Diskussion:Josef Daspelgruber: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
(Geschobene Anklage und immer noch keine Rehabilitierung)
Zeile 2: Zeile 2:
 
==Fußnoten==
 
==Fußnoten==
 
<references />
 
<references />
 +
 +
Anklage 1946
 +
Über den Prozess gegen Daspelgruber schreibt Joseph T. Simon, ein Jurist und damals für die Amerikaner arbeitender Österreicher (Exil 1938) nach Durchsicht der Prozessakten:
 +
"Es bestand für mich kein Zweifel, dass nicht nur der Richter und der Staatsanwalt persönliche Feinde des Angeklagten waren, sondern dass der 8-tägiger Prozeß kein stichhaltiges Material gegen Daspelgruber zutage gebracht hatte." Es gab Material, das bewies, dass Daspelgruber weder illegaler Nazi noch NSDAP-Angehöriger war. Seine Frau hatte im Sommer 1941 um Gewerbeberechtigung angesucht, die Gestapo schätze ihren Mann als  "Schwarzen" ein, mit dem man nach dem Krieg abrechnen werde, sein Ansuchen um Beitritt zu einer Gleiderung der NSDAP sei daher abgelehnt worden. J. Simon intervenierte bei den Amerikanern, das Urteil zu revidieren, zuerst vergeblich. "Daspelgruber ... wurde schließlich auf Drängen von Col. Corridon krankheitshalber begnadigt." (ex Augenzeuge. Erinnerungen eines österreichischen Sozialisten. Eine sehr persönliche Zeitgeschichte. Mit Vorworten von Charles Gulick und Wolfgang Neugebauer, Münster/Wien, 2. Auflage 2008,Seite 359/360.
 +
 +
Die Hauptzeugin gegen Daspelgruper wurde einige Jahre später selbst verurteilt: Salzburger Nachrichten, 22.5.1954: Kronzeugin gegen Ex-Polizeidirektor verhaftet. Die ehemalige Sekretärin des US-Sicherheitsoffiziers ließ sich bestechen."
 +
Daspelgruber machte sich Feinde, weil er rigoros alle Nazis aus der Exekutive entfernte. Er wurde über Salzburg hinaus gelobt und als Vorbild gesehen. Vor allem machte er sich Feinde, als er um die Jahreswende 1945/46 in Vorträgen und Radio über das Kriegsverbrechergesetz (28.6.1945, STGbl. Nr. 47) referierte, über das die Medien wenig berichteten - siehe 1. Seite der Salzburger Volkszeitung v. 9.1.1946.
 +
--[[Benutzer:Andererseits|Andererseits]] ([[Benutzer Diskussion:Andererseits|Diskussion]]) 15:08, 24. Jun. 2025 (CET)

Version vom 24. Juni 2025, 15:08 Uhr

Aus einem Manuskript [1] entnehme ich, dass Josef Daspelgruber in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs Hauptwachtmeister der Pionier-Ersatz-Kompanie 137, die dem Kampfkommandanten Hans Lepperdinger (siehe diesen Artikel) direkt unterstand. Er war in den letzten Kriegstagen in Diskussionen um die kampflose Übergabe der Stadt Salzburg involviert, vielleicht auch Exponent des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime; nach derselben Quelle gab er über diese Vorgänge später, bereits als Polizeidirektor Dr. Daspelgruber, Auskunft. Demnach sind nach dieser mir zuverlässig erscheinenden Quelle der Hauptwachtmeister der Pionier-Ersatz-Kompanie 137 und der spätere Polizeidirektor Dr. Daspelgruber dieselbe Person. Vielleicht wurde Josef Daspelgruber als (angeblicher?) Widerstandskämpfer nach dem Krieg rasch zum Polizeidirektor bestellt und erlebte er einen noch rascheren Fall. Karl

Fußnoten

  1. (Eberhard Moser, Vortragsmanuskript zur kampflosen Übergabe der Stadt Salzburg 1945 (um 1980)

Anklage 1946 Über den Prozess gegen Daspelgruber schreibt Joseph T. Simon, ein Jurist und damals für die Amerikaner arbeitender Österreicher (Exil 1938) nach Durchsicht der Prozessakten: "Es bestand für mich kein Zweifel, dass nicht nur der Richter und der Staatsanwalt persönliche Feinde des Angeklagten waren, sondern dass der 8-tägiger Prozeß kein stichhaltiges Material gegen Daspelgruber zutage gebracht hatte." Es gab Material, das bewies, dass Daspelgruber weder illegaler Nazi noch NSDAP-Angehöriger war. Seine Frau hatte im Sommer 1941 um Gewerbeberechtigung angesucht, die Gestapo schätze ihren Mann als "Schwarzen" ein, mit dem man nach dem Krieg abrechnen werde, sein Ansuchen um Beitritt zu einer Gleiderung der NSDAP sei daher abgelehnt worden. J. Simon intervenierte bei den Amerikanern, das Urteil zu revidieren, zuerst vergeblich. "Daspelgruber ... wurde schließlich auf Drängen von Col. Corridon krankheitshalber begnadigt." (ex Augenzeuge. Erinnerungen eines österreichischen Sozialisten. Eine sehr persönliche Zeitgeschichte. Mit Vorworten von Charles Gulick und Wolfgang Neugebauer, Münster/Wien, 2. Auflage 2008,Seite 359/360.

Die Hauptzeugin gegen Daspelgruper wurde einige Jahre später selbst verurteilt: Salzburger Nachrichten, 22.5.1954: Kronzeugin gegen Ex-Polizeidirektor verhaftet. Die ehemalige Sekretärin des US-Sicherheitsoffiziers ließ sich bestechen." Daspelgruber machte sich Feinde, weil er rigoros alle Nazis aus der Exekutive entfernte. Er wurde über Salzburg hinaus gelobt und als Vorbild gesehen. Vor allem machte er sich Feinde, als er um die Jahreswende 1945/46 in Vorträgen und Radio über das Kriegsverbrechergesetz (28.6.1945, STGbl. Nr. 47) referierte, über das die Medien wenig berichteten - siehe 1. Seite der Salzburger Volkszeitung v. 9.1.1946. --Andererseits (Diskussion) 15:08, 24. Jun. 2025 (CET)