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| − | [[File:Hieronymus Graf von Colloredo 01.jpg|thumb|Gemälde im [[Salzburg Museum]]_]] | + | [[File:Hieronymus Graf von Colloredo 01.jpg|thumb|Gemälde im [[Salzburg Museum]].]] |
| | + | [[Datei:Fürsterzbischof_Hieronymus_Graf_Colloredo_Landesausstellung_Von_Hier_Und_Dort_2016.jpg|thumb|Hieronymus Graf Colloredo]] |
| | [[Datei:Wappen von Hieronymus Graf Colloredo.jpg|thumb|Wappen von Hieronymus Graf Colloredo im [[Keltenmuseum Hallein]].]] | | [[Datei:Wappen von Hieronymus Graf Colloredo.jpg|thumb|Wappen von Hieronymus Graf Colloredo im [[Keltenmuseum Hallein]].]] |
| | [[Datei:Wappen von Hironimius Graf Colloredo am Schloss Laufen.jpg|thumb|Wappen von Hieronymus Graf Colloredo am [[Schloss Laufen]].]] | | [[Datei:Wappen von Hironimius Graf Colloredo am Schloss Laufen.jpg|thumb|Wappen von Hieronymus Graf Colloredo am [[Schloss Laufen]].]] |
| | [[File:Austria salzburg thaler 1777.jpg|thumb|Salzburger Thaler 1777, sie zeigen Hieronymus Graf Colloredo.]] | | [[File:Austria salzburg thaler 1777.jpg|thumb|Salzburger Thaler 1777, sie zeigen Hieronymus Graf Colloredo.]] |
| − | '''Hieronymus Graf Colloredo''' (* [[31. Mai]] [[1732]] in [[Wien]]; † [[20. Mai]] [[1812]] ebendort) war von [[1772]] bis [[1803]] der letzte Salzburger Erzbischof, der als [[Fürsterzbischof]] residierte. Bis Erzbischof [[Andreas Rohracher]] führten die ihm nachfolgenden Erzbischöfe weiterhin den Titel "Fürsterzbischof", hatten aber keine weltliche Macht mehr. | + | '''Hieronymus Graf Colloredo''' (* [[31. Mai]] [[1732]] in [[Wien]]; † [[20. Mai]] [[1812]] ebendort) war von [[1772]] bis [[1803]] der letzte Salzburger Erzbischof, der als [[Fürsterzbischof]] residierte. |
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| | + | == Einleitung == |
| | + | Als passenden Wahlspruch der Regentschaft wählte Hieronymus Colloredo den Spruch ''Providum imperium felix'' - "Glücklich ist eine voraussehende Regierung". Colloredo ging in seinen Reformen im Geist der Aufklärung gegenüber jenen von Joseph II. in der Regel wesentlich vorsichtiger vor und passte manche Reform im Geist der Aufklärung den Salzburger Verhältnissen an. Er gründete eine Armenkommission, führte Beratungen zur Gründung eines Armeninstituts nach österreichischem Vorbild durch - samt einem frühen Ansatz für ein Pensionssystem, forderte eine ausreichende medizinische Betreuung der Bevölkerung und setzte sich dabei etwa auch für eine Pockenschutzimpfung ein. |
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| | == Leben == | | == Leben == |
| − | Hieronymus Graf Colloredo war der Sohn des ehemaligen Vizekanzlers unter [[Maria Theresia]], Rudolph Joseph von Colloredo (* 6. Juli 1706; † 1. November 1788), und seiner Frau Maria Gabriele, geborene von Starhemberg (* 28. November 1707; † 9. November 1793)<ref>[https://de.rodovid.org/wk/Person:785576 de.rodovid.org]</ref>. Über sein Studium war bis Anfang des [[21. Jahrhundert]]s nicht viel bekannt. Die Kunsthistorikerin [[Roswitha Juffinger]] fand zusammen mit [[Christoph Brandhuber]] bis 2011 heraus, dass Colloredo Jus studierte - bisher hatte man angenommen, dass er nur Theologie studiert hatte. Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Auditor bei der ''"Sacra Rota"'', dem weltlichen Gericht des Vatikans. Nach dem Theologiestudium am ''[[Collegium Germanicum]]'' in Rom verlieh am [[19. Dezember]] [[1761]] Königin Maria Theresia von Österreich dem jungen Colloredo das [[Bistum Gurk]]. Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] weihte ihn dann am [[14. April]] [[1762]] in der [[Stadt Salzburg]] zum [[Bischof von Gurk]]. Am [[14. März]] [[1772]] wurde er nach 49 Abstimmungen zum Fürsterzbischof von [[Erzstift Salzburg|Salzburg]] gewählt. Am [[29. April]] zog Colloredo feierlich von [[Schloss Freisaal]] in die Stadt ein, und Papst Clemens XIV. bestätigt am [[22. Juni]] seine Wahl. | + | Hieronymus Graf Colloredo war der Sohn des ehemaligen Vizekanzlers unter [[Maria Theresia]], Rudolph Joseph von Colloredo (* [[6. Juli]] [[1706]]; † [[1. November]] [[1788]]) und seiner Frau Maria Gabriele, geborene von Starhemberg (* [[28. November]] [[1707]]; † [[9. November]] [[1793]])<ref>[https://de.rodovid.org/wk/Person:785576 de.rodovid.org]</ref>. Über sein Studium war bis Anfang des [[21. Jahrhundert]]s nicht viel bekannt. Die Kunsthistorikerin [[Roswitha Juffinger]] fand zusammen mit [[Christoph Brandhuber]] bis 2011 heraus, dass Colloredo Jus studierte - bisher hatte man angenommen, dass er nur Theologie studiert hatte. Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Auditor bei der ''Sacra Rota'', dem weltlichen Gericht des Vatikans. Nach dem Theologiestudium am ''[[Collegium Germanicum]]'' in Rom verlieh am [[19. Dezember]] [[1761]] Königin Maria Theresia von Österreich dem jungen Colloredo das [[Bistum Gurk]]. Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] weihte ihn dann am [[14. April]] [[1762]] in der [[Stadt Salzburg]] zum [[Bischof von Gurk]]. Am [[14. März]] [[1772]] wurde er nach 49 Abstimmungen zum Fürsterzbischof von [[Erzstift Salzburg|Salzburg]] gewählt. Am [[29. April]] zog Colloredo feierlich von [[Schloss Freisaal]] in die Stadt ein, und Papst Clemens XIV. bestätigt am [[22. Juni]] seine Wahl. |
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| − | Colloredo war der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung. Wie der Salzburger Historiker Mag. Dr. [[Oskar Dohle]] in seinen jüngsten Forschungen anlässlich einer Doppelausstellung [[Kirchenfürst und Landesherr]] im Jahr 2012 formulierte, sei Colloredo ein Repräsentant einer ''Epochenwende'' gewesen. Einerseits vertrat er eine durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche, andererseits blickte er mit seinen weltlichen Reformen weit in das [[19. Jahrhundert]] hinein. Colloredo habe viele Neuerungen angestoßen, wie etwa in der Bildung, der Vermessung des Landes und der Flussregulierung.
| + | Seinen Namenstag hatte er am [[30. September]].<ref>[https://www.facebook.com/photo?fbid=1406693180122872&set=a.1107150730077120 Facebook], ein Beitrag von [[Christoph Brandhuber]] am 16. Juni 2023 zu [[Johann Rudolph Czernin]].</ref> |
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| − | Der sparsame, fast geizige Landesfürst war zwar bei seinen Untertanen nicht sehr beliebt, jedoch erlebte Salzburg unter seiner Regentschaft nochmals eine wirtschaftliche Blütezeit. Als er das [[Fürsterzbistum]] 1772 übernommen hatte, war dieses durch seine Vorgänger fast bankrott. Colloredo fand einen verlotterten Staat vor und investierte sein privates Vermögen, um diesen wieder wirtschaftlich zu sanieren. Diesem Unterfangen kam auch sein familiäres Netzwerk zugute. Die Familie war in Florenz, Wien und [[Böhmen]] etabliert.
| + | Colloredo war der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung. Wie der Salzburger Historiker Mag. Dr. [[Oskar Dohle]] in seinen jüngsten Forschungen anlässlich einer Doppelausstellung [[Kirchenfürst und Landesherr]] im Jahr 2012 formulierte, sei Colloredo ein Repräsentant einer Epochenwende gewesen. Einerseits vertrat er eine durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche, andererseits blickte er mit seinen weltlichen Reformen weit in das [[19. Jahrhundert]] hinein. Colloredo habe viele Neuerungen angestoßen, wie etwa in der Bildung, der Vermessung des Landes und der Flussregulierung. |
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| − | Während seiner rund drei Jahrzehnte dauernden Regentschaft förderte er Wissenschaften und Publizistik und er setzte sich für ein modernes Steuerwesen ein. Zwischen [[1776]] und [[1779]] ließ er den [[Hieronymus-Kataster]] anlegen, in dem alle Steuerpflichten erfasst wurden. Dieser ist heute eine wichtige Quelle der Wirtschafts- und Besitzgeschichte - etwa wenn es um das Erstellen von [[Erbhof]]<nowiki>gutachten</nowiki> geht. Als Fürsterzbischof bemühte er sich um die "<nowiki>Ent</nowiki>[[barock]]<nowiki>isierung</nowiki>" der Religionsausübung, reduzierte die Zahl der Feiertage und am [[22. November]] [[1784]] erließ er das Verbot der öffentlichen Aufstellung von [[Weihnachtskrippen]], dann auch das sogenannte [[Heiliges Grab|Heilige Grab]]. | + | Während seiner rund drei Jahrzehnte dauernden Regentschaft förderte er Wissenschaften und Publizistik und er setzte sich für ein modernes Steuerwesen ein. Zwischen [[1776]] und [[1779]] ließ er den [[Hieronymus-Kataster]] anlegen, in dem alle Steuerpflichten erfasst wurden. Dieser ist heute eine wichtige Quelle der Wirtschafts- und Besitzgeschichte - etwa wenn es um das Erstellen von [[Erbhof]]<nowiki>gutachten</nowiki> geht. |
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| | Am [[16. November]] [[1775]] wurde von ihm auf dem damals noch Hannibalplatz genannten [[Makartplatz]] das [[Salzburger Landestheater|Fürsterzbischöfliche Hoftheater]] eröffnet. Colloredo setzte sich für Verbesserungen im Schulwesen ein. Er berief [[Franz Michael Vierthaler]] [[1790]] zum Direktor des [[Salzburger Lehrerbildungsanstalt|Schullehrerseminars]], das am [[9. November]] [[1790]] im [[Ritzerbogenhaus]], [[Sigmund-Haffner-Gasse]], eröffnet worden war. [[1798]] ließ er in [[Hallein]] das [[Colloredo-Sudhaus]] erbauen, das aber technisch eine Fehlkonstruktion war und bald wieder geschlossen wurde. | | Am [[16. November]] [[1775]] wurde von ihm auf dem damals noch Hannibalplatz genannten [[Makartplatz]] das [[Salzburger Landestheater|Fürsterzbischöfliche Hoftheater]] eröffnet. Colloredo setzte sich für Verbesserungen im Schulwesen ein. Er berief [[Franz Michael Vierthaler]] [[1790]] zum Direktor des [[Salzburger Lehrerbildungsanstalt|Schullehrerseminars]], das am [[9. November]] [[1790]] im [[Ritzerbogenhaus]], [[Sigmund-Haffner-Gasse]], eröffnet worden war. [[1798]] ließ er in [[Hallein]] das [[Colloredo-Sudhaus]] erbauen, das aber technisch eine Fehlkonstruktion war und bald wieder geschlossen wurde. |
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| | Am [[10. Dezember]] [[1800]] floh Colloredo vor den anrückenden [[Salzburg unter Napoleon|Franzosen]] nach Wien, von wo aus er das Erzbistum leitete. [[1803]] musste er als Landesfürst zugunsten des neuen [[Kurfürstentum Salzburg|Kurfürsten]] [[Ferdinand III. von Toskana]] abdanken, blieb aber bis zu seinem Tod das geistliche Oberhaupt der Erzdiözese. Am [[18. März]] [[1809]] übergab Colloredo die Erzdiözese dem [[Bischof von Chiemsee]] [[Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg]]. | | Am [[10. Dezember]] [[1800]] floh Colloredo vor den anrückenden [[Salzburg unter Napoleon|Franzosen]] nach Wien, von wo aus er das Erzbistum leitete. [[1803]] musste er als Landesfürst zugunsten des neuen [[Kurfürstentum Salzburg|Kurfürsten]] [[Ferdinand III. von Toskana]] abdanken, blieb aber bis zu seinem Tod das geistliche Oberhaupt der Erzdiözese. Am [[18. März]] [[1809]] übergab Colloredo die Erzdiözese dem [[Bischof von Chiemsee]] [[Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg]]. |
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| | + | Sein Leibarzt war [[Johann Jacob Hartenkeil]], zweiter Leibarzt war Dr. [[Anton Buchmann]]. |
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| | + | Schon damals investierten Staatsmänner in Aktien. Colloredo sanierte sehr erfolgreich den Fürstenstaat Salzburg. Das Land Salzburg verlor aber dann im Zuge der [[Napoleon]]ischen Kriege wieder viel Geld, als die Aktienmärkte "in den Keller" sanken. |
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| | + | ==Schule und Bildung== |
| | + | Einen besonders hoher Stellenwert hatte für den Fürsterzbischof eine nachhaltigen Schulreform. Sofort nach dem Beginn seiner Regentschaft berief er aus Würzburg den Konsistorialrat Johann Michael Bönike nach Salzburg und bat auch den Abt von Sagan, Johann Ignaz Felbiger in Salzburg zu wirken. Dasrauf konnte seit 1775 das Volksschulwesen in Salzburg - im Geist Felbigers - reformiert werden. Dabei half maßgeblich auch der Salzburger Pädagoge Franz Michael. Zwar bestand daraufhin seit 1776 eine allgemeine Schulpflicht im Fürsterzbistum, diese wurde außerhalb der Stadt Salzburg und anderer Städte aber wegen verschiedener Widerstände vor Ort schleppend auch umgesetzt. Der Adel . ber auch reiche Kaufleute ließen ihre Kinder großteils durch "Winkellehrer" zu Hause unterrichten, ja selbst einfache Bewohner wollten die Kinder lieber durch Winkellehrer unterreichten. Kinder von armen Handwerkern und sonmstige arme Leuten benötigten ihre Kinder für die Heimarbeit. Für den Unterricht wurdfer damals Schulgeld verlangt, nur das Schulgeld für arme Kinder wurde aus den Amtskassen des Fürsterzbistums entnommen. |
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| | + | ==Wirtschaft== |
| | + | Der sparsame, fast geizige Landesfürst war zwar bei seinen Untertanen nicht sehr beliebt, jedoch erlebte Salzburg unter seiner Regentschaft nochmals eine wirtschaftliche Blütezeit. Als er das [[Fürsterzbistum]] 1772 übernommen hatte, war dieses durch seine Vorgänger fast bankrott. Colloredo fand einen verlotterten Staat vor und investierte sein privates Vermögen, um diesen wieder wirtschaftlich zu sanieren. Diesem Unterfangen kam auch sein familiäres Netzwerk zugute. Die Familie war in Florenz, Wien und [[Böhmen]] etabliert. |
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| | + | Mit zu den größten Leistungen des Regenten gehörte die Reform der Finanz- und Wirtschaftspolitik gesehen. Der sparsame Hieronymus kümmerte sich um die seit Fürsterzbischof Schrattenbach auch durch Missernten zerrütteten Finanzen. Auch die Hofhaltung gestaltete Colloredo bewusst sparsam, und führte dabei auch einschneidende Steuern ein etwa auf alkoholische Getränke. Vor allem aber ersetzte er die Vermögenssteuer durch eine Grundsteuer, im Sinn einer möglichst gerechten Steuerverteilung. Dafür ließ Colloredo den "[[Hieronymus-Kataster]]" erstellen. |
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| | + | ==Kirchliche Feiertage== |
| | + | Zur Erneuerung überkommener Bräuche nahm sich Hieronymus Colloredo schon Ende 1772 vor tiefgreifende in die gelebten Frömmigkeit vorzunehmen und verlangte nach einer Erneuerung im Glauben bzw. eine Abkehr vom unzeitgemäß gewordenen Barockkatholizismus und. Vor allem verordnete er die Aufhebung vieler Fest- und Feiertage - um Entsetzen großer konservativer Teile der der Bevölkerung, die der Klerus vielfach wesentlich mittrug. Damit wolle er eine bessere Heiligung und Würdigung der übrigen Feiertage durch eine verstärkte Teilnahme an den religiösen Übungen erreichen. Von den damaligen 95 kirchlichen Sonn- und Feiertage sollten fast 20 aufgehoben werden 1788 wurde das Volk erneut zur Arbeit an den aufgehobenen Feiertagen aufgefordert. Die Aufhebung der Feiertage erwies sich in der Umsetzung als zu schwierig. Auch der Franziskaner Pater Clarentius Pschaider nutzte seine Predigten, und eine Schrift mit dem Titel "Frage, ob die Abstellung der Feyertäge bey jeztmaligen Weltlauf christlich und zu billigen seye?". Damit griff der Pater Erzbischof und Papst an. Die erzbischöflichen Maßnahmen verglich der Pater dabei mit einem unverständigen Schnarcher. Trotzdem konnte für kurze Zeit diese Schrift in Salzburg verkauft werden, bis sie später dann doch eingezogen wurde. Pater Clarentius wurde darauf zu acht Jahren Haft verurteilt und gleichzeitig den zuständigen Ordensoberen übergeben. |
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| | + | ==Einschränkung von Umgängen und Wallfahrten== |
| | + | [[1779]] ließ Colloredo im Fürsterzbistum die Passionsspiele und andere "Mummereyen" bei den Karfreitags- und anderen Prozessionen verbieten - erneut zur Entrüstung des Kirchenvolkes und des konservativen Clerus. Colloredo und seine aufgeklärten Berater meinten darin einen "für das Christenthum entehrenden Missbrauch zu erkennen. Im Jubeljahr [[1782]] veröffentlichte er neuerlich eine Kritik an den kirchlichen Missständen forderte einer deutlich verbesserten Armenpolitik, wobei diese Forderungen mit Zitaten der Kirchenväter untermauerte. Auch wurde die Bedeutung des Bibellesens und der Gesang deutscher Kirchenlieder empfohlen, und das barocke Übermaß der Marien- und Heiligenverehrung eingeschränkt. Im Zug der "<nowiki>Ent</nowiki>[[barock]]<nowiki>isierung</nowiki>" der Religionsausübung, erließ er am [[22. November]] [[1784]] in den Kirchen das Verbot der öffentlichen Aufstellung von [[Weihnachtskrippen]], und dann auch des sogenannten [[Heiliges Grab|Heilige Grabes]]. |
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| | + | Den wohl ambitioniertesten Schritt zu einer aufgeklärten Religion unternahm Fürsterzbischof Colloredo mit der Publikation des berühmten Hirtenbriefes im Jubeljahr [[1782]]. In diesem Schreiben, das an die in der Seelsorge stehenden Priester gerichtet war, aber zugleich den weltlichen Beamten und dem Kanzleipersonal mitgeteilt wurde, griff er den seiner Meinung nach unzeitgemäß gewordenen Barockkatholizismus scharf an und verlangte nach einer Erneuerung im Glauben. |
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| | + | Noch lange nach der Absetzung als Fürst des Römisch-deutschen Reiches verhinderte übrigens Colloredo den Plan von Kaiser Franz das Erzbistum Salzburg zu degradieren und als Bistum dem Wiener Metropoliten zu. |
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| | == Colloredo und die Kunst == | | == Colloredo und die Kunst == |
| | Aus heutiger Sicht lässt sich nicht mehr feststellen, welche Bilder von welchem Salzburger Kirchenfürsten angekauft worden waren. Anhand von Inventarsammlungen hatten Juffinger und Brandhuber bis 2011 versucht, die Bildersammlung der Fürsterzbischöfe zu rekonstruieren. [[Imma Walderdorf]] konnte von 1 000 Bildern der [[Alte Residenz|Alten Residenz]], die nach der [[Säkularisierung]] 1803 in alle Winde verstreut bzw. verschleppt worden waren, ein Drittel identifizieren. Aber das Kunstinteresse Colloredos lässt sich auch an seiner Büchersammlung messen. An Druckgrafik besaß er alles, was zu seiner Zeit in Mode war. Wobei Bücher mit Illustrationen damals ein Vermögen gekostet hatten. Auch zur Malerei musste er einen starken Bezug gehabt haben. Denn eine in Florenz, Toskana (heute [[Italien]]), gedruckte Ausgabe eines Traktats von Leonardo da Vinci enthält eine persönliche Widmung des Meisters an Hieronymus. Aus dieser Widmung geht auch hervor, dass Colloredo einen echten Leonardo besessen haben musste, der sich zwar nicht aus den Inventarlisten belegen lässt, was aber nicht unüblich wäre. Denn es wurde genau zwischen Privatvermögen und Staatsbesitz unterschieden. | | Aus heutiger Sicht lässt sich nicht mehr feststellen, welche Bilder von welchem Salzburger Kirchenfürsten angekauft worden waren. Anhand von Inventarsammlungen hatten Juffinger und Brandhuber bis 2011 versucht, die Bildersammlung der Fürsterzbischöfe zu rekonstruieren. [[Imma Walderdorf]] konnte von 1 000 Bildern der [[Alte Residenz|Alten Residenz]], die nach der [[Säkularisierung]] 1803 in alle Winde verstreut bzw. verschleppt worden waren, ein Drittel identifizieren. Aber das Kunstinteresse Colloredos lässt sich auch an seiner Büchersammlung messen. An Druckgrafik besaß er alles, was zu seiner Zeit in Mode war. Wobei Bücher mit Illustrationen damals ein Vermögen gekostet hatten. Auch zur Malerei musste er einen starken Bezug gehabt haben. Denn eine in Florenz, Toskana (heute [[Italien]]), gedruckte Ausgabe eines Traktats von Leonardo da Vinci enthält eine persönliche Widmung des Meisters an Hieronymus. Aus dieser Widmung geht auch hervor, dass Colloredo einen echten Leonardo besessen haben musste, der sich zwar nicht aus den Inventarlisten belegen lässt, was aber nicht unüblich wäre. Denn es wurde genau zwischen Privatvermögen und Staatsbesitz unterschieden. |
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| − | == Colloredo und die Wirtschaftskrise um 1800 ==
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| − | Schon damals investierten Staatsmänner in Aktien. Colloredo sanierte sehr erfolgreich den Fürstenstaat Salzburg. Das Land Salzburg verlor aber dann im Zuge der [[Napoleon|Napoleonischen]] Kriege wieder viel Geld, als die Aktienmärkte ''in den Keller'' sanken.
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| − | == Sonstiges ==
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| − | Sein Leibarzt war [[Johann Jacob Hartenkeil]], zweiter Leibarzt war Dr. [[Anton Buchmann]].
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| | == Bilder == | | == Bilder == |
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| | * {{Commonscat|Hieronymus von Colloredo}} | | * {{Commonscat|Hieronymus von Colloredo}} |
| − | == Literatur == | + | == Literatur und Quellen== |
| − | * [[Gerhard Ammerer|Ammerer, Gerhard]]; [[Jutta Baumgartner|Baumgartner, Jutta]]; u.a.: "[[Herrschaft in Zeiten des Umbruchs]]“, Salzburg 2016
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| − | == Quellen ==
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| | {{Quelle Kulturlexikon}} | | {{Quelle Kulturlexikon}} |
| | + | * [[Gerhard Ammerer|Ammerer, Gerhard]]; [[Jutta Baumgartner|Baumgartner, Jutta]]; u. a.: "[[Herrschaft in Zeiten des Umbruchs]]", Salzburg 2016 |
| | * {{Quelle SN|2. Februar 2012 "Mozarts letzter Chef, ein Gespräch mit Roswitha Juffinger}} | | * {{Quelle SN|2. Februar 2012 "Mozarts letzter Chef, ein Gespräch mit Roswitha Juffinger}} |
| | * {{Quelle SN|28. Juni 2012 "Er war der Letzte seiner Art"}} | | * {{Quelle SN|28. Juni 2012 "Er war der Letzte seiner Art"}} |
| − | == Einzelnachweis == | + | * Ergänzungen durch Dr. [[Reinhard Medicus]] |
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| | + | == Einzelnachweise == |
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| | |AMT= [[Bischof von Gurk]] | | |AMT= [[Bischof von Gurk]] |
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| − | |VORGÄNGER= [[Joseph I. Maria Graf von Thun]] | + | |VORGÄNGER= [[Joseph Maria Graf von Thun und Hohenstein]] |
| − | |NACHFOLGER=[[ Joseph II. Anton Graf von Auersperg]] | + | |NACHFOLGER=[[Joseph II. Franz Anton Graf Auersperg]] |
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