Oliver Wurzer
Mag. Oliver Wurzer (1966 - 2009)
Historiker, spezialisiert auf Lebensgeschichten von ehemaligen Angehörigen der Waffen SS
Nach dem Besuch des akademischen Gymnasiums in Salzburg und einer längeren Reise in die Vereinigten Staaten und Südamerika, studierte Oliver Wurzer an der Universität Salzburg Geschichte und Politikwissenschaften. Bereits neben seinem Studium arbeitete er als freier Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann Institut für Historische Sozialwissenschaften, dessen Leiter - Prof. Dr. Gerhard Botz - seine Diplomarbeit zur Waffen SS betreute.
Nach dem Tod seiner Mutter führte Oliver Wurzer allerdings gemeinsam mit einer Halbschwester das Busunternehmen Schöpp Reisen weiter, das durch den Kauf eines Reisebüros - TOP REISEN - ausgebaut wurde. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten entzweite sich später diese Geschäftspartnerschaft, beide Unternehmen existieren heute nicht mehr. Weiter arbeitete Oliver Wurzer an seiner Dissertation, bewarb sich um Forschungsprojekte und gründete schließlich ein eigenes Institut. Sein Leben wollte er damals unter anderem aus dem Verkauf einer Liegenschaft in Salzburg Stadt aus der Verlassenschaft nach seiner Mutter finanzieren.
In den bundesweiten Medien machte Oliver Wurzer 2007 auf sich aufmerksam, als er wegen eines Strafmandats für Falschparken seine Strafe nicht monetär sondern in Arrest abbüßte. Damit wollte der Sozialwissenschaftler auf eine lückenhafte Strafverfolgung des Lenkers aufmerksam machen, der seinen Vater zu Tode gefahren hatte.
Oliver Wurzer selbst wurde am 13.3.2009 von der Polizei tot in seinem Haus in Thalgau aufgefunden, als Todesursache gilt Unterkühlung. 2008 war der Historiker von einem längeren Aufenthalt in Großbritannien zurückgekehrt und hier in Österreich in Existenznot geraten. Diese vertraute er offensichtlich nur seiner unmittelbaren physischen Umgebung an und soll nach Aussage der befassten Polizeibeamten in den letzten Wochen von Naturalspenden gelebt haben.
Das regionale Blatt Salzburger Fenster nutzte schließlich sein Begräbnis als Aufmacher, weil von der Gemeinde Thalgau finanziert. Denn die Familie lehnte jegliche Kostenübernahme und damit die Beisetzung in einem der Familiengräber ab. Grund für den innerfamiliären Zwist soll die zu diesem Zeitpunkt nicht abgehandelte Verlassenschaft nach dem Vater von Oliver Wurzer geboten haben, wobei es sich angeblich um ein über Generationen aufgebautes Liegenschaftsvermögen aus Zinshäusern gehandelt hat. Ein weiterer Grund der medial inszinierten Aufregung: Der Verstorbene soll nach Auskunft der Polizei Thalgau seinen Hauptwohnsitz in der Ukraine gehabt haben.
Schließlich bekannte sich eine Trauergemeinde von mehr als 60 Personen am 2.4.2009 im Rahmen einer katholischen Messe zu Oliver Wurzer. Den familären Rahmen bildete die Grabrede von Prof. Dr. Gerhard Botz, der sehr persönliche Worte zu den letzten nach inneren Frieden suchenden Jahren von Oliver Wurzer fand.
Die mehrmals wiederholte Forderung des oben angesprochenen Artikels "Tragisch: Millionenerbe endete im Armengrab", nämlich nach Kostenübernahme durch andere als Familienangehörige ist für den Verfasser dieses Artikels schwer nachvollziehbar. Diese Leistung der Gemeinde erfolgt auf der Grundlage gesetzlicher Vorschriften, wonach diese Körperschaft sich auch so weit als möglich an der Verlassenschaft nach Oliver Wurzer regressieren wird.
Unbegreiflich auch die Auswahl der zentralen Informationsquelle: Die zweite geschiedene Ehefrau von Oliver Wurzers Vater stand nach Wissen des Verfassers nie in einem nahen Verhältnis zu Oliver Wurzer selbst, fraglich erscheinen daher insbesondere auch die Aussagen dieser Zeugin zu den persönlichen Lebensumständen des Verstorbenen. Hat man hier der Sensation wegen einer tragischen Verwandten ein Forum zur Selbstdarstellung geboten?
Quellen
- Salzburger Nachrichten, 24. März 2009
- Salzburger Fenster, Nr. 13, 2009 (April)
- Internetrecherchen