Hochkönig
Hochkönig
Der Hochkönig ist der höchste Gipfel der Berchtesgadener Alpen und einer der höchsten der gesamten Nördlichen Kalkalpen überhaupt. Das weithin sichtbare Massiv erhebt sich über den Tälern der Salzach wie der Saalach und beherrscht weite Teile des nördlichen Pongaues und Pinzgaues.
Charakteristik und Geographie
Der Hochkönig ist ein typischer Vertreter des berchtesgadnischen Plateaugebirgstypus und erhebt sich südlich des Blühnbachtales bis zu seinem südlichen Ursprung, welchen man etwa mit der Linie Mitterberg – Dientener Sattel – Filzensattel bezeichnen könnte. Salzach und Saalach begrenzen das Gebirge im Osten bzw. Westen, das zugleich die Wasserscheide zwischen den beiden Flüssen bildet. Der Hochkönig ist Teil des Naturschutzgebietes Kalkhochalpen und erreicht in seinem Hauptgipfel, der das berühmte Matrashaus trägt, die beträchtliche Höhe von 2941 Metern. Im östlichen Gebirgsteil dominiert die als Kletterdorado bekannte, scharf gezackte Mandlwand sowie der markante Kalkmonolith der Torsäule (2587 m). Der gewaltige Große Bratschenkopf (2856 m) mit seiner berühmten Südwand (Wetterwand) bildet die Verbindungslinie zwischen Mandlwand und dem Hauptgipfel. Westlich davon erheben sich mit Lamkopf (auch: Lammkopf, 2846 m) und Hochsailer (2793 m) weitere bedeutende Kulminationspunkte. Die Torscharte nordwestlich des Hochsailers verbindet das Hochkönigmassiv mit dem Steinernen Meer. Die Nordabdachung des Berges trägt jenen Gletscher, dessen Name vielen von uns aus der heimischen Sagenwelt ein Begriff geworden ist, die sagenumwobene Übergossene Alm.
Geognosie
Als reiner Kalkberg verdankt auch der Hochkönig seine Entstehung den Sedimentablagerungen des Thetysmeeres (vgl. Hagengebirge) während des Mesozoikums. Plattentektonische Bewegungen von Karbonatgesteinen, die zu ungeheuren Schollen zerbarsten, verliehen dem Hochkönig seinen Plateau-Charakter. Fast das gesamte Hochplateau ist aufgrund der relativ großen Durchschnittshöhe stark verkarstet. Besonders eindrucksvoll zeigt sich der Verwitterungsprozess des Riffkalkes im Bereich der Mandlwand, der Lausköpfe oder auch der Taghaube, deren scharfgezackte Formen die Aufmerksamkeit des Betrachters erregen. Eine Besonderheit des Hochkönigs ist sicherlich sein Gletscher. Die Übergossene Alm erstreckt sich auf der Nordseite des Berges bei einer Länge von etwa vier Kilometern namentlich zwischen Hochkönig-Hauptgipfel und Hochsailer; seine Breite zwischen 500 und 1000 Metern erscheint dagegen vergleichsweise gering. Bedeckte der Gletscher gegen Ende des 19. Jhdts. (1888) noch eine Fläche von 5,5 km², so ist er seit jener Zeit auf etwa heute (2007) 1,1 km² zusammengeschmolzen. Namentlich im Bereich des Ostgletschers waren die Massenverluste außerordentlich; so beträgt die dortige Abnahme der Eismächtigkeit seit 1872 ganze 63 Meter, die gegenwärtige, durchschnittliche Eisdicke nur mehr 20 Meter. Der in seinem obersten Bereich in eine Felswanne eingebettete, zwischen Hauptgipfel und Lamkopf gelegene Zentralgletscher, der im Sommer sogar über einen kleinen Gletschersee verfügt, kann noch einigen Anspruch auf die Bezeichnung eines Plateaugletschers erheben; hier beträgt die durchschnittliche Eisdicke immerhin noch etwa 40, in seinem mächtigsten Teil sogar 50 Meter. Der Sailergletscher im westlichen Teil besitzt als Vertreter des Hanggletschertypus auch eine Zunge. Angesichts der progressiv fortschreitenden Klimaerwärmung sagen Glaziologen der Übergossenen Alm aber ein ebenso bedauerliches wie baldiges Ende voraus.
Tier- und Pflanzenwelt
Der Hochkönig gilt in seinem südlichen Teil als sehr gut erschlossen. Dennoch trifft der Wanderer auch hier allerwärts auf die bekannten Vertreter der alpinen Fauna und Flora unserer Nördlichen Kalkalpen. Insbesondere der nördliche Teil des Gebirges im Bereich der Ostpreußenhütte wird von Besuchern gewöhnlicherweise weniger stark frequentiert und bietet die einzigartige Möglichkeit, auch Pflanzen und Tieren zu begegnen, welche gewöhnlich nicht überall anzutreffen sind – z. B. wiederangesiedelten Steinböcken oder Steinadlern. Auch der in unseren Breiten seltene Luchs ist im Gebiet des Blühnbachtales in neuerer Zeit wieder heimisch geworden. Da der Hochkönig aufgrund seiner Höhe stärker verkarstet ist als andere Gebirge derselben Region bzw. auch Anteil an der nivalen Stufe hat, ist die Artenvielfalt vielleicht stellenweise etwas geringer als in anderen, vergleichbaren Gebieten.
Geschichte
Die Region rings um den Hochkönig blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits in der früheren Bronzezeit, etwa 2000 Jahre v. Chr. wurden im Gebiet um den Mitterberg Kupfererze gefördert und eine Art frühgeschichtliche Montanindustrie begründet. Hin und wieder mochte es geschehen, dass Jäger und Hirten bis auf die Hochflächen des Gebirges vordrangen. Die eigentliche Erschließungsgeschichte des Berges beginnt aber erst im 19. Jhdt., womit so klingende Namen wie Ludwig Purtscheller oder Hermann von Barth verknüpft sind. Letzterer erreichte den Gipfel im Jahre 1868 über das Birgkar und berichtet davon in seinem Werk Aus den nördlichen Kalkalpen. Heute ist der Hochkönig als Wander- und Kletterberg gleichermaßen beliebt; namentlich als Kletterberg hat er sich durch die Pionierarbeit tüchtiger Erschließer, worunter in neuerer Zeit unter anderen der Bischofshofener Albert Precht zu nennen ist, einen einzigartigen Ruf erworben.
Wege und Unterkünfte
Im Umkreis des Hochkönigs gibt es eine Vielzahl von Wanderwegen, Unterkünften und Hütten, welche zum Teil ausgesprochen unschwierig, einige davon sogar mit dem Fahrzeug zu erreichen sind. Sehr beliebt ist der Almenweg von der Erichhütte am Dientener Sattel zum Arthurhaus am Mitterberg oder die kurze Wanderung vom Parkplatz beim Arthurhaus zur schön gelegenen Mitterfeldalm. Die bekanntesten Hütten der Hochkönigregion sind:
• Arthurhaus • Bertgenhütte (Selbstversorger) • Birgkarhaus • Eckberthütte (unbewirtschaftet, nur mit AV-Schlüssel) • Erichhütte • Matrashaus • Mitterfeldalm • Ostpreußenhütte
Literatur
- Hermann von Barth: Aus den nördlichen Kalkalpen. Alpine Verlagsanstalt München, 1926, Antiquariat
- Albert Precht: AV-Führer Hochkönig. Bergverlag Rudolf Rother München, 1989, ISBN 3-7633-1259-5
- Bernd Römmelt/ Willi Schwenkmeier Berchtesgadener Alpen. Bergverlag Rother GmbH München, 2006, ISBN 3-7633-7028-5