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| | In geringen Mengen getrunken zählt Schnaps zu den Genussmitteln. In größeren Mengen genossen führt er zu Enthemmung und Abhängigkeit. [[1587]] beschwerte sich der [[Saalfelden|Saalfeldner]] Landrichter Sebastian Seidl über das Lärmen im Markt. Zu nächtlicher Weile herrsche Unzucht mit Gotteslästerung sowie ein Singen und Geschrei. Ursache dieses Missstandes seien 28 Branntweinwirte in seinem Gerichtsbezirk. | | In geringen Mengen getrunken zählt Schnaps zu den Genussmitteln. In größeren Mengen genossen führt er zu Enthemmung und Abhängigkeit. [[1587]] beschwerte sich der [[Saalfelden|Saalfeldner]] Landrichter Sebastian Seidl über das Lärmen im Markt. Zu nächtlicher Weile herrsche Unzucht mit Gotteslästerung sowie ein Singen und Geschrei. Ursache dieses Missstandes seien 28 Branntweinwirte in seinem Gerichtsbezirk. |
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| − | Offenbar hatten [[Erzbischof|erzbischöfliche]] Mandate keinen Erfolg gezeitigt. Von der Obrigkeit in Salzburg kam der strenge Befehl, an Sonn- und Feiertagen "''keinerlei Prandtwein''" auszuschenken. An Werktagen hingegen dürften vier Personen Branntwein ausschenken. Jedoch nur eine Menge im Wert von drei [[Pfenning]]en, damit sich "''kainer des Prandtweins mit solchem Überfluß und Unmessigkhait wie bisher beschechen gebrauche''". | + | Offenbar hatten [[Erzbischof|erzbischöfliche]] Mandate keinen Erfolg gezeitigt. Von der Obrigkeit in Salzburg kam der strenge Befehl, an Sonn- und Feiertagen "''keinerlei Prandtwein''" auszuschenken. An Werktagen hingegen dürften vier Personen Branntwein ausschenken. Jedoch nur eine Menge im Wert von drei [[Pfennig|Pfenning]]en, damit sich "''kainer des Prandtweins mit solchem Überfluß und Unmessigkhait wie bisher beschechen gebrauche''". |
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| | Im [[18. Jahrhundert]] wurden Brennrechtskataster geführt. Von den 142 [[Oberpinzgau]]er Konzessionen lauteten nur 14 auf Enzian- oder Meisterwurzschnaps. [[1749]] wird berichtet, dass Lorenz Prandstätter und Georg Seidl am [[Steinernes Meer|Steinernen Meer]], am [[Funtensee]] berechtigt waren, Enzianwurzeln zu graben. Da ihnen deren Transport ins Tal zu beschwerlich war, gaben sie die Konzession zurück. Statt ihnen erhielt Mathias Dengg zu Egg im [[Pfleggericht Mittersill]] die Erlaubnis, Enzianwurzeln am Steinernen Meer durch seine [[Dienstbote]]n graben und zum Brennen nach Hause bringen zu lassen. | | Im [[18. Jahrhundert]] wurden Brennrechtskataster geführt. Von den 142 [[Oberpinzgau]]er Konzessionen lauteten nur 14 auf Enzian- oder Meisterwurzschnaps. [[1749]] wird berichtet, dass Lorenz Prandstätter und Georg Seidl am [[Steinernes Meer|Steinernen Meer]], am [[Funtensee]] berechtigt waren, Enzianwurzeln zu graben. Da ihnen deren Transport ins Tal zu beschwerlich war, gaben sie die Konzession zurück. Statt ihnen erhielt Mathias Dengg zu Egg im [[Pfleggericht Mittersill]] die Erlaubnis, Enzianwurzeln am Steinernen Meer durch seine [[Dienstbote]]n graben und zum Brennen nach Hause bringen zu lassen. |
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| | [[1757]] suchten die [[Leogang]]er "''unterthänigst und flehentlich''" um eine Brenn-Konzession für Andrä Langegger vom Schacherhäusl in Rosental und Bartlmä Kreidlsberger an. Ihre Begründung: Branntwein und Öle würden bei menschlichen Gebrechen und bei Viehkrankheiten verordnet und dass "''bedrängte Leut sich leichter ernähren können''". [[1777]] wird von einem "versoffenen" Bauern berichtet, der sich "''bald zu Todt gefallen''" hat, als er aus dem Branntwein-Wirtshäusl Unternasen sternvoll heimgehen wollte. | | [[1757]] suchten die [[Leogang]]er "''unterthänigst und flehentlich''" um eine Brenn-Konzession für Andrä Langegger vom Schacherhäusl in Rosental und Bartlmä Kreidlsberger an. Ihre Begründung: Branntwein und Öle würden bei menschlichen Gebrechen und bei Viehkrankheiten verordnet und dass "''bedrängte Leut sich leichter ernähren können''". [[1777]] wird von einem "versoffenen" Bauern berichtet, der sich "''bald zu Todt gefallen''" hat, als er aus dem Branntwein-Wirtshäusl Unternasen sternvoll heimgehen wollte. |
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| − | [[1788]] wurden auch in anderen Orten Missstände aufgezeigt. Das [[Hofgericht]] wurde gebeten, die Branntwein- Brennrechte einzuschränken. In den .Branntweinhäusln" geschehe Unfug, der zur "Erzeugung so vieler unehelicher Kinder" führe. Die Pfleggerichte waren jedoch gegen eine Verminderung, da die jungen Leute Schnaps in den Wirtshäusern oder aus [[Tirol]] bekämen, wodurch wieder Geld ins Ausland ginge. Außerdem sei Schnaps für die starke Arbeit im Gebirge notewendig. | + | [[1788]] wurden auch in anderen Orten Missstände aufgezeigt. Das [[Hofgericht]] wurde gebeten, die Branntwein-Brennrechte einzuschränken. In den .Branntweinhäusln" geschehe Unfug, der zur "Erzeugung so vieler unehelicher Kinder" führe. Die Pfleggerichte waren jedoch gegen eine Verminderung, da die jungen Leute Schnaps in den Wirtshäusern oder aus [[Tirol]] bekämen, wodurch wieder Geld ins Ausland ginge. Außerdem sei Schnaps für die starke Arbeit im Gebirge notwendig. |
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| | Ein Pfleger berichtete, dass sich Bauerntöchter und Dirnen mit Branntwein versehen, um damit ihre Gasselgeher und Verehrer bis zum Rausch zu bedienen. Trotzdem sah sich der [[Hofrat]] nicht genötigt, die Brenn-Gerechtigkeiten zu reduzieren ([[Kaprun]] 85, Saalfelden 25, [[Taxenbach]] 213?, [[Mittersill]] 142, [[Rauris]] 35). | | Ein Pfleger berichtete, dass sich Bauerntöchter und Dirnen mit Branntwein versehen, um damit ihre Gasselgeher und Verehrer bis zum Rausch zu bedienen. Trotzdem sah sich der [[Hofrat]] nicht genötigt, die Brenn-Gerechtigkeiten zu reduzieren ([[Kaprun]] 85, Saalfelden 25, [[Taxenbach]] 213?, [[Mittersill]] 142, [[Rauris]] 35). |
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| | == Quelle == | | == Quelle == |
| − | * [[Salzburger Woche]], Weihnachtsausgabe Dezember 2012, ein Artikel von Alois Eder, | + | * [[Salzburger Woche]], Weihnachtsausgabe Dezember 2012, ein Artikel von [[Alois Eder]] |
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| | [[Kategorie:Getränke]] | | [[Kategorie:Getränke]] |