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| | ''Am Montag, dem 7. Jänner 2013, ist der aus Saalfelden stammende Germanist Adolf Haslinger in den Salzburger Landeskliniken an einer Lungenentzündung kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres gestorben. Haslinger, von seinen Freunden liebevoll Ad genannt, war nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt zunächst Lehrer im Pinzgau, u. a. in der [[Volksschule Paß Thurn]] auf dem [[Pass Thurn]] und an der [[Hauptschule Zell am See]]. Er entschloss sich dann aber, an der Universität Innsbruck Germanistik und Anglistik zu studieren und schloss sein Studium mit dem Doktorat ab. Seine Dissertation befasste sich mit der Dialektgeografie des Pinzgaus.'' | | ''Am Montag, dem 7. Jänner 2013, ist der aus Saalfelden stammende Germanist Adolf Haslinger in den Salzburger Landeskliniken an einer Lungenentzündung kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres gestorben. Haslinger, von seinen Freunden liebevoll Ad genannt, war nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt zunächst Lehrer im Pinzgau, u. a. in der [[Volksschule Paß Thurn]] auf dem [[Pass Thurn]] und an der [[Hauptschule Zell am See]]. Er entschloss sich dann aber, an der Universität Innsbruck Germanistik und Anglistik zu studieren und schloss sein Studium mit dem Doktorat ab. Seine Dissertation befasste sich mit der Dialektgeografie des Pinzgaus.'' |
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| − | ''Zunächst war Haslinger Assistent am Anglistikinstitut. bis er bei der Neugründung der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Paris-Lodron-Universität in Salzburg im Jahr 1964 eine Assistentenstelle erhielt. Nun wechselte er vom Schwerpunkt der Sprachwissenschaft zur Literaturwissenschaft und habilitierte sich mit einer Arbeit über den barocken Roman. Seit 1973 war er Professor für Österreichische Literaturgeschichte, zwei Mal (1983 - 1985 und 1993 - 1995) bekleidete er die Funktion des Dekans der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg. Die höchste Stufe seiner universitären Laufbahn erklomm er 1995, als er zum Rektor der Paris-Lodron-Universität gewählt wurde. Diese Position hatte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 inne. '' | + | ''Zunächst war Haslinger Assistent am Anglistikinstitut. bis er bei der Neugründung der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Paris-Lodron-Universität in Salzburg im Jahr 1964 eine Assistentenstelle erhielt. Nun wechselte er vom Schwerpunkt der Sprachwissenschaft zur Literaturwissenschaft und habilitierte sich mit einer Arbeit über den barocken Roman. Seit 1973 war er Professor für Österreichische Literaturgeschichte, zwei Mal (1983–1985 und 1993–1995) bekleidete er die Funktion des Dekans der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg. Die höchste Stufe seiner universitären Laufbahn erklomm er 1995, als er zum Rektor der Paris-Lodron-Universität gewählt wurde. Diese Position hatte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 inne. '' |
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| | ''Professor Haslingers Verdienst war es besonders, dass er die zeitgenössische Literatur nicht nur seinen Studenten und Studentinnen pointiert, unterhaltsam und lebensnah vermittelte, sondern dass er junge Nachwuchsautoren förderte. Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte war er in der Fortbildung von AHS-Lehrern und als Leiter der Internationalen Ferienkurse für Deutsche Sprache und Literatur (IFK) tätig. In den Siebzigerjahren fanden IFK-Kurse auch in [[Zell am See]] statt. Bei den [[Salzburger Festspiele]]n hielt er zahlreiche Einführungsvorträge für neue Opern- und Theaterproduktionen, sodass ihm eine große Vermittlerrolle für Literatur und Kunst in der Festspielstadt zukam.'' | | ''Professor Haslingers Verdienst war es besonders, dass er die zeitgenössische Literatur nicht nur seinen Studenten und Studentinnen pointiert, unterhaltsam und lebensnah vermittelte, sondern dass er junge Nachwuchsautoren förderte. Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte war er in der Fortbildung von AHS-Lehrern und als Leiter der Internationalen Ferienkurse für Deutsche Sprache und Literatur (IFK) tätig. In den Siebzigerjahren fanden IFK-Kurse auch in [[Zell am See]] statt. Bei den [[Salzburger Festspiele]]n hielt er zahlreiche Einführungsvorträge für neue Opern- und Theaterproduktionen, sodass ihm eine große Vermittlerrolle für Literatur und Kunst in der Festspielstadt zukam.'' |
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| | ''Salzburgs internationaler Ruf als Stadt Mozarts und seiner weltumspannenden Musik erhielt ein zweites Standbein durch zeitgenössische Literaten, die im Wesentlichen aus dem Germanistischen Institut der Universität erwuchsen und im Residenz Verlag ihre Publikationsmöglichkeiten fanden.'' | | ''Salzburgs internationaler Ruf als Stadt Mozarts und seiner weltumspannenden Musik erhielt ein zweites Standbein durch zeitgenössische Literaten, die im Wesentlichen aus dem Germanistischen Institut der Universität erwuchsen und im Residenz Verlag ihre Publikationsmöglichkeiten fanden.'' |
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| − | ''Franz Innerhofer, Karl-Markus Gauß, Anna Mitgutsch, Erich Hackl, Ludwig Laher, Erwin Einzinger, Kurt Palm u. a., sie alle kamen aus dem literatur-freundlichen Biotop der Salzburger Universität. Salzburg wurde neben Graz zur Literaturhauptstadt Österreichs, woran Adolf Haslinger einen nicht unerheblichen Anteil hatte.'' | + | ''[[Franz Innerhofer]], [[Karl-Markus Gauß]], Anna Mitgutsch, [[Erich Hackl]], [[Ludwig Laher]], [[Erwin Einzinger]], Kurt Palm u. a., sie alle kamen aus dem literatur-freundlichen Biotop der Salzburger Universität. Salzburg wurde neben Graz zur Literaturhauptstadt Österreichs, woran Adolf Haslinger einen nicht unerheblichen Anteil hatte.'' |
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| − | ''Doch damit allein fand Haslinger nicht sein Auslangen, die Literatur war ihm nicht nur Beruf, sondern ein Herzensanliegen. Im Jahr 1977 gründete er das Salzburger Literaturarchiv, dessen Geschäftsführer er bis 2012 war. Es gelang ihm, wertvolle Autografen, Typoskripte, Briefe und Nachlässe österreichischer Schriftsteller zu sammeln, so etwa das Typoskript von Franz Innerhofers "Schöne Tage", die Urschrift von Barbara Frischmuths "Klosterschule", dazu Manuskripte sowie Briefe von Stefan Zweig und Peter Handke. Handke, der zwischen 1979 und 1987 in Salzburg auf dem Mönchsberg lebte, wurde nicht nur Adolf Haslingers Freund, sondern auch sein bevorzugtes literaturwissenschaftliches Studienobjekt. Ein Buch Haslingers über Handkes Jugendjahre gibt einen tiefgründigen Aufschluss über dessen Entwicklung zum Ausnahmeschriftsteller. '' | + | ''Doch damit allein fand Haslinger nicht sein Auslangen, die Literatur war ihm nicht nur Beruf, sondern ein Herzensanliegen. Im Jahr 1977 gründete er das Salzburger Literaturarchiv, dessen Geschäftsführer er bis 2012 war. Es gelang ihm, wertvolle Autografen, Typoskripte, Briefe und Nachlässe österreichischer Schriftsteller zu sammeln, so etwa das Typoskript von Franz Innerhofers "Schöne Tage", die Urschrift von [[Barbara Frischmuth]]s "Klosterschule", dazu Manuskripte sowie Briefe von Stefan Zweig und Peter Handke. Handke, der zwischen 1979 und 1987 in Salzburg auf dem Mönchsberg lebte, wurde nicht nur Adolf Haslingers Freund, sondern auch sein bevorzugtes literaturwissenschaftliches Studienobjekt. Ein Buch Haslingers über Handkes Jugendjahre gibt einen tiefgründigen Aufschluss über dessen Entwicklung zum Ausnahmeschriftsteller. '' |
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| | ''Im letzten Jahr engagierte sich Adolf Haslinger, dem stets das architektonische Juwel der Stadt Salzburg als [[Weltkulturerbe]] ein besonderes Anliegen war, gegen die monströse Verbauung des Rehrl-Platzes für Zweitwohnsitze. Er erreichte eine zeitliche Verschiebung und eine Untersuchung des Projektes durch das UNESCO-Welterbe-Monitoring. Haslinger war Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und diverser anderer hoher Auszeichnungen. Mit Adolf Haslinger verliert der [[Pinzgau]] einen seiner großen Söhne. '' | | ''Im letzten Jahr engagierte sich Adolf Haslinger, dem stets das architektonische Juwel der Stadt Salzburg als [[Weltkulturerbe]] ein besonderes Anliegen war, gegen die monströse Verbauung des Rehrl-Platzes für Zweitwohnsitze. Er erreichte eine zeitliche Verschiebung und eine Untersuchung des Projektes durch das UNESCO-Welterbe-Monitoring. Haslinger war Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und diverser anderer hoher Auszeichnungen. Mit Adolf Haslinger verliert der [[Pinzgau]] einen seiner großen Söhne. '' |