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1699 wurde nachweislich das erste Mal auf einem für 30&nbsp;[[Gulden|fl.]] angekauften Regal in der Kirche gespielt. Am Instrument saß entweder der [[Lofer]]er Organist ''Mathias Rinnessl'', oder schon der zwischen 1700 und 1730 eingesetzte Orgelspieler ''Vonetwillen''.<ref>[[Roman Matthias Schmeißner]]: ''Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg'', Dissertation Universität Mozartem Salzburg 2012, S. 128.</ref> 1716 schrieb ''Franz Wilibald Polz'', 1714–1729 Regens der Wallfahrtskirche, an das Konsistorium, dass er schon öfter von Wallfahrern habe hören müssen, wie es käme, ''daß man beÿ einer so vornemben Wallfahrth kheine orgl habe'', zumal ''wohl ärmere'' Gotteshäuser als Kirchental mit Orgeln versehen wären. Außerdem hätte der Mesner ''Paul Gartner'', der 1712 die [[Bruderschaft]] der ''[[Skapulierfest|Marianischen Karmeliter-Skapuliers]]'' gegründet hatte, 100&nbsp;fl. für die Anschaffung einer solchen gespendet.<ref>Rupert Struber: ''Priesterkorrektionsanstalten in der Erzdiözese Salzburg im 18. und 19. Jahrhundert''. Wissenschaft und Religion, Frankfurt am Main 2004 (Veröffentlichungen des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg, Band 5), Salzburg 2003, S. 54.</ref> In Folge lieferte der Orgelbauer [[Johann Christoph Egedacher]] zuerst einen Kostenvoranschlag mit einer Aufrisszeichnung,<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 129.</ref> die schon seinem Vater [[Christoph Egedacher]] 1688 beim Bau der Orgel für die [[Stadtpfarrkirche St. Erhard#Orgel|Erhardkirche]] also Vorlage gedient hatte. Egedacher wollte für seine Arbeit inklusive aller dazugehörenden Schreiner und Schlosserarbeiten 450 [[Gulden]] und drei Taler ''Leÿkhauf''.<br/>1717 wurde das Instrument vom sog. „Boten“ ''Peter Faistauer'' aus [[St. Martin bei Lofer|St. Martin]] mit mehreren Pferdegespannen zur Kirche gebracht und von Egedacher aufgestellt. Sie hatte folgende Stimmen: '''Manual''': Copel&nbsp;8', Gamba&nbsp;8', Prinzipal&nbsp;4', Superoktav&nbsp;2', Quint&nbsp;3', Mixtur&nbsp;1½' (zweifach). '''Pedal''': Oktavbass&nbsp;8'. Das Manual hatte einen Umfang von&nbsp;C–c<sup>3</sup> mit kurzer großer Oktav (45&nbsp;Tasten und Töne), das Pedal reichte von C–gis<sup>0</sup> (16&nbsp;Tasten, 12&nbsp;Töne, auf Taste&nbsp;g klingt&nbsp;gis).<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 132.</ref>
 
1699 wurde nachweislich das erste Mal auf einem für 30&nbsp;[[Gulden|fl.]] angekauften Regal in der Kirche gespielt. Am Instrument saß entweder der [[Lofer]]er Organist ''Mathias Rinnessl'', oder schon der zwischen 1700 und 1730 eingesetzte Orgelspieler ''Vonetwillen''.<ref>[[Roman Matthias Schmeißner]]: ''Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg'', Dissertation Universität Mozartem Salzburg 2012, S. 128.</ref> 1716 schrieb ''Franz Wilibald Polz'', 1714–1729 Regens der Wallfahrtskirche, an das Konsistorium, dass er schon öfter von Wallfahrern habe hören müssen, wie es käme, ''daß man beÿ einer so vornemben Wallfahrth kheine orgl habe'', zumal ''wohl ärmere'' Gotteshäuser als Kirchental mit Orgeln versehen wären. Außerdem hätte der Mesner ''Paul Gartner'', der 1712 die [[Bruderschaft]] der ''[[Skapulierfest|Marianischen Karmeliter-Skapuliers]]'' gegründet hatte, 100&nbsp;fl. für die Anschaffung einer solchen gespendet.<ref>Rupert Struber: ''Priesterkorrektionsanstalten in der Erzdiözese Salzburg im 18. und 19. Jahrhundert''. Wissenschaft und Religion, Frankfurt am Main 2004 (Veröffentlichungen des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg, Band 5), Salzburg 2003, S. 54.</ref> In Folge lieferte der Orgelbauer [[Johann Christoph Egedacher]] zuerst einen Kostenvoranschlag mit einer Aufrisszeichnung,<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 129.</ref> die schon seinem Vater [[Christoph Egedacher]] 1688 beim Bau der Orgel für die [[Stadtpfarrkirche St. Erhard#Orgel|Erhardkirche]] also Vorlage gedient hatte. Egedacher wollte für seine Arbeit inklusive aller dazugehörenden Schreiner und Schlosserarbeiten 450 [[Gulden]] und drei Taler ''Leÿkhauf''.<br/>1717 wurde das Instrument vom sog. „Boten“ ''Peter Faistauer'' aus [[St. Martin bei Lofer|St. Martin]] mit mehreren Pferdegespannen zur Kirche gebracht und von Egedacher aufgestellt. Sie hatte folgende Stimmen: '''Manual''': Copel&nbsp;8', Gamba&nbsp;8', Prinzipal&nbsp;4', Superoktav&nbsp;2', Quint&nbsp;3', Mixtur&nbsp;1½' (zweifach). '''Pedal''': Oktavbass&nbsp;8'. Das Manual hatte einen Umfang von&nbsp;C–c<sup>3</sup> mit kurzer großer Oktav (45&nbsp;Tasten und Töne), das Pedal reichte von C–gis<sup>0</sup> (16&nbsp;Tasten, 12&nbsp;Töne, auf Taste&nbsp;g klingt&nbsp;gis).<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 132.</ref>
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1742 hatte der Geistliche Johann Michael Freundt aus Schwertberg, möglicherweise ein Verwandter aus der Orgelbaudynastie Freundt, den Einfall, das mittige Fenster, vor dem die Orgel stand, ganz frei zu bekommen. Die Orgel wurde kurzerhand zur Seite gerückt und der Symmetrie wegen ein Pendant in Form einer ''blinden'' Orgel errichtet.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 133.</ref> Die Gehäuse-Attrappe fasste, passend zur Orgel, der Maler Andre Eisl in Lapislazuli (=blau), und vergoldete die Bildhauerarbeiten.<ref>[[Heribert Metzger]]: ''Zur Geschichte der Orgel''. In: ''Barockberichte'' 32/33, Salzburg 2002, S. 312.</ref> In dieser Form muss der Geistliche [[Rochus Franz Ignaz Egedacher]], ein Schüler [[Leopold Mozart]]s und Enkel Johann Christoph Egedachers, das Instrument um 1781 kennengelernt haben, als er sich in der Priester-Korrekturanstalt Kirchental wegen eines Deliktes aufhalten musste. 1806 reparierte er die Orgel, die sein Großvater 1717 erbaut hatte, innerhalb von vier bis fünf Wochen.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 134.</ref> Er erntete dafür von Regens (1805–1825) Philipp Jakob Metzger Lob, ''weil er'' [sich] ''viele Mühe in Ausbesserung, und gänzlicher Stimmung derselben'' [gemacht] ''habe – und weil die Orgel nach Aussage des hiesigen Organisten Leumüller in einen ziemlich guten Stand, und reine Stimmung hergestellt worden war''.<ref>[[Archiv der Erzdiözese Salzburg|AES]]: ''Kasten 8, Fach 100, Faszikel 4'' (Lofer und Kirchental, 30. Juni 1806)</ref> Das Konsistorium genehmigte für seine Arbeit ''4 Conventionsthaler''.<ref>AES: ''Kasten 8, Fach 100, Faszikel 4'' (Salzburg, 2. Juli 1806)</ref>
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1742 hatte der Geistliche Johann Michael Freundt aus Schwertberg, möglicherweise ein Verwandter aus der Orgelbaudynastie Freundt, den Einfall, das mittige Fenster, vor dem die Orgel stand, ganz frei zu bekommen. Die Orgel wurde kurzerhand zur Seite gerückt und der Symmetrie wegen ein Pendant in Form einer ''blinden'' Orgel errichtet.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 133.</ref> Die Gehäuse-Attrappe fasste, passend zur Orgel, der Maler Andre Eisl in Lapislazuli (=blau), und vergoldete die Bildhauerarbeiten.<ref>[[Heribert Metzger]]: ''Zur Geschichte der Orgel''. In: ''Barockberichte'' 32/33, Salzburg 2002, S. 312.</ref> In dieser Form muss der Geistliche [[Rochus Franz Ignaz Egedacher]], ein Schüler [[Leopold Mozart]]s und Enkel Johann Christoph Egedachers, das Instrument um 1781 kennengelernt haben, als er sich in der [[Priesterhaus |Priester-Korrekturanstalt]] Kirchental wegen eines Deliktes aufhalten musste. 1806 reparierte er die Orgel, die sein Großvater 1717 erbaut hatte, innerhalb von vier bis fünf Wochen.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 134.</ref> Er erntete dafür von Regens (1805–1825) Philipp Jakob Metzger Lob, ''weil er'' [sich] ''viele Mühe in Ausbesserung, und gänzlicher Stimmung derselben'' [gemacht] ''habe – und weil die Orgel nach Aussage des hiesigen Organisten Leumüller in einen ziemlich guten Stand, und reine Stimmung hergestellt worden war''.<ref>[[Archiv der Erzdiözese Salzburg|AES]]: ''Kasten 8, Fach 100, Faszikel 4'' (Lofer und Kirchental, 30. Juni 1806)</ref> Das Konsistorium genehmigte für seine Arbeit ''4 Conventionsthaler''.<ref>AES: ''Kasten 8, Fach 100, Faszikel 4'' (Salzburg, 2. Juli 1806)</ref>
    
Um 1856 entstand der Plan, die Orgel umzugestalten, [[Peter Singer|Pater Peter Singer]] empfahl, diese Arbeit dem Orgelbauer [[Matthäus Mauracher I.]] (1818–1884) zu überlassen. Mauracher wollte sie erweitern und nach hinten versetzen,<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 136.</ref> ließ sie aber dann entfernen und errichtete 1858 ein Instrument in zwei neuen Orgelkästen.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 138–141.</ref> Er übernahm lediglich ein paar alte Register und die Balganlage der Egedacher-Orgel, ein Umstand, der dazu führte, dass der Kalkant Mühe hatte, genug Orgel-Wind zu liefern.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 140.</ref> Erst 1892 behob [[Albert Mauracher]] (1858–1917) dieses Manko, indem er einen Parallelbalg einbaute, zudem veränderte er die Disposition und das Wellenbrett.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 142.</ref> Nachdem die Orgel Anfang des 21. Jahrhunderts unspielbar geworden war, entschloss sich die Kirchenleitung, das Instrument durch den Orgelbauer Johann Pieringer restaurieren zu lassen. Er stellte die Disposition von 1858 wieder her, beließ aber die technischen Änderungen aus dem Jahre 1892.<ref>Johann Pieringer ''Restaurierbericht der Matthäus Mauracher Orgel (1858) in Maria Kirchental'', Stadt Haag 2002.</ref>
 
Um 1856 entstand der Plan, die Orgel umzugestalten, [[Peter Singer|Pater Peter Singer]] empfahl, diese Arbeit dem Orgelbauer [[Matthäus Mauracher I.]] (1818–1884) zu überlassen. Mauracher wollte sie erweitern und nach hinten versetzen,<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 136.</ref> ließ sie aber dann entfernen und errichtete 1858 ein Instrument in zwei neuen Orgelkästen.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 138–141.</ref> Er übernahm lediglich ein paar alte Register und die Balganlage der Egedacher-Orgel, ein Umstand, der dazu führte, dass der Kalkant Mühe hatte, genug Orgel-Wind zu liefern.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 140.</ref> Erst 1892 behob [[Albert Mauracher]] (1858–1917) dieses Manko, indem er einen Parallelbalg einbaute, zudem veränderte er die Disposition und das Wellenbrett.<ref>Schmeißner: ''Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen'', S. 142.</ref> Nachdem die Orgel Anfang des 21. Jahrhunderts unspielbar geworden war, entschloss sich die Kirchenleitung, das Instrument durch den Orgelbauer Johann Pieringer restaurieren zu lassen. Er stellte die Disposition von 1858 wieder her, beließ aber die technischen Änderungen aus dem Jahre 1892.<ref>Johann Pieringer ''Restaurierbericht der Matthäus Mauracher Orgel (1858) in Maria Kirchental'', Stadt Haag 2002.</ref>
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