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Am [[25. Juli]] 1934 versuchten die Nationalsozialisten, die Macht in Österreich zu übernehmen. Dabei wurde Bundeskanzler Dollfuß erschossen. Am [[Mandlingpass]] nahe der Salzburger Grenze kam es zu schweren Auseinandersetzungen. [[Lamprechtshausen]] wurde zu einem Salzburger Zentrum der Aktivitäten der NS. Doch noch einmal konnte die österreichische Staatsgewalt das Vordringen des NS stoppen. Dr. Franz Rehrl setzte unbeirrt seinen Weg fort. [[1935]] wurde die [[Großglockner Hochalpenstraße]] eröffnet.  
 
Am [[25. Juli]] 1934 versuchten die Nationalsozialisten, die Macht in Österreich zu übernehmen. Dabei wurde Bundeskanzler Dollfuß erschossen. Am [[Mandlingpass]] nahe der Salzburger Grenze kam es zu schweren Auseinandersetzungen. [[Lamprechtshausen]] wurde zu einem Salzburger Zentrum der Aktivitäten der NS. Doch noch einmal konnte die österreichische Staatsgewalt das Vordringen des NS stoppen. Dr. Franz Rehrl setzte unbeirrt seinen Weg fort. [[1935]] wurde die [[Großglockner Hochalpenstraße]] eröffnet.  
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Aber am [[5. November]] [[1937]] erläuterte [[Adolf Hitler|Hitler]] in der Berliner Reichskanzlei den Spitzen der Deutschen Wehrmacht ...am Anfang seiner expansiven Politik müsse die Angliederung Österreichs... stehen. Dem drohenden Einmarsch vorhersehend reiste Bundeskanzler Schuschnigg auf den [[Obersalzberg]], wo sich Hitler aufhielt. Er wollte die Garantie für die Selbständigkeit Österreichs. Aber er wurde unter Hitlers Drohungen weich und unterschrieb ein Abkommen, das Hitlers politischen Einfluss in Österreich besiegelte. [[Otto Habsburg-Lothringen|Otto von Habsburg-Lothringen]] versuchte noch am [[17. Februar]] [[1938]], dass ihm die Regierung übertragen werde. Trotz Verbotes versammelten sich beim Fackelzug am [[21. Februar]] 1938 uniformierte Einheiten der SA und SS auf dem [[Residenzplatz]] und zwei Tage vor dem „Anschluss“ am 10. März marschierten Mitglieder der Hitlerjugend mit Hakenkreuz-Fahnen durch die Stadt.  
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Aber am [[5. November]] [[1937]] erläuterte [[Adolf Hitler|Hitler]] in der Berliner Reichskanzlei den Spitzen der Deutschen Wehrmacht ...am Anfang seiner expansiven Politik müsse die Angliederung Österreichs... stehen. Dem drohenden Einmarsch vorhersehend reiste Bundeskanzler Schuschnigg auf den [[Obersalzberg]], wo sich Hitler aufhielt. Er wollte die Garantie für die Selbständigkeit Österreichs. Aber er wurde unter Hitlers Drohungen weich und unterschrieb ein Abkommen, das Hitlers politischen Einfluss in Österreich besiegelte. [[Otto Habsburg-Lothringen|Otto von Habsburg-Lothringen]] versuchte noch am [[17. Februar]] [[1938]], dass ihm die Regierung übertragen werde. Trotz Verbotes versammelten sich beim Fackelzug am [[21. Februar]] 1938 uniformierte Einheiten der SA und SS auf dem [[Residenzplatz]] und zwei Tage vor dem "Anschluss“ am 10. März marschierten Mitglieder der Hitlerjugend mit Hakenkreuz-Fahnen durch die Stadt.  
    
=== 1938 - "Österreich kehrt in das Reich heim" ===
 
=== 1938 - "Österreich kehrt in das Reich heim" ===
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==== 12. März 1938 ====
 
==== 12. März 1938 ====
Als in der Früh des 12. März 1938 die Truppen der deutschen Wehrmacht die Staatsgrenze bei [[Freilassing]] überschritten, war die Machtergreifung durch österreichische Nationalsozialisten in Salzburg bereits vollzogen. ''Die Macht fiel ihnen zu''“, schrieb dazu einmal der Salzburger Historiker [[Ernst Hanisch]]. Bereits vor dem Einmarsch gab es in der Stadt rund 1 100 illegale Mitglieder der NSDAP. Aufgrund seiner geografischen Nähe wurde Salzburg zu einem wichtigen Umschlagplatz für Tonnen von NS-Propagandamaterial, aber auch zum Ziel des NS-Terrors. Dieser richtete sich vorwiegend gegen öffentliche Einrichtungen wie das [[Haus für Mozart|Festspielhaus]].
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Als in der Früh des 12. März 1938 die Truppen der deutschen Wehrmacht die Staatsgrenze bei [[Freilassing]] überschritten, war die Machtergreifung durch österreichische Nationalsozialisten in Salzburg bereits vollzogen. "''Die Macht fiel ihnen zu''“, schrieb dazu einmal der Salzburger Historiker [[Ernst Hanisch]]. Bereits vor dem Einmarsch gab es in der Stadt rund 1 100 illegale Mitglieder der NSDAP. Aufgrund seiner geografischen Nähe wurde Salzburg zu einem wichtigen Umschlagplatz für Tonnen von NS-Propagandamaterial, aber auch zum Ziel des NS-Terrors. Dieser richtete sich vorwiegend gegen öffentliche Einrichtungen wie das [[Haus für Mozart|Festspielhaus]].
    
Am [[13. März]] musste Dr. Franz Rehrl seinen Arbeitstisch an Gauleiter [[Anton Wintersteiger]] übergeben. Bereits am [[21. März]] nahm Adolf Hitler am [[Walserberg]] den Spatenstich zum Weiterbau der [[Westautobahn]] Richtung [[Wien]] vor. Die einzige auf dem Gebiet des heutigen Österreich, die [[Salzburger Bücherverbrennung]], fand am [[30. April]] 1938, nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland, am [[Residenzplatz]] in der [[Altstadt]] von Salzburg statt.
 
Am [[13. März]] musste Dr. Franz Rehrl seinen Arbeitstisch an Gauleiter [[Anton Wintersteiger]] übergeben. Bereits am [[21. März]] nahm Adolf Hitler am [[Walserberg]] den Spatenstich zum Weiterbau der [[Westautobahn]] Richtung [[Wien]] vor. Die einzige auf dem Gebiet des heutigen Österreich, die [[Salzburger Bücherverbrennung]], fand am [[30. April]] 1938, nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland, am [[Residenzplatz]] in der [[Altstadt]] von Salzburg statt.
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=== Boykottiert und verfolgt ===
 
=== Boykottiert und verfolgt ===
Die Haltung gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Salzburg war schon vor 1938 eine feindliche, selbst wenn die [[Juden in Salzburg|jüdische Gemeinde]] im Bundesland vor dem „Anschluss“ keine 300 Mitglieder zählte. Antisemitische Untergriffe gehörten in bürgerlichen Schichten der Gesellschaft zum „guten Ton“, in deutschnationalen Vereinen wurden jüdische Mitglieder schon vor dem Ersten Weltkrieg und dann verstärkt in der [[Zwischenkriegszeit]] ausgeschlossen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschärfte sich die Lage für die Salzburger Juden dramatisch, den verbalen Drohungen folgten Boykott, körperliche Gewalt und Verfolgung. Bereits im März 1938 erfolgte die erste Verhaftungswelle, bei der viele jüdische Männer festgenommen wurden. ''Dann ist es Schlag auf Schlag gegangen. Es gab ganz viele Gesetze, die sie einfach aus der Gesellschaft ausgeschlossen und enteignet haben''“, sagt die Salzburger Historikerin [[Helga Embacher]].
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Die Haltung gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Salzburg war schon vor 1938 eine feindliche, selbst wenn die [[Juden in Salzburg|jüdische Gemeinde]] im Bundesland vor dem "Anschluss“ keine 300 Mitglieder zählte. Antisemitische Untergriffe gehörten in bürgerlichen Schichten der Gesellschaft zum "guten Ton“, in deutschnationalen Vereinen wurden jüdische Mitglieder schon vor dem Ersten Weltkrieg und dann verstärkt in der [[Zwischenkriegszeit]] ausgeschlossen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschärfte sich die Lage für die Salzburger Juden dramatisch, den verbalen Drohungen folgten Boykott, körperliche Gewalt und Verfolgung. Bereits im März 1938 erfolgte die erste Verhaftungswelle, bei der viele jüdische Männer festgenommen wurden. "''Dann ist es Schlag auf Schlag gegangen. Es gab ganz viele Gesetze, die sie einfach aus der Gesellschaft ausgeschlossen und enteignet haben''“, sagt die Salzburger Historikerin [[Helga Embacher]].
    
==== Walter Schwarz und sein Kaufhaus ====
 
==== Walter Schwarz und sein Kaufhaus ====
 
Ein gut dokumentierter Fall ist jener des in Salzburg tätigen jüdischen Geschäftsmannes [[Walter Schwarz]]. Er wurde im März 1938 verhaftet, freigelassen und im August 1938 abermals verhaftet. Laut Totenschein des Polizeiarztes beging Schwarz in der [[Gestapo]]-Hauptstelle München am [[1. September]] 1938 Selbstmord.
 
Ein gut dokumentierter Fall ist jener des in Salzburg tätigen jüdischen Geschäftsmannes [[Walter Schwarz]]. Er wurde im März 1938 verhaftet, freigelassen und im August 1938 abermals verhaftet. Laut Totenschein des Polizeiarztes beging Schwarz in der [[Gestapo]]-Hauptstelle München am [[1. September]] 1938 Selbstmord.
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Doch schon vor seinem Tod wurde die Belegschaft des Salzburger Kaufhauses am Alten Markt Opfer des nationalsozialistischen Terrors. ''Der frühe Boykott jüdischer Geschäfte sollte einerseits die jüdischen Besitzenden zur Aufgabe der Geschäfte drängen, andererseits die nichtjüdischen Kunden und Kundinnen einschüchtern''“, schreibt der Historiker [[Albert Lichtblau]] im dritten Band der Reihe „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“.
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Doch schon vor seinem Tod wurde die Belegschaft des Salzburger Kaufhauses am Alten Markt Opfer des nationalsozialistischen Terrors. "''Der frühe Boykott jüdischer Geschäfte sollte einerseits die jüdischen Besitzenden zur Aufgabe der Geschäfte drängen, andererseits die nichtjüdischen Kunden und Kundinnen einschüchtern''“, schreibt der Historiker [[Albert Lichtblau]] im dritten Band der Reihe "Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“.
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Im Fall des stadtbekannten [[Kaufhaus Schwarz|Kaufhauses Schwarz]] sei die Lage für die Angestellten prekär gewesen. Die Geschäftsführer waren in „Schutzhaft“, ein Kommissarischer Verwalter war um die [[Arisierungen im Bundesland Salzburg|"Arisierung"]] bemüht, das Geschäft war zunächst für drei Wochen geschlossen und litt anschließend drei weitere Wochen unter dem Boykott der Nationalsozialisten, ehe die Liegenschaft durch die Salzburger Sparkasse enteignet wurde. Einen Höhepunkt fand die Verfolgung in Salzburg im [[Novemberpogrom]] in der Reichspogromnacht am [[9. November]] 1938, in der jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört wurden. Danach durften offiziell keine Juden mehr in Salzburg leben.
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Im Fall des stadtbekannten [[Kaufhaus Schwarz|Kaufhauses Schwarz]] sei die Lage für die Angestellten prekär gewesen. Die Geschäftsführer waren in "Schutzhaft“, ein Kommissarischer Verwalter war um die [[Arisierungen im Bundesland Salzburg|"Arisierung"]] bemüht, das Geschäft war zunächst für drei Wochen geschlossen und litt anschließend drei weitere Wochen unter dem Boykott der Nationalsozialisten, ehe die Liegenschaft durch die Salzburger Sparkasse enteignet wurde. Einen Höhepunkt fand die Verfolgung in Salzburg im [[Novemberpogrom]] in der Reichspogromnacht am [[9. November]] 1938, in der jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört wurden. Danach durften offiziell keine Juden mehr in Salzburg leben.
    
== Entartete Kunst ==
 
== Entartete Kunst ==
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== Euthanasie und Zwangssterilisierung ==  
 
== Euthanasie und Zwangssterilisierung ==  
In der Tötungsanstalt [[Schloss Hartheim]] bei Linz begannen im Mai 1940 die Vergasungen gemäß dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das am 1. Jänner 1940 in der „Ostmark“ eingeführt wurde. Am [[23. Juni]] [[1940]] fand der erste Abtransport auf Salzburger Boden und zwar aus der Caritasanstalt St. Anton [[Bruck an der Großglocknerstraße]], heute [[Caritas-Kinderdorf St. Anton]], statt. Insgesamt fielen der Mordaktion im Rahmen der [[NS-Euthanasie]] über 400 Kranke und Menschen mit Beeinträchtigung aus dem [[Bundesland Salzburg]] zum Opfer. Die Anzahl jener Menschen, die zwangssterilisiert wurden, ist bis heute nicht bekannt.
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In der Tötungsanstalt [[Schloss Hartheim]] bei Linz begannen im Mai 1940 die Vergasungen gemäß dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das am 1. Jänner 1940 in der "Ostmark“ eingeführt wurde. Am [[23. Juni]] [[1940]] fand der erste Abtransport auf Salzburger Boden und zwar aus der Caritasanstalt St. Anton [[Bruck an der Großglocknerstraße]], heute [[Caritas-Kinderdorf St. Anton]], statt. Insgesamt fielen der Mordaktion im Rahmen der [[NS-Euthanasie]] über 400 Kranke und Menschen mit Beeinträchtigung aus dem [[Bundesland Salzburg]] zum Opfer. Die Anzahl jener Menschen, die zwangssterilisiert wurden, ist bis heute nicht bekannt.
    
== Blutzeugen des Glaubens ==
 
== Blutzeugen des Glaubens ==
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== Quellen ==
 
== Quellen ==
 
* diverse Beiträge im Salzburgwiki wie [[Zweiter Weltkrieg]]
 
* diverse Beiträge im Salzburgwiki wie [[Zweiter Weltkrieg]]
* Reschreiter, Walter, LEBENS(UN)WERT, „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten Gmbh.
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* Reschreiter, Walter, LEBENS(UN)WERT, "NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten Gmbh.
 
* Franz Rest, Dorfgastein
 
* Franz Rest, Dorfgastein
 
* [[Josef Lahnsteiner]] ''Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat.'', Hollersbach, Salzburg, Selbstverlag 1956
 
* [[Josef Lahnsteiner]] ''Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat.'', Hollersbach, Salzburg, Selbstverlag 1956