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| | == Der Pinzgau unter den (Fürst-)Erzbischöfen von Salzburg == | | == Der Pinzgau unter den (Fürst-)Erzbischöfen von Salzburg == |
| − | Die folgenden rund 600 Jahre, die der Pinzgau den [[Fürsterzbischöfe|Fürsterzbischöfen]] der Kirche Salzburgs unterstand, waren keineswegs konfliktfrei. So stand der Pinzgau im Mittelpunkt der Aufstände der Bauern und Bergleute, die in den Jahren [[1525]]/[[1526|26]] eskalierten. In Folge der nicht zu Unrecht als »Pinzgauer Bauernkrieg« bezeichneten Erhebung wurde auch die Stadt Salzburg belagert, der Aufstand jedoch blutig niedergeschlagen. <ref>Dopsch, Heinz (2008): Burg Mittersill geplündert und verbrannt. Die Bauernkriege 1525/26. In: Wartbichler, Hannes (Schriftleitung): Mittersill vom Markt zur Stadt. Hg. von der Stadtgemein de Mittersill. Mittersill; S. 134. und Zaisberger, Friederike (1998): Geschichte Salz burgs. Geschichte der österreichischen Bundesländer Bd. 7.; Verlag für Geschichte und Politik: Wien; S. 72ff.</ref> Nach neuerlichen Unruhen ließ im Jahr 1606 Fürsterzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau]] den Zeller Pfleger [[Caspar Vogl]] und die Pinzgauer Bauernführer Hanns Kheill und Steffan Guethund hinrichten.<ref>Vgl. Hochhold, Rainer (2013): Cella in Bisontio – Zell im Pinzgau – Zell am See. Eine historische Zeitreise. Hg. von der Stadtgemeinde Zell am See: Zell am See; S. 137f. [Quelle: Zauner, Judas Thaddäus (1796–1813): Chronik von Salzburg, 7 Bände. Fertiggestellt von C. Gärtner. Verlag Franz Xaver Duyle: Salzburg.]</ref> | + | Die folgenden rund 600 Jahre, die der Pinzgau den [[Fürsterzbischöfe|Fürsterzbischöfen]] der Kirche Salzburgs unterstand, waren keineswegs konfliktfrei. So stand der Pinzgau im Mittelpunkt der Aufstände der Bauern und Bergleute, die in den Jahren [[1525]]/[[1526|26]] eskalierten. In Folge der nicht zu Unrecht als »Pinzgauer Bauernkrieg« bezeichneten Erhebung wurde auch die Stadt Salzburg belagert, der Aufstand jedoch blutig niedergeschlagen. <ref>Dopsch, Heinz (2008): Burg Mittersill geplündert und verbrannt. Die Bauernkriege 1525/26. In: Wartbichler, Hannes (Schriftleitung): Mittersill vom Markt zur Stadt. Hg. von der Stadtgemein de Mittersill. Mittersill; S. 134. und Zaisberger, Friederike (1998): Geschichte Salzburgs. Geschichte der österreichischen Bundesländer Bd. 7.; Verlag für Geschichte und Politik: Wien; S. 72ff.</ref> Nach neuerlichen Unruhen ließ im Jahr 1606 Fürsterzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau]] den Zeller Pfleger [[Caspar Vogl]] und die Pinzgauer Bauernführer Hanns Kheill und Steffan Guethund hinrichten.<ref>Vgl. Hochhold, Rainer (2013): Cella in Bisontio – Zell im Pinzgau – Zell am See. Eine historische Zeitreise. Hg. von der Stadtgemeinde Zell am See: Zell am See; S. 137f. [Quelle: Zauner, Judas Thaddäus (1796–1813): Chronik von Salzburg, 7 Bände. Fertiggestellt von C. Gärtner. Verlag Franz Xaver Duyle: Salzburg.]</ref> |
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| | In der 2. Hälfte des 16. Jh. kam es in Folge einer Klimaverschlechterung zu zahlreichen Unwetterkatastrophen. Eine große Anzahl von Menschen, unter ihnen der Bramberger Pfarrer Rupert Ramsauer und seine Wirtschafterin Eva Neidegger, wurden als Sündenböcke ausgemacht und zum Tod am Scheiterhaufen verurteilt.<ref>Seifriedsberger, Josef et al. (Hg.) (2005a): Hexenbrand. Begleitband zur Sonderausstellung im Museum Bramberg, 3.6.–30.10.2005. Eigenverlag des Museums Bramberg: Bramberg.</ref> Im Jahr [[1731]] wurden tausende Pinzgauerinnen und Pinzgauer unter Fürsterzbischof [[Firmian|Leopold Anton von Firmian]] aus Glaubensgründen aus ihrer Heimat vertrieben. Auch der anfangs von Gewerken ([[Rosenberger]], [[Weitmoser]], [[Fugger|Fugger]], Mühlbacher Handel u. a.) betriebene und später vom erzbischöflichen Ärar übernommene Bergbau auf Kupfer- und Schwefelkies neigte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts vielerorts seinem Ende zu. | | In der 2. Hälfte des 16. Jh. kam es in Folge einer Klimaverschlechterung zu zahlreichen Unwetterkatastrophen. Eine große Anzahl von Menschen, unter ihnen der Bramberger Pfarrer Rupert Ramsauer und seine Wirtschafterin Eva Neidegger, wurden als Sündenböcke ausgemacht und zum Tod am Scheiterhaufen verurteilt.<ref>Seifriedsberger, Josef et al. (Hg.) (2005a): Hexenbrand. Begleitband zur Sonderausstellung im Museum Bramberg, 3.6.–30.10.2005. Eigenverlag des Museums Bramberg: Bramberg.</ref> Im Jahr [[1731]] wurden tausende Pinzgauerinnen und Pinzgauer unter Fürsterzbischof [[Firmian|Leopold Anton von Firmian]] aus Glaubensgründen aus ihrer Heimat vertrieben. Auch der anfangs von Gewerken ([[Rosenberger]], [[Weitmoser]], [[Fugger|Fugger]], Mühlbacher Handel u. a.) betriebene und später vom erzbischöflichen Ärar übernommene Bergbau auf Kupfer- und Schwefelkies neigte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts vielerorts seinem Ende zu. |
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| | == Die Zeit der Weltkriege == | | == Die Zeit der Weltkriege == |
| − | Wie vielerorts in Österreich war die Zeit des [[Ersten Weltkrieg]]es und die [[Zwischenkriegszeit]] auch im Pinzgau von großen Gegensätzen in den Meinungen zu Monarchie, Republik und autoritären Regierungsformen geprägt. Im Pinzgau lag bei der [[Landtagswahl]] im April [[1932]] der Stimmenanteil der [[Nationalsozialisten]] bei 25,3%.<ref>Leo, Rudolf (2013): Der Pinzgau unterm Hakenkreuz. Diktatur in der Provinz. Otto Müller Verlag: Salzburg/Wien; S. 18.</ref> In zahlreichen Gemeinden des Pinzgaus war die politische Lage von einer außergewöhnlichen Dramatik gekennzeichnet. So musste die junge Stadt Zell am See unter die Aufsicht von Kommissären gestellt und Militär für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung eingesetzt werden.<ref>Hochhold, Rainer (2013): Cella in Bisontio – Zell im Pinzgau – Zell am See. Eine historische Zeit reise. Hg. von der Stadtgemeinde Zell am See: Zell am See; Kapitel: Zell unter fremder Verwaltung. Oder: Kommissäre statt Bürgermeister S. 300f.</ref> Zahlreiche Pinzgauer Gemeinden deklarierten sich zu arischen Sommerfrischen, jüdischer Besitz wurde enteignet.<ref>Lichtblau, Albert (2004): „Arisierungen“, beschlagnahmte Vermögen, Rückstellungen und Entschädigungen in Salzburg. (Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, Bd. 17/2.) Verlag Oldenbourg: Wien/München.</ref> | + | Wie vielerorts in Österreich war die Zeit des [[Ersten Weltkrieg]]es und die [[Zwischenkriegszeit]] auch im Pinzgau von großen Gegensätzen in den Meinungen zu Monarchie, Republik und autoritären Regierungsformen geprägt. Im Pinzgau lag bei der [[Landtagswahl]] im April [[1932]] der Stimmenanteil der [[Nationalsozialisten]] bei 25,3%.<ref>Leo, Rudolf (2013): Der Pinzgau unterm Hakenkreuz. Diktatur in der Provinz. Otto Müller Verlag: Salzburg/Wien; S. 18.</ref> In zahlreichen Gemeinden des Pinzgaus war die politische Lage von einer außergewöhnlichen Dramatik gekennzeichnet. So musste die junge Stadt Zell am See unter die Aufsicht von Kommissären gestellt und Militär für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung eingesetzt werden.<ref>Hochhold, Rainer (2013): Cella in Bisontio – Zell im Pinzgau – Zell am See. Eine historische Zeitreise. Hg. von der Stadtgemeinde Zell am See: Zell am See; Kapitel: Zell unter fremder Verwaltung. Oder: Kommissäre statt Bürgermeister S. 300f.</ref> Zahlreiche Pinzgauer Gemeinden deklarierten sich zu arischen Sommerfrischen, jüdischer Besitz wurde enteignet.<ref>Lichtblau, Albert (2004): „Arisierungen“, beschlagnahmte Vermögen, Rückstellungen und Entschädigungen in Salzburg. (Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, Bd. 17/2.) Verlag Oldenbourg: Wien/München.</ref> |
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| | So geriet zuweilen auch in Vergessenheit, dass in den Jahren des [[Zweiten Weltkrieg]]es im Pinzgau drei KZ-Außenlager (Fischhorn, [[Weißsee]], Mittersill) eingerichtet worden waren. In den letzten Kriegsmonaten hielten sich zahlreiche hochrangige Nationalsozialisten, darunter das Oberkommando der Wehrmacht und der Luftwaffe, im Pinzgau auf bzw. versuchten, hier unterzutauchen. Die von der NS-Führung propagierte »Alpenfestung« erwies sich bei Kriegsende dagegen als Trugbild. Nur selten fanden die Radikalisierung und die Verbrechen der NS-Zeit Eingang in die Heimatbücher und Gemeindechroniken der Nachkriegszeit.<ref>Hochhold, Rainer (2023): Geschichte des Pinzgaus. eigenständig eigentümlich eigenwillig. Verlag Anton Pustet; Salzburg. Kapitel: Der Weg in die Diktatur, der alltägliche Terror und das Trugbild Alpenfestung; 224-235.</ref> | | So geriet zuweilen auch in Vergessenheit, dass in den Jahren des [[Zweiten Weltkrieg]]es im Pinzgau drei KZ-Außenlager (Fischhorn, [[Weißsee]], Mittersill) eingerichtet worden waren. In den letzten Kriegsmonaten hielten sich zahlreiche hochrangige Nationalsozialisten, darunter das Oberkommando der Wehrmacht und der Luftwaffe, im Pinzgau auf bzw. versuchten, hier unterzutauchen. Die von der NS-Führung propagierte »Alpenfestung« erwies sich bei Kriegsende dagegen als Trugbild. Nur selten fanden die Radikalisierung und die Verbrechen der NS-Zeit Eingang in die Heimatbücher und Gemeindechroniken der Nachkriegszeit.<ref>Hochhold, Rainer (2023): Geschichte des Pinzgaus. eigenständig eigentümlich eigenwillig. Verlag Anton Pustet; Salzburg. Kapitel: Der Weg in die Diktatur, der alltägliche Terror und das Trugbild Alpenfestung; 224-235.</ref> |
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| | Die Auswirkungen der Klimaerwärmung waren zuletzt auch im Pinzgau in Form von katastrophalen Naturereignissen ([[Manlitzbach|Manlitz]]bach, [[Rettenbach]], [[Lokalbahn]]strecke im Oberpinzgau,[[Rauris|Rauriser Tal]], …) deutlich spürbar. Eine zunehmende Skepsis wird daher im Pinzgau auch der fortschreitenden Bodenversiegelung, dem Bau von immer neuen Chalet-Dörfern oder auch manch negativen Facetten des Massentourismus entgegengebracht. | | Die Auswirkungen der Klimaerwärmung waren zuletzt auch im Pinzgau in Form von katastrophalen Naturereignissen ([[Manlitzbach|Manlitz]]bach, [[Rettenbach]], [[Lokalbahn]]strecke im Oberpinzgau,[[Rauris|Rauriser Tal]], …) deutlich spürbar. Eine zunehmende Skepsis wird daher im Pinzgau auch der fortschreitenden Bodenversiegelung, dem Bau von immer neuen Chalet-Dörfern oder auch manch negativen Facetten des Massentourismus entgegengebracht. |
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| − | | + | == Kuriosa == |
| − | == Kuriosum == | + | Die [[Chinesen-Stadt Piesendorf|Chinesen-Stadt]] in [[Piesendorf]]. |
| − | Die [[Chinesen-Stadt Piesendorf|Chinesen-Stadt]] in [[Piesendorf]].
| + | Der [[Der Fürstaller|Fürstaller-Globus]] mit [[Bramberg]] |
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| | == Themen, die Pinzgau während der Zeit des Nationalsozialismus behandeln == | | == Themen, die Pinzgau während der Zeit des Nationalsozialismus behandeln == |