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Im Mai 2011 zogen die beiden Biologinnen Daniela Trobe und Stefanie Heese in [[Anif]] in einem Camp rund 800 Meter westlich vom Zoo Salzburg 16 zoogeborene Waldrapp-Küken auf. Die handaufgezogenen Jungvögel wurden dann mithilfe von Ultraleicht-Fluggeräten über eine Strecke von 1 300 Kilometern von Salzburg ausgehend östlich um die [[Alpen]] herum bis in die südliche Toskana in das WWF-Schutzgebiet ''Laguna di Orbetello'' geführt. Begleitet werden sie bei ihren Flügen in den Süden von einem professionellen Team, darunter auch die beiden Ziehmütter. In der Toskana treffen die jungen Waldrappe dann auf ihre Artgenossen, die in den vergangenen Jahren von [[Burghausen]] in [[Bayern]] aus in dieses Schutzgebiet geleitet wurden. Erst nach drei Jahren, mit Eintritt der Geschlechtsreife, sollen die Vögel dann selbstständig in das Aufzuchtgebiet in Österreich zurückkehren, um dort zu brüten. Anschließend sollen sie ihrerseits ihre Nachkommen in das Wintergebiet in der Toskana führen.
 
Im Mai 2011 zogen die beiden Biologinnen Daniela Trobe und Stefanie Heese in [[Anif]] in einem Camp rund 800 Meter westlich vom Zoo Salzburg 16 zoogeborene Waldrapp-Küken auf. Die handaufgezogenen Jungvögel wurden dann mithilfe von Ultraleicht-Fluggeräten über eine Strecke von 1 300 Kilometern von Salzburg ausgehend östlich um die [[Alpen]] herum bis in die südliche Toskana in das WWF-Schutzgebiet ''Laguna di Orbetello'' geführt. Begleitet werden sie bei ihren Flügen in den Süden von einem professionellen Team, darunter auch die beiden Ziehmütter. In der Toskana treffen die jungen Waldrappe dann auf ihre Artgenossen, die in den vergangenen Jahren von [[Burghausen]] in [[Bayern]] aus in dieses Schutzgebiet geleitet wurden. Erst nach drei Jahren, mit Eintritt der Geschlechtsreife, sollen die Vögel dann selbstständig in das Aufzuchtgebiet in Österreich zurückkehren, um dort zu brüten. Anschließend sollen sie ihrerseits ihre Nachkommen in das Wintergebiet in der Toskana führen.
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====Waldrappkolonien Kuchl und Burghausen====
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An der felsigen Westseite des [[Georgenberg (Kuchl)|Georgenberges]] in [[Kuchl]] wurde im Jahr [[2014]] eine Waldrappkolonie angesiedelt. Dazu wurde dort auch eine Voliere errichtet. Wegen aggressiver Angriffe eines [[Uhu]]s musste die kleine Brutkolonie [[2017]] nach Burghausen übersiedelt werden. Ein neuer Versuch mit besserer Absicherung wurde [[2018]] in Kuchl umgesetzt. Dabei wurde die alte Holzkonstruktion durch eine Kunstfelswand mit Brutnischen ersetzt. Diese sind den Felsen am Georgenberg nachempfunden und sollen den Waldrappen eine natürlichere Umgebung zum Brüten bieten. Die ersten Waldrappe waren in den ersten Apriltagen angekommen.
    
==== Winter 2014/2015 ====
 
==== Winter 2014/2015 ====
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Am [[2. Juni]] [[2022]] besuchte die weltbekannte Verhaltensforscherin und Artenschützerin [[Jane Goodall]] die Waldrappkolonie am [[Georgenberg (Kuchl)|Georgenberg]] in [[Kuchl]] im Rahmen von Dreharbeiten ab. „Es ist für uns als Land eine Auszeichnung, dass das erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekt für den bedrohten Zugvogel nun Teil einer internationalen Kinoproduktion mit Jane Goodall wird“, so Naturschutz[[landesrätin]] [[Daniela Gutschi]].
 
Am [[2. Juni]] [[2022]] besuchte die weltbekannte Verhaltensforscherin und Artenschützerin [[Jane Goodall]] die Waldrappkolonie am [[Georgenberg (Kuchl)|Georgenberg]] in [[Kuchl]] im Rahmen von Dreharbeiten ab. „Es ist für uns als Land eine Auszeichnung, dass das erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekt für den bedrohten Zugvogel nun Teil einer internationalen Kinoproduktion mit Jane Goodall wird“, so Naturschutz[[landesrätin]] [[Daniela Gutschi]].
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====Waldrappkolonien Kuchl und Burghausen====
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==== November 2022: Abschuss zweier Salzburger Zucht-Waldrappe über Italien  ====
An der felsigen Westseite des [[Georgenberg (Kuchl)|Georgenberges]] in [[Kuchl]] wurde im Jahr [[2014]] eine Waldrappkolonie angesiedelt. Dazu wurde dort auch eine Voliere errichtet. Wegen aggressiver Angriffe eines [[Uhu]]s musste die kleine Brutkolonie [[2017]] nach Burghausen übersiedelt werden. Ein neuer Versuch mit besserer Absicherung wurde [[2018]] in Kuchl umgesetzt. Dabei wurde die alte Holzkonstruktion durch eine Kunstfelswand mit Brutnischen ersetzt. Diese sind den Felsen am Georgenberg nachempfunden und sollen den Waldrappen eine natürlichere Umgebung zum Brüten bieten. Die ersten Waldrappe waren in den ersten Apriltagen angekommen.
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Seit Jahren fordern Artenschützer die Bekämpfung der illegalen Vogeljagd in Italien. Eine Gefahr ist sie auch für die vom Aussterben bedrohten Waldrappe. Am [[24. November]] 2022 wurden auch zwei junge Ibisse aus dem Tennengauer Brutgebiet in Kuchl auf dem Weg ins Wintergebiet bei Villafranca südwestlich von Verona in [[Venetien]] abgeschossen. Das teilte jetzt Johannes Fritz mit. Er leitet das Waldrappteam, das seit zehn Jahren versucht, den von Menschen ausgerotteten Zugvogel wieder nördlich der Alpen anzusiedeln.
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Die Regionen Venetien und Lombardei sind seit langem als problematisch bekannt und sei im italienischen Aktionsplan gegen die illegale Vogeljagd als solche ausgewiesen. "Die Nulltoleranz-Strategie gegen Wildtierkriminalität könnte in solchen ausgewiesenen Regionen schon seit Jahren effektiv und effizient umgesetzt werden. Der rechtliche Rahmen dafür ist vorhanden. Tatsächlich hat sich die Situation aber bisher kaum verbessert, wie auch die jüngsten Abschüsse zeigen", betont Fritz. Auch nach jahrelanger Kommunikation und Zusammenarbeit mit den italienischen Jagdverbänden sei bei den Waldrappen rund ein Drittel der Verluste auf illegale Jagd zurückzuführen. Es brauche konkrete und konsequente Maßnahmen, um die massive Beeinträchtigung der Biodiversität durch Wildtierkriminalität wirksam zu bekämpfen.<ref>[https://www.sn.at/salzburg/chronik/zwei-kuchler-waldrappe-in-italien-abgeschossen-130934290 www.sn.at], 8. Dezember 2022</ref>
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==== "Flugtrainings-Center" ====
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=== "Flugtrainings-Center" ===
 
2021: Seit dem Frühjahr werden jene 28 Waldrappe, die im April im Tierpark in Rosegg in [[Kärnten]] geschlüpft waren, in [[Seekirchen am Wallersee]] aufgezogen. Am Hof von Paul Ackerl in Gezing<ref>Lage auf [https://www.openstreetmap.org/search?query=Seekirchen%20am%20Wallersee#map=17/47.91774/13.13021 www.openstreetmap.org]</ref> wurden die Jungtiere von ihren Ziehmüttern Helena Wehner und Katharina Huchler früh mit dem Lärm von Ultraleicht-Fliegern vertraut gemacht, wie Veronika Boschitz vom Waldrapp-Team erzählt: "Denn die Flieger sind relativ laut; wir spielen ihnen das Fluggeräusch aber schon als Küken über das Handy vor. Und später wird das Gerät vor die Voliere gestellt und gestartet, damit sich die Jungvögel an das Motorengeräusch gewöhnen."
 
2021: Seit dem Frühjahr werden jene 28 Waldrappe, die im April im Tierpark in Rosegg in [[Kärnten]] geschlüpft waren, in [[Seekirchen am Wallersee]] aufgezogen. Am Hof von Paul Ackerl in Gezing<ref>Lage auf [https://www.openstreetmap.org/search?query=Seekirchen%20am%20Wallersee#map=17/47.91774/13.13021 www.openstreetmap.org]</ref> wurden die Jungtiere von ihren Ziehmüttern Helena Wehner und Katharina Huchler früh mit dem Lärm von Ultraleicht-Fliegern vertraut gemacht, wie Veronika Boschitz vom Waldrapp-Team erzählt: "Denn die Flieger sind relativ laut; wir spielen ihnen das Fluggeräusch aber schon als Küken über das Handy vor. Und später wird das Gerät vor die Voliere gestellt und gestartet, damit sich die Jungvögel an das Motorengeräusch gewöhnen."
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Diese ersten längeren Flugerfahrungen konnten die Jungvögel auch als Vorbereitung für ihre Italien-Reise gut brauchen. Boschitz begleitete den großen Flug per Auto: "Wir brauchen dafür stabiles Schönwetter. Denn die Flugzeuge fliegen nur mit 40 km/h, daher sollte möglichst kein Gegenwind sein. Und auch bei Regen fliegen wir nicht. Wir fliegen in sechs Etappen von je 110 bis 190 Kilometern; also drei bis vier Stunden pro Tag." Die Reise ist auch eine logistische Herausforderung: Denn nach drei bis spätestens vier Stunden müssen die Maschinen aufgetankt werden. Und auch die Zwischenstopps könne man nicht immer ganz genau im Voraus planen, sagt Boschitz: "Daher können wir auch keine Wiese organisieren. Aber wenn es einen Flugplatz in der Nähe gibt, fragen wir dort, ob wir landen können. Das muss spontan entschieden werden. Daher gibt es ständigen Funkkontakt vom Begleitfahrzeug am Boden mit den beiden Piloten." Fix sei aber zumindest der erste Zwischenstopp in Radfeld in Tirol, sagte die 32-jährige Boschitz. Sie fungiert im Waldrapp-Team als Camp-Managerin: "Denn für die Übernachtung der Mannschaft haben wir Campingbusse und Zelte mit." Denn zusätzlich zu den 14 Mitgliedern des Waldrapp-Teams wird auch ein Filmteam die große Reise begleiten.<ref>[https://www.sn.at/salzburg/chronik/waldrappe-fliegen-diese-woche-von-seekirchen-nach-italien-108049606 www.sn.at], 16. August 2021</ref>
 
Diese ersten längeren Flugerfahrungen konnten die Jungvögel auch als Vorbereitung für ihre Italien-Reise gut brauchen. Boschitz begleitete den großen Flug per Auto: "Wir brauchen dafür stabiles Schönwetter. Denn die Flugzeuge fliegen nur mit 40 km/h, daher sollte möglichst kein Gegenwind sein. Und auch bei Regen fliegen wir nicht. Wir fliegen in sechs Etappen von je 110 bis 190 Kilometern; also drei bis vier Stunden pro Tag." Die Reise ist auch eine logistische Herausforderung: Denn nach drei bis spätestens vier Stunden müssen die Maschinen aufgetankt werden. Und auch die Zwischenstopps könne man nicht immer ganz genau im Voraus planen, sagt Boschitz: "Daher können wir auch keine Wiese organisieren. Aber wenn es einen Flugplatz in der Nähe gibt, fragen wir dort, ob wir landen können. Das muss spontan entschieden werden. Daher gibt es ständigen Funkkontakt vom Begleitfahrzeug am Boden mit den beiden Piloten." Fix sei aber zumindest der erste Zwischenstopp in Radfeld in Tirol, sagte die 32-jährige Boschitz. Sie fungiert im Waldrapp-Team als Camp-Managerin: "Denn für die Übernachtung der Mannschaft haben wir Campingbusse und Zelte mit." Denn zusätzlich zu den 14 Mitgliedern des Waldrapp-Teams wird auch ein Filmteam die große Reise begleiten.<ref>[https://www.sn.at/salzburg/chronik/waldrappe-fliegen-diese-woche-von-seekirchen-nach-italien-108049606 www.sn.at], 16. August 2021</ref>
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==== ''Animal Tracker App'' ====
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=== ''Animal Tracker App'' ===
 
Eine kostenlose App ermöglicht es, den Standort und die Flugrouten der Waldrappe zu verfolgen.  Mit dem Animal Tracker können jederzeit die aktuellen Positionen der Vögel abgerufen und so die Vögel auf ihren Flügen virtuell begleitet werden. Dank GPS-Signalen, die winzige Sender auf dem Rücken der Tiere senden und die in einer Online-Datenbank gespeichert werden, sind die Standorte live erfasst. Wer mit Sendern ausgestattete Waldrappe in der Natur beobachtet, kann diese Informationen sowie Fotos direkt in der Datenbank hochladen. Die App wurde vom Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell in Zusammenarbeit mit dem Waldrappteam und mit Unterstützung des Finanzierungsinstruments LIFE der Europäischen Union entwickelt. Sie kann unter dem Stichwort "Animal Tracker" für Android- als auch für Apple-Geräte heruntergeladen werden.<ref>[https://www.icarus.mpg.de/4331/animal-tracker-app www.icarus.mpg.de] Download für den ''Animal Tracker''</ref><ref>[[Salzburger Landeskorrespondenz]] vom [https://service.salzburg.gv.at/lkorrj/Index?cmd=detail_ind&nachrid=53792 17. November 2014]</ref>
 
Eine kostenlose App ermöglicht es, den Standort und die Flugrouten der Waldrappe zu verfolgen.  Mit dem Animal Tracker können jederzeit die aktuellen Positionen der Vögel abgerufen und so die Vögel auf ihren Flügen virtuell begleitet werden. Dank GPS-Signalen, die winzige Sender auf dem Rücken der Tiere senden und die in einer Online-Datenbank gespeichert werden, sind die Standorte live erfasst. Wer mit Sendern ausgestattete Waldrappe in der Natur beobachtet, kann diese Informationen sowie Fotos direkt in der Datenbank hochladen. Die App wurde vom Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell in Zusammenarbeit mit dem Waldrappteam und mit Unterstützung des Finanzierungsinstruments LIFE der Europäischen Union entwickelt. Sie kann unter dem Stichwort "Animal Tracker" für Android- als auch für Apple-Geräte heruntergeladen werden.<ref>[https://www.icarus.mpg.de/4331/animal-tracker-app www.icarus.mpg.de] Download für den ''Animal Tracker''</ref><ref>[[Salzburger Landeskorrespondenz]] vom [https://service.salzburg.gv.at/lkorrj/Index?cmd=detail_ind&nachrid=53792 17. November 2014]</ref>
  

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