Engelwirtsbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
 
(36 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 3: Zeile 3:
 
! [https://www.google.at/maps/place/Engelwirtsbrunnen/@47.8001666,13.051818,18z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x477691b7403c20ab:0x8db35d138f794d18!8m2!3d47.8001666!4d13.0529123?hl=de Lage des Engelwirtsbrunnen auf Googlemaps]
 
! [https://www.google.at/maps/place/Engelwirtsbrunnen/@47.8001666,13.051818,18z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x477691b7403c20ab:0x8db35d138f794d18!8m2!3d47.8001666!4d13.0529123?hl=de Lage des Engelwirtsbrunnen auf Googlemaps]
 
|}
 
|}
Der '''Engelwirtsbrunnen'''<ref>Quelle [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18891121&query=%22Guidobald-Thun%22+%22Brunnen%22+%22Steingasse%22&ref=anno-search&seite=3 anno.onb.ac.at/Salzburger Volksblatt/21. November 1889]</ref><ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18900117&query=%22Guidobald-Thun-Brunnen%22&ref=anno-search&seite=5 anno.onb.ac.at/Wiener Zeitung, 17. Jänner 1890]</ref>, auch ''Guidobald-Thun-Brunnen'', ''Engelwirtsbrunnen'' oder ''Steinbrunnen''<ref>Im Verzeichnis zum Stadtplan aus dem Jahr 1916 von Freytag & Berndt wird der Brunnen als "Steinbrunnen" bezeichnet, Quelle die Karte und Beschreibung in [[Historischer Atlas der Stadt Salzburg]]</ref> bezeichnet, ist ein [[Brunnen in der Stadt Salzburg|Brunnen]] in der Salzburger [[Altstadt (rechtes Salzachufer)|Altstadt]] am Ende der [[Steingasse]]. Der Brunnen steht unter [[Denkmalgeschützte Objekte in der Stadt Salzburg|Denkmalschutz]].  
+
[[File:Steingasse Engelwirtbrunnen.JPG|thumb|Engelwirtbrunnen]]
 +
[[File:Salzburg - Altstadt - Steingasse Engelwirtbrunnen - 2016 07 08 - 2.jpg|thumb|Engelwirtsbrunnen mit Löwe (Wappentier Salzburgs) und Einhorn (Wappenhalter der Grafen Thun)]]
 +
Der '''Engelwirtsbrunnen''' (auch "Engelwirtbrunnen") ist ein [[Brunnen in der Stadt Salzburg|Brunnen]] in der Salzburger [[Altstadt (rechtes Salzachufer)|Altstadt]] genau an der historischen Grenze vom [[Innerer Stein|Inneren Stein]] zum [[Äußeren Stein]]. Der Brunnen steht unter [[Denkmalgeschützte Objekte in der Stadt Salzburg|Denkmalschutz]].  
  
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
[[1696]] ließ [[Fürsterzbischof]] [[Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] diesen Brunnen bei der alten [[Stadtpfarrkirche St. Andrä|Andräkirche]] in der [[Linzer Gasse]]-Ecke [[Dreifaltigkeitsgasse]] erbauen. [[1751]] wurde er vor den [[Engelwirt]] in der Steingasse verlegt (woher er seine Bezeichnung hat), bis er dort dem Verkehr zunehmend im Wege war.
+
Der Brunnen wurde im Lauf der Geschichte zweimal zu neuen Standorten hin verlegt.
 
[[1890]] wurde er an die heutige Stelle im [[Äußerer Stein|Äußeren Stein]] versetzt und am Hang des [[Kapuzinerberg]]s - mit einer rahmenden Rückwand versehen - neu errichtet, genau an jener Stelle wo bis vor 1830 das Äußere Steintor stand.
 
  
Offiziell und umgangssprachlich heißt der Brunnen heute allgemein ''Engelwirtbrunnen''. Um 1900 und auch später hieß der Brunnen aber manchmal auch noch Guidobald-Graf-Thun-Brunnen. Gespeist wurde er vor dem Engelwirt von der [[Engelwirtsquelle]] auf dem Kapuzinerberg.  
+
[[1696]] ließ [[Fürsterzbischof]] [[Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] diesen Brunnen an seinem ersten Standort in der [[Linzer Gasse]], Ecke zur [[Dreifaltigkeitsgasse]], bei der [[Stadtpfarrkirche St. Andrä|alten St.-Andreas-Kirche]] erbauen. [[1751]] wurde er an seinen zweiten Standort in die [[Steingasse]], nächst dem [[Engelwirt]] verlegt. Dort war er Ende des [[19. Jahrhundert]]s dem stetig zunehmenden Verkehr, besonders schweren Fuhrwerken, im Wege, sodass er [[1890]] an seinen dritten Standort versetzt wurde. Bis etwa [[1830]] hatte hier das [[Äußeres Steintor|Äußere Steintor]] gestanden. [[1890]] wurde der Brunnen am heutigen Standort zwischen den Häusern [[Steingasse]] 71 und [[Arenbergstraße]] 1 an der Felswand des [[Kapuzinerberg]]s - ergänzt durch eine rahmende Rückwand - aufgestellt.
  
== Aussehen ==
+
== Bezeichnungen ==
Über dem rechteckigen, in der Mitte rund vorspringenden Steinbecken mit Spiralgitter sind in flacher Nische zwischen geschweiften Voluten die Wappentiere
+
Der Brunnen wurde und wird in seiner Geschichte unterschiedlich bezeichnet. [[Lorenz Hübner]] erwähnt [[1794]] einen "öffentlichen Röhrlbrunnen mit dem erzbischöflich Thun'schen Wappen, vom Erzbischof Guidobald, an dessen Seite eine hohe Mauer nahe jener Stelle erbauet ist, an der einst die [[Staatsbrücke|Brücke]] von dem [[Klampferergasse|Klampfergäßchen]] herüber gezogen war."<ref>[https://books.google.at/books?id=e2YAAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Lorenz+H%C3%BCbner+chreibung+der+hochf%C3%BCrstlich-erzbisch%C3%B6flichen+Haupt-+und+Residenzstadt+Steingasse&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjimqnTxO_fAhXD-KQKHVeWCBoQ6wEIKjAA#v=onepage&q=Steingasse&f=false Lorenz Hübner: ''Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg'', I. Band, Seite 315]</ref><ref>[https://books.google.at/books?id=OE4QAAAAYAAJ&pg=PA180&dq=Lorenz+H%C3%BCbner+chreibung+der+hochf%C3%BCrstlich-erzbisch%C3%B6flichen+Haupt-+und+Residenzstadt+Steingasse&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjimqnTxO_fAhXD-KQKHVeWCBoQ6AEILzAB#v=onepage&q=Lorenz%20H%C3%BCbner%20chreibung%20der%20hochf%C3%BCrstlich-erzbisch%C3%B6flichen%20Haupt-%20und%20Residenzstadt%20Steingasse&f=false Lorenz Hübner: ''Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg'', II. Band, Seite 107]</ref> 
* [[Land Salzburg (Verwaltung)|Salzburgs]], der Löwe, und
 
* der [[Thun-Hohenstein|Grafen Thun]], das Einhorn, in Umarmung zu sehen; der Aufsatz zeigt das Wappen Fürsterzbischof Johann Ernsts.
 
  
== Bildergalerie ==
+
Im Laufe des [[19. Jahrhundert]]s wird - abgeleitet von dem dortigen [[Gasthof "zum goldenen Engel"]] - der Brunnen allgemein ''Engelwirtsbrunnen'' genannt.
<gallery mode="nolines" mode="packed-hover" heights="200">  
+
 
Guidobald-Thun-Brunnen 01.jpg|Guidobald-Thun-Brunnen
+
Am [[18. November]] [[1889]] wurde im [[Gemeinderat]] der Antrag gestellt, dass der Brunnen "mit Rücksicht auf das Gutachten der Herren Conservatoren'' (Anmerkung: [[Vitus Berger]] und [[Alexander Petter]]) ''nach seinem angeblichen Schöpfer Erzbischof Guidobald von Thun in Hinkunft "Guidobald-Thun-Brunnen" zu benennen wäre". Nach längerer Diskussion - besonders über eine neuerliche Verlegung des Standortes - wurde ein entsprechender Beschluss gefasst.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18891121&query=%22Guidobald-Thun%22+%22Brunnen%22+%22Steingasse%22&ref=anno-search&seite=3 anno.onb.ac.at/Salzburger Volksblatt/21. November 1889]</ref> <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18900117&query=%22Guidobald-Thun-Brunnen%22&ref=anno-search&seite=5 anno.onb.ac.at/Wiener Zeitung, 17. Jänner 1890, Mittheilungen der kaiserl. königl. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale: Hauptteil 1894, Seite 201 ff]</ref>.
Guidobald-Thun-Brunnen 02.jpg|Guidobald-Thun-Brunnen
+
 
</gallery>
+
In den Jahren nach [[1891]] wurde der Brunnen so "Guidobald-Thun-Brunnen" genannt.<ref>[https://anno.onb.ac.at/anno-suche#searchMode=simple&query=Guidobald-Thun-Brunnen&from=1 anno.onb.ac.at/Suche "Guidobald-Thun-Brunnen"]</ref>. Es finden sich derzeit zwölf digitalisierte Zeitungsmeldungen, in denen die Bezeichnung - auch vom Bauamt des Magistrats - verwendet wurde.
 +
 
 +
In der Bevölkerung bleibt die fragwürdige Namensänderung umstritten. 1891 fertigt der [[Fotograf]] [[Carl von Frey]] von dem Brunnen am neuen Standort ein Foto an und vermerkt auf der Rückseite handschriftlich völlig richtig bereits "Ernst von Thun Brunnen" (bei Frey). Carl von Frey war damals Mitglied in der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] und auch im Vorstand des [[Salzburg Museum|Salzburger Museums Carolino Augusteum]]. [[1914]] beschreibt [[Hans Tietze]], Autor in der Reihe der [[Österreichische Kunsttopographie|Österreichischen Kunsttopographie]], diesen als "Brunnen (ehemaliger Engelwirtsbrunnen)", gibt aber noch eine Entstehung um 1660 an.<ref>[https://diglib.tugraz.at/download.php?id=53f1d02ab9b90&location=browse diglib.tugraz.at/Österreichische Kunsttopographie, Die profanen Denkmale der Stadt Salzburg, Brunnen, Seite 231]</ref>
 +
 
 +
In der Folge wird der Brunnen meist wieder "Engelwirtsbrunnen" und auch als ''ehemaliger'' oder ''sogenannter Engelwirtsbrunnen'' bezeichnet. Es finden sich hierzu drei digitalisierte Erwähnungen.<ref>[https://anno.onb.ac.at/anno-suche#searchMode=simple&query=Engelwirtsbrunnen&from=1 anno.onb.ac.at/Suche "Engelwirtsbrunnen"]</ref> Auch die Bezeichnung ''Steinbrunnen'' ist belegt.<ref>Im Verzeichnis zum Stadtplan aus dem Jahr 1916 von Freytag & Berndt wird der Brunnen als "Steinbrunnen" bezeichnet, Quelle: Karte und Beschreibung in [[Historischer Atlas der Stadt Salzburg]]</ref>
 +
 
 +
[[1979]] schreibt [[Lieselotte Eltz-Hoffmann]] in "[[Salzburger Brunnen (Buch)|Salzburger Brunnen]]", dass "der sogenannte 'Engelwirtsbrunnen', dessen Entstehung man bisher Guidobald von Thun'' (Anmerkung: 1616–1668) ''zuschrieb, von dem Nachfolger Johann Ernst von Thun'' (Anmerkung: 1643–1709)'' geschaffen wurde." (Seite 128).
 +
 
 +
[[1980]] schreiben [[Ulrich Nefzger]] und [[Josef Dapra]] in "Salzburg und seine Brunnen", [[Residenz Verlag]], dass "in neuerer Zeit aufgefundene Urkunden belegen, dass der sogenannte Engelwirtsbrunnen im Auftrag von Johann Ernst von Thun im Jahr 1696 erstellt wurde." (Seite 166)
 +
 
 +
[[1998]] beschreibt [[Rudolph Klehr]] in seinem Buch "[[Die Steingasse]] den "Brunnen in der Steingasse vor dem Haus Steingasse 9, der nach dem gegenüberliegenden Gasthaus Engelwirtsbrunnen genannt wurde und 1696 in Regierungszeit von Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein errichtet worden ist". Abgebildet ist auch ein Bildnis von [[Rudolf von Alt]], 1889, das den Brunnen vor dem Haus Steingasse 9 zeigt (Seite 22).
 +
 
 +
In dem [[1999]] erschienenen Standardwerk "[[Historischer Atlas der Stadt Salzburg]]" wird der Brunnen im Plan als "Engelwirt-Brunnen" ausgewiesen.
 +
 
 +
In dem Buch "Salzburg 1888-1896 in Fotografien des Carl von Frey: Städtisches Leben zwischen Tradition und Fortschritt", von [[Peter F. Kramml]] (Autor), [[Carl von Frey]] (Fotograf), erschienen in der Schriftenreihe des [[Stadtarchiv Salzburg|Archivs der Stadt Salzburg]] im Jahre [[2016]], wird der Brunnen auf dem historischen Foto von 1891 in Anlehnung an den unrichtigen Namen Guidobald-Graf-Thun-Brunnen als "Ernest-Thun-Brunnen" bezeichnet. (Seite 67).
 +
 
 +
== Beschreibung ==
 +
Der Brunnen wurde vom Bildhauer [[Andreas Götzinger]] geschaffen. Die Rückwand - eine architektonische Umrahmung von 1890, die an eine Felswand des Kapuzinerbergs anschließt ist - wird seitlich von Pilastern in Quaderform eingefasst, die mit profilierten Deckplatten abschließen. Darüber gespannt ist ein profilierter Segmentbogen.
 +
 
 +
Vor der Rückwand - der ursprüngliche Brunnen aus dem [[17. Jahrhundert]] mit einem Aufbau aus seitlichen Volutenflügeln und Volutenbändern, die in Blätterwerk auslaufen. Darüber, in der Mitte, auf einem profilierten und gestuften Sturzbalken (Architrav), stehend das Wappen der [[Thun-Hohenstein]], eingebettet in eine ovale Kartusche, verziert mit Voluten. Innenliegend eine Rundbogennische, oben als Muschel ausgestaltet und in den Zwickeln zwei Wappen, links das [[Wappen des Fürsterzbistums Salzburg]] und rechts das Wappen der Thun-Hohenstein. In der Nische ein Hochrelief, das die beiden Wappentiere Löwe ([[Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]]) und Einhorn (Grafen Thun), sich umarmend, zeigt. Vor der Rückwand stehend ein rechteckiges Steinbecken, das an der Vorderseite in der Mitte gebaucht ist. Die Felder mit stark konturierten Fülltafeln. Auf dem Becken ist ein schmiedeeisernes Gitter aus Spiralranken aufgesetzt.<ref>[https://diglib.tugraz.at/download.php?id=53f1d02ab9b90&location=browse diglib.tugraz.at/Österreichische Kunsttopographie, Die profanen Denkmale der Stadt Salzburg, Brunnen, Seite 231]</ref>  
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Steingasse_(Salzburg)#Der_Engelwirtsbrunnen  wikipedia-de „Steingasse (Salzburg), Abschnitt „Der Engelwirtsbrunnen“]
+
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Steingasse_(Salzburg)#Der_Engelwirtsbrunnen  wikipedia-de "Steingasse (Salzburg)", Abschnitt "Der Engelwirtsbrunnen"]
 
*''DEHIO Salzburg. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Salzburg Stadt und Land.'' Verlag Anton Schroll & Co, Wien,1986, ISBN 3-7031-0599-2 (hier: S.&nbsp;630)
 
*''DEHIO Salzburg. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Salzburg Stadt und Land.'' Verlag Anton Schroll & Co, Wien,1986, ISBN 3-7031-0599-2 (hier: S.&nbsp;630)
  
== Fußnoten ==
+
== Einzelnachweise ==
 
<references/>
 
<references/>
  
Zeile 33: Zeile 50:
 
[[Kategorie:Denkmalschutz]]
 
[[Kategorie:Denkmalschutz]]
 
[[Kategorie:Denkmalschutz (Stadt Salzburg)]]
 
[[Kategorie:Denkmalschutz (Stadt Salzburg)]]
 +
[[Kategorie:Wissenschaft]]
 +
[[Kategorie:Geografie]]
 +
[[Kategorie:Hydrogeografie]]
 
[[Kategorie:Brunnen]]
 
[[Kategorie:Brunnen]]
 +
[[Kategorie:Wasser]]
 
[[Kategorie:Stadt Salzburg]]
 
[[Kategorie:Stadt Salzburg]]
 
[[Kategorie:Altstadt]]
 
[[Kategorie:Altstadt]]
 
[[Kategorie:Altstadt (rechtes Salzachufer)]]
 
[[Kategorie:Altstadt (rechtes Salzachufer)]]
 
[[Kategorie:Äußerer Stein]]
 
[[Kategorie:Äußerer Stein]]

Aktuelle Version vom 11. Mai 2024, 20:54 Uhr

Engelwirtsbrunnen mit Kapuzinerberg
Lage des Engelwirtsbrunnen auf Googlemaps
Engelwirtbrunnen
Engelwirtsbrunnen mit Löwe (Wappentier Salzburgs) und Einhorn (Wappenhalter der Grafen Thun)

Der Engelwirtsbrunnen (auch "Engelwirtbrunnen") ist ein Brunnen in der Salzburger Altstadt genau an der historischen Grenze vom Inneren Stein zum Äußeren Stein. Der Brunnen steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Der Brunnen wurde im Lauf der Geschichte zweimal zu neuen Standorten hin verlegt.

1696 ließ Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein diesen Brunnen an seinem ersten Standort in der Linzer Gasse, Ecke zur Dreifaltigkeitsgasse, bei der alten St.-Andreas-Kirche erbauen. 1751 wurde er an seinen zweiten Standort in die Steingasse, nächst dem Engelwirt verlegt. Dort war er Ende des 19. Jahrhunderts dem stetig zunehmenden Verkehr, besonders schweren Fuhrwerken, im Wege, sodass er 1890 an seinen dritten Standort versetzt wurde. Bis etwa 1830 hatte hier das Äußere Steintor gestanden. 1890 wurde der Brunnen am heutigen Standort zwischen den Häusern Steingasse 71 und Arenbergstraße 1 an der Felswand des Kapuzinerbergs - ergänzt durch eine rahmende Rückwand - aufgestellt.

Bezeichnungen

Der Brunnen wurde und wird in seiner Geschichte unterschiedlich bezeichnet. Lorenz Hübner erwähnt 1794 einen "öffentlichen Röhrlbrunnen mit dem erzbischöflich Thun'schen Wappen, vom Erzbischof Guidobald, an dessen Seite eine hohe Mauer nahe jener Stelle erbauet ist, an der einst die Brücke von dem Klampfergäßchen herüber gezogen war."[1][2]

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wird - abgeleitet von dem dortigen Gasthof "zum goldenen Engel" - der Brunnen allgemein Engelwirtsbrunnen genannt.

Am 18. November 1889 wurde im Gemeinderat der Antrag gestellt, dass der Brunnen "mit Rücksicht auf das Gutachten der Herren Conservatoren (Anmerkung: Vitus Berger und Alexander Petter) nach seinem angeblichen Schöpfer Erzbischof Guidobald von Thun in Hinkunft "Guidobald-Thun-Brunnen" zu benennen wäre". Nach längerer Diskussion - besonders über eine neuerliche Verlegung des Standortes - wurde ein entsprechender Beschluss gefasst.[3] [4].

In den Jahren nach 1891 wurde der Brunnen so "Guidobald-Thun-Brunnen" genannt.[5]. Es finden sich derzeit zwölf digitalisierte Zeitungsmeldungen, in denen die Bezeichnung - auch vom Bauamt des Magistrats - verwendet wurde.

In der Bevölkerung bleibt die fragwürdige Namensänderung umstritten. 1891 fertigt der Fotograf Carl von Frey von dem Brunnen am neuen Standort ein Foto an und vermerkt auf der Rückseite handschriftlich völlig richtig bereits "Ernst von Thun Brunnen" (bei Frey). Carl von Frey war damals Mitglied in der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde und auch im Vorstand des Salzburger Museums Carolino Augusteum. 1914 beschreibt Hans Tietze, Autor in der Reihe der Österreichischen Kunsttopographie, diesen als "Brunnen (ehemaliger Engelwirtsbrunnen)", gibt aber noch eine Entstehung um 1660 an.[6]

In der Folge wird der Brunnen meist wieder "Engelwirtsbrunnen" und auch als ehemaliger oder sogenannter Engelwirtsbrunnen bezeichnet. Es finden sich hierzu drei digitalisierte Erwähnungen.[7] Auch die Bezeichnung Steinbrunnen ist belegt.[8].

1979 schreibt Lieselotte Eltz-Hoffmann in "Salzburger Brunnen", dass "der sogenannte 'Engelwirtsbrunnen', dessen Entstehung man bisher Guidobald von Thun (Anmerkung: 1616–1668) zuschrieb, von dem Nachfolger Johann Ernst von Thun (Anmerkung: 1643–1709) geschaffen wurde." (Seite 128).

1980 schreiben Ulrich Nefzger und Josef Dapra in "Salzburg und seine Brunnen", Residenz Verlag, dass "in neuerer Zeit aufgefundene Urkunden belegen, dass der sogenannte Engelwirtsbrunnen im Auftrag von Johann Ernst von Thun im Jahr 1696 erstellt wurde." (Seite 166)

1998 beschreibt Rudolph Klehr in seinem Buch "Die Steingasse den "Brunnen in der Steingasse vor dem Haus Steingasse 9, der nach dem gegenüberliegenden Gasthaus Engelwirtsbrunnen genannt wurde und 1696 in Regierungszeit von Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein errichtet worden ist". Abgebildet ist auch ein Bildnis von Rudolf von Alt, 1889, das den Brunnen vor dem Haus Steingasse 9 zeigt (Seite 22).

In dem 1999 erschienenen Standardwerk "Historischer Atlas der Stadt Salzburg" wird der Brunnen im Plan als "Engelwirt-Brunnen" ausgewiesen.

In dem Buch "Salzburg 1888-1896 in Fotografien des Carl von Frey: Städtisches Leben zwischen Tradition und Fortschritt", von Peter F. Kramml (Autor), Carl von Frey (Fotograf), erschienen in der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg im Jahre 2016, wird der Brunnen auf dem historischen Foto von 1891 in Anlehnung an den unrichtigen Namen Guidobald-Graf-Thun-Brunnen als "Ernest-Thun-Brunnen" bezeichnet. (Seite 67).

Beschreibung

Der Brunnen wurde vom Bildhauer Andreas Götzinger geschaffen. Die Rückwand - eine architektonische Umrahmung von 1890, die an eine Felswand des Kapuzinerbergs anschließt ist - wird seitlich von Pilastern in Quaderform eingefasst, die mit profilierten Deckplatten abschließen. Darüber gespannt ist ein profilierter Segmentbogen.

Vor der Rückwand - der ursprüngliche Brunnen aus dem 17. Jahrhundert mit einem Aufbau aus seitlichen Volutenflügeln und Volutenbändern, die in Blätterwerk auslaufen. Darüber, in der Mitte, auf einem profilierten und gestuften Sturzbalken (Architrav), stehend das Wappen der Thun-Hohenstein, eingebettet in eine ovale Kartusche, verziert mit Voluten. Innenliegend eine Rundbogennische, oben als Muschel ausgestaltet und in den Zwickeln zwei Wappen, links das Wappen des Fürsterzbistums Salzburg und rechts das Wappen der Thun-Hohenstein. In der Nische ein Hochrelief, das die beiden Wappentiere Löwe (Land Salzburg) und Einhorn (Grafen Thun), sich umarmend, zeigt. Vor der Rückwand stehend ein rechteckiges Steinbecken, das an der Vorderseite in der Mitte gebaucht ist. Die Felder mit stark konturierten Fülltafeln. Auf dem Becken ist ein schmiedeeisernes Gitter aus Spiralranken aufgesetzt.[9]

Quellen

Einzelnachweise