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[[Datei:Erläuterungstafel zum Gedenkstein.jpg|thumb|Erläuterungstafel neben dem Gedenkstein auf dem Areal der Salzburger Gebietskrankenkasse]]
 
[[Datei:Erläuterungstafel zum Gedenkstein.jpg|thumb|Erläuterungstafel neben dem Gedenkstein auf dem Areal der Salzburger Gebietskrankenkasse]]
[[Datei:Gedenkstein 2. Juli 1944 Goldegg.jpg|thumb|Der von Anton Thuswaldner gestaltete, am 8. August 2014 feierlich enthüllte Gedenkstein auf dem Areal der Salzburger Gebietskrankenkasse]]  
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[[Datei:Gedenkstein 2. Juli 1944 Goldegg.jpg|thumb|Der von [[Anton Thuswaldner (Bildhauer)|Anton Thuswaldner]] gestaltete, am 8. August 2014 feierlich enthüllte Gedenkstein auf dem Areal der Salzburger Gebietskrankenkasse]]  
 
'''SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee''', ein trauriges Kapitel [[Goldegg]]er Geschichte, das sich am [[2. Juli]] [[1944]] ereignete.  
 
'''SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee''', ein trauriges Kapitel [[Goldegg]]er Geschichte, das sich am [[2. Juli]] [[1944]] ereignete.  
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Auf eigene Kosten will Höfert nun eine Gedenktafel im Schloss Goldegg verlegen lassen. Am 19. Februar 2014 entscheidet die Goldegger Gemeindevertretung darüber. Doch dieser Tagesordnungspunkt scheint allerdings nicht auf.
 
Auf eigene Kosten will Höfert nun eine Gedenktafel im Schloss Goldegg verlegen lassen. Am 19. Februar 2014 entscheidet die Goldegger Gemeindevertretung darüber. Doch dieser Tagesordnungspunkt scheint allerdings nicht auf.
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Für die Gestaltung der Tafel konnte sie den [[Kaprun]]er Bildhauer [[Anton Thuswaldner]] gewinnen. Er schlägt als Ort den Innenhof des [[Schloss Goldegg|Goldegger Schlosses]] vor, das der Gemeinde gehört. Unterstützt wird Brigitte Höfert vom Pongauer Historiker Michael Mooslechner. Er ist durch Zufall bei Recherchen über das Kriegsgefangenenlager „[[Kriegsgefangenenlager Markt Pongau|Stalag Markt Pongau]]“ auf die Goldegger Deserteure gestoßen.  
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Für die Gestaltung der Tafel konnte sie den [[Kaprun]]er Bildhauer [[Anton Thuswaldner (Bildhauer)|Anton Thuswaldner]] gewinnen. Er schlägt als Ort den Innenhof des [[Schloss Goldegg|Goldegger Schlosses]] vor, das der Gemeinde gehört. Unterstützt wird Brigitte Höfert vom Pongauer Historiker Michael Mooslechner. Er ist durch Zufall bei Recherchen über das Kriegsgefangenenlager „[[Kriegsgefangenenlager Markt Pongau|Stalag Markt Pongau]]“ auf die Goldegger Deserteure gestoßen.  
    
=== Mooslechner: „Die Geschichte spaltet den Ort bis heute.“ ===
 
=== Mooslechner: „Die Geschichte spaltet den Ort bis heute.“ ===
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Bei einem Diskussionsabend Anfang Juni sagt der Goldegger Dechant [[Alois Dürlinger]], für ihn stimme der eingeschlagene Weg nicht. Eine Tafel mit allen Namen, die die Zustimmung aller finden solle, sei für ihn „eine Illusion“. Die Ansichten der beiden Lager – Nachfahren und Angehörige der Deserteure bzw. der Kriegsteilnehmer – seien zu unterschiedlich. Eine Lösung könne in einer Gedenktafel bestehen, welche die Ereignisse zur mahnenden Erinnerung wieder gebe. An die Namen der Opfer solle dort erinnert werden, wo sie gelebt hätten.
 
Bei einem Diskussionsabend Anfang Juni sagt der Goldegger Dechant [[Alois Dürlinger]], für ihn stimme der eingeschlagene Weg nicht. Eine Tafel mit allen Namen, die die Zustimmung aller finden solle, sei für ihn „eine Illusion“. Die Ansichten der beiden Lager – Nachfahren und Angehörige der Deserteure bzw. der Kriegsteilnehmer – seien zu unterschiedlich. Eine Lösung könne in einer Gedenktafel bestehen, welche die Ereignisse zur mahnenden Erinnerung wieder gebe. An die Namen der Opfer solle dort erinnert werden, wo sie gelebt hätten.
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====„Weg mit den Namen“ ====
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==== „Weg mit den Namen“ ====
 
Diese Forderung stieß unter den Anwesenden auf große Zustimmung. In mehreren Aussagen wurde deutlich, dass viele den Deserteuren die Schuld dafür geben, dass das Nazi-Regime in Goldegg mit solcher Brutalität vorging. Die Fahnenflüchtigen hätten sich lieber unauffällig verstecken sollen. Mit ihrem Verhalten hätten sie das Regime provoziert.
 
Diese Forderung stieß unter den Anwesenden auf große Zustimmung. In mehreren Aussagen wurde deutlich, dass viele den Deserteuren die Schuld dafür geben, dass das Nazi-Regime in Goldegg mit solcher Brutalität vorging. Die Fahnenflüchtigen hätten sich lieber unauffällig verstecken sollen. Mit ihrem Verhalten hätten sie das Regime provoziert.
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Der von Anton Thuswaldner gestaltete Gedenkstein wurde - wie oben erwähnt - am Freitag, dem [[8. August]] auf dem Areal der [[Salzburger Gebietskrankenkasse]] in Goldegg verlegt. Schon eine Woche vorher, nämlich am [[3. August]] [[2014]], überraschte die katholische Pfarrgemeinschaft mit der Anbringung zweier Gedenktafeln, deren Text der Goldegger Pfarrer  Alois Dürlinger verfasst hat, im Bereich des Friedhofs. Der Beginn des auf den beiden Tafeln verfassten Textes lautet: ''Das Unrechts- und Gewaltregime des [[Nationalsozialismus]] hat am 2. Juli 1944 auf der Suche nach Wehrmachts-Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern mit über 1 000 Mann der Waffen-SS und der Gestapo Goldegg gestürmt. 14 Menschen kamen ums Leben, mehr als 40 wurden verhaftet und gefoltert."'' Im Gegensatz zum Gedenkstein, der am 8. August verlegt wurde, beinhalten die Tafeln - wenig überraschend - keine Namen.
 
Der von Anton Thuswaldner gestaltete Gedenkstein wurde - wie oben erwähnt - am Freitag, dem [[8. August]] auf dem Areal der [[Salzburger Gebietskrankenkasse]] in Goldegg verlegt. Schon eine Woche vorher, nämlich am [[3. August]] [[2014]], überraschte die katholische Pfarrgemeinschaft mit der Anbringung zweier Gedenktafeln, deren Text der Goldegger Pfarrer  Alois Dürlinger verfasst hat, im Bereich des Friedhofs. Der Beginn des auf den beiden Tafeln verfassten Textes lautet: ''Das Unrechts- und Gewaltregime des [[Nationalsozialismus]] hat am 2. Juli 1944 auf der Suche nach Wehrmachts-Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern mit über 1 000 Mann der Waffen-SS und der Gestapo Goldegg gestürmt. 14 Menschen kamen ums Leben, mehr als 40 wurden verhaftet und gefoltert."'' Im Gegensatz zum Gedenkstein, der am 8. August verlegt wurde, beinhalten die Tafeln - wenig überraschend - keine Namen.
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==Feierliche Gedenkstein-Enthüllung==
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== Feierliche Gedenkstein-Enthüllung ==
 
Am [[8. August]] [[2014]] wurde der von Anton Thuswaldner honorarfrei entworfene und von [[Brigitte Höfert]] gestiftete Gedenkstein, eine Platte aus Serpentinit, auf der an alle Opfer namentlich erinnert und auch der KZ-Überlebenden gedacht wird, unter Anwesenheit des Künstlers, von Familienangehörigen der Opfer und von zahlreichen Gästen aus Goldegg und vielen anderen Orten feierlich enthüllt. Einleitend sprach der Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse [[Andreas Huss]] als Gastgeber und  der Politikwissenschafter Walter Manoschek, der sich in den letzten 15 Jahren intensiv mit der Geschichte der österreichischen Deserteure auseinander gesetzt hat, als Wissenschaftler. Manoschek sagte unter anderem, dass es notwendig ist, klare Zeichen zu setzen und dazu gehöre es auch, die Namen der Opfer zu nennen. Er räumte auch mit einem in Goldegg seit Jahrzehnten kolportierten Mythos, dass nämlich dem ganzen Ort die Deportation in die Ukraine gedroht habe, insofern auf, als er darauf hinwies, dass damals - Anfang Juli 1944 - die Ukraine längst von den Truppen der Sowjetunion besetzt und eine solche Drohung, wenn sie denn gemacht worden war und nicht erst in den späteren Jahren erfunden wurde, daher rein aus der Luft gegriffen war. Es folgten berührende Ansprachen von betroffenen Familienangehörigen der ersten und zweiten Generation und Grußnoten wie u.a. vom Komponisten [[Friedrich Cerha]], selbst ein Wehrmachtsdeserteur. Zuletzt wurde das Epitaph enthüllt und von den Angehörigen mit Rosen geschmückt. Der Gedenkstein in Goldegg ist das erste Denkmal in Österreich, das Wehrmachtsdeserteuren und deren Helfern gewidmet ist.
 
Am [[8. August]] [[2014]] wurde der von Anton Thuswaldner honorarfrei entworfene und von [[Brigitte Höfert]] gestiftete Gedenkstein, eine Platte aus Serpentinit, auf der an alle Opfer namentlich erinnert und auch der KZ-Überlebenden gedacht wird, unter Anwesenheit des Künstlers, von Familienangehörigen der Opfer und von zahlreichen Gästen aus Goldegg und vielen anderen Orten feierlich enthüllt. Einleitend sprach der Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse [[Andreas Huss]] als Gastgeber und  der Politikwissenschafter Walter Manoschek, der sich in den letzten 15 Jahren intensiv mit der Geschichte der österreichischen Deserteure auseinander gesetzt hat, als Wissenschaftler. Manoschek sagte unter anderem, dass es notwendig ist, klare Zeichen zu setzen und dazu gehöre es auch, die Namen der Opfer zu nennen. Er räumte auch mit einem in Goldegg seit Jahrzehnten kolportierten Mythos, dass nämlich dem ganzen Ort die Deportation in die Ukraine gedroht habe, insofern auf, als er darauf hinwies, dass damals - Anfang Juli 1944 - die Ukraine längst von den Truppen der Sowjetunion besetzt und eine solche Drohung, wenn sie denn gemacht worden war und nicht erst in den späteren Jahren erfunden wurde, daher rein aus der Luft gegriffen war. Es folgten berührende Ansprachen von betroffenen Familienangehörigen der ersten und zweiten Generation und Grußnoten wie u.a. vom Komponisten [[Friedrich Cerha]], selbst ein Wehrmachtsdeserteur. Zuletzt wurde das Epitaph enthüllt und von den Angehörigen mit Rosen geschmückt. Der Gedenkstein in Goldegg ist das erste Denkmal in Österreich, das Wehrmachtsdeserteuren und deren Helfern gewidmet ist.
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== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
 
* [http://www.goldeggerdeserteure.at www.goldeggerdeserteure.at ]
 
* [http://www.goldeggerdeserteure.at www.goldeggerdeserteure.at ]
   
== Quellen ==
 
== Quellen ==
 
* {{Quelle SN|12. Februar und 13. Februar 2014, Beiträge von Karin Portenkirchner}}
 
* {{Quelle SN|12. Februar und 13. Februar 2014, Beiträge von Karin Portenkirchner}}
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