| Zeile 1: |
Zeile 1: |
| − | [[Datei:Sigmundstor, westliche Seite.JPG|thumb|Sigmundstor, Westseite, [[Riedenburg]]]] | + | [[Datei:Sigmundstor, westliche Seite.JPG|thumb|Sigmundstor, Westseite, [[Riedenburg]].]] |
| − | [[Datei:Siegmundstor (Altstadtseite) 21.07.2007.JPG|thumb|Sigmundstor, Ostseite, [[Altstadt]]]]
| + | Das '''Sigmundstor''' oder ''Si'''e'''gmundstor'', früher ''Neutor'' genannt, ist ein historisches Stadttor und ein Straßentunnel und verbindet die [[Riedenburg]] mit der [[Altstadt]] von Salzburg. Es ist der älteste Straßentunnel im heutigen [[Österreich]]. |
| − | Das '''Sigmundstor''' oder ''Si'''e'''gmundstor'', früher ''Neutor'' genannt, ist ein historisches Stadttor und ein Straßentunnel und verbindet die [[Riedenburg]] mit der [[Altstadt]] von Salzburg. | |
| | | | |
| | == Name und Schreibweise== | | == Name und Schreibweise== |
| − | Die Inschrift des Tores lautet zwar ''Siegmundstor''. Weil das Tor aber nach dem heiligen Sigismund (auch als heiliger Sigmund bekannt) geweiht ist, scheint die Schreibweise ''Sigmundstor'' trotzdem folgerichtiger. Auch wurde das Tor zuerst St. Sigmundsthor genannt. Jedoch schreibt es der [[Magistrat der Stadt Salzburg]] auf dem offiziellen [[Digitaler Stadtplan von Salzburg|digitalen Stadtplan von Salzburg]] ''Si'''e'''gmundstor'',<ref>die aktuelle (2022) Schreibweise im [[Digitaler Stadtplan von Salzburg|digitalen Stadtplan von Salzburg))</ref> sowie auch ''Neutor''. Der ursprüngliche Name "Sigmundstor“ hatte sich nicht durchgesetzt, das Tor wurde "Neutor“ genannt. Auch die [[1991]] erneute Benennung des Tors nach dem heiligen Sigismund hat die Benennung "Neutor“ nicht verdrängen können. | + | Die Inschrift des Tores lautet zwar ''Siegmundstor''. Weil das Tor aber nach dem heiligen Sigismund (auch als heiliger Sigmund bekannt) geweiht ist, scheint die Schreibweise ''Sigmundstor'' trotzdem folgerichtiger. Auch wurde das Tor zuerst St. Sigmundsthor genannt. Jedoch schreibt es der [[Magistrat der Stadt Salzburg]] auf dem offiziellen [[Digitaler Stadtplan von Salzburg|digitalen Stadtplan von Salzburg]] ''Si'''e'''gmundstor'',<ref>die aktuelle (2024) Schreibweise im [[Digitaler Stadtplan von Salzburg|digitalen Stadtplan von Salzburg]]</ref> sowie auch ''Neutor''. Der ursprüngliche Name "Sigmundstor" hatte sich nicht durchgesetzt, das Tor wurde im Volksmund "Neutor" genannt. Auch die [[1991]] erneute Benennung des Tors nach dem heiligen Sigismund hat die Benennung "Neutor" nicht verdrängen können. |
| | + | |
| | + | [[Datei:Siegmundstor (Altstadtseite) 21.07.2007.JPG|thumb|Sigmundstor, Ostseite, [[Altstadt]].]] |
| | | | |
| | == Geschichte == | | == Geschichte == |
| − | [[Datei:Sigmundstor Neutor bei Nacht.jpg |thumb|Sigmundstor bei Nacht]]
| + | Hofkriegsrat Guidobald Franz Freiherr von [[Hegi]] trat [[1676]] an den [[Fürsterzbischof]] [[Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg]] heran und schlug vor, den [[Mönchsberg]] an der schmalsten Stelle zu durchtrennen. Um eine direkte Verbindung von der Altstadt in die Riedenburg herzustellen, sollte bei dem seit [[1675]] betriebenen [[Hofmarstall]]-[[Steinbruch am Mönchsberg|Steinbruch]] ein Schnitt durch den Mönchsberg gelegt werden.<ref name="Dopsch_Hoffmann">[[Heinz Dopsch|Dopsch, Heinz]]; [[Robert Hoffmann|Hoffmann, Robert]]: "[[Salzburg, die Geschichte einer Stadt]]", Seite 350</ref> Der Durchstich sollte sich durch den Verkauf von Quadern und durch Robot (Fronarbeit) selbst finanzieren. Dadurch sollte ein erhöhtes Steueraufkommen ermöglicht, die Absiedlung feuergefährlicher Betriebe möglich, neuer Wohnraum geschaffen, die nicht einfache Verteidigung der inneren Riedenburg sichergestellt und die Verteidigung von Stadt und [[Festung Hohensalzburg|Festung]] verbessert werden. Von [[1676]] bis [[1687]] (Todesjahr von Max Gandolf) wurde daher beim Hofmarstall der Steinbruch betrieben und in 35 m Breite der Berg abgegraben. Der Durchstich erfolgte jedoch noch lange nicht. |
| − | [[Datei:Gedenktafel_Neutor.jpg|thumb|Gedenktafel am Sigmundstor]]
| |
| − | Hofkriegsrat Guidobald Franz Freiherr von [[Hegi]] trat [[1676]] an den [[Fürsterzbischof]] [[Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg]] heran und schlug vor, den [[Mönchsberg]] an der schmalsten Stelle zu durchtrennen. Um eine direkte Verbindung von der Altstadt in die Riedenburg herzustellen, sollte bei dem seit [[1675]] betriebenen [[Hofmarstall]]-Steinbruch ein Schnitt durch den Mönchsberg gelegt werden.<ref name="Dopsch_Hoffmann">[[Heinz Dopsch|Dopsch, Heinz]]; [[Robert Hoffmann|Hoffmann, Robert]]: [[Salzburg, die Geschichte einer Stadt]], Seite 350</ref> Der Durchstich sollte sich durch den Verkauf von Quadern und durch Robot selbst finanzieren. Dadurch sollte ein erhöhtes Steueraufkommen ermöglicht werden, die Absiedlung feuergefährlicher Betriebe möglich werden, neuer Wohnraum geschaffen, die nicht einfache Verteidigung der inneren [[Riedenburg]] sichergestellt und die Verteidigung von Stadt und [[Festung Hohensalzburg|Festung]] verbessert werden. Von [[1676]] bis [[1687]] (Tod Max Gandolfs) wurde daher beim [[Hofmarstall]] ein [[Steinbruch am Mönchsberg|Steinbruch]] betrieben und in 35 m Breite der Berg abgegraben. Der Durchstich erfolgte jedoch noch lange nicht. | |
| | | | |
| − | Etwa hundert Jahre später griff Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] den alten Gedanken wieder auf. Eine Kommission befürwortete jedoch die Errichtung eines Tunnels. Die Planung und technische Durchführung wurde [[1759]] dem Leiter des Salzburger Bauwesens, dem Baukommissar und Hofkammerrat [[Johann Elias von Geyer]] übertragen. Die Brüder Hagenauer, Architekt [[Johann Baptist Hagenauer]] und Hofbauverwalter [[Wolfgang Hagenauer]], wollten dieses Projekt ebenso umsetzen und insbesondere die Portale prunkvoll gestalten. Zwischen Geyer und den ebenfalls in erzbischöflichen Diensten stehenden Brüdern Hagenauer kam es wegen des Umfanges des Mönchsbergdurchstichs und der Fassadengestaltung der beiden Tore zu starken Differenzen. In beiden Fällen entschied sich der Erzbischof zugunsten der Brüder Hagenauer. Statt der von Geyer vorgeschlagenen 18 Schuh Breite und 24 Schuh Höhe wurden die Maße um jeweils sechs Schuh hinaufgesetzt (ein Salzburger Schuh entspricht etwa 29 Zentimetern). Der Tunnel wurde am [[14. Mai]] [[1764]] begonnen. Am [[2. September]] [[1765]] erfolgte der Durchstich des Berges und [[1766]] die Eröffnung. | + | Etwa hundert Jahre später griff Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] den alten Gedanken wieder auf. Eine Kommission befürwortete jedoch die Errichtung eines Tunnels. Die Planung und technische Durchführung wurde [[1759]] dem Leiter des Salzburger Bauwesens, dem Baukommissar und Hofkammerrat [[Johann Elias von Geyer]] übertragen. Die Brüder Hagenauer, Architekt [[Johann Baptist Hagenauer]] und Hofbauverwalter [[Wolfgang Hagenauer]], wollten dieses Projekt ebenso umsetzen und insbesondere die Portale prunkvoll gestalten. Zwischen Geyer und den ebenfalls in erzbischöflichen Diensten stehenden Brüdern Hagenauer kam es wegen des Umfanges des Mönchsberg-Durchstichs und der Fassadengestaltung der beiden Tore zu großen Differenzen. In beiden Fällen entschied sich der Fürsterzbischof zugunsten der Brüder Hagenauer. Statt der von Geyer vorgeschlagenen 18 Schuh Breite und 24 Schuh Höhe wurden die Maße um jeweils sechs Schuh hinaufgesetzt (ein Salzburger Schuh entspricht etwa 29 Zentimetern). Der Tunnel wurde am [[14. Mai]] [[1764]] begonnen. Am [[2. September]] [[1765]] erfolgte der Durchstich des Berges und [[1766]] die Eröffnung. |
| | | | |
| | Die Kosten blieben mit 5.565 [[Gulden]] deutlich unter dem vorgegeben Rahmen, nachdem auch das Ausbruchmaterial verkauft werden konnte. Allerdings verschlang ein Mehrfaches der Baukosten die architektonische Ausgestaltung der Portale. Vor dem Tor zur Riedenburg sollten eine Ruinenbastei, die an das [[Römerzeit|römische]] [[Iuvavum]] erinnern sollte, und ein Park errichtet werden. Beides wurde aus Kostengründen nicht realisiert.<ref name="Dopsch_Hoffmann"></ref> | | Die Kosten blieben mit 5.565 [[Gulden]] deutlich unter dem vorgegeben Rahmen, nachdem auch das Ausbruchmaterial verkauft werden konnte. Allerdings verschlang ein Mehrfaches der Baukosten die architektonische Ausgestaltung der Portale. Vor dem Tor zur Riedenburg sollten eine Ruinenbastei, die an das [[Römerzeit|römische]] [[Iuvavum]] erinnern sollte, und ein Park errichtet werden. Beides wurde aus Kostengründen nicht realisiert.<ref name="Dopsch_Hoffmann"></ref> |
| | | | |
| − | Bis ins spätere [[19. Jahrhundert]] war das Sigmundstor von einem Zwinger geschützt, der mit einem Steckentor (d. h. mit Palisaden) geschlossen werden konnte. Um 1830 bestanden auf der Südseite noch ein k.k. Maut- und ein k.k. Wachhaus. | + | Bis ins spätere [[19. Jahrhundert]] war das Sigmundstor von einem Zwinger geschützt, der mit einem Steckentor (d. h. mit Palisaden) geschlossen werden konnte. Um [[1830]] bestanden auf der Südseite noch ein k.k. Maut- und ein k.k. Wachhaus. |
| | + | |
| | + | Das Sigmundstor wurde aufgrund von Reparaturarbeiten am [[Konglomerat]] vom Herbst [[2009]] bis ins Frühjahr [[2010]] zeitweise gesperrt. Beim Ostportal bröckelte der Konglomerat. Die Kosten dafür betrugen rund 760.000 Euro, die zum Großteil von der [[Stadtgemeinde Salzburg]] getragen wurden. |
| | | | |
| − | Das Sigmundstor wurde aufgrund von Reparaturarbeiten am [[Konglomerat]] vom Herbst 2009 bis ins Frühjahr 2010 zeitweise gesperrt. Beim Ostportal bröckelte der Konglomerat. Die Kosten dafür betrugen rund 760.000 Euro, die zum Großteil von der Stadt Salzburg getragen wurden. | + | ==== 2026: Sperre des Sigmundstores für den Individualverkehr ==== |
| | + | Das Sigmundstor ist seit Mitte November 2024 bis Frühjahr 2026 nur einspurig mit Ampelregelung befahrbar. Der Grund ist der Bau des [[Festspielzentrum am Herbert von Karajan-Platz|Festspielzentrums am Herbert von Karajan-Platz]]. |
| | + | |
| | + | Am [[5. Dezember]] [[2024]] beschloss der Planungsausschuss die Verkehrsberuhigung zwischen [[Hildmannplatz]] und [[Museumsplatz]]. Ab [[2026]] wird es keinen Durchzugsverkehr mehr durch das Sigmundstor geben. Auslöser ist die mehrmonatige notwendige Komplettsperre des Sigmundstors aufgrund der Umbauarbeiten im Festspielhaus. Im Zuge dieser Umbauarbeiten wird ein Zufahrtstunnel zu den bergseitig gelegenen Gebäudeteil des Festspielhauses geschlagen werden. Einem Kreisverkehr am Hildmannplatz, der im Zuge der Bautätigkeit eingeführt und soll dann bestehen bleiben. Dort sollen nur noch Anrainer mit Genehmigung, Taxis, Öffis, handwerkliche Notdienste, Hotelgäste für die An- und Abreise, Kundinnen zur Warenabholung mit Parkuhr und Rechnungsnachweis für 15 Minuten einfahren können. Lieferverkehr ist von 6 bis 11 Uhr wie bisher zugelassen. Dazu und wie sich der Verkehr in andere Stadtteile verlagert, soll es ein begleitendes Monitoring geben.<ref>[https://www.sn.at/salzburg/politik/neutorsperre-monitoring-169657816 www.sn.at], 5. Dezember 2024</ref> |
| | | | |
| | ==== Kurioses ==== | | ==== Kurioses ==== |
| − | An beiden Seiten der Einfahrt zum Sigmundstor waren um 1896 Schilder angebracht mit der Aufschrift: "''Peitschenknallen verboten''“. Das war zweifellos sinnvoll, denn der schussähnlich wirkende Knall hätte so manches Pferd zum Durchgehen veranlasst.<ref>Quelle: Persönliches Gespräch von [[Benutzer:Gattermair|Benutzer Gattermair]] mit [[Hans Seefeldner]]</ref> | + | An beiden Seiten der Einfahrt zum Sigmundstor waren um [[1896]] Schilder angebracht mit der Aufschrift: "Peitschenknallen verboten". Das war zweifellos sinnvoll, denn der schussähnlich klingende Knall hätte so manches Pferd zum Durchgehen veranlasst.<ref>Persönliches Gespräch von [[Benutzer:Gattermair|Benutzer Gattermair]] mit [[Hans Seefeldner]]</ref> |
| | | | |
| − | Im Sigmundstor betrug beim Anfang der Motorisierung um 1900 die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Fahrzeuge sechs Stundenkilometer.<ref>Quelle ''Kronland Salzburg, historische Fotografien von 1850 bis 1918,'' [[Salzburger Museum Carolino Augusteum]], Wolfram Morath (Hrsg.), 2000, ISBN 3-901014-68-3</ref> | + | Im Sigmundstor betrug beim Anfang der Motorisierung um [[1900]] die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Fahrzeuge sechs Stundenkilometer.<ref>"[[Kronland Salzburg. Historische Fotografien von 1850 bis 1918]]", [[Salzburger Museum Carolino Augusteum]], Wolfram Morath (Hrsg.), 2000, ISBN 3-901014-68-3</ref> |
| | | | |
| | == Kunst == | | == Kunst == |
| | [[Datei:Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores.jpg|thumb|Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores]] | | [[Datei:Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores.jpg|thumb|Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores]] |
| − | Zum Schmuck der Portale entwarf Johann Baptist Hagenauer zwei Huldigungen an den damalige Landesfürsten Sigismund Graf Schrattenbach. Auf der Stadtseite befindet sich sein Porträt-Reliefbild mit der monumentalen lateinischen Inschrift "''Te saxa loquuntur''" (''Von dir sprechen die Steine''). Fürsterzbischof von Schrattenbach war der einzige Erzbischof, der sich mit einem Bildnis auf einem öffentlichen Gebäude in der Innenstadt abbilden ließ. Auf der Riedenburger Seite steht über dem Wappen des Erzbischofs eine überlebensgroße Statue seines Namenspatrons, des hl. Sigismund, dargestellt als römischer Krieger mit federgeschmücktem Kronenhelm, Marschallstab und Palmzweig sowie verschiedenem Kriegsgerät. Zudem sollte in der Riedenburg das [[Bollwerk|Vorwerk]] in Form eines Ruinenparks gestaltet werden. Dieser Park wurde infolge Ablebens Fürsterzbischof Sigismunds [[1772]] nicht mehr ausgeführt.<ref>[https://www.traunsteiner-tagblatt.de/das-traunsteiner-tagblatt/chiemgau-blaetter/chiemgau-blaetter-2019_ausgabe,-ein-meisterwerk-der-kunst-und-der-technik-_chid,876.html Traunsteiner Tagblatt, 5. Juni 2010]</ref> | + | Zum Schmuck der Portale entwarf Johann Baptist Hagenauer zwei Huldigungen an den damalige Landesfürsten Sigismund Graf Schrattenbach. Auf der Altstadtseite befindet sich sein Porträt-Reliefbild mit der monumentalen lateinischen Inschrift ''Te saxa loquuntur'' ("Von dir sprechen die Steine"). Fürsterzbischof von Schrattenbach war der einzige Erzbischof, der sich mit einem Bildnis auf einem öffentlichen Gebäude in der [[Innenstadt]] abbilden ließ. Auf der Riedenburger Seite steht über dem Wappen des Erzbischofs eine überlebensgroße Statue seines Namenspatrons, des hl. Sigismund, dargestellt als römischer Krieger mit federgeschmücktem Kronenhelm, Marschallstab und Palmzweig sowie verschiedenem Kriegsgerät. Zudem sollte in der Riedenburg das [[Bollwerk|Vorwerk]] in Form eines Ruinenparks gestaltet werden. Dieser Park wurde infolge Ablebens Fürsterzbischof Sigismunds [[1772]] nicht mehr ausgeführt.<ref>[https://www.traunsteiner-tagblatt.de/das-traunsteiner-tagblatt/chiemgau-blaetter/chiemgau-blaetter-2019_ausgabe,-ein-meisterwerk-der-kunst-und-der-technik-_chid,876.html Traunsteiner Tagblatt, 5. Juni 2010]</ref> |
| | | | |
| | Die Inschrift der Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores stellte für Geyer eine Kränkung dar. Die Inschrift lautet | | Die Inschrift der Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores stellte für Geyer eine Kränkung dar. Die Inschrift lautet |
| Zeile 37: |
Zeile 41: |
| | AETERNAE MEMORIAE.<br /> | | AETERNAE MEMORIAE.<br /> |
| | W. HAGENAUER ARCHIT.</blockquote> | | W. HAGENAUER ARCHIT.</blockquote> |
| − | Indem Hagenauer seinen Namen auf die Tafel gesetzt hatte, wolle er den Schein erwecken, als ob er das ganze Werk ausgeführt habe. Zudem sei es unerhört, dass ein Werkmeister es je gewagt habe, seinen Namen neben den seines Landesfürsten zu setzen. Diese Kritik war allerdings begründet, da die Stilisierung der Inschrift wirklich eine zweideutige, von anderen salzburgischen Inschriften ähnlichen Charakters abweichend ist. Als Schluss würde man erwarten: ''Sigismundus archiepiscopus'' etc. aber nicht ''W. Hagenauer''. Damit drängt sich auch die Frage auf, wer dieses Werk dem allmächtigen Gott, dem hl. Sigismund und dem Andenken Erzbischofs Siegmunds geweiht habe? Doch wohl nicht der Architekt W. Hagenauer? Diese ''Kunststück'' entsprach ganz dem Charakter Hagenauers.
| |
| | | | |
| − | Für die Statue des hl. Sigismund als Bekrönung des Tores am Riedenburger Portal wurde ein 14 Schuh<ref>Quelle Andreas Mudrich schreibt 17 Schuh</ref> hoher [[Marmor]]block von einem Steinbruch am [[Untersberg]] geholt. Johann Hagenauer hatte auf der Suche nach einem Stein für die Statue des hl. Siegmund im Steinbruch des Steinmetzmeisters [[Doppler#Die Steinmetze von Himmelreich|Doppler]] am Untersberg einen Block gefunden, der 17 Schuh<ref>Quelle Andreas Mudrich</ref> lang war. Geyer machte ihn zwar aufmerksam, dass dieser Stein Klüfte habe, und bot ihm einen besseren aus dem Hofsteinbruch an, der zwar nur zehn Schuh groß war, aber in besserem Verhältnis zur Größe des Portals gestanden wäre. Dieses Anerbieten wurde jedoch abgelehnt, ja sogar als eine Auflehnung gegen den Befehl des Erzbischofs angesehen, und die Statue 17 Schuh hoch hergestellt. Im Nachhinein mussten die klüftigen Stellen durch Klammern versichert werden.
| + | Indem Hagenauer seinen Namen auf die Tafel gesetzt hatte, wolle er den Schein erwecken, als ob er das ganze Werk ausgeführt habe. Zudem sei es unerhört, dass ein Werkmeister es je gewagt habe, seinen Namen neben den seines Landesfürsten zu setzen. Diese Kritik war allerdings begründet, da die Stilisierung der Inschrift wirklich eine zweideutige, von anderen salzburgischen Inschriften ähnlichen Charakters abweichend ist. Als Schluss würde man erwarten: ''Sigismundus archiepiscopus'' etc. aber nicht "W. Hagenauer"'. Damit drängt sich auch die Frage auf, wer dieses Werk dem allmächtigen Gott, dem hl. Sigismund und dem Andenken Erzbischofs Siegmunds geweiht habe? Doch wohl nicht dem Architekt W. Hagenauer? Diese "Kunst-Stück" entsprach ganz dem Charakter Hagenauers. |
| | | | |
| − | Der Transport gestaltete sich dramatisch<!-- (siehe dazu [[Klausbachbrücke#Geschichte|Klausbachbrücke]]) auskommentiert, da unergiebig-->. Neunzehn Paar Pferde zogen den Block in Tagesetappen zu jeweils zehn bis zwölf Schritt vom [[15. November]] [[1766]] bis [[17. Jänner]] [[1767]]<ref>Quelle Andreas Mudrich (1915): ''Die Geschichte des St. Siegmunds- oder Neutores bis 1774'' siehe Weblinks</ref>. Als der Transport dann die Stadt erreicht hatte, waren die Straßen dichtgedrängt von Schaulustigen gefüllt.<ref>Quelle [https://www.traunsteiner-tagblatt.de/das-traunsteiner-tagblatt/chiemgau-blaetter/chiemgau-blaetter-2019_ausgabe,-ein-meisterwerk-der-kunst-und-der-technik-_chid,876.html www.traunsteiner-tagblatt.de], abgefragt 20. Dezember 2019</ref>
| + | [[Datei:Gedenktafel_Neutor.jpg|thumb|Gedenktafel am Sigmundstor]] |
| | | | |
| − | Am Stadtportal an der Ostseite des Sigmundstores befinden sich links und rechts je ein ''Medusa''-Relief. In der griechischen Mythologie war Medusa eine Schönheit, der die Männer und die Götter gleichermaßen erlagen. Doch sie verweigerte sich. Der Gott Poseidon nahm sie auf dem Altar der Pallas Athene mit Gewalt. Die eifersüchtige Göttin verwandelte daraufhin Medusa in ein Ungeheuer mit Schlangenhaar. Wer sie anschaute, wurde versteinert. Erst der Held Perseus konnte sie bezwingen, indem er ihr einen Spiegel vorhielt und Medusa enthauptete. Das Haupt der toten Medusa diente fortan dem Helden Perseus und später auch dem Helden Herakles als schützendes Amulett und Waffe zugleich. Der Zauber der Pallas Athene wirkte ja weiter.
| + | Für die Statue des hl. Sigismund als Bekrönung des Tores am Riedenburger Portal wurde ein 14 Schuh<ref name="Mudrich">[[Andreas Mudrich]] schreibt 17 Schuh</ref> hoher [[Marmor]]block von einem Steinbruch am [[Untersberg]] geholt. Johann Hagenauer hatte auf der Suche nach einem Stein für die Statue des hl. Siegmund im Steinbruch des Steinmetzmeisters [[Doppler#Die Steinmetze von Himmelreich|Doppler]] am Untersberg einen Block gefunden, der 17 Schuh<ref name="Mudrich" /> lang war. Geyer machte ihn zwar aufmerksam, dass dieser Stein Klüfte habe, und bot ihm einen besseren aus dem Hofsteinbruch an, der zwar nur zehn Schuh groß war, aber in besserem Verhältnis zur Größe des Portals gestanden wäre. Dieses Anerbieten wurde jedoch abgelehnt, ja sogar als eine Auflehnung gegen den Befehl des Erzbischofs angesehen, und die Statue 17 Schuh hoch hergestellt. Im Nachhinein mussten die klüftigen Stellen durch Klammern versichert werden. |
| | | | |
| − | Warum zwei Medusen am Sigmundstor? Johann Baptist Hagenauer hatte in [[Italien]] studiert. Das inspirierte ihn wohl zu klassizistischeren Formen. Ihre Funktion am Neutor ist am ehesten mit der von Wachen zu erklären. Der böse Blick der beiden Medusen soll als Schutz vor Unheil dienen.<ref>Quelle [[Salzburger Nachrichten]] vom 8. November 2019, ein Beitrag von [[Daniele Pabinger]] in der Kolumne [[Kulturklauberin]];</ref> | + | Der Transport gestaltete sich dramatisch<!-- (siehe dazu den mittlerweile gelöschten Absatz [[Klausbachbrücke#Geschichte|Klausbachbrücke]]) auskommentiert, da unergiebig-->. Neunzehn Paar Pferde zogen den Block in Tagesetappen zu jeweils zehn bis zwölf Schritt vom [[15. November]] [[1766]] bis [[17. Jänner]] [[1767]]<ref>Andreas Mudrich (1915): "Die Geschichte des St. Siegmunds- oder Neutores bis 1774"</ref>. Als der Transport dann die Stadt erreicht hatte, waren die Straßen dichtgedrängt von Schaulustigen gefüllt.<ref>[https://www.traunsteiner-tagblatt.de/das-traunsteiner-tagblatt/chiemgau-blaetter/chiemgau-blaetter-2019_ausgabe,-ein-meisterwerk-der-kunst-und-der-technik-_chid,876.html www.traunsteiner-tagblatt.de], abgefragt 20. Dezember 2019</ref> |
| | + | |
| | + | Am Stadtportal an der Ostseite des Sigmundstores befinden sich links und rechts je ein Medusa-Relief. In der griechischen Mythologie war Medusa eine Schönheit, der die Männer und die Götter gleichermaßen erlagen. Doch sie verweigerte sich. Der Gott Poseidon nahm sie auf dem Altar der Pallas Athene mit Gewalt. Die eifersüchtige Göttin verwandelte daraufhin Medusa in ein Ungeheuer mit Schlangenhaar. Wer sie anschaute, wurde versteinert. Erst der Held Perseus konnte sie bezwingen, indem er ihr einen Spiegel vorhielt und Medusa enthauptete. Das Haupt der toten Medusa diente fortan dem Helden Perseus und später auch dem Helden Herakles als schützendes Amulett und Waffe zugleich. Der Zauber der Pallas Athene wirkte ja weiter. |
| | + | |
| | + | Warum zwei Medusen am Sigmundstor? Johann Baptist Hagenauer hatte in [[Italien]] studiert. Das inspirierte ihn wohl zu klassizistischeren Formen. Ihre Funktion am Sigmundstor ist am ehesten mit der von Wachen zu erklären. Der böse Blick der beiden Medusen soll als Schutz vor Unheil dienen.<ref>"[[Salzburger Nachrichten]]" vom 8. November 2019, ein Beitrag von [[Daniele Pabinger]] in der Kolumne [[Kulturklauberin]];</ref> |
| | + | |
| | + | [[Datei:Sigmundstor Neutor bei Nacht.jpg |thumb|Sigmundstor bei Nacht]] |
| | | | |
| | == Technische Daten == | | == Technische Daten == |
| − | Der Tunnel ist 135 m lang und hatte ursprünglich eine Breite von 7,60 Metern und eine Höhe von 13 Metern. Die Höhendifferenz zwischen dem inneren Portal am [[Herbert-von-Karajan-Platz]] unten und dem äußeren Portal am [[Richard-Hildmann-Platz]] oben beträgt zehn Meter. Die Fahrbahn hat dadurch ein geringes Gefälle von etwa 7,4 %. Diese Neigung sollte historischen Publikationen nach die Belichtung verbessern, weil das einfallende Licht von Westen aus der Riedenburg am Boden geringfügig reflektiert und an die Decke geworfen wird, sodass es den Tunnel dadurch angeblich etwas heller macht. Gleichzeitig ist durch die Neigung der Lichteinfall von Osten her aber etwas verschlechtert. | + | Der Tunnel ist 135 m lang und hatte ursprünglich eine Breite von 7,60 Metern und eine Höhe von 13 Metern. Die Höhendifferenz zwischen dem inneren, tiefer gelegenen Portal am [[Herbert-von-Karajan-Platz]] und dem äußeren, höher gelegenen Portal am [[Richard-Hildmann-Platz]] beträgt zehn Meter. [[Josef Hübl]] schreibt in seinem Buch über Salzburg, dass die Fahrbahn ein geringes Gefälle hat<!-- von etwa 7,4 % - die Quelle für diese Angabe fehlt noch -->. Der Anstieg zur Riedenburg ist wegen des Wasserabzuges und des günstigeren Lichteinfalls, weil das einfallende Licht von Westen aus der Riedenburg am Boden reflektiert und an die Decke geworfen wird, sodass es den Tunnel dadurch etwas heller macht.<ref>Josef Hübl: "[[Heimatkunde Stadt Salzburg]]", Seite 37, Text und Zeichnung.</ref> |
| | + | |
| | + | Dr. [[Reinhard Medicus]] schreibt in seinem Buch über die Salzburger Stadtberge<ref name="RM">Reinhard Medicus: "[[Salzburgs Stadtberge und Stadtgärten im Wandel der Zeit]]", Seite 77</ref> zwar ebenfalls über vorher erwähnten Lichteinfall, meint aber, dass bei einer Neigung von nur dreieinhalb Grad sich die Belichtung nicht merkbar ändere. Weiters erläutert er, dass der tatsächliche Grund für die Neigung des Tunnels jedoch darin läge, dass aus militärischen Gründen das westliche Portal und die umgebende Wehranlage (Zwinger) höher liegen sollten als seine unmittelbare Umgebung. Eine erhöhte Stellung lässt sich leichter verteidigen. [[1874]] wurde dann der Zwinger eingeebnet, nachdem die militärische Funktion der Salzburger Stadtverteidigungsanlagen [[1860]] aufgehoben worden war. |
| | | | |
| − | Der tatsächliche Grund für die Neigung des Tunnels liegt jedoch darin, dass aus militärischen Gründen das westliche Portal und die umgebende Wehranlage höher liegen sollten als seine unmittelbare Umgebung. Eine erhöhte Stellung lässt sich leichter verteidigen. [[1915]] wurde das Neutor für die Fortsetzung der [[Gelbe Elektrische|Stadtbahn]] sowie für die gleichzeitige Nutzung durch Automobile um sieben Millionen [[Krone]]n auf zwölf Meter verbreitert. <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sbw&datum=19140528&query=%22erweiterung%22+%22neutor%22&seite=1 ANNO], [[Salzburger Wacht]], 28. Mai 1914, Seite 1</ref> <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19141117&query=%22erweiterung%22+%22neutor%22&seite=6 ANNO], [[Salzburger Volksblatt]], 17. November 1914, Seite 6</ref> Der Fahrrad-Tunnel links parallel zum Neutor wurde [[1974]] beim Bau der [[Altstadt-Garage]] errichtet.
| + | An der südseitigen inneren Tunnelwand wurde [[1898]] eine 70 Zentimeter tiefe Erweiterung für Fußgänger geschlagen. Diese wurde [[1906]] um einen Meter erweitert.<ref name="RM" /> Von [[1915]] bis [[1918]] wurde das Sigmundstor für die Verlängerung der [[Gelbe Elektrische|Stadtbahn]] sowie für die gleichzeitige Nutzung durch Automobile um sieben Millionen [[Krone]]n auf zwölf Meter verbreitert.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sbw&datum=19140528&query=%22erweiterung%22+%22neutor%22&seite=1 ANNO], "[[Salzburger Wacht]]", 28. Mai 1914, Seite 1</ref> <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19141117&query=%22erweiterung%22+%22neutor%22&seite=6 ANNO], "[[Salzburger Volksblatt]]", 17. November 1914, Seite 6</ref> Der Fahrradtunnel im nordwestlichen Fels parallel zum Sigmundstor wurde [[1974]] beim Bau der [[Altstadt-Garage]] errichtet. |
| | | | |
| | == Bilder== | | == Bilder== |
| Zeile 56: |
Zeile 67: |
| | == Weblinks == | | == Weblinks == |
| | * Lage und Bezeichnung im [https://maps.stadt-salzburg.at/#zoom=6&lat=47.79844&lon=13.03926&layers=0&marker=1 digitalen Stadtplan von Salzburg] | | * Lage und Bezeichnung im [https://maps.stadt-salzburg.at/#zoom=6&lat=47.79844&lon=13.03926&layers=0&marker=1 digitalen Stadtplan von Salzburg] |
| − | * [[Andreas Mudrich]] (1915): ''Die Geschichte des St. Siegmunds- oder Neutores bis 1774''. – [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde|Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] – 55: 113–150. ([https://www.zobodat.at/pdf/MGSL_55_0113-0150.pdf im Internet als pdf]) | + | * [[Andreas Mudrich]] (1915): "Die Geschichte des St. Siegmunds- oder Neutores bis 1774". – [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde|Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] – 55: 113–150. ([https://www.zobodat.at/pdf/MGSL_55_0113-0150.pdf im Internet als pdf]) |
| | | | |
| | == Quellen == | | == Quellen == |
| | * Beitrag [[Altstadt]] von Salzburg | | * Beitrag [[Altstadt]] von Salzburg |
| − | * [[Salzburger Nachrichten]] 7. Juli 2010 | + | * "[[Salzburger Nachrichten]]", 7. Juli 2010 |
| | * {{Quelle Heimatkunde Hübl}} | | * {{Quelle Heimatkunde Hübl}} |
| | ==Einzelnachweise== | | ==Einzelnachweise== |