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| | [[File:Thorer Kapelle Saalfelden 2.JPG|thumb|Die [[Thorer Kapelle Saalfelden]]. Sie wurde 1732 von der damaligen Haslingbäuerin zum Gedenken an die zwangsweise Emigration ihres Mannes errichtet.]] | | [[File:Thorer Kapelle Saalfelden 2.JPG|thumb|Die [[Thorer Kapelle Saalfelden]]. Sie wurde 1732 von der damaligen Haslingbäuerin zum Gedenken an die zwangsweise Emigration ihres Mannes errichtet.]] |
| | [[File:Joseph Schaitberger.jpg|thumb|Joseph Schaitberger]] | | [[File:Joseph Schaitberger.jpg|thumb|Joseph Schaitberger]] |
| − | [[File:Die Gartenlaube (1863) b 701.jpg|thumb|„Vertreibung der Protestanten aus Salzburg.“ Nach dem Original-Oelbilde von Martersteig, 1863.]] | + | [[File:Die Gartenlaube (1863) b 701.jpg|thumb|"Vertreibung der Protestanten aus Salzburg." Nach dem Original-Oelbilde von Martersteig, 1863.]] |
| | Die '''Vertreibung der Protestanten''' zählt zu den dunkelsten Kapiteln in der Geschichte des [[Salzburg (Bundesland)|Landes Salzburg]]. | | Die '''Vertreibung der Protestanten''' zählt zu den dunkelsten Kapiteln in der Geschichte des [[Salzburg (Bundesland)|Landes Salzburg]]. |
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| | Zur Zeit von Fürsterzbischof [[Matthäus Lang]] lebte [[Martin Lodinger]], den [[Gerhard Florey]] als ersten Salzburger Emigranten bezeichnet.<ref>Florey, Gerhard: ''[[Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32]]'', Seite 40</ref> Unter [[Fürsterzbischof]] [[Wolf Dietrich von Raitenau]] wurde die Protestanten in der [[Stadt Salzburg]] (mit wenigen privilegierten Ausnahmen) bereits bis [[1588]] vertrieben. | | Zur Zeit von Fürsterzbischof [[Matthäus Lang]] lebte [[Martin Lodinger]], den [[Gerhard Florey]] als ersten Salzburger Emigranten bezeichnet.<ref>Florey, Gerhard: ''[[Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32]]'', Seite 40</ref> Unter [[Fürsterzbischof]] [[Wolf Dietrich von Raitenau]] wurde die Protestanten in der [[Stadt Salzburg]] (mit wenigen privilegierten Ausnahmen) bereits bis [[1588]] vertrieben. |
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| − | Weitere Vertreibungen fanden unter Fürsterzbischof [[Max Gandolf von Kuenburg]] in den Jahren [[1684]] bis [[1686]] in [[Osttirol]] statt (insgesamt 691 Protestanten wurden wegen ihres Bekenntnisses aus dem [[Defereggental]] vertrieben) und [[1686]] bis [[1691]] auf dem [[Dürrnberg (Hallein)|Dürrnberg]] bei [[Hallein]] (evangelische Bergknappen). | + | Weitere Vertreibungen fanden unter Fürsterzbischof [[Max Gandolf von Kuenburg]] in den Jahren [[1684]] bis [[1686]] in [[Osttirol]] statt (insgesamt 691 Protestanten wurden wegen ihres Bekenntnisses aus dem [[Defereggental]] vertrieben- siehe [[Vertreibung der evangelischen Christen aus dem Defereggental]]) und [[1686]] bis [[1691]] auf dem [[Dürrnberg (Hallein)|Dürrnberg]] bei [[Hallein]] (evangelische [[Bergknappen]]). |
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| | Aber vor allem fand unter Fürsterzbischof [[Leopold Anton Freiherr von Firmian]] in den Jahren [[1731]] und [[1732]] sowie teilweise auch noch in den Jahren bis [[1736]] die Vertreibung der Protestanten statt. | | Aber vor allem fand unter Fürsterzbischof [[Leopold Anton Freiherr von Firmian]] in den Jahren [[1731]] und [[1732]] sowie teilweise auch noch in den Jahren bis [[1736]] die Vertreibung der Protestanten statt. |
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| − | Nach dem Ende des [[Fürsterzbistum]]s wurden letztmalig noch [[1837]] im [[Zillertal]] (zuvor Teil des [[Fürsterzbistum]]s und weiterhin zur [[Erzdiözese Salzburg]] gehörig) die Protestanten vertrieben. | + | Nach dem Ende des [[Fürsterzbistum]]s wurden letztmalig noch [[1837]] im [[Zillertal]] (zuvor Teil des Fürsterzbistums und weiterhin zur [[Erzdiözese Salzburg]] gehörig) die Protestanten vertrieben. |
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| | ==Die Dürrnberger und die Deferegger Exulanten unter Max Gandolf Kuenburg== | | ==Die Dürrnberger und die Deferegger Exulanten unter Max Gandolf Kuenburg== |
| − | Die Fürsterzbischöfe hatten lange Zeit die Andersgläubigen auf dem Dürrnberg geduldet, da sie meist als Bergknappen im [[Salzbergwerk Dürrnberg]] und [[Salzbergwerk Berchtesgaden]] tätig waren. Die Einnahmen aus dem [[Salzhandel]] waren neben dem Erlös aus Bergwerken in den [[Hohen Tauern]] (z. B. [[Goldbergbau|Tauerngold]]) die wichtigsten Erträge zur Finanzierung des Lebenswandels des Fürsterzbischofs. | + | Die Fürsterzbischöfe hatten lange Zeit die Andersgläubigen auf dem Dürrnberg geduldet, da sie meist als [[Bergknappen]] im [[Salzbergwerk Dürrnberg]] und [[Salzbergwerk Berchtesgaden]] tätig waren. Die Einnahmen aus dem [[Salzhandel]] waren neben dem Erlös aus Bergwerken in den [[Hohen Tauern]] (z. B. [[Goldbergbau|Tauerngold]]) die wichtigsten Erträge zur Finanzierung des Lebenswandels des Fürsterzbischofs. |
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| − | Schon um [[1680]] und früher hatten sich Protestanten vom Dürrnberg im [[Abtswald]] zu geheimen lutherischen Gottesdiensten versammelt. Einer der Führer der Protestanten war der [[Dürrnberg]]er [[Joseph Schaitberger]]. Daraufhin wurden unter Max Gandolf Kuenburg zwischen [[1684]] und [[1686]] über 70 Protestanten vom Dürrnberg vertrieben worden, unter ihnen Joseph Schaitberger. Die minderjährigen Kinder der Protestanten wurden den Protestanten zuvor abgenommen und kamen zu Pflegeeltern. | + | Schon um [[1680]] und früher hatten sich Protestanten vom Dürrnberg im [[Abtswald]] zu geheimen lutherischen Gottesdiensten versammelt. Einer der Führer der Protestanten war der [[Dürrnberg (Hallein)|Dürrnberger]] [[Joseph Schaitberger]]. Daraufhin wurden unter Max Gandolf Kuenburg zwischen [[1684]] und [[1686]] über 70 Protestanten vom Dürrnberg vertrieben worden, unter ihnen Joseph Schaitberger. Die minderjährigen Kinder der Protestanten wurden den Protestanten zuvor abgenommen und kamen zu Pflegeeltern. |
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| | Anfang [[1685]] folgte mitten im Winter die Ausweisung von 620 Protestanten des [[Defereggental]]es unter Verweigerung der gesetzlichen Drei-Jahresfrist. 300 Kinder unter 15 Jahren wurden weggenommen. | | Anfang [[1685]] folgte mitten im Winter die Ausweisung von 620 Protestanten des [[Defereggental]]es unter Verweigerung der gesetzlichen Drei-Jahresfrist. 300 Kinder unter 15 Jahren wurden weggenommen. |
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| | == Die Vertreibung unter Fürsterzbischof Firmian== | | == Die Vertreibung unter Fürsterzbischof Firmian== |
| − | Nach einer ruhigen Zeit unter den gemäßigten Fürsterzbischöfen [[Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] und [[Franz Anton Harrach|Franz Anton Graf Harrach]] wurde die Lage der Evangelischen in den Salzburger Landen sehr ernst, als Firmian den erzbischöflichen Stuhl bestieg. Er rief aus [[Bayern]] die Jesuiten in das Land, um mit ihrer Hilfe das evangelische Glaubensbekenntnis auszurotten. | + | Nach einer ruhigen Zeit unter den gemäßigten Fürsterzbischöfen [[Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] und [[Franz Anton Harrach|Franz Anton Graf Harrach]] wurde die Lage der Evangelischen in den Salzburger Landen sehr ernst, als Firmian den erzbischöflichen Stuhl bestieg. Er rief aus [[Bayern]] die [[Jesuiten]] in das Land, um mit ihrer Hilfe das evangelische Glaubensbekenntnis auszurotten. |
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| | Auf den Marktplätzen oder auf freiem Feld veranstalteten die Jesuiten große Versammlungen, zu denen alle Einwohner kommen mussten. Das Fernbleiben wurde streng bestraft. Die Ketzergerichte mehrten sich, die Kerker füllten sich, hohe Geldstrafen wurden verhängt. Aber alle Bekehrungsversuche der Jesuiten hatten nur den Erfolg, dass die Evangelischen sich zu um so freudigerem Bekenntnis ihres Glaubens zusammen schlossen. | | Auf den Marktplätzen oder auf freiem Feld veranstalteten die Jesuiten große Versammlungen, zu denen alle Einwohner kommen mussten. Das Fernbleiben wurde streng bestraft. Die Ketzergerichte mehrten sich, die Kerker füllten sich, hohe Geldstrafen wurden verhängt. Aber alle Bekehrungsversuche der Jesuiten hatten nur den Erfolg, dass die Evangelischen sich zu um so freudigerem Bekenntnis ihres Glaubens zusammen schlossen. |
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| − | ===Versuch der Protestanten nach friedlicher Lösung=== | + | === Versuch der Protestanten nach friedlicher Lösung === |
| | Am [[10. Juli]] [[1731]] überreichten 16 Bauern des [[Salzbund]]es dem Vikar von [[St. Veit im Pongau]] ein Schriftstück, in dem sie sich offen zum evangelischen Glauben bekannten und mitteilten, dass sich die Evangelischen Beschwerde führend an das »Corpus Evangelicorum« in [[Regensburg]], die Vertretung der evangelischen Fürsten, gewandt und ihre Hilfe angerufen hätten. Der Vikar berichtete darüber dem [[Dechant]]en in [[Werfen]] und schilderte ihm die Urheber des Schriftstücks als Rebellen, die mit Aufruhr drohten. | | Am [[10. Juli]] [[1731]] überreichten 16 Bauern des [[Salzbund]]es dem Vikar von [[St. Veit im Pongau]] ein Schriftstück, in dem sie sich offen zum evangelischen Glauben bekannten und mitteilten, dass sich die Evangelischen Beschwerde führend an das »Corpus Evangelicorum« in [[Regensburg]], die Vertretung der evangelischen Fürsten, gewandt und ihre Hilfe angerufen hätten. Der Vikar berichtete darüber dem [[Dechant]]en in [[Werfen]] und schilderte ihm die Urheber des Schriftstücks als Rebellen, die mit Aufruhr drohten. |
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| | Überall bekam die Kommission Klagen über harte Bedrückungen der Evangelischen zu hören. Firmian versprach den Evangelischen, er werde allen Beschwerden abhelfen, wenn sie sich nur gedulden wollten. Zugleich aber kündigte er ihnen an, dass stärkere Truppen kommen würden; sie kämen aber nur, damit etwaige schlimmere Folgen zu ihrem eigenen Besten verhütet würden. Die Ankündigung von Truppen gab den Anlass zu der berühmten Versammlung am [[5. August]] [[1731]] in [[Schwarzach]]. | | Überall bekam die Kommission Klagen über harte Bedrückungen der Evangelischen zu hören. Firmian versprach den Evangelischen, er werde allen Beschwerden abhelfen, wenn sie sich nur gedulden wollten. Zugleich aber kündigte er ihnen an, dass stärkere Truppen kommen würden; sie kämen aber nur, damit etwaige schlimmere Folgen zu ihrem eigenen Besten verhütet würden. Die Ankündigung von Truppen gab den Anlass zu der berühmten Versammlung am [[5. August]] [[1731]] in [[Schwarzach]]. |
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| − | ===Der Salzbund=== | + | === Der Salzbund === |
| | :''Hauptartikel [[Salzbund]] | | :''Hauptartikel [[Salzbund]] |
| | Etwa 150 Vertreter der Evangelischen kamen aus verschiedenen Gegenden in einer Schenke von Schwarzach zusammen. Vor der Eröffnung der Verhandlungen tauchte einer nach dem andern die Finger der rechten Hand in das [[Salzfass]], das auf dem Tisch stand, hob sie in die Höhe und schwor, dass er bei dem evangelischen Glauben beharren und sich durch nichts davon abbringen lassen wolle. Man beschloss, [[Lutherische Prediger in Salzburg|evangelische Prediger]] zu verlangen und Gewissensfreiheit zu fordern, inzwischen sich aber ruhig zu verhalten. Die Versammlung beschloss ferner, eine Abordnung nach Regensburg zu der Vertretung der evangelischen Reichsstände zu entsenden und zu fragen, wo man sie aufnehmen werde, wenn sie um ihres Glaubens willen genötigt sein würden, die Heimat zu verlassen. | | Etwa 150 Vertreter der Evangelischen kamen aus verschiedenen Gegenden in einer Schenke von Schwarzach zusammen. Vor der Eröffnung der Verhandlungen tauchte einer nach dem andern die Finger der rechten Hand in das [[Salzfass]], das auf dem Tisch stand, hob sie in die Höhe und schwor, dass er bei dem evangelischen Glauben beharren und sich durch nichts davon abbringen lassen wolle. Man beschloss, [[Lutherische Prediger in Salzburg|evangelische Prediger]] zu verlangen und Gewissensfreiheit zu fordern, inzwischen sich aber ruhig zu verhalten. Die Versammlung beschloss ferner, eine Abordnung nach Regensburg zu der Vertretung der evangelischen Reichsstände zu entsenden und zu fragen, wo man sie aufnehmen werde, wenn sie um ihres Glaubens willen genötigt sein würden, die Heimat zu verlassen. |
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| | Ehe die Antwort des Kaisers eintraf, unterzeichnete Firmian am [[31. Oktober]] [[1731]] den berüchtigten ''Emigrationserlass'' ([[Emigrationspatent]]), der am [[10. November]] bekanntgemacht wurde. | | Ehe die Antwort des Kaisers eintraf, unterzeichnete Firmian am [[31. Oktober]] [[1731]] den berüchtigten ''Emigrationserlass'' ([[Emigrationspatent]]), der am [[10. November]] bekanntgemacht wurde. |
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| − | Darin hatte Firmian verfügt, dass die Nichtkatholiken das [[Fürsterzbistum Salzburg]] zu verlassen hätten, die »Angesessenen«, das heißt Grundbesitzenden, in längstens drei Monaten, die »Unangesessenen«, wie Tagelöhner, Bergleute, Arbeiter und Handwerker, in acht Tagen. | + | Darin hatte Firmian verfügt, dass die Protestanten das [[Fürsterzbistum Salzburg]] zu verlassen hätten, die »Angesessenen«, das heißt Grundbesitzenden, in längstens drei Monaten, die »Unangesessenen«, wie Tagelöhner, Bergleute, Arbeiter und Handwerker, in acht Tagen. |
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| | Firmians Emigrationserlass stand in offenem Widerspruch zu der Vereinbarung des »Westfälischen Friedens« von [[1648]], nach der ausdrücklich eine dreijährige Frist für die vorgesehen war, die sich von der Religion des Landesherrn getrennt hielten und deshalb des Landes verwiesen werden durften. Unter Berufung auf diese Bestimmung des »Westfälischen Friedens« legten die evangelischen Reichsstände in Regensburg gegen den erzbischöflichen Erlass Verwahrung ein und verlangten die Einhaltung der dreijährigen Frist bis zur Verweisung aus dem Land. | | Firmians Emigrationserlass stand in offenem Widerspruch zu der Vereinbarung des »Westfälischen Friedens« von [[1648]], nach der ausdrücklich eine dreijährige Frist für die vorgesehen war, die sich von der Religion des Landesherrn getrennt hielten und deshalb des Landes verwiesen werden durften. Unter Berufung auf diese Bestimmung des »Westfälischen Friedens« legten die evangelischen Reichsstände in Regensburg gegen den erzbischöflichen Erlass Verwahrung ein und verlangten die Einhaltung der dreijährigen Frist bis zur Verweisung aus dem Land. |
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| | Ihnen gegenüber wurde der Emigrationserlass des Fürsterzbischofs mit der Behauptung gerechtfertigt, dass die Evangelischen nicht wegen der Religion, sondern wegen aufrührerischer Umtriebe des Landes verwiesen würden. Kaiser Karl VI. war mit dem eigenmächtigen Vorgehen Firmians in keiner Weise einverstanden; aber aus politischen Gründen musste er auf den Fürsterzbischof Rücksicht nehmen. Darum wagte er es nicht, den Emigrationserlass rückgängig zu machen, sondern begnügte sich damit, Firmian zur Milde in der Anwendung und Durchführung seines Erlasses zu ermahnen. | | Ihnen gegenüber wurde der Emigrationserlass des Fürsterzbischofs mit der Behauptung gerechtfertigt, dass die Evangelischen nicht wegen der Religion, sondern wegen aufrührerischer Umtriebe des Landes verwiesen würden. Kaiser Karl VI. war mit dem eigenmächtigen Vorgehen Firmians in keiner Weise einverstanden; aber aus politischen Gründen musste er auf den Fürsterzbischof Rücksicht nehmen. Darum wagte er es nicht, den Emigrationserlass rückgängig zu machen, sondern begnügte sich damit, Firmian zur Milde in der Anwendung und Durchführung seines Erlasses zu ermahnen. |
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| − | ===Der Auszug der Protestanten=== | + | === Der Auszug der Protestanten === |
| | Am [[12. November]] bat Firmian formell das [[Herzogtum Bayern]] und [[Tirol]] um Durchzugserlaubnis für die Emigranten aus Salzburg und erhielt eine Absage. Am [[17. November]] sperrten Bayern und Tirol die Grenzen zum [[Erzbistum Salzburg]]. Die vom [[Erklärungen früherer Bezeichnungen und Ausdrücke#H|Hofkanzler]] [[Hieronymus Cristani von Rall]] als " Aufwiegler, Rebellen und Ketzer" beschriebenen [[Salzburger Exulanten]] wünschte man nicht im Lande. Fragen des Durchzugs, des Verbleibs sowie der Finanzierung von Unterbringung, Kost und Bewachung waren nicht geklärt. | | Am [[12. November]] bat Firmian formell das [[Herzogtum Bayern]] und [[Tirol]] um Durchzugserlaubnis für die Emigranten aus Salzburg und erhielt eine Absage. Am [[17. November]] sperrten Bayern und Tirol die Grenzen zum [[Erzbistum Salzburg]]. Die vom [[Erklärungen früherer Bezeichnungen und Ausdrücke#H|Hofkanzler]] [[Hieronymus Cristani von Rall]] als " Aufwiegler, Rebellen und Ketzer" beschriebenen [[Salzburger Exulanten]] wünschte man nicht im Lande. Fragen des Durchzugs, des Verbleibs sowie der Finanzierung von Unterbringung, Kost und Bewachung waren nicht geklärt. |
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| | Den eigentlichen Mittelpunkt für die Züge der vertriebenen Salzburger bildete Ulm in [[Württemberg]]. Von dort aus ging der Zug durch württembergisches Gebiet hindurch und verteilte sich nach verschiedenen Richtungen. Man erwog den Gedanken einer Ansiedlung im Schwarzwald. Da kam Hilfe von [[Preußen]]. Nachdem Friedrich Wilhelm I. einen Kommissar nach Salzburg entsandt und dieser ihm eingehenden Bericht von der Not und Bedrängnis der Evangelischen in Salzburg erstattet hatte, unterzeichnete er am [[2. Februar]] [[1732]] das Immigrationspatent, das die Heimatlosen nach Preußen einlud und die Vertriebenen unter den Schutz des preußischen Staates stellte. Am [[29. April]] 1732 kamen die ersten vertriebenen Salzburger in Potsdam, Deutschland, an. Von dort ging es der neuen Heimat zu, dem preußischen Kreis Gumbinnen (der damals noch in der Provinz Preußen lag; erst [[1878]] kam es zur Teilung in West- und [[Ostpreußen]] und der Kreis Gumbinnen wurde Ostpreußens zugeschlagen). Vom [[28. Mai]] 1732 bis zum [[30. Juli]] [[1733]] trafen insgesamt 33 Schiffe mit 10 625 vertriebenen protestantischen Salzburgern im Kreis Gumbinnen ein; auf dem Landweg hatten von 5 533 vertriebenen Salzburgern 5 243 ihr Ziel erreicht, unterwegs waren 290 Personen gestorben. Die [[Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen]] geht auf diese Zeit zurück. | | Den eigentlichen Mittelpunkt für die Züge der vertriebenen Salzburger bildete Ulm in [[Württemberg]]. Von dort aus ging der Zug durch württembergisches Gebiet hindurch und verteilte sich nach verschiedenen Richtungen. Man erwog den Gedanken einer Ansiedlung im Schwarzwald. Da kam Hilfe von [[Preußen]]. Nachdem Friedrich Wilhelm I. einen Kommissar nach Salzburg entsandt und dieser ihm eingehenden Bericht von der Not und Bedrängnis der Evangelischen in Salzburg erstattet hatte, unterzeichnete er am [[2. Februar]] [[1732]] das Immigrationspatent, das die Heimatlosen nach Preußen einlud und die Vertriebenen unter den Schutz des preußischen Staates stellte. Am [[29. April]] 1732 kamen die ersten vertriebenen Salzburger in Potsdam, Deutschland, an. Von dort ging es der neuen Heimat zu, dem preußischen Kreis Gumbinnen (der damals noch in der Provinz Preußen lag; erst [[1878]] kam es zur Teilung in West- und [[Ostpreußen]] und der Kreis Gumbinnen wurde Ostpreußens zugeschlagen). Vom [[28. Mai]] 1732 bis zum [[30. Juli]] [[1733]] trafen insgesamt 33 Schiffe mit 10 625 vertriebenen protestantischen Salzburgern im Kreis Gumbinnen ein; auf dem Landweg hatten von 5 533 vertriebenen Salzburgern 5 243 ihr Ziel erreicht, unterwegs waren 290 Personen gestorben. Die [[Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen]] geht auf diese Zeit zurück. |
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| − | Am Vormittag des [[30. November]] 1732 nahmen erneut 788 Dürrnberger und [[Berchtesgaden]]er Protestanten jeden Alters und Geschlechtes von ihrer Heimat Abschied und bestiegen in [[Hallein]] die dort schon bereitstehenden Schiffe auf der [[Salzach]] zur Fahrt ins Exil nach Deutschland und die [[Niederlande]]. Andere Gruppen von Emigranten gelangten sogar bis nach [[Von Salzburgern, Indianern und schwarzen Sklaven|Ebenezer]] im Staate Georgia (USA). | + | Am Vormittag des [[30. November]] 1732 mussten erneut 788 Dürrnberger Protestanten jeden Alters von ihrer Heimat Abschied nehmen und bestiegen in [[Hallein]] die bereitstehenden Schiffe auf der [[Salzach]] zur Fahrt ins Exil über Bayern nach Preußen und die [[Niederlande]]. Andere Gruppen von Emigranten gelangten sogar bis nach [[Von Salzburgern, Indianern und schwarzen Sklaven|Ebenezer]] im Staate Georgia (USA). |
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| | Auf eine Anfrage, ob das Patent in dieser Jahreszeit wirklich durchgeführt werden solle, erhielt der [[Pfleger]] von [[Gastein]] folgenden Befehl: | | Auf eine Anfrage, ob das Patent in dieser Jahreszeit wirklich durchgeführt werden solle, erhielt der [[Pfleger]] von [[Gastein]] folgenden Befehl: |
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| | * [[Salzburger Verein e.V. - Vereinigung der Nachkommen Salzburger Emigranten]] | | * [[Salzburger Verein e.V. - Vereinigung der Nachkommen Salzburger Emigranten]] |
| | * [[Protestantenweg (Hallein)]] | | * [[Protestantenweg (Hallein)]] |
| | + | * [[Salzbund (Verein)|Verein "Der Salzbund"]] |
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| − | ==Literatur== | + | == Literatur == |
| | [[Bild:Rebeller Opfer Siedler.jpg|thumb|Titelbild Buch "Rebeller, Opfer, Siedler"]] | | [[Bild:Rebeller Opfer Siedler.jpg|thumb|Titelbild Buch "Rebeller, Opfer, Siedler"]] |
| | Auswahl [MGSL] | | Auswahl [MGSL] |
| − | * [[Josef Karl Mayr|Mayr, Josef Karl]]: ''Die Emigration der Salzburger Protestanten von 1731/32. Das Spiel der politischen Kräfte'' in: [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1901-1940|Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSL)]] [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=slk&datum=19290003&zoom=2&seite=00000001 69 (1929) S. 1-64.][http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=slk&datum=19300003&zoom=2&seite=00000065 70 (1930) S. 65-128;] und [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=slk&datum=19310003&zoom=2&seite=00000129 71 (1931) S. 129-192], auch als Sonderband erschienen, Salzburg 1931 | + | * [[Josef Karl Mayr|Mayr, Josef Karl]]: ''Die Emigration der Salzburger Protestanten von 1731/32. Das Spiel der politischen Kräfte'' in: [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1901-1940|Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSL)]] [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=slk&datum=19290003&zoom=2&seite=00000001 69 (1929) S. 1-64.][https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=slk&datum=19300003&zoom=2&seite=00000065 70 (1930) S. 65-128;] und [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=slk&datum=19310003&zoom=2&seite=00000129 71 (1931) S. 129-192], auch als Sonderband erschienen, Salzburg 1931 |
| | * Lindenmeyer, Christoph: ''[[Rebeller, Opfer, Siedler]]. Die Vertreibung der Salzburger Protestanten.'', 2015, ISBN 978-3-7025-0836-4 | | * Lindenmeyer, Christoph: ''[[Rebeller, Opfer, Siedler]]. Die Vertreibung der Salzburger Protestanten.'', 2015, ISBN 978-3-7025-0836-4 |
| | *Benkmann, Dorothea: ''Salzburger Erbgüter. Verzeichnisz derer zu freyem Kauff stehenden Güter der Emigranten; erstellt Salzburg im Jahre 1732'', Sonderdruck, neu hrsg. Detmold 1972. | | *Benkmann, Dorothea: ''Salzburger Erbgüter. Verzeichnisz derer zu freyem Kauff stehenden Güter der Emigranten; erstellt Salzburg im Jahre 1732'', Sonderdruck, neu hrsg. Detmold 1972. |
| − | *Paul Brock.''„Die Salzburger in Ostpreußen“, von ihrer Austreibung und Aufnahme in Preußen'', Hamburg 1964, Nachdruck 2006, 50 Seiten<ref>[http://www.ostpreussen.de/uploads/media/Die_Salzburger_in_Ostpreussen.pdf Brock, Paul]: ''„Die Salzburger in Ostpreußen“, von ihrer Austreibung und Aufnahme in Preußen'', Hamburg 1964, Nachdruck 2006, 50 Seiten</ref> | + | *Paul Brock.''"Die Salzburger in Ostpreußen", von ihrer Austreibung und Aufnahme in Preußen'', Hamburg 1964, Nachdruck 2006, 50 Seiten<ref>[http://www.ostpreussen.de/uploads/media/Die_Salzburger_in_Ostpreussen.pdf Brock, Paul]: ''"Die Salzburger in Ostpreußen", von ihrer Austreibung und Aufnahme in Preußen'', Hamburg 1964, Nachdruck 2006, 50 Seiten</ref> |
| | *[[Gerhard Florey|Florey, Gerhard]]: ''Die Schwarzacher Versammlungen der Salzburger Protestanten im Jahre 1731'', in: MGSL 114, (1974), S. 243-270. | | *[[Gerhard Florey|Florey, Gerhard]]: ''Die Schwarzacher Versammlungen der Salzburger Protestanten im Jahre 1731'', in: MGSL 114, (1974), S. 243-270. |
| − | *Florey, Gerhard: ''[[Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32]]'', 2. Aufl. Wien, Graz u.a. 1986, Neuauflage ? 2005. | + | *Florey, Gerhard: ''[[Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32]]'', 2. Aufl. Wien, Graz u. a. 1986, Neuauflage ? 2005. |
| | *Gollub, Hermann: ''Stammbuch der ostpreußischen Salzburger'', Namensverzeichnis, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1934, Bielefeld 2001. | | *Gollub, Hermann: ''Stammbuch der ostpreußischen Salzburger'', Namensverzeichnis, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1934, Bielefeld 2001. |
| − | *[[Wilfried Keplinger|Keplinger, Wilfried]]: ''Die Emigration der Dürrnberger Bergknappen [[1732]]'', in: MGSL 10 Seiten100, (1960), S. 171-207. | + | *[[Wilfried Keplinger|Keplinger, Wilfried]]: ''Die Emigration der Dürrnberger [[Bergknappen]] [[1732]]'', in: MGSL 10 Seiten100, (1960), S. 171-207. |
| | *[[Alfred Raber|Raber, Alfred]] und [[Gottfried Steinbacher|Steinbacher, Gottfried]]: ''Die Wiederbesiedlung des [[Kleinarltal]]s nach der Emigration 1731/33'', in: MGSL 134, (1994), S. 321-337. | | *[[Alfred Raber|Raber, Alfred]] und [[Gottfried Steinbacher|Steinbacher, Gottfried]]: ''Die Wiederbesiedlung des [[Kleinarltal]]s nach der Emigration 1731/33'', in: MGSL 134, (1994), S. 321-337. |
| | *[[Erika Scherer|Scherer, Erika]] und [[Franz Steinkogler|Steinkogler, Franz]]: ''Halt's aus Bauer!'', [[Goldegg]] 2012. | | *[[Erika Scherer|Scherer, Erika]] und [[Franz Steinkogler|Steinkogler, Franz]]: ''Halt's aus Bauer!'', [[Goldegg]] 2012. |
| | *[[Gertraud Schwarz-Oberhummer|Schwarz-Oberhummer, Gertraud]]: ''Die Auswanderung der [[Gastein]]er Protestanten unter Erzbischof Leopold Anton von Firmian'', in: MGSL 94, (1954), S. 1-85. | | *[[Gertraud Schwarz-Oberhummer|Schwarz-Oberhummer, Gertraud]]: ''Die Auswanderung der [[Gastein]]er Protestanten unter Erzbischof Leopold Anton von Firmian'', in: MGSL 94, (1954), S. 1-85. |
| | *Stein, Norbert: ''Chronik der Marschzüge – Salzburger Emigranten'', Bielefeld 2011. | | *Stein, Norbert: ''Chronik der Marschzüge – Salzburger Emigranten'', Bielefeld 2011. |
| − | * [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=slk&datum=1890&page=256&size=20 ANNO], [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], 1890, Seite 242ff: ''Salzburger Emigranten von 1732 und deren Kolonie in Ost-Preußen'' | + | * [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=slk&datum=1890&page=256&size=20 ANNO], [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]], 1890, Seite 242ff: ''Salzburger Emigranten von 1732 und deren Kolonie in Ost-Preußen'' |
| | * Salzburgische Emigranten - Literatur 1731 / 1732 ff - auch Digitalisate + PDF > https://www.myheimat.de/3162023 | | * Salzburgische Emigranten - Literatur 1731 / 1732 ff - auch Digitalisate + PDF > https://www.myheimat.de/3162023 |
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| − | ==Weblinks== | + | == Weblinks == |
| | * [http://www.pfaenders.com/html/salzburger_vertreibung.html Die Salzburger Vertreibung] | | * [http://www.pfaenders.com/html/salzburger_vertreibung.html Die Salzburger Vertreibung] |
| | * [http://www.woodele.de/genealogie/gensalzburger.html Salzburger in Ostpreußen] | | * [http://www.woodele.de/genealogie/gensalzburger.html Salzburger in Ostpreußen] |
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| | * [https://www.myheimat.de/3162023 www.myheimat.de] | | * [https://www.myheimat.de/3162023 www.myheimat.de] |
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| − | ==Quellen== | + | == Quellen == |
| | * [http://www.bautz.de/bbkl/f/firmian_l_a.shtml www.bautz.de] | | * [http://www.bautz.de/bbkl/f/firmian_l_a.shtml www.bautz.de] |
| | * [http://www.preussen-chronik.de/_/episoden/002650_jsp.html Preussen-Chronik] | | * [http://www.preussen-chronik.de/_/episoden/002650_jsp.html Preussen-Chronik] |