Alois Kothgasser: Unterschied zwischen den Versionen
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| − | [[Datei:Kothgassser 02.jpg|thumb| | + | [[Datei:Kothgassser 02.jpg|thumb|Im [[Stiftshof St. Peter|Stiftshof]] der [[Erzabtei St. Peter]] begrüßte Erzbischof Dr. Alois Kothgasser die Pilgergruppe, die erstmals den Weg von Gaden in [[Waging am See]] über [[Traunstein]] - [[Bad Reichenhall]] nach Salzburg gegangen ist. September 2010.]] |
[[Datei:Buch061008a.jpg|thumb|[[Bernhard Iglhauser]] und [[Bürgermeister der Marktgemeinde Thalgau|Bürgermeister]] [[Martin Greisberger]] bei der Übergabe der Ausstellungstafeln "Blutzeugen des Glaubens" und des Buches "Hut ab vor den Bekennern" an Erzbischof Dr. Alois Kothgasser im Herbst 2008.]] | [[Datei:Buch061008a.jpg|thumb|[[Bernhard Iglhauser]] und [[Bürgermeister der Marktgemeinde Thalgau|Bürgermeister]] [[Martin Greisberger]] bei der Übergabe der Ausstellungstafeln "Blutzeugen des Glaubens" und des Buches "Hut ab vor den Bekennern" an Erzbischof Dr. Alois Kothgasser im Herbst 2008.]] | ||
| − | Dr. '''Alois Kothgasser''' (* [[29. Mai]] [[1937]] in Lichtenegg bei St. Stefan im Rosental, [[Steiermark]]) war von [[10. Jänner]] [[2003]] bis November [[2013]] [[ | + | [[Datei:EB Alois Kothgasser bei einer Predigt in Thalgau DSC 0086 EB Kothgasser bei einer Predigt in Thalgau.jpg|thumb|Erzbischof Alois Kothgasser bei einer Predigt in der [[Pfarrkirche zum hl. Martin Thalgau]] im Mai 2010.]] |
| + | Dr. '''Alois Kothgasser''' SDB (* [[29. Mai]] [[1937]] in Lichtenegg bei St. Stefan im Rosental, [[Steiermark]]; † [[22. Februar]] [[2024]] in der [[Stadt Salzburg]]) war von [[10. Jänner]] [[2003]] bis November [[2013]] [[Erzbischof von Salzburg]]. | ||
==Leben== | ==Leben== | ||
| − | Alois Kothgasser besuchte das Gymnasium der "Salesianer Don Boscos" in Unterwaltersdorf (Niederösterreich) und gehört seit [[1955]] der österreichischen Salesianerprovinz an. Er studierte in Turin an der Päpstlichen Hochschule und, nach der Priesterweihe am [[9. Februar]] [[1964]], in Rom an der ordenseigenen Hochschule | + | Alois Kothgasser besuchte das Gymnasium der "Salesianer Don Boscos" in Unterwaltersdorf ([[Niederösterreich]]) und gehört seit [[1955]] der österreichischen Salesianerprovinz an. Er studierte in Turin in der [[italien]]ischen Region Piemont an der Päpstlichen Hochschule und, nach der Priesterweihe am [[9. Februar]] [[1964]], in Rom an der ordenseigenen Hochschule ''Pontiticio Ateneo Salesiano''. Mit einer Dissertation über die Dogmenentwicklung erwarb er den theologischen Doktorgrad. |
| − | Von [[1968]] bis [[1978]] wirkte Kothgasser in Rom als Dozent für Dogmatik, an der Hochschule Benediktbeuren in Bayern war er von [[1982]] bis [[1988]] Rektor. | + | Von [[1968]] bis [[1978]] wirkte Kothgasser in Rom als Dozent für Dogmatik, an der Hochschule [[Benediktinerabtei Benediktbeuern|Benediktbeuren]] in [[Bayern]] war er von [[1982]] bis [[1988]] Rektor. |
| − | Am [[10. Oktober]] [[1997]] wurde er zum Innsbrucker Diözesanbischof gewählt. [[1998]] wurde Bischof Dr. Alois Kothgasser zum Honorarprofessor der | + | Am [[10. Oktober]] [[1997]] wurde er zum Innsbrucker Diözesanbischof gewählt. [[1998]] wurde Bischof Dr. Alois Kothgasser zum Honorarprofessor der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern und der Stiftungsfachhochschule für Sozialwesen [[München]] ernannt. |
| − | Das [[Salzburger Domkapitel]] wählte ihn am [[23. November]] [[2002]] zum Nachfolger von [[Georg Eder (Erzbischof)|Georg Eder]] als Erzbischof von Salzburg. Papst Johannes Paul II. bestätigte am [[27. November]] | + | Das [[Salzburger Domkapitel]] wählte ihn am [[23. November]] [[2002]] zum Nachfolger von [[Georg Eder (Erzbischof)|Georg Eder]] als [[Erzbischof]] von [[Erzdiözese Salzburg|Salzburg]]. Papst [[Papstbesuch|Johannes Paul II.]] bestätigte am [[27. November]] 2002 die Wahl. Am 10. Jänner 2003 trat Alois Kothgasser offiziell sein neues Amt an. |
Rund um seinen 70. Geburtstag [[2007]] erregte Kothgassers Weigerung Aufsehen, das [[Großes Verdienstzeichen|Große Verdienstzeichen des Landes]] nicht aus der Hand von [[Landeshauptmann#Salzburger Landeshauptleute in der II. Republik (seit 1945)|Landeshauptfrau]] [[Gabriele Burgstaller]] entgegennehmen zu wollen. Als Begründung nannte Kothgasser, dass die Landeshauptfrau sich persönlich für eine Abtreibungsambulanz an den [[Salzburger Landeskliniken]] eingesetzt habe. Diese Einrichtung sei für ihn unannehmbar. | Rund um seinen 70. Geburtstag [[2007]] erregte Kothgassers Weigerung Aufsehen, das [[Großes Verdienstzeichen|Große Verdienstzeichen des Landes]] nicht aus der Hand von [[Landeshauptmann#Salzburger Landeshauptleute in der II. Republik (seit 1945)|Landeshauptfrau]] [[Gabriele Burgstaller]] entgegennehmen zu wollen. Als Begründung nannte Kothgasser, dass die Landeshauptfrau sich persönlich für eine Abtreibungsambulanz an den [[Salzburger Landeskliniken]] eingesetzt habe. Diese Einrichtung sei für ihn unannehmbar. | ||
| − | Am [[18. Juni]] [[2009]] gab der Salzburger Erzbischof Dr. Alois Kothgasser zum [[ | + | Am [[18. Juni]] [[2009]] gab der Salzburger Erzbischof Dr. Alois Kothgasser zum [[Hexenprozess]] gegen [[Maria Pauer]] eine Stellungnahme ab, in der er die Verurteilung als "Justizmord" und "entsetzliches Verbrechen" bezeichnete und "Gott und die Menschen um Vergebung für diese Gräueltat" bat.<ref>zum Wortlaut der Stellungnahme vom Salzburger Erzbischof siehe unter Weblinks</ref> |
| − | Nach seinem 75. Geburtstag reichte Kothgasser beim Papst sein Rücktrittsgesuch und um Entpflichtung von der Verantwortung für die Erzdiözese Salzburg gebeten. Am [[4. November]] | + | Nach seinem 75. Geburtstag reichte Kothgasser beim Papst sein Rücktrittsgesuch und um Entpflichtung von der Verantwortung für die [[Erzdiözese Salzburg]] gebeten. Am [[4. November]] 2013 nahm Papst Franziskus dieses Gesuch an und beauftragte ihn gleichzeitig bis zur Wahl des neuen Erzbischofs als [[Administrator (Katholische Kirche)|Administrator]] der Erzdiözese zu bleiben. Er durfte in dieser Funktion allerdings keine weitreichenden Entscheidungen mehr treffen (siehe [[Wahl des Salzburger Erzbischofs 2013]]). |
| − | Erzbischofs Alois Kothgasser wurde am Sonntag, den [[29. Dezember]] | + | Erzbischofs Alois Kothgasser wurde am Sonntag, den [[29. Dezember]] 2013, um 15:00 Uhr im [[Salzburger Dom]] feierlich verabschiedet. Damit einhergehend erfolgte die Amtsübergabe an Erzbischof [[Franz Lackner (Erzbischof)|Franz Lackner]], dessen feierliche Amtseinführung am Sonntag, den [[12. Jänner]] [[2014]], um 14:00 Uhr im Salzburger Dom stattfand. Im Alter von 86 Jahren starb er am Donnerstagabend, den 22. Februar 2024, in seiner Wohnung in der Stadt Salzburg, teilte die Erzdiözese Salzburg mit. Kothgasser erlitt im November [[2023]] eine Hirnblutung und war zuletzt schwer krank. |
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| − | In der Bischofskonferenz | + | In der Bischofskonferenz war Kothgasser für die Referate [[Caritas]], Priesterseminare und [[Katholisch-Theologische Fakultät an der Universität Salzburg|Theologische Fakultäten]] zuständig. Er war Mitglied der Glaubenskommission, der Katechetischen Kommission und der Finanzkommission der Österreichischen Bischofskonferenz. |
| − | Außerhalb Österreichs | + | Außerhalb Österreichs war er Mitglied der "Kongregation für den Gottesdienst" an der römischen Kurie und gehörte der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche an. Außerdem vertrat er die Österreichische Bischofskonferenz in der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz. |
| − | Kothgasser | + | Kothgasser war kein radikaler Erneuerer. Der Salesianer fühlte sich kirchlichen Traditionen verpflichtet. Er galt als Mann des Ausgleichs und der Mitte. Zu den Pluspunkten zählte das soziale Engagement, das der Geistliche an den Tag legte. Als einziger österreichischer Bischof unterschrieb er das Sozialstaat-Volksbegehren. Was Kothgasser von seinem Vorgänger Georg Eder unterschied, war auch der unverkrampfte Umgang mit Medien. Ob er nun inmitten von Anti-Transit-Demonstranten auf der Tiroler Brennerautobahn vor TV-Kameras seinen Protest kundtat oder einen Witz im Salzburger Radio-Talk erzählte, der Salzburger Bischof wirkte authentisch, ehrlich und menschlich. |
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| − | In einem SN-Interview am [[21. März]] [[1998]] sagte Alois Kothgasser, er wünsche sich eine entscheidendere Mitsprache der Frauen in der katholischen Kirche. | + | In einem [[SN]]-Interview am [[21. März]] [[1998]] sagte Alois Kothgasser, er wünsche sich eine entscheidendere Mitsprache der Frauen in der katholischen Kirche. "Denn die Frauen bringen eine neue Sensibilität ein, die fehlt: Das Gespür für das Gemeinschaftliche, das Mitmenschliche, das Zueinander und Miteinander, so dass das allzu Rationale mehr in die Beziehungsebene gebracht wird." |
| − | Zur Kirchenreform sagte Kothgasser: | + | Zur Kirchenreform sagte Kothgasser: "Wann immer wir als Kirche nicht fähig waren, uns von innen zu reformieren, sind wir von außen dazu gedrängt worden, manches neu zu gestalten. Die ganze soziale Bewegung wurde von der Kirche erst aufgegriffen, als sich die Arbeiterbewegung entwickelt hatte." |
| − | Zur gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Aufgabe der katholischen Kirche sagte der Bischof | + | Zur gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Aufgabe der katholischen Kirche sagte der Bischof: "Es geht jetzt im Dialog für Österreich um eine grundsätzliche Haltung der Öffnung im Umgang mit den Menschen. Die Kirche muss dort sein, wo die ganz konkrete Not ist. Das wird immer notwendiger, weil die soziale Lage immer schwieriger wird." |
== Auszeichnungen == | == Auszeichnungen == | ||
| − | [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]] [[Heinz Schaden]] überreichte Alois Kothgasser, dem scheidenden Erzbischof, am [[16. Dezember]] 2013 im [[Marmorsaal | + | [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]] [[Heinz Schaden]] überreichte Alois Kothgasser, dem scheidenden Erzbischof, am [[16. Dezember]] 2013 im [[Marmorsaal Schloss Mirabell|Marmorsaal]] des [[Schloss Mirabell|Schlosses Mirabell]] den [[Ring der Stadt Salzburg]]<ref>{{Quelle SN|17. Dezember 2013}}</ref>. Im Anschluss an seine Abschiedsmesse wurde Kothgasser zudem mit dem höchsten Landesorden, dem [[Großkreuz des Ehrenzeichens]] des Landes Salzburg, von Landeshauptmann Dr. [[Wilfried Haslauer junior]] ausgezeichnet<ref>[http://www.salzburg.com/nachrichten/salzburg/chronik/sn/artikel/fest-und-landesorden-zum-abschied-von-erzbischof-kothgasser-88255/ Fest und Landesorden zum Abschied von Erzbischof Kothgasser]</ref>. |
| − | == | + | Weitere Auszeichnungen: |
| − | + | * Ernennung zum Großoffizier vom Heiligen Grab zu Jerusalem ([[2001]]) | |
| − | + | * Ehrenzeichen des Landes Tirol (2001) | |
| − | Datei: | + | * Goldene Palme von Jerusalem ([[2017]]) |
| − | Datei: | + | * Ehrengroßprior der österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (2017) |
| − | Datei: | + | * Silberkreuz der Diözese von Žilina ([[2018]]) |
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| + | == Beisetzungsfeierlichkeiten == | ||
| + | Am Samstag, den [[9. März]] 2024 nahm Salzburg bei frühlingshaften Temperaturen und blauem Himmel Abschied vom katholischen Oberhirten, der zehn Jahre an der Spitze der Erzdiözese Salzburg stand. Gemeinsam mit Erzbischof [[Franz Lackner (Erzbischof)|Franz Lackner]] zelebrierten Bischöfe aus Österreich und den Nachbardiözesen sowie dem päpstlichen Nuntius Pedro Lopez Quintana die Totenmesse im [[Salzburger Dom]]. [[Landeshauptmann]] [[Wilfried Haslauer junior]], sein Tiroler Amtskollege Anton Mattle, die ehemaligen Landeshauptmänner [[Franz Schausberger]] (Salzburg) und Herwig van Staa (Tirol), die [[Landtagspräsidentin]]nen [[Brigitta Pallauf]] (Salzburg) und Sonja Ledl-Rossmann (Tirol) sowie Mitglieder der [[Landesregierung]] und der [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]] der Landeshauptstadt [[Harald Preuner]] erwiesen Erzbischof Alois Kothgasser die letzte Ehre. | ||
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| + | Dem Requiem im Dom und einem Trauer-Kondukt rund um [[Domplatz]] folgte die Beisetzung von Alois Kothgasser - 89. Nachfolger des heiligen [[Rupert von Worms|Rupertus]] und 78. Erzbischof von Salzburg - in der Bischofsgruft der [[Domkrypta]]. Den Grundstein für den Dom gelegt hatte Fürsterzbischof [[Markus Sittikus von Hohenems]] - er war es daher auch, der [[1619]] als erster Erzbischof in der Krypta bestattet wurde. | ||
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* {{Commonscat|Alois Kothgasser}} | * {{Commonscat|Alois Kothgasser}} | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
| − | * | + | * "Für Gott und die Menschen - Alois Kothgasser, [[Erzbischof von Salzburg]]" [[Verlag Anton Pustet]] 2012, ISBN 978-3-7025-0641-4 |
| − | == | + | ==Weblinks== |
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* [http://www.anton-praetorius.de/opfer/orte.htm#Stellungnahme Stellungnahme des Salzburger Erzbischofs Dr. Alois Kothgasser zum Prozess um Maria Pauer vom 18.06.2009]) | * [http://www.anton-praetorius.de/opfer/orte.htm#Stellungnahme Stellungnahme des Salzburger Erzbischofs Dr. Alois Kothgasser zum Prozess um Maria Pauer vom 18.06.2009]) | ||
| − | + | * [https://www.dropbox.com/scl/fi/lgjjeqci3z4ne5d73nhea/Academia-1.2024-Kothgasser-Neureiter.pdf?rlkey=alqajc4r6kjmbo0kgk4m73324&e=1&st=0fed1eel&dl=0 www.dropbox.com] Nachruf in der Zeitschrift des Österreichischen Cartellverbands "Academia" von MMag. [[Michael Neureiter (Politiker)|Michael Neureiter]] | |
==Quellen== | ==Quellen== | ||
| − | * [[Salzburger Nachrichten]], u. a. 4. und 19. November 2013 | + | * "[[Salzburger Nachrichten]]", u. a. 4. und 19. November 2013 |
| − | *Homepage Erzdiözese Salzburg | + | * Homepage Erzdiözese Salzburg |
| − | + | * [[SALZBURG24]] vom [https://www.salzburg24.at/news/salzburg/stadt/salzburger-alt-erzbischof-alois-kothgasser-ist-tot-153900136 23. Februar 2024] "Salzburger Alt-Erzbischof Alois Kothgasser ist tot" | |
| − | = | + | * {{Quelle SN|24. Februar 2024, Parten}} |
| + | * [[Salzburger Landeskorrespondenz]] vom [https://service.salzburg.gv.at/lkorrj/detail?nachrid=69722 9. März 2024] | ||
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Aktuelle Version vom 20. Januar 2025, 17:29 Uhr
Dr. Alois Kothgasser SDB (* 29. Mai 1937 in Lichtenegg bei St. Stefan im Rosental, Steiermark; † 22. Februar 2024 in der Stadt Salzburg) war von 10. Jänner 2003 bis November 2013 Erzbischof von Salzburg.
Leben
Alois Kothgasser besuchte das Gymnasium der "Salesianer Don Boscos" in Unterwaltersdorf (Niederösterreich) und gehört seit 1955 der österreichischen Salesianerprovinz an. Er studierte in Turin in der italienischen Region Piemont an der Päpstlichen Hochschule und, nach der Priesterweihe am 9. Februar 1964, in Rom an der ordenseigenen Hochschule Pontiticio Ateneo Salesiano. Mit einer Dissertation über die Dogmenentwicklung erwarb er den theologischen Doktorgrad.
Von 1968 bis 1978 wirkte Kothgasser in Rom als Dozent für Dogmatik, an der Hochschule Benediktbeuren in Bayern war er von 1982 bis 1988 Rektor.
Am 10. Oktober 1997 wurde er zum Innsbrucker Diözesanbischof gewählt. 1998 wurde Bischof Dr. Alois Kothgasser zum Honorarprofessor der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern und der Stiftungsfachhochschule für Sozialwesen München ernannt.
Das Salzburger Domkapitel wählte ihn am 23. November 2002 zum Nachfolger von Georg Eder als Erzbischof von Salzburg. Papst Johannes Paul II. bestätigte am 27. November 2002 die Wahl. Am 10. Jänner 2003 trat Alois Kothgasser offiziell sein neues Amt an.
Rund um seinen 70. Geburtstag 2007 erregte Kothgassers Weigerung Aufsehen, das Große Verdienstzeichen des Landes nicht aus der Hand von Landeshauptfrau Gabriele Burgstaller entgegennehmen zu wollen. Als Begründung nannte Kothgasser, dass die Landeshauptfrau sich persönlich für eine Abtreibungsambulanz an den Salzburger Landeskliniken eingesetzt habe. Diese Einrichtung sei für ihn unannehmbar.
Am 18. Juni 2009 gab der Salzburger Erzbischof Dr. Alois Kothgasser zum Hexenprozess gegen Maria Pauer eine Stellungnahme ab, in der er die Verurteilung als "Justizmord" und "entsetzliches Verbrechen" bezeichnete und "Gott und die Menschen um Vergebung für diese Gräueltat" bat.[1]
Nach seinem 75. Geburtstag reichte Kothgasser beim Papst sein Rücktrittsgesuch und um Entpflichtung von der Verantwortung für die Erzdiözese Salzburg gebeten. Am 4. November 2013 nahm Papst Franziskus dieses Gesuch an und beauftragte ihn gleichzeitig bis zur Wahl des neuen Erzbischofs als Administrator der Erzdiözese zu bleiben. Er durfte in dieser Funktion allerdings keine weitreichenden Entscheidungen mehr treffen (siehe Wahl des Salzburger Erzbischofs 2013).
Erzbischofs Alois Kothgasser wurde am Sonntag, den 29. Dezember 2013, um 15:00 Uhr im Salzburger Dom feierlich verabschiedet. Damit einhergehend erfolgte die Amtsübergabe an Erzbischof Franz Lackner, dessen feierliche Amtseinführung am Sonntag, den 12. Jänner 2014, um 14:00 Uhr im Salzburger Dom stattfand. Im Alter von 86 Jahren starb er am Donnerstagabend, den 22. Februar 2024, in seiner Wohnung in der Stadt Salzburg, teilte die Erzdiözese Salzburg mit. Kothgasser erlitt im November 2023 eine Hirnblutung und war zuletzt schwer krank.
Weitere Funktionen
In der Bischofskonferenz war Kothgasser für die Referate Caritas, Priesterseminare und Theologische Fakultäten zuständig. Er war Mitglied der Glaubenskommission, der Katechetischen Kommission und der Finanzkommission der Österreichischen Bischofskonferenz.
Außerhalb Österreichs war er Mitglied der "Kongregation für den Gottesdienst" an der römischen Kurie und gehörte der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche an. Außerdem vertrat er die Österreichische Bischofskonferenz in der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Kothgasser war kein radikaler Erneuerer. Der Salesianer fühlte sich kirchlichen Traditionen verpflichtet. Er galt als Mann des Ausgleichs und der Mitte. Zu den Pluspunkten zählte das soziale Engagement, das der Geistliche an den Tag legte. Als einziger österreichischer Bischof unterschrieb er das Sozialstaat-Volksbegehren. Was Kothgasser von seinem Vorgänger Georg Eder unterschied, war auch der unverkrampfte Umgang mit Medien. Ob er nun inmitten von Anti-Transit-Demonstranten auf der Tiroler Brennerautobahn vor TV-Kameras seinen Protest kundtat oder einen Witz im Salzburger Radio-Talk erzählte, der Salzburger Bischof wirkte authentisch, ehrlich und menschlich.
O-Ton
Wo Menschen leiden, muss die Kirche ihr Wort erheben - besonders wenn andere schweigen
In einem SN-Interview am 21. März 1998 sagte Alois Kothgasser, er wünsche sich eine entscheidendere Mitsprache der Frauen in der katholischen Kirche. "Denn die Frauen bringen eine neue Sensibilität ein, die fehlt: Das Gespür für das Gemeinschaftliche, das Mitmenschliche, das Zueinander und Miteinander, so dass das allzu Rationale mehr in die Beziehungsebene gebracht wird."
Zur Kirchenreform sagte Kothgasser: "Wann immer wir als Kirche nicht fähig waren, uns von innen zu reformieren, sind wir von außen dazu gedrängt worden, manches neu zu gestalten. Die ganze soziale Bewegung wurde von der Kirche erst aufgegriffen, als sich die Arbeiterbewegung entwickelt hatte."
Zur gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Aufgabe der katholischen Kirche sagte der Bischof: "Es geht jetzt im Dialog für Österreich um eine grundsätzliche Haltung der Öffnung im Umgang mit den Menschen. Die Kirche muss dort sein, wo die ganz konkrete Not ist. Das wird immer notwendiger, weil die soziale Lage immer schwieriger wird."
Auszeichnungen
Bürgermeister Heinz Schaden überreichte Alois Kothgasser, dem scheidenden Erzbischof, am 16. Dezember 2013 im Marmorsaal des Schlosses Mirabell den Ring der Stadt Salzburg[2]. Im Anschluss an seine Abschiedsmesse wurde Kothgasser zudem mit dem höchsten Landesorden, dem Großkreuz des Ehrenzeichens des Landes Salzburg, von Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior ausgezeichnet[3].
Weitere Auszeichnungen:
- Ernennung zum Großoffizier vom Heiligen Grab zu Jerusalem (2001)
- Ehrenzeichen des Landes Tirol (2001)
- Goldene Palme von Jerusalem (2017)
- Ehrengroßprior der österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (2017)
- Silberkreuz der Diözese von Žilina (2018)
Beisetzungsfeierlichkeiten
Am Samstag, den 9. März 2024 nahm Salzburg bei frühlingshaften Temperaturen und blauem Himmel Abschied vom katholischen Oberhirten, der zehn Jahre an der Spitze der Erzdiözese Salzburg stand. Gemeinsam mit Erzbischof Franz Lackner zelebrierten Bischöfe aus Österreich und den Nachbardiözesen sowie dem päpstlichen Nuntius Pedro Lopez Quintana die Totenmesse im Salzburger Dom. Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior, sein Tiroler Amtskollege Anton Mattle, die ehemaligen Landeshauptmänner Franz Schausberger (Salzburg) und Herwig van Staa (Tirol), die Landtagspräsidentinnen Brigitta Pallauf (Salzburg) und Sonja Ledl-Rossmann (Tirol) sowie Mitglieder der Landesregierung und der Bürgermeister der Landeshauptstadt Harald Preuner erwiesen Erzbischof Alois Kothgasser die letzte Ehre.
Dem Requiem im Dom und einem Trauer-Kondukt rund um Domplatz folgte die Beisetzung von Alois Kothgasser - 89. Nachfolger des heiligen Rupertus und 78. Erzbischof von Salzburg - in der Bischofsgruft der Domkrypta. Den Grundstein für den Dom gelegt hatte Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems - er war es daher auch, der 1619 als erster Erzbischof in der Krypta bestattet wurde.
Bilder von den Beisetzungsfeierlichkeiten
weitere Bilder von den Beisetzungsfeierlichkeiten
Beisetzungsfeierlichkeiten – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Bilder aus seiner Salzburger Amtszeit
Alois Kothgasser – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Alois Kothgasser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Literatur
- "Für Gott und die Menschen - Alois Kothgasser, Erzbischof von Salzburg" Verlag Anton Pustet 2012, ISBN 978-3-7025-0641-4
Weblinks
- Stellungnahme des Salzburger Erzbischofs Dr. Alois Kothgasser zum Prozess um Maria Pauer vom 18.06.2009)
- www.dropbox.com Nachruf in der Zeitschrift des Österreichischen Cartellverbands "Academia" von MMag. Michael Neureiter
Quellen
- "Salzburger Nachrichten", u. a. 4. und 19. November 2013
- Homepage Erzdiözese Salzburg
- SALZBURG24 vom 23. Februar 2024 "Salzburger Alt-Erzbischof Alois Kothgasser ist tot"
- "Salzburger Nachrichten", 24. Februar 2024, Parten
Einzelnachweise
- ↑ zum Wortlaut der Stellungnahme vom Salzburger Erzbischof siehe unter Weblinks
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 17. Dezember 2013
- ↑ Fest und Landesorden zum Abschied von Erzbischof Kothgasser
| Vorgänger |
Salzburger Erzbischof 2003–2013 |
Nachfolger |