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| | [[Datei:Waagplatz_Salzburg_Altstadt_Sonnenuhr.JPG|thumb|Das Sgraffito von [[Karl Reisenbichler]] mit einer [[Sonnenuhr]], 2020.]] | | [[Datei:Waagplatz_Salzburg_Altstadt_Sonnenuhr.JPG|thumb|Das Sgraffito von [[Karl Reisenbichler]] mit einer [[Sonnenuhr]], 2020.]] |
| | [[Datei:Waagplatz_1_Salzburg_Sgraffito_Reisenbichler.jpg|thumb|Signierung des Sgraffitos von [[Karl Reisenbichler]].]] | | [[Datei:Waagplatz_1_Salzburg_Sgraffito_Reisenbichler.jpg|thumb|Signierung des Sgraffitos von [[Karl Reisenbichler]].]] |
| − | Das Haus '''Waagplatz 1''' ist ein unter [[Denkmalschutz]] stehendes Haus in der [[Salzburg]]er [[Altstadt]] am [[Waagplatz]] mit der Nummer 1. | + | Das Haus '''Waagplatz 1''', das ehemalige Gerichtshaus und auch ehemalige Stadttrinkstube, ist ein unter [[Denkmalschutz]] stehendes Haus in der [[Salzburger Altstadt]] am [[Waagplatz]] mit der Nummer 1. |
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| − | == Einleitung ==
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| − | Im ehemalige '''Gerichtshaus oder Stadttrinkstube''', so die Bezeichnung laut Bundesdenkmalamt für dieses Haus, war auch
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| | == Geschichte == | | == Geschichte == |
| − | Der Salzburger Historiker [[Franz Valentin Zillner]] glaubte, das erste [[Rathaus der Stadt Salzburg]] wäre im Haus [[Waaghaus]] ([[Waagplatz 3]]) gewesen und erst um [[1100]] ins Haus Waagplatz 1 verlegt. Im [[Mittelalter]] fehlen hier entsprechende Urkunden zur Klärung. Sicher ist, dass es [[1407]] im [[Keutzlturm]] an eingerichtet war und bis ins späte [[19. Jahrhundert]] dort verblieb.<ref>Quelle [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19200101&query=%22Keutzlturm%22&ref=anno-search&seite=10 ANNO], [[Salzburger Volksblatt]], Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10, ein Beitrag von Dr. [[Franz Martin]]</ref> | + | Der Salzburger Historiker [[Franz Valentin Zillner]] glaubte, das erste [[Rathaus der Stadt Salzburg]] wäre im Haus [[Waaghaus]] ([[Waagplatz 3]]) gewesen und erst um [[1100]] ins Haus Waagplatz 1 verlegt. Im [[Mittelalter]] fehlen hier entsprechende Urkunden zur Klärung. Sicher ist, dass es [[1407]] im [[Keutzlturm]] an eingerichtet war und bis ins späte [[19. Jahrhundert]] dort verblieb.<ref>Quelle [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19200101&query=%22Keutzlturm%22&ref=anno-search&seite=10 ANNO], [[Salzburger Volksblatt]], Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10, ein Beitrag von Dr. [[Franz Martin]]</ref> |
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| | Nach [[1328]] wurde es Gerichtsgebäude, auch nach dem denkbaren Ende der Nutzung als Rathaus blieb es im Besitz der [[Stadtgemeinde Salzburg|Stadtgemeinde]]. Es diente nun als Waag- und [[Niederlage]]<u></u>haus. Erst [[1487]] wurde dann die Stadtwaage in das Haus Waagplatz 3, in das [[Waaghaus]], verlegt. Die Funktion als Niederlagshaus endete für dieses Haus um 1540, als das [[Niederlagsrecht]] für Eisen ins Haus [[Getreidegasse]] 20 übersiedelte. | | Nach [[1328]] wurde es Gerichtsgebäude, auch nach dem denkbaren Ende der Nutzung als Rathaus blieb es im Besitz der [[Stadtgemeinde Salzburg|Stadtgemeinde]]. Es diente nun als Waag- und [[Niederlage]]<u></u>haus. Erst [[1487]] wurde dann die Stadtwaage in das Haus Waagplatz 3, in das [[Waaghaus]], verlegt. Die Funktion als Niederlagshaus endete für dieses Haus um 1540, als das [[Niederlagsrecht]] für Eisen ins Haus [[Getreidegasse]] 20 übersiedelte. |
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| | In der "Stadttrinkstube" wurden die offiziellen Tafeln des Stadtrates abgehalten, die Bürgeraufnahmen und die Jahrestage der Zünfte gefeiert, akademische Feiern fanden hier ihren Ausklang, auch Theateraufführungen fanden hier statt. | | In der "Stadttrinkstube" wurden die offiziellen Tafeln des Stadtrates abgehalten, die Bürgeraufnahmen und die Jahrestage der Zünfte gefeiert, akademische Feiern fanden hier ihren Ausklang, auch Theateraufführungen fanden hier statt. |
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| − | === Der Brand 1635 brachte größere Veränderungen mit sich === | + | === Der Brand 1635 und geänderte Nutzung danach === |
| | Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des März [[1635]] war ein Brand im Haus ausgebrochen und es musste vorübergehend gesperrt werden. Da beschloss der Stadtrat, die Stadtwaage ins gegenüberliegende Schrannenhaus zu verlegen und nur mehr die Stadttrinkstube herzurichten. | | Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des März [[1635]] war ein Brand im Haus ausgebrochen und es musste vorübergehend gesperrt werden. Da beschloss der Stadtrat, die Stadtwaage ins gegenüberliegende Schrannenhaus zu verlegen und nur mehr die Stadttrinkstube herzurichten. |
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| | Bei dieser Gelegenheit wurde auch der [[Pranger]], der sich vor der Trinkstube befunden hatte, weiter in den Platz gegen den [[St. Michaelsbrunnen]] hin verlegt. Die an der Trinkstube angebauten Tucherschererläden wurden mit der Bewilligung des [[Äbte der Benediktiner-Erzabtei St. Peter|Abts]] des [[Benediktiner-Erzabtei St. Peter|Benediktinerstifts St. Peter]], [[Albert III. Keuslin]], an die Wand der [[Filialkirche zum hl. Michael]] verlegt. | | Bei dieser Gelegenheit wurde auch der [[Pranger]], der sich vor der Trinkstube befunden hatte, weiter in den Platz gegen den [[St. Michaelsbrunnen]] hin verlegt. Die an der Trinkstube angebauten Tucherschererläden wurden mit der Bewilligung des [[Äbte der Benediktiner-Erzabtei St. Peter|Abts]] des [[Benediktiner-Erzabtei St. Peter|Benediktinerstifts St. Peter]], [[Albert III. Keuslin]], an die Wand der [[Filialkirche zum hl. Michael]] verlegt. |
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| − | In einer Stadtratssitzung am [[24. März]] [[1638]] wurde dann das heutige Aussehen des Gebäudes beschlossen. ES wurde innen prächtig ausgestaltet und erhielt eine [[Fassadenmalerei]]. Der Name des Meisters der Trinkstubenfresken ist nicht bekannt. Mit der Frühjahrs-Ruperti-[[Dult]] am [[27. März]] [[1639]] konnte der Pächter der Trinkstube, Baltasar Eizenberger, den Betrieb wieder öffnen. | + | In einer Stadtratssitzung am [[24. März]] [[1638]] wurde dann das heutige Aussehen des Gebäudes beschlossen. ES wurde innen prächtig ausgestaltet und erhielt eine [[Fassadenmalerei]]. Der Name des Meisters der Trinkstubenfresken ist nicht bekannt. Mit der Frühjahrs-[[Ruperti]]-[[Dult]] am [[27. März]] [[1639]] konnte der Pächter der Trinkstube, Baltasar Eizenberger, den Betrieb wieder öffnen. |
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| − | Das Schild der Stadttrinkstube um [[1790]] ist erhalten.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19300718&query=%22Waagplatz%22&seite=39 ANNO]</ref> | + | Das Schild der Stadttrinkstube um [[1790]] ist erhalten.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19300718&query=%22Waagplatz%22&seite=39 ANNO]</ref> |
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| | === Hôtel Erzherzog Karl === | | === Hôtel Erzherzog Karl === |
| − | Durch die Neugestaltung wurde der mittlerweile zum Gasthof gewordenen Betrieb wohl zum Gasthof ersten Ranges in der Stadt Salzburg. Schon [[Matthäus Merian]] lobte den Standard der "Stadttrinkstube", die bis Ende des [[18. Jahrhundert]]s der "''erste Gasthof der Stadt''" blieb. Von [[1864]] bis [[1899]] war es das [[Hôtel Erzherzog Karl]] mit 68 Zimmern. | + | Durch die Neugestaltung wurde der mittlerweile zum Gasthof gewordenen Betrieb wohl zum Gasthof ersten Ranges in der Stadt Salzburg. Schon [[Matthäus Merian]] lobte den Standard der "Stadttrinkstube", die bis Ende des [[18. Jahrhundert]]s der "erste Gasthof der Stadt" blieb. Von [[1864]] bis [[1899]] war es das [[Hôtel Erzherzog Karl]] mit 68 Zimmern. Im Mai [[1896]] übernahm Theodor Stern das Hotel. Im Inserat der Übernahmeankündigung steht "gestützt auf das Vertrauen, welches ich mir während meiner langjährigen Thätigkeit in Salzburg und [[Hallein]] erworben, ...". Es könnte sich also um den Besitzer des [[Hotel Stern|Hotels Stern]] in Hallein gehandelt haben.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18960516&seite=5&zoom=33 ANNO], "[[Salzburger Volksblatt]]", Ausgabe vom 16. Mai 1896, Seite 5</ref> |
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| | === Salzburger Volksblatt === | | === Salzburger Volksblatt === |
| − | Vom [[23. Mai]] [[1899]] bis [[25. November]] [[1924]] befanden sich hier die Schriftleitung (Redaktion) des [[Salzburger Volksblatt]] von [[Reinhold Kiesel]] und die Verwaltung der [[Keyl'sche Buchdruckerei|Buchdruckerei Reinhold Kiesel]].<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18990523&seite=1 Salzburger Volksblatt, 23. Mai 1899]</ref> <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19241125&seite=1 Salzburger Volksblatt, 24. November 1924]</ref> Die Druckerei selbst befand sich in der [[Döllerergässchen|Döllerergasse]] 8. Im November 1924 übersiedelten Redaktion und Druckerei in das gerade fertiggestellte [[Salzburger Verlagshaus Kiesel]] an der [[Rainerstraße]]. | + | Vom [[23. Mai]] [[1899]] bis [[25. November]] [[1924]] befanden sich hier die Schriftleitung (Redaktion) des "[[Salzburger Volksblatt]]" von [[Reinhold Kiesel]] und die Verwaltung der [[Keyl'sche Buchdruckerei|Buchdruckerei Reinhold Kiesel]].<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18990523&seite=1 Salzburger Volksblatt, 23. Mai 1899]</ref> <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19241125&seite=1 Salzburger Volksblatt, 24. November 1924]</ref> Die Druckerei selbst befand sich in der [[Döllerergässchen|Döllerergasse]] 8. Im November 1924 übersiedelten Redaktion und Druckerei in das gerade fertiggestellte [[Salzburger Verlagshaus Kiesel]] an der [[Rainerstraße]]. |
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| | === Ankerhaus === | | === Ankerhaus === |
| − | Dann zog die [[Allgemeine Versicherungsaktien Gesellschaft Salzburg]] in das Gebäude ein, die später wieder auszog. Daran erinnert heute noch die Fassade, die [[1928]] vom Salzburger Künstler [[Karl Reisenbichler]] und seinen Mitarbeitern R. Brandstätter, [[Albin Müller-Rundegg]] und F. Pichler geschaffen wurde. Im Laufe des [[20. Jahrhundert]]s wurde die Erdgeschossräume der Hausseite zum Waagplatz von Geschäfte genutzt. [[2007]] wurde das Haus von [[Helga Rabl-Stadler]] an den Geschäftsmann [[Haythem Al Wazzan]] verkauft. Dieser eröffnetet am [[8. Dezember]] [[2010]] nach Renovierung des Hauses eine Filiale des ihm gehörenden [[Jeans only]]-Geschäfts. | + | Dann zog die Allgemeine Versicherungsaktien Gesellschaft Salzburg in das Gebäude ein, die später wieder auszog. Daran erinnert heute noch die Fassade, die [[1928]] vom Salzburger Künstler [[Karl Reisenbichler]] und seinen Mitarbeitern R. Brandstätter, [[Albin Müller-Rundegg]] und F. Pichler geschaffen wurde. Im Laufe des [[20. Jahrhundert]]s wurde die Erdgeschossräume der Hausseite zum Waagplatz von Geschäfte genutzt. [[2007]] wurde das Haus von [[Helga Rabl-Stadler]] an den Geschäftsmann [[Haythem Al Wazzan]] verkauft. Dieser eröffnetet am [[8. Dezember]] [[2010]] nach Renovierung des Hauses eine Filiale des ihm gehörenden ''Jeans only''-Geschäfts. |
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| | + | Vor [[2000]] befand sich im Haus die [[Tanzschule Moll]], in deren Räumen mehrmals die Wiener Galerie Heike Curtze Ausstellungen präsentierte.<ref>[https://www.sn.at/archivsn?img=ND0GEKqQdrus50CUJhFTX%2BlQX6Yd5bOSpHL9S5nlMUWQQOKYB7NAQQa1AEywJrLuduKrsg2HEX%2Ff6RMS0sxJMPph7x0ZyV204eEyv8d8v0jkokNcUvt2vnG9R4sRRxoP&id1=19980725_90&q=%2522Tanzschule%2520Moll%2522#slide90 www.sn.at], Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 25. Juli 1998, Seite 22</ref> |
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| | == Quellen == | | == Quellen == |
| − | * [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19200101&seite=10&zoom=33&query=%22Keutzlturm%22&ref=anno-search ANNO], [[Salzburger Volksblatt]], Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10: [[Franz Martin]]: ''Die alte "Stadttrinkstube"'' | + | * [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19200101&seite=10&zoom=33&query=%22Keutzlturm%22&ref=anno-search ANNO], "[[Salzburger Volksblatt]]", Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10: [[Franz Martin]]: ''Die alte "Stadttrinkstube"'' |
| | * [[Salzburger Nachrichten]], 10. Dezember 2010 | | * [[Salzburger Nachrichten]], 10. Dezember 2010 |
| | * Inschrift an der Fassade | | * Inschrift an der Fassade |
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| − | ==== Einzelnachweise====
| + | == Einzelnachweise == |
| | <references/> | | <references/> |
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