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== Einleitung ==
 
== Einleitung ==
   
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Durch den [[Samer|Saum­handel]] fand die [[Pest]] auch ihren Weg in den [[Pinzgau]]. [[Säumer]] brachten [[Salz]] über die [[Tauern]] in den Süden und auf dem Rückweg Wein, Öl, Gewürze usw. in den Pinz­gau, mitunter auch die Pest, die über den Handel mit dem Orient in den Mittelmeer­raum gekommen war. In den einfachen Unterkünften waren Flöhe keine Seltenheit. Mit ei­nem Biss konnten sie die Pest auf Menschen übertragen. In­nerhalb von Stunden oder Ta­gen brach die Krankheit aus und raffte in kürzester Zeit die Betroffenen hinweg.
Durch den [[Samer|Saum­handel]] fand die [[Pest]] auch ihren Weg in den [[Pinzgau]].   [[Säumer]] brachten [[Salz]] über die [[Tauern]] in den Süden und auf dem Rückweg Wein,   Öl, Gewürze usw. in den Pinz­gau, mitunter auch die Pest, die über den   Handel mit dem Orient in den Mittelmeer­raum gekommen war. In den einfachen   Unterkünften waren Flöhe keine Seltenheit. Mit ei­nem Biss konnten sie die   Pest auf Menschen übertragen. In­nerhalb von Stunden oder Ta­gen brach die   Krankheit aus und raffte in kürzester Zeit die Betroffenen hinweg.
      
== 1635: 1 200 Menschen sterben im Oberpinzgau ==
 
== 1635: 1 200 Menschen sterben im Oberpinzgau ==
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1348 wütete die Pest in ganz Europa, von 1310 bis 1715 wird 15 Mal von schweren Pestepi­demien berichtet. 1635 fielen ihr im [[Oberpinzgau]] an die 1 200 Personen zum Opfer. Am [[24. April]] [[1635]] notierte der [[Pfleger]] von [[Mittersill]]: "''Anfang April ist in [[Neukirchen am Großvenediger|Neukirchen]] und [[Wald im Pinzgau|Wald]] ei­ne hitzige Krankheit ausgebro­chen, welche mit Schauer und Frost begann, hohes Fieber, Kopf- und Herzschmerzen folg­ten, und nach wenigen Tagen starben die Kranken. Personen, die sie pflegten bzw. die im gemein­samen Haushalt lebten, er­krankten ebenfalls nach weni­gen Tagen und starben bald da­rauf. So etwa in zwei Häusern in Trattenbach sowie mehrere Totengräber, darunter auch ein starker Mann, der nur 14 Tage seinen Dienst als Totengräber versehen hat. Auch an ihm be­merkte man die Beulen und Anzeichen der Pest.''"
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1348 wütete die Pest in ganz  Europa, von 1310 bis 1715 wird 15 Mal von schweren Pestepi­demien berichtet.   1635 fielen ihr im [[Oberpinzgau]] an die 1 200 Personen zum Opfer. Am [[24. April]]  [[1635]] notierte der [[Pfleger]] von [[Mittersill]]: "''Anfang April ist in  [[Neukirchen am Großvenediger|Neukirchen]] und [[Wald im Pinzgau|Wald]] ei­ne hitzige Krankheit ausgebro­chen, welche mit Schauer  und Frost begann, hohes Fieber,  Kopf- und Herzschmerzen folg­ten,  und nach wenigen Tagen starben die Kranken. Personen, die sie pflegten bzw.  im gemein­samen Haushalt lebten, er­krankten ebenfalls nach weni­gen Tagen  und starben bald da­rauf. So etwa in zwei Häusern in Trattenbach sowie  mehrere Totengräber, darunter auch ein starker Mann, der nur 14 Tage seinen  Dienst als Totengräber versehen hat. Auch an ihm be­merkte man die Beulen und  Anzeichen der Pest.''"
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Allmählich erkannte man, dass die Pest ansteckend ist. Die Häuser von Kranken und Toten wurden abgeriegelt, Verkehrs­wege gesperrt. Man vermisste erfahrene Doktoren und Apo­theker, wo man sich Rat und Medikamente besorgen hätte können. Geistliche mieden den Kontakt zu Infizierten. Der Pfleger zu Mittersill beklagte sich über den Pfarrer zu [[Bramberg]]. Er soll nicht mehr nach [[Hollersbach im Pinzgau]] gekommen sein, um hier die Messe zu lesen und Sakramente zu spenden. Und für die Hollersbacher war der Weg nach Bramberg gesperrt.
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Allmählich erkannte man, dass  die Pest ansteckend ist. Die Häuser von Kranken und Toten wurden abgeriegelt,  Verkehrs­wege gesperrt. Man vermisste erfahrene Doktoren und Apo­theker, wo  man sich Rat und Medikamente besorgen hätte können. Geistliche mieden den  Kontakt zu Infizierten. Der Pfleger zu Mittersill beklagte sich über den  Pfarrer zu [[Bramberg]]. Er soll nicht mehr nach [[Hollersbach im Pinzgau]] gekommen sein, um hier  die Messe zu lesen und Sakramente zu spenden. Und für die Hollersbacher war  der Weg nach Bramberg gesperrt.  
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Tote wurden in der Nacht verscharrt. Der Mittersiller Vi­kar rechtfertigte sich mit dem Auftrag des Pflegers, die Be­stattung der Frau des Bierbräu­ers Georg Taxenpichler und der Tochter des Georg Höllenauer so vorzunehmen, dass nicht einmal Gatte und Vater zum Be­gräbnis kommen sollten.
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Tote wurden  in der Nacht verscharrt. Der Mittersiller Vi­kar rechtfertigte sich mit dem  Auftrag des Pflegers, die Be­stattung der Frau des Bierbräu­ers Georg  Taxenpichler und der Tochter des Georg Höllenauer  so vorzunehmen, dass nicht einmal Gatte und Vater zum Be­gräbnis kommen  sollten.  
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Weitere neun Personen wur­den nach dem Ave-Läuten ohne Einsegnung begraben. Den Gläubigen ging es zu Herzen, dass die Verstorbenen auf die Bestattung in geweihter Erde verzichten sollten. Deshalb er­ging vom Konsistorium in Salz­burg am [[12. September]] 1635 an den Dechant von [[Saalfelden]] der Auftrag, er möge den Orts­geistlichen die Vollmacht ertei­len, die abgelegenen Bestat­tungsorte nach römischem Ri­tus zu segnen.
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Weitere neun  Personen wur­den nach dem Ave-Läuten ohne Einsegnung begraben. Den Gläubigen  ging es zu Herzen, dass die Verstorbenen auf die Bestattung in geweihter Erde  verzichten sollten. Deshalb er­ging vom Konsistorium in Salz­burg am [[12.  September]] 1635 an den Dechant von [[Saalfelden]] der Auftrag, er möge den Orts­geistlichen  die Vollmacht ertei­len, die abgelegenen Bestat­tungsorte nach römischem Ri­tus  zu segnen.  
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Aus [[Stuhlfelden]] berichtete der Vikar, dass einem Zimmer­mann die Frau und zwei Kinder verstorben seien. Er und sein Sohn hatten schon Anzeichen der Pest, er eine große Beule unter der Achsel, sein Sohn ei­ne auf der Stirn. Trotz des Ba­dens in kaltem Wasser war kei­ne Besserung zu verzeichnen.
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Aus  [[Stuhlfelden]] berichtete der Vikar, dass einem Zimmer­mann die Frau und zwei  Kinder verstorben seien. Er und sein Sohn hatten schon Anzeichen der Pest, er  eine große Beule unter der Achsel, sein Sohn ei­ne auf der Stirn. Trotz des  Ba­dens in kaltem Wasser war kei­ne Besserung zu verzeichnen.
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[[1649]] grassierte wiederum die Pest. Aus [[Piesendorf]] berichtete der Vikar, dass der den Pries­tern abholde Pfleger von [[Kaprun]] in der steinigen, unbeque­men und für die Gemeinde ganz entsetzlichen Au einen Platz ausgesteckt habe, wo die Pest­toten begraben werden sollten. Aus [[Embach]] berichtete der Vikar, dass ein scheinbar ge­sunder Metzgerknecht spät­abends beim Aubauern um Un­terkunft gebeten habe und am Morgen tot im Bett lag. Insge­samt sind 14 Personen in die­sem Haus gestorben. Ein ar­mes, beschränktes Mädchen aus diesem Haus ging zum Nachbarn, dem Kapeller, wo­rauf bald auch dort die Pest die Tochter und zwei Söhne hin­wegraffte. Der Kapellerbauer wurde nach dem Tod seiner Angehörigen schwermütig und wollte sich das Leben nehmen. Der Vikar ging zu ihm und re­dete ihm aus gewissem Abstand auf offenem Feld ins Gewissen, sodass er, ''10 Wochen darauf, bis dato bey Leben war''.
 
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[[1649]] grassierte wiederum die Pest. Aus [[Piesendorf]] berichtete der Vikar, dass der den Pries­tern abholde Pfleger von [[Kaprun]] in der steinigen, unbeque­men und   für die Gemeinde ganz entsetzlichen Au einen Platz ausgesteckt habe, wo die   Pest­toten begraben werden sollten. Aus [[Embach]]   berichtete der Vikar, dass ein scheinbar ge­sunder Metzgerknecht spät­abends   beim Aubauern um Un­terkunft gebeten habe und am Morgen tot im Bett lag. Insge­samt   sind 14 Personen in die­sem Haus gestorben. Ein ar­mes, beschränktes Mädchen   aus diesem Haus ging zum Nachbarn, dem Kapeller, wo­rauf bald auch dort die   Pest die Tochter und zwei Söhne hin­wegraffte. Der Kapellerbauer wurde nach   dem Tod seiner Angehörigen schwermütig und wollte sich das Leben nehmen. Der   Vikar ging zu ihm und re­dete ihm aus gewissem Abstand auf offenem Feld ins   Gewissen, sodass er, ''10 Wochen darauf, bis dato bey Leben war''.
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== Pestkreuze   erinnern heute noch an diese Zeit==  
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== Pestkreuze erinnern heute noch an diese Zeit==
 
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1649 starben in [[Lofer]] 15 Perso­nen an der Pest. Acht wurden auf dem Friedhof, die restli­chen an unwegsamen Orten be­graben. Der Vikar ging in kein Haus, kümmerte sich aber sehr um seine Gläubigen. Der Land­richter von Lofer ließ abseits der Straße in Hintermoos einen Platz umzäunen, wo dann Pest­tote aus dem Pfleggericht be­graben wurden. Hier wurde ein Kreuz aufgestellt.
1649 starben in [[Lofer]] 15 Perso­nen   an der Pest. Acht wurden auf dem Friedhof, die restli­chen an unwegsamen   Orten be­graben. Der Vikar ging in kein Haus, kümmerte sich aber sehr um   seine Gläubigen. Der Land­richter von Lofer ließ abseits der Straße in   Hintermoos einen Platz umzäunen, wo dann Pest­tote aus dem Pfleggericht be­graben   wurden. Hier wurde ein Kreuz aufgestellt.  
      
Laut dem Saalfeldener To­tenbuch wurden ab September 1649 die Pesttoten auf der ''Gmain'' (= Pestfriedhof), weit au­ßerhalb des Marktes, insge­samt 74 Personen, begraben. Im Pinzgau finden sich zur Er­innerung an die Pesttoten heute noch Pestkreuze bzw. -säulen.
 
Laut dem Saalfeldener To­tenbuch wurden ab September 1649 die Pesttoten auf der ''Gmain'' (= Pestfriedhof), weit au­ßerhalb des Marktes, insge­samt 74 Personen, begraben. Im Pinzgau finden sich zur Er­innerung an die Pesttoten heute noch Pestkreuze bzw. -säulen.
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