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| | Der Tennengau ist der jüngste Bezirk des Bundeslandes. Er wurde erst [[1894]] endgültig vom [[Flachgau]] getrennt, mit dem er bis zur Teilung Salzburgs den [[Salzburggau]] bildete. | | Der Tennengau ist der jüngste Bezirk des Bundeslandes. Er wurde erst [[1894]] endgültig vom [[Flachgau]] getrennt, mit dem er bis zur Teilung Salzburgs den [[Salzburggau]] bildete. |
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| − | Der Name Tennengau ist eine Begriffsfindung des [[19. Jahrhundert]]s und setzte sich erst zögerlich durch. [[Tanne]]n gibt es noch zwischen der [[Stadt Salzburg]] und dem [[Pass Lueg]], nicht mehr aber Tennen, also Dreschplätze. Von letzteren hat der politische Bezirk Hallein den Namen Tennengau erhalten. Die Bezeichnung taucht erst [[1874]] auf, damals noch mit „ä“ geschrieben - [[1907]] vom damaligen [[Landeshauptmann-Stellvertreter]] [[August Prinzinger junior]] als „sachlich wie sprachlich unmögliche Form“ abgelehnt. Dessen ungeachtet wurde Alt-[[Landeshauptmann]] [[Albert Schumacher]] zwei Jahre später als „Ritter von Tännengau“ in den erblichen Ritterstand erhoben. | + | Der Name Tennengau ist eine Begriffsfindung des [[19. Jahrhundert]]s und setzte sich erst zögerlich durch. [[Tanne]]n gibt es noch zwischen der [[Stadt Salzburg]] und dem [[Pass Lueg]], nicht mehr aber Tennen, also Dreschplätze. Von letzteren hat der politische Bezirk Hallein den Namen Tennengau erhalten. Die Bezeichnung taucht erst [[1874]] auf, damals noch mit "ä" geschrieben - [[1907]] vom damaligen [[Landeshauptmann-Stellvertreter]] [[August Prinzinger junior]] als "sachlich wie sprachlich unmögliche Form" abgelehnt. Dessen ungeachtet wurde Alt-[[Landeshauptmann]] [[Albert Schumacher]] zwei Jahre später als "Ritter von Tännengau" in den erblichen Ritterstand erhoben. |
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| | ==== Romanen betonten das Ende ==== | | ==== Romanen betonten das Ende ==== |
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| | === Kahler Göll und trockene Taugl === | | === Kahler Göll und trockene Taugl === |
| | [[Datei:Taugl-trocken-1.jpg|thumb|Die [[Taugl (St. Koloman)|Taugl]] bei Trockenheit.]] | | [[Datei:Taugl-trocken-1.jpg|thumb|Die [[Taugl (St. Koloman)|Taugl]] bei Trockenheit.]] |
| − | Eben hinter dem "Torrener Berg" – richtig ausgesprochen auf der zweiten Silbe – beginnt das [[Bluntautal]], dessen Name Reiffenstein aus dem Mittelhochdeutschen für „verfinstern“ herleitet. Was angesichts der eingepferchten Lage zwischen [[Hagengebirge]] und [[Göllstock]] nachvollziehbar erscheint. Der 2 522 [[M ü. A.|Meter]] hohe [[Hoher Göll|Hohe Göll]] verdankt diesen Namen seiner unbewachsenen Gipfelregion, die [[Slawen|slawische]] Bewohner mit ihrem Wort „galu“ für „kahl“ bezeichneten. Verborgen ist die [[Taugl (St. Koloman)|Taugl]], nämlich vollständig, wenn sie bei Trockenheit im Unterlauf versiegt. Kein Wunder also, dass das althochdeutsche „tougal“ für „verborgen“ und „geheim“ hier die Namenspatenschaft übernahm. | + | Eben hinter dem "Torrener Berg" – richtig ausgesprochen auf der zweiten Silbe – beginnt das [[Bluntautal]], dessen Name Reiffenstein aus dem Mittelhochdeutschen für "verfinstern" herleitet. Was angesichts der eingepferchten Lage zwischen [[Hagengebirge]] und [[Göllstock]] nachvollziehbar erscheint. Der 2 522 [[M ü. A.|Meter]] hohe [[Hoher Göll|Hohe Göll]] verdankt diesen Namen seiner unbewachsenen Gipfelregion, die [[Slawen|slawische]] Bewohner mit ihrem Wort "galu" für "kahl" bezeichneten. Verborgen ist die [[Taugl (St. Koloman)|Taugl]], nämlich vollständig, wenn sie bei Trockenheit im Unterlauf versiegt. Kein Wunder also, dass das althochdeutsche "tougal" für "verborgen" und "geheim" hier die Namenspatenschaft übernahm. |
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| | === Hallein hieß früher Mühlbach === | | === Hallein hieß früher Mühlbach === |
| − | Bis [[1249]] gibt es schriftliche Belege, dass [[Hallein]] früher ''Mühlbach'' hieß. Die dortige [[Saline Hallein|Saline]] war später dann namensgebend. Aus dem deutschen Wort entwickelte sich schließlich Hallein, das jedoch nichts mit dem Wortstamm „sal“ für [[Salz]], sondern mit „hall“, die Bezeichnung für den Ort, an dem eine Saline stand, zu tun hat. Und wer meint, Hallein am Ende betonen zu müssen, liegt zumindest sprachhistorisch gesehen daneben. Die Stadtteile [[Gamp]] (von „campus“ für Feld) und [[Rif]] (von „ripa“ für Ufer) sind waschechte [[Römer]]<nowiki>namen</nowiki>. | + | Bis [[1249]] gibt es schriftliche Belege, dass [[Hallein]] früher ''Mühlbach'' hieß. Die dortige [[Saline Hallein|Saline]] war später dann namensgebend. Aus dem deutschen Wort entwickelte sich schließlich Hallein, das jedoch nichts mit dem Wortstamm "sal" für [[Salz]], sondern mit "hall", die Bezeichnung für den Ort, an dem eine Saline stand, zu tun hat. Und wer meint, Hallein am Ende betonen zu müssen, liegt zumindest sprachhistorisch gesehen daneben. Die Stadtteile [[Gamp]] (von "campus" für Feld) und [[Rif]] (von "ripa" für Ufer) sind waschechte [[Römer]]<nowiki>namen</nowiki>. |
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| | === Struppiges Krispl, Kuchl mit Kapuze und Rußbach mit weißer Weste === | | === Struppiges Krispl, Kuchl mit Kapuze und Rußbach mit weißer Weste === |
| − | Die Gemeinde [[Krispl]] darf die Bezeichnung für das „struppige Unterholz“ als namensgebend für sich reklamieren. [[Kuchl]] hat dem aus der Talebene aufragenden [[Georgenberg (Kuchl)|Georgenberg]], lateinisch „cucullus“ - Kapuze, seinen Namen zu verdanken. [[Rußbach am Paß Gschütt]], erst seit [[1903]] als Gemeinde aus [[Abtenau]] herausgelöst, bezieht seinen Namen nicht vom schmutzigen Ruß, sondern von der althochdeutschen Bezeichnung für die [[Ulme]], veraltet noch als ''Rüster'' bekannt. | + | Die Gemeinde [[Krispl]] darf die Bezeichnung für das "struppige Unterholz" als namensgebend für sich reklamieren. [[Kuchl]] hat dem aus der Talebene aufragenden [[Georgenberg (Kuchl)|Georgenberg]], lateinisch "cucullus" - Kapuze, seinen Namen zu verdanken. [[Rußbach am Paß Gschütt]], erst seit [[1903]] als Gemeinde aus [[Abtenau]] herausgelöst, bezieht seinen Namen nicht vom schmutzigen Ruß, sondern von der althochdeutschen Bezeichnung für die [[Ulme]], veraltet noch als ''Rüster'' bekannt. |
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| | === Öfen mit Wasserspülung und Liebesspiel auf dem Berg === | | === Öfen mit Wasserspülung und Liebesspiel auf dem Berg === |
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| | Der Tennengau hat wesentlich zum Wohlstand der [[Salzburger Erzbischöfe]] durch sein [[Salz]]vorkommen im [[Dürrnberg (Hallein)|Dürrnberg]] beigetragen. Aber schon mehr als ein Jahrtausend früher konnten die [[Kelten]] im Dürrnberg Salz gewinnen und haben uns so zahlreiche Funde beschert, die man im Halleiner [[Keltenmuseum Hallein|Keltenmuseum]] bewundern kann, im [[Keltendorf Salina]] in [[Bad Dürrnberg]] wurde ihr Leben nachgestellt. | | Der Tennengau hat wesentlich zum Wohlstand der [[Salzburger Erzbischöfe]] durch sein [[Salz]]vorkommen im [[Dürrnberg (Hallein)|Dürrnberg]] beigetragen. Aber schon mehr als ein Jahrtausend früher konnten die [[Kelten]] im Dürrnberg Salz gewinnen und haben uns so zahlreiche Funde beschert, die man im Halleiner [[Keltenmuseum Hallein|Keltenmuseum]] bewundern kann, im [[Keltendorf Salina]] in [[Bad Dürrnberg]] wurde ihr Leben nachgestellt. |
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| − | Noch zwei weitere Ereignisse rücken den Tennengau in den Blickpunkt Salzburger Geschichte. Im [[Befreiungskriege (Überblick)|Freiheitskampf]] der Salzburger um [[1800]] spielte der [[Pass Lueg]] eine wichtige Rolle. [[1809]] fand am [[25. September]] der Angriff der [[Salzburger Schützen]] unter Führung von [[Joseph Struber]] auf den französisch besetzten Pass statt, den Struber für seine Truppe entschied. | + | Noch zwei weitere Ereignisse rücken den Tennengau in den Blickpunkt Salzburger Geschichte. Im [[Koalitionskriege (Überblick)|Koalitionskrieg]] der Salzburger um [[1800]] spielte der [[Pass Lueg]] eine wichtige Rolle. [[1809]] fand am [[25. September]] der Angriff der [[Salzburger Schützen]] unter Führung von [[Joseph Struber]] auf den französisch besetzten Pass statt, den Struber für seine Truppe entschied. |
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| | Im [[Stille Nacht Museum Hallein]] gedenkt man an [[Franz Xaver Gruber]], Komponist des Liedes [[Stille Nacht! Heilige Nacht!]], der die letzten Jahre seines Lebens in Hallein verbrachte und dort begraben ist. | | Im [[Stille Nacht Museum Hallein]] gedenkt man an [[Franz Xaver Gruber]], Komponist des Liedes [[Stille Nacht! Heilige Nacht!]], der die letzten Jahre seines Lebens in Hallein verbrachte und dort begraben ist. |
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| | [[2002]] ging die bekannte [[Stefanitsch Wurst- u. Fleischwaren Ges.m.b.H. & Co KG]] in Konkurs und 300 Menschen mussten sich um eine neue Arbeit umschauen. Die [[ROCO Modellspielwaren GmbH]] hatte am [[15. Juli]] [[2005]] Konkurs beim [[Landesgericht Salzburg]] beantragt. Weitere 300 Arbeitsplätze gingen für Hallein verloren. Überraschend schloss [[2007]] die Schuhfabrik [[Rohde-Schuh Gesellschaft m.b.H.]] und hinterließ eine Lücke von 60 Arbeitsplätzen. Im Februar ging die Ära [[Modeversand La Redoute]] zu Ende, ebenfalls 60 Arbeitsplätze weniger. Und schließlich kündigte [[Johnson & Johnson Ges.m.b.H.]], die [[2002]] zum Staatspreis für Arbeitssicherheit wurde, [[2009]] weitere 150 Arbeitsplätze. | | [[2002]] ging die bekannte [[Stefanitsch Wurst- u. Fleischwaren Ges.m.b.H. & Co KG]] in Konkurs und 300 Menschen mussten sich um eine neue Arbeit umschauen. Die [[ROCO Modellspielwaren GmbH]] hatte am [[15. Juli]] [[2005]] Konkurs beim [[Landesgericht Salzburg]] beantragt. Weitere 300 Arbeitsplätze gingen für Hallein verloren. Überraschend schloss [[2007]] die Schuhfabrik [[Rohde-Schuh Gesellschaft m.b.H.]] und hinterließ eine Lücke von 60 Arbeitsplätzen. Im Februar ging die Ära [[Modeversand La Redoute]] zu Ende, ebenfalls 60 Arbeitsplätze weniger. Und schließlich kündigte [[Johnson & Johnson Ges.m.b.H.]], die [[2002]] zum Staatspreis für Arbeitssicherheit wurde, [[2009]] weitere 150 Arbeitsplätze. |
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| − | Neu entstanden war [[1999]] die [[MDF-Hallein GmbH & Co KG]] in Hallein-[[Neualm]], ein Unternehmen der binderholz-Gruppe, das aber [[2014]] wieder stillgelegt wurde. | + | Neu entstanden war [[1999]] die [[MDF-Hallein GmbH & Co KG]] in Hallein-[[Neualm (Hallein)|Neualm]], ein Unternehmen der binderholz-Gruppe, das aber [[2014]] wieder stillgelegt wurde. |
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| | Am [[14. Jänner]] 2009 verkündete der Inhaber der [[M-real Hallein AG]] das Ende der Papierproduktion mit [[30. April]] [[2009]] und den damit verbundenen Verlust von 485 Arbeitsplätzen. | | Am [[14. Jänner]] 2009 verkündete der Inhaber der [[M-real Hallein AG]] das Ende der Papierproduktion mit [[30. April]] [[2009]] und den damit verbundenen Verlust von 485 Arbeitsplätzen. |
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| | *[[Heinz Hiegelsberger]], Tischtennis-Staatsmeister | | *[[Heinz Hiegelsberger]], Tischtennis-Staatsmeister |
| | *[[Clemens Holzmeister]] (* 1886 in Fulpmes; † 1983 in Hallein), Architekt und [[Ehrenbürger der Stadt Salzburg|Ehrenbürger Salzburgs]] | | *[[Clemens Holzmeister]] (* 1886 in Fulpmes; † 1983 in Hallein), Architekt und [[Ehrenbürger der Stadt Salzburg|Ehrenbürger Salzburgs]] |
| − | *[[Josef Klaus]], Jurist, [[ÖVP]]-Politiker, Salzburger [[Landeshauptmann]] und österreichischer Bundeskanzler, hatte seine Kanzlei am [[Josef Schöndorfer-Platz|Schöndorfer-Platz]] Nr. 13 | + | *[[Josef Klaus (Politiker)|Josef Klaus]], Jurist, [[ÖVP]]-Politiker, Salzburger [[Landeshauptmann]] und österreichischer Bundeskanzler, hatte seine Kanzlei am [[Josef Schöndorfer-Platz|Schöndorfer-Platz]] Nr. 13 |
| | *[[Karin Köllerer]], Skirennläuferin | | *[[Karin Köllerer]], Skirennläuferin |
| | *[[Ernst Kronreif|Ernst Kronreif I.]], Mitbegründers der Motorenwerke [[KTM]] in [[Mattighofen]] im [[Innviertel]] | | *[[Ernst Kronreif|Ernst Kronreif I.]], Mitbegründers der Motorenwerke [[KTM]] in [[Mattighofen]] im [[Innviertel]] |
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| | * [https://www.salzburg.gv.at/themen/statistik/gp-statistik-daten-gemeindeportraet Landesstatistik Salzburg Gemeindeportraits aktueller Stand] | | * [https://www.salzburg.gv.at/themen/statistik/gp-statistik-daten-gemeindeportraet Landesstatistik Salzburg Gemeindeportraits aktueller Stand] |
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| − | ==== Einzelnachweis ====
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| | <references/> | | <references/> |
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