | ==Einzelhöfe== |
| − | Als ehemalige Einzelhöfe fallen beide Judendörfer aus dem sonst üblichen Rahmen, weil sog. Einödflurgebiete meist zu jüngeren Siedlungsgebieten gehören. Im Bereich Goldegg und St. Veit im Pongau sind allerdings bereits im [[10. Jahrhundert]] mehrfach alte Meierhöfe nachweisbar, während das Fuscher Tal vermutlich erst in der Epoche nach der im [[11. Jahrhundert]] einsetzenden großen Rodungswelle besiedelt wurde. Für diese Annahme spricht, dass das schmale Tal in der Längsrichtung durch eine politische Grenze zwischen den ehemaligen Landgerichten und späteren Bezirksgerichten Taxenbach und Zell geteilt war. Daher stammt die Bezeichnung >Taxenbacher Fusch< (östliche Talseite) und >Zeller Fusch> (westliche Talseite), die auch heute noch durch den Vorspann T oder Z vor der Hausnummer zum Ausdruck kommt. Ein weiterer Umstand, der auf die spätere Besiedlung deutet ist, dass die "Uusca“ noch um das Jahr [[963]] als Waldgrenze belegt ist. Darüber hinaus weisen viele Güter im Fuscher Tal von ihrer Funktion her - sie dienten nur Weizen, nicht aber die sonst üblichen Getreidearten Roggen und Hafer – auf die Rodungszeit des 11., bzw. 12. Jahrhunderts einerseits und andererseits, weil es sich bei diesen Gütern um Schwaiggüter handelt. Das bedeutet, dass es sich beim Judendorf im Fuscher Tal entweder um eine relativ junge Gründung handelt, oder dass schon vor der landwirtschaftlichen Nutzung ein einsamer Judenhof am Saumweg stand. Der Zeitpunkt der Gründung ist heute nicht klärbar. | + | Als ehemalige Einzelhöfe fallen beide Judendörfer aus dem sonst üblichen Rahmen, weil sog. Einödflurgebiete meist zu jüngeren Siedlungsgebieten gehören. Im Bereich Goldegg und St. Veit im Pongau sind allerdings bereits im [[10. Jahrhundert]] mehrfach alte Meierhöfe nachweisbar, während das Fuscher Tal vermutlich erst in der Epoche nach der im [[11. Jahrhundert]] einsetzenden großen Rodungswelle besiedelt wurde. Für diese Annahme spricht, dass das schmale Tal in der Längsrichtung durch eine politische Grenze zwischen den ehemaligen Landgerichten und späteren Bezirksgerichten Taxenbach und Zell geteilt war. Daher stammt die Bezeichnung >Taxenbacher Fusch< (östliche Talseite) und >Zeller Fusch> (westliche Talseite), die auch heute noch durch den Vorspann T oder Z vor der Hausnummer zum Ausdruck kommt. Ein weiterer Umstand, der auf die spätere Besiedlung deutet ist, dass die "Uusca" noch um das Jahr [[963]] als Waldgrenze belegt ist. Darüber hinaus weisen viele Güter im Fuscher Tal von ihrer Funktion her - sie dienten nur Weizen, nicht aber die sonst üblichen Getreidearten Roggen und Hafer – auf die Rodungszeit des 11., bzw. 12. Jahrhunderts einerseits und andererseits, weil es sich bei diesen Gütern um Schwaiggüter handelt. Das bedeutet, dass es sich beim Judendorf im Fuscher Tal entweder um eine relativ junge Gründung handelt, oder dass schon vor der landwirtschaftlichen Nutzung ein einsamer Judenhof am Saumweg stand. Der Zeitpunkt der Gründung ist heute nicht klärbar. |
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| | Über das Ende des Judendorfes als solches gibt es die Vermutung, dass möglicherweise die Auflösung der Judenansiedlung als Anlass zur Umwandlung in eine Schwaige genommen wurde. | | Über das Ende des Judendorfes als solches gibt es die Vermutung, dass möglicherweise die Auflösung der Judenansiedlung als Anlass zur Umwandlung in eine Schwaige genommen wurde. |
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| | ==Zusammenfassung== | | ==Zusammenfassung== |
| − | Mit diesen beiden Judendörfern an der "oberen“ Salzburger Alpenstraße ist das Vorhandensein alter jüdischer Ansiedlungen auch für die westlichste der Haupthandelsrouten, die aus Friaul über die Alpen führten, belegt. Man nimmt an, ''"dass die Ansiedlung jüdischer Händler in den östlichen Alpenländern von Nordostitalien ausging.“'' Das Ende der Judendörfer in einer rein ländlichen Umgebung wurde durch die Entstehung von Märkten und Städten im 12. Und 13. Jahrhundert herbeigeführt. Die Juden zogen einerseits selbst in die Märkte und Städte und andererseits wurden sie durch das Erstarken des "einheimischen Kaufmannsstandes“ aus dem Warenhandel verdrängt. | + | Mit diesen beiden Judendörfern an der "oberen" Salzburger Alpenstraße ist das Vorhandensein alter jüdischer Ansiedlungen auch für die westlichste der Haupthandelsrouten, die aus Friaul über die Alpen führten, belegt. Man nimmt an, ''"dass die Ansiedlung jüdischer Händler in den östlichen Alpenländern von Nordostitalien ausging."'' Das Ende der Judendörfer in einer rein ländlichen Umgebung wurde durch die Entstehung von Märkten und Städten im 12. Und 13. Jahrhundert herbeigeführt. Die Juden zogen einerseits selbst in die Märkte und Städte und andererseits wurden sie durch das Erstarken des "einheimischen Kaufmannsstandes" aus dem Warenhandel verdrängt. |
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| | == Bilder == | | == Bilder == |
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| | ==Quellen== | | ==Quellen== |
| − | * "Judendörfer im Salzburgischen“, Mitteilungen der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], Salzburg [[1960]], 5. Ergänzungsband, Festschrift zum 65. Geburtstag von [[Herbert Klein]], S. 631 | + | * "Judendörfer im Salzburgischen", Mitteilungen der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], Salzburg [[1960]], 5. Ergänzungsband, Festschrift zum 65. Geburtstag von [[Herbert Klein]], S. 631 |
| | * {{Quelle SAGIS}} | | * {{Quelle SAGIS}} |
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