| Zeile 9: |
Zeile 9: |
| | == Geschichte == | | == Geschichte == |
| | Es wird vermutet, dass bei der üblichen Entenjagd am Prebersee ein Jäger auf sein Opfer anlegte, stattdessen aber das Wasser traf. Von dem Effekt des Querschlags der Kugel beeindruckt und neugierig gemacht, wurde aus dem anfänglichen Experimentieren das Preberschießen. Die erste bekannte Preberseescheibe stammt aus dem Jahre [[1834]] und ist heute im [[Lungauer Heimatmuseum Tamsweg|Heimatmuseum Tamsweg]] ausgestellt. Daraus lässt sich schließen, dass es seit dem Jahre 1834 das Preberschießen gibt. | | Es wird vermutet, dass bei der üblichen Entenjagd am Prebersee ein Jäger auf sein Opfer anlegte, stattdessen aber das Wasser traf. Von dem Effekt des Querschlags der Kugel beeindruckt und neugierig gemacht, wurde aus dem anfänglichen Experimentieren das Preberschießen. Die erste bekannte Preberseescheibe stammt aus dem Jahre [[1834]] und ist heute im [[Lungauer Heimatmuseum Tamsweg|Heimatmuseum Tamsweg]] ausgestellt. Daraus lässt sich schließen, dass es seit dem Jahre 1834 das Preberschießen gibt. |
| | + | |
| | + | [[Datei:Preberschießen zeitgenössische Darstellung 1901.jpg|thumb|Zeitgenössische Darstellung aus dem Jahr 1901.]] |
| | | | |
| | Bis zum Beginn des [[Zweiten Weltkrieg]]s fanden 16 "Wasserscheibenschießen am Prebersee", wie sie [[Karl Zinnburg]] nennt, statt:<ref name="Zinnburg" /> | | Bis zum Beginn des [[Zweiten Weltkrieg]]s fanden 16 "Wasserscheibenschießen am Prebersee", wie sie [[Karl Zinnburg]] nennt, statt:<ref name="Zinnburg" /> |
| Zeile 35: |
Zeile 37: |
| | Bereits [[1903]] wurde in einer Dissertationsarbeit von Karl Ramsauer über den Rikoschettschuss (Prellschuss) und über die physikalischen Zusammenspiele geforscht und nachgedacht. Eine wichtige Rolle spielt vermutlich das hohe physikalische Gewicht des [[Moor]]sees. Früher wurde mit Feuerstutzen und Rundkugeln geschossen. Heute werden beim traditionellen Preberseeschießen KK-Standard- und Sportgewehre, jedoch ohne Lochschaft und Armstütze benutzt. Der Feuerstutzen darf aus Sicherheitsgründen nur mehr für das direkte Zielen auf die Standscheibe genutzt werden. Für das Schießen auf die Wasserscheibe werden heute KK-Bleigeschosse verwendet. | | Bereits [[1903]] wurde in einer Dissertationsarbeit von Karl Ramsauer über den Rikoschettschuss (Prellschuss) und über die physikalischen Zusammenspiele geforscht und nachgedacht. Eine wichtige Rolle spielt vermutlich das hohe physikalische Gewicht des [[Moor]]sees. Früher wurde mit Feuerstutzen und Rundkugeln geschossen. Heute werden beim traditionellen Preberseeschießen KK-Standard- und Sportgewehre, jedoch ohne Lochschaft und Armstütze benutzt. Der Feuerstutzen darf aus Sicherheitsgründen nur mehr für das direkte Zielen auf die Standscheibe genutzt werden. Für das Schießen auf die Wasserscheibe werden heute KK-Bleigeschosse verwendet. |
| | | | |
| − | [[Datei:Preberschuetzenhaus.jpg|thumb|Das historisches Schützenhaus am [[Prebersee]] wurde 2011 grundlegend erneuert.]] | + | Besonders feierlich ging es beim 10. Preberschießen (11. und 12. August 1908) zu, das anlässlich des Jubiläums des 60. Regierungsjahres von Kaiser [[Franz Joseph I.]] abgehalten wurde. Bei diesem 10. Schießen erklang erstmals der "Prebermarsch", der von Wenzel Böhm komponiert wurde und seither gespielt wird.<ref name="Zinnburg" /> |
| | | | |
| − | Besonders feierlich ging es beim 10. Preberschießen (11. und 12. August 1908) zu, das anlässlich des Jubiläums des 60. Regierungsjahres von Kaiser [[Franz Joseph I.]] abgehalten wurde. Bei diesem 10. Schießen erklang erstmals der "Prebermarsch", der von Wenzel Böhm komponiert wurde und seither gespielt wird.<ref name="Zinnburg" />
| + | [[Datei:Radio_Wien 1934 Ankündigung Vortrag über Preberschießen.jpg|thumb|Ankündigung eines Vortrags über das Preberschießens von [[Hans Freudlsperger]] 1934.]] |
| | | | |
| | Für das 15. Preberschießen 1934 gab es große Vorbereitungsarbeiten, da es sich um das 100. Jubiläumsschießen und Fahnenweihschießen der Tamsweger Schützengesellschaft handelte. Dazu wurde die Straße von Tamsweg zum Prebersee verbessert, der [[Alpengasthof Prebersee|Alpengasthof]] entstand, vier Wasser- und acht Standscheiben wurden aufgestellt. Doch dann machte schlechtes Wetter einen Strich durch die geplanten Festveranstaltung. Trotzdem herrschte "frohe Schützenstimmung".<ref name="Zinnburg" /> Im Rahmen dieses 100. Jubiläumsschießens wurde das Ereignis durch die Licht und Tonbild AG Selenophon in [[Wien]] für die "Wochenschau" zum ersten Mal gefilmt. Nach den wenigen fotografischen Verewigungen bot sich mit dem Filmmaterial erstmals die Chance, den Geschoßeinschlag auf der Wasseroberfläche genauer zu erforschen. | | Für das 15. Preberschießen 1934 gab es große Vorbereitungsarbeiten, da es sich um das 100. Jubiläumsschießen und Fahnenweihschießen der Tamsweger Schützengesellschaft handelte. Dazu wurde die Straße von Tamsweg zum Prebersee verbessert, der [[Alpengasthof Prebersee|Alpengasthof]] entstand, vier Wasser- und acht Standscheiben wurden aufgestellt. Doch dann machte schlechtes Wetter einen Strich durch die geplanten Festveranstaltung. Trotzdem herrschte "frohe Schützenstimmung".<ref name="Zinnburg" /> Im Rahmen dieses 100. Jubiläumsschießens wurde das Ereignis durch die Licht und Tonbild AG Selenophon in [[Wien]] für die "Wochenschau" zum ersten Mal gefilmt. Nach den wenigen fotografischen Verewigungen bot sich mit dem Filmmaterial erstmals die Chance, den Geschoßeinschlag auf der Wasseroberfläche genauer zu erforschen. |
| | | | |
| − | 1938 gab es beim 16. Prebeschießen sogar ein Feuerwerk und eine großartige Seebeleuchtung. Dann kam der Zweite Weltkrieg. Nach Ende des Krieges gab es bis 1972 (Stand der Quelle Zinnburg) in den Jahren [[1954]], [[1959]], [[1962]] und [[1966]] weitere große Prebershießen. Der beliebteste Ehrengast der Nachkriegsschießen war bis zu seinem Tod 1962 der Salzburger Weißbischof Dr. [[Johannes Filzer]].<ref name="Zinnburg" /> | + | 1938 gab es beim 16. Preberschießen sogar ein Feuerwerk und eine großartige Seebeleuchtung. Dann kam der Zweite Weltkrieg. Nach Ende des Krieges gab es bis 1972 (Stand der Quelle Zinnburg) in den Jahren [[1954]], [[1959]], [[1962]] und [[1966]] weitere große Preberschießen. Der beliebteste Ehrengast der Nachkriegsschießen war bis zu seinem Tod 1962 der Salzburger Weißbischof Dr. [[Johannes Filzer]].<ref name="Zinnburg" /> |
| | | | |
| | "Walt Disney-Team 'schoß' am Prebersee" titelten die "[[Salzburger Nachrichten]]" in ihrer Ausgabe vom [[21. August]] [[1957]] einen Artikel. Am [[18. August]] war ein Filmteam des amerikanischen Walt-Disney-Filmstudio für Aufnahme zum jährlichen Preberschießen gekommen. Mit ihm zahlreichen Besucher, die nicht nur das Schießen sehen, sondern auch bei den Filmaufnahmen dabei sein wollten. Am Nachmittag fuhr dann das Filmteam nach [[Tamsweg]], um noch Aufnahmen vom "[[Samson]]" zu machen.<ref>[https://www.sn.at/archivsn?img=HrgihzpuYINplDRP49xwIZTp0Y9xhLm2T7KQWnoUfuV4beEnfzQs59L72jV1zhM8biJtogkIJKc%2Bn1adqV%2FugFBcgXsYSJzUevqm8r5rhfzHxOa1LDQf2oj3F0%2FNHLQD&id1=19570821_07&q=Walt%2520Disney-Team%2520%25E2%2580%259Ascho%25C3%259F%25E2%2580%2598%2520am%2520Prebersee#sn-archiv-7 www.sn.at], Archiv der "[[Salzburger Nachrichten]]", Ausgabe vom 21. August 1957, Seite 7</ref> Aber nicht nur Filmaufnahmen machten die Amerikaner. Walt Disney spendete als ersten Preis für das Schießen eine Kleinkaliberbüchse.<ref name="Zinnburg" /> | | "Walt Disney-Team 'schoß' am Prebersee" titelten die "[[Salzburger Nachrichten]]" in ihrer Ausgabe vom [[21. August]] [[1957]] einen Artikel. Am [[18. August]] war ein Filmteam des amerikanischen Walt-Disney-Filmstudio für Aufnahme zum jährlichen Preberschießen gekommen. Mit ihm zahlreichen Besucher, die nicht nur das Schießen sehen, sondern auch bei den Filmaufnahmen dabei sein wollten. Am Nachmittag fuhr dann das Filmteam nach [[Tamsweg]], um noch Aufnahmen vom "[[Samson]]" zu machen.<ref>[https://www.sn.at/archivsn?img=HrgihzpuYINplDRP49xwIZTp0Y9xhLm2T7KQWnoUfuV4beEnfzQs59L72jV1zhM8biJtogkIJKc%2Bn1adqV%2FugFBcgXsYSJzUevqm8r5rhfzHxOa1LDQf2oj3F0%2FNHLQD&id1=19570821_07&q=Walt%2520Disney-Team%2520%25E2%2580%259Ascho%25C3%259F%25E2%2580%2598%2520am%2520Prebersee#sn-archiv-7 www.sn.at], Archiv der "[[Salzburger Nachrichten]]", Ausgabe vom 21. August 1957, Seite 7</ref> Aber nicht nur Filmaufnahmen machten die Amerikaner. Walt Disney spendete als ersten Preis für das Schießen eine Kleinkaliberbüchse.<ref name="Zinnburg" /> |
| Zeile 51: |
Zeile 53: |
| | === Anerkennung als immaterielles UNESCO-Kulturerbe muss warten === | | === Anerkennung als immaterielles UNESCO-Kulturerbe muss warten === |
| | [[2024]] bemühte sich der Schützenverein um Anerkennung des Preberschießens als [[immaterielles UNESCO-Kulturerbe]]. Die zuständige Kommission hat jedoch den Antrag zurückgestellt. Der Grund dafür ist die Figur der Hexe. Sie spielt beim Preberschießen eine Rolle. Darin sie das UNESCO-Gremium eine "problematische Konnotation" (assoziative Bedeutung, Bedeutungsnuance, Nebenbedeutung<ref>siehe [https://www.dwds.de/wb/Konnotation Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache]</ref> Beim Preberschießen gebe es die Bezeichnung des "Hexenblattls" für einen mittigen Treffer, also "ins Schwarze". Dafür erhält der Schütze einen Anstecker in Form einer Hexe. Die Schützengesellschaft wollte in ihrer nächsten Vorstandssitzung diskutieren, wie man weitermachen möchten. Für sie sei jedoch kaum vorstellbar, dass nach den vielen Jahren dieses Brauchs die Hexe entfernt werden könnte. Für den Brauchexperten [[Michael Greger]] wäre eine Abänderung nicht ''per se''<ref> "von selbst, aus sich heraus"</ref> ein Problem. Bräuche, so der Experte, seien nicht starr, sondern in ständiger Veränderung begriffen.<ref>{{Quelle SN|4. Dezember 2024, Lokalteil}}</ref> | | [[2024]] bemühte sich der Schützenverein um Anerkennung des Preberschießens als [[immaterielles UNESCO-Kulturerbe]]. Die zuständige Kommission hat jedoch den Antrag zurückgestellt. Der Grund dafür ist die Figur der Hexe. Sie spielt beim Preberschießen eine Rolle. Darin sie das UNESCO-Gremium eine "problematische Konnotation" (assoziative Bedeutung, Bedeutungsnuance, Nebenbedeutung<ref>siehe [https://www.dwds.de/wb/Konnotation Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache]</ref> Beim Preberschießen gebe es die Bezeichnung des "Hexenblattls" für einen mittigen Treffer, also "ins Schwarze". Dafür erhält der Schütze einen Anstecker in Form einer Hexe. Die Schützengesellschaft wollte in ihrer nächsten Vorstandssitzung diskutieren, wie man weitermachen möchten. Für sie sei jedoch kaum vorstellbar, dass nach den vielen Jahren dieses Brauchs die Hexe entfernt werden könnte. Für den Brauchexperten [[Michael Greger]] wäre eine Abänderung nicht ''per se''<ref> "von selbst, aus sich heraus"</ref> ein Problem. Bräuche, so der Experte, seien nicht starr, sondern in ständiger Veränderung begriffen.<ref>{{Quelle SN|4. Dezember 2024, Lokalteil}}</ref> |
| | + | |
| | + | [[Datei:Preberschuetzenhaus.jpg|thumb|Das historisches Schützenhaus am [[Prebersee]] wurde 2011 grundlegend erneuert.]] |
| | | | |
| | == Über das Schießen == | | == Über das Schießen == |