Schneegattern: Unterschied zwischen den Versionen

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=="Die Drehscheibe" als Treffpunkt in der Krise==
 
=="Die Drehscheibe" als Treffpunkt in der Krise==
Schneegattern wurde von der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren besonders schwer getroffen. Waren im Jahr 1920 über 1000 Personen in der dortigen Glasindustrie beschäftigt, so wurde bereits  zu Weihnachten 1924 der letzte Glaserzeugungsbetrieb eingestellt. Der Ort wurde dadurch im eine große Notlage gestürzt. Nicht wenige mußten Betteln, um überleben zu können. Im Jahr 1925 wanderten 16 Familien deshalb nach Griechenland aus, kehrten allerdings nach einigen Monaten ärmer als zuvor zurück, weil sie vor der Ausreise ihr Hab und Gut für die Reisekosten verkauft hatten. In der Krisenzeit versammelten sich die Arbeitslosen regelmäßig bei der Drehscheibe", einem Platz in der Ortsmitte von Schneeggattern. Hier wurde diskutiert und beraten, man kam aber auch einfach nur zusammen, um die Ausweglosigkeit gemeinsam besser ertragen zu können. Seither wird die "Drehscheibe" als legendärer Platz angesehen.     
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Schneegattern wurde von der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren besonders schwer getroffen. Waren im Jahr 1920 über 800 Personen in der dortigen Glasindustrie beschäftigt, so wurde bereits  zu Weihnachten 1924 der letzte Glaserzeugungsbetrieb eingestellt. Der Ort wurde dadurch im eine große Notlage gestürzt. Nicht wenige mußten Betteln, um überleben zu können. Im Jahr 1925 wanderten 16 Familien deshalb nach Griechenland aus, kehrten allerdings nach einigen Monaten ärmer als zuvor zurück, weil sie vor der Ausreise ihr Hab und Gut für die Reisekosten verkauft hatten. In der Krisenzeit versammelten sich die Arbeitslosen regelmäßig bei der Drehscheibe", einem Platz in der Ortsmitte von Schneeggattern. Hier wurde diskutiert und beraten, man kam aber auch einfach nur zusammen, um die Ausweglosigkeit gemeinsam besser ertragen zu können. Seither wird die "Drehscheibe" als legendärer Platz angesehen.     
  
  
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Besonders vor der Errichtung der Kobernaußerstraße (1980) war Schneegattern in mehrfacher Hinsicht sehr an die Region Salzburg ausgerichtet. Dies betraf die Arbeitsmöglichkeiten, Ausbildung, Krankenhaus- und Facharztversorgung, Einkauf und kulturelle Bereiche.
 
Besonders vor der Errichtung der Kobernaußerstraße (1980) war Schneegattern in mehrfacher Hinsicht sehr an die Region Salzburg ausgerichtet. Dies betraf die Arbeitsmöglichkeiten, Ausbildung, Krankenhaus- und Facharztversorgung, Einkauf und kulturelle Bereiche.
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==Bewohner aus Schneegattern für religiöse Überzeugung gestorben==
 
==Bewohner aus Schneegattern für religiöse Überzeugung gestorben==
 
In Schneegattern, im hinteren Weißenbachtal wohnte  [[Adolf Zierler]], geb. 16.3.1917. Er arbeitete als Holzknecht und gehörte den Zeugen Jehovas an. Er wurde als Wehrdienstverweigerer in Berlin-Plötzensee am 15.12.1939 wegen Wehrzersetzung hingerichtet.
 
In Schneegattern, im hinteren Weißenbachtal wohnte  [[Adolf Zierler]], geb. 16.3.1917. Er arbeitete als Holzknecht und gehörte den Zeugen Jehovas an. Er wurde als Wehrdienstverweigerer in Berlin-Plötzensee am 15.12.1939 wegen Wehrzersetzung hingerichtet.

Version vom 17. November 2013, 18:42 Uhr

Lourdeskirche in Schneegattern

Schneegattern ist neben Friedburg und Lengau einer der drei Hauptorte der Gemeinde Lengau im Bezirk Braunau am Inn im Bundesland Oberösterreich.

Geschichte

Aufstellung über die Geschichte von Schneegattern bis 1977 :

  • Kirche Schneegattern

Bis [1923]] hatte Schneegattern keine Kirche. In diesem Jahr erwarb der Kirchenbauverein die im Flüchtlingslager in Braunau stehende Holzkirche. Sie wurde in Braunau abgetragen und in der Nähe des Gasthauses Pühringer wieder aufgestellt. Die Notkirche war recht geräumig und bei Sonntagsgottes- diensten sehr stark besucht.

  • Heutige Lourdeskirche

Erbaut unter Initiative und tatkräftiger Mithilfe von Pfarrer Johann Weißengruber nach den Plänen von Architekt Richard Puchner aus Bad Hall. Bemerkenswert ist, dass die Kirche in einer Zeit größter Not entstanden ist. Von diesen bitteren Jahren der Arbeitslosigkeit kündet eine Glocke am Kriegerdenkmal in der Nähe der Kirche, neben der ein Schürhaken der stillgelegten Glashütte angebracht ist.

Auf einer Marmortafel kann man folgenden Spruch lesen:

Notglocke von Schneegattern

„Ich bin ein lauter Zeuge der Arbeitsnot und Pein – und künd’ der Welt die Sorgen, die hier bei uns verborgen. Fünfhundert Menschen hungern. Zehn Jahre schon ohn’ Brot. – Das Leben uns’res Ortes, ist elend jetzt – voll Not.

1936

  • Kirchendetails:

Dreischiffiges Langhaus mit offenem Dachstuhl. Der Hochaltar zeigt ein mächtiges Kruzifix – dieses Holzbildwerk stammt von Pfarrer Weißenbrunner. Der linke Seitenaltar bildet eine Lourdesgrotte. Pfarrhof wurde gleichzeitig mit Kirche erbaut. (um 1936). 1970-71 Restaurierung der Innenkirche und äußeren Kirchenmauern. Turmkreuzsteckung fand am 28.03 1971 statt.

  • Holztrift in Schwemmbach und Mattig

Städte und Agrargebiete brauchten Holz.Die Wegstrecken dorthin waren oft zu lang und der Transport zu schwierig. Es gab noch keine Eisenbahnen und die Straßen waren zu schlecht. Es gab nur eine Möglichkeit das Holz zu den Absatzgebieten zu transportieren – den Wasserweg. Der Kobernaußerwald liegt weitab schiffbarer Flüsse. So musste ein anderer Weg gefunden werden. Die vielen Täler des Kobernaußerwaldes führen alle kleine Bäche und Rinnsale. Am Südrand vereinen sie sich und eilen der Mattig und schließlich dem Inn zu.

1760-1765 Errichtung einer Triftanstalt durch die kurbayerische Regierung, das ermöglichte den Transport von Scheiterholz auf dem Wasserwege. Die österr. Regierung setzte nach dem Erwerb des Innviertels 1779 das Werk fort.

Es wurden Triftkanäle und Klausen (Wasserspeicher) oder Floßteiche errichtet. Achbachklause 1784 Weißenbachklause 1786 Riedlbachklause 1802 Schwarzmoosklause 1882

Triftholzhacker fällten Bäume arbeiteten das Holz auf und schafften es zum Lagerplatz. (1814 wird ihre Zahl mit 60 – 70 angegeben). Oft erbauten sie sich im Wald am Ufer des Baches kleine Häuser, wo sie mit Frau, Kindern und Vieh lebten. Die Holzhauer bildeten untereinander „Gespannschaften“. Diese besorgten das Einwerfen der Scheiter in den Bach und das Abtriften.

Zeit der Holztrift war im Frühjahr. (Waldschneeschmelze), die Schwemmkanäle waren etwa 1,3 – 1,6 m breit und ca. einen halben Meter tief. Entlang der Kanäle wurde das Holz aufgestapelt. Die Klausen mussten sich stets untereinander verständigen. Sie durften ihre Schleusen nur abwechselnd öffnen. Mit dem Schwemmwasser musste gespart werden. Das Einwerfen musste rasch vor sich gehen. Das eingeworfene Holz konnte man auch nicht sich selbst über- lassen. Entlang der gesamten Schwemmstrecke waren Scheitertreiber aufgestellt. Sie regulierten mit einer etwa 3 m langen Stange, an deren Ende ein eiserner Haken (=Griaßbeil) angebracht war die Trift. Bei Dietfurt, unweit Braunau, befand sich in der Mattig ein großer Rechen, der die Scheiter auffing. Hier wurde das Holz aus dem Wasser gezogen und im „Holzgarten“ aufgeschichtet und vermessen.

Reparaturen der Klausen, Wehren und Schwemmkanäle verursachten hohe Kosten. In Spitzenjahren betrug die jährliche Triftmenge bis zu 75.000 Raummeter Holz. Ende der Holztrift - 1887 mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Steindorf-Braunau mit Industriebahn nach Schneegattern. Errichtung des Holzplatzes zur Beladung. Nach der Hochwasserkatastrophe 27.. 28., und 29 Juli 1897 wurde die immer noch ausgeübte lokale Holztrift im Raum Schneegattern aufgegeben. Anstelle wurde eine Waldbahn in das Riedl- und Weißenbachtal gebaut. Heute erinnert nur mehr der Name des Baches an die ursprüngliche Nutzung. Seit jener Zeit heißt er Schwemm-,Scheiter- oder Triftbach.


  • Industrieort Schneegattern

Besiedlung dieses Teiles unserer Gemeinde erfolgte verhältnismäßig spät. Der Wald, das nasse Tal und das raue Klima haben dazu beigetragen.

Der ursprüngliche Name „Weißenbach“ kommt erstmals 1363 vor. Namensänderung auf „Schneegattern“ am 29.März 1910 laut Kundmachung der k. k. Statthalterei in Linz wegen der Häufigkeit des Namens in Österreich.

  • Schneegattern ein alter Industrieort

Schon Ende des 16.Jh. (ca. 1589) soll es in Höcken eine Farbenfabrik gegeben haben.

Zu Beginn des 17.Jh. sollte eine churfürstliche bayrische Rohrschmiede für Musketen und Pistolen geplant gewesen sein, die aber nicht errichtet wurde. Damals tauchten erste Pläne zur Errichtung einer Glashütte auf.

1732 – Vorhaben von Johann Wolfgang Schmauß und zwanzig Jahre später Ing. Oberleutnant Ritter von Groth von Groote.

1760 suchte Jakob Hulz und 1771 Franz von Rauschenfels um Genehmigung zur Errichtung einer Glashütte an.

1870 Errichtung eines Dampfsägewerkes, das bis 1907 von der Firma Brüll geführt wurde. Was während der bayrischen Zeit nicht realisiert wurde, kam bald, nachdem das Innviertel österreichisch wurde zustande.

Anton Hauer, früherer Glashüttenmeister beim Stift Schlägl war der Erbauer und Erster Besitzer der k. k. priv. Glasfabrik in Schneegattern.

Im 19. Jh. Hatte die Glasfabrik verschiedene Besitzer.

1836 Brand der Fabrik - 1874 verlegte man die Betriebsstätte vom heutigen Ortsteil „Alte Hütte“ in den südlichen Ortsteil. Die Öfen wurden auf Gasfeuerung umgestellt. 1891 wurde ein zweites Gebäude dazugebaut. 1920 waren 4 Öfen, davon drei Hafenöfen mit je 12 Hafen in Betrieb. 800 Beschäftigte fanden Arbeit.

Am 4. 12. 1924 wurde der gesamte Betrieb stillgelegt.


Während der Inflation wurde die Glasfabrik in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1926 neuer Anlauf der Glashütte – nach 20 Arbeitswochen mussten die 400 eingestellten Arbeiter neuerlich entlassen werden.

Ein weiterer Versuch dauerte von 1929 bis 1932. Export bis Indien und Balkan.

Ab 1932 herrschte große Arbeitslosigkeit. Fabriksanlagen wurden vernachlässigt, Schneegattern wurde zum Notstandsgebiet.

1938 Anschluss ans Deutsche Reich: Umstellung von Glasfabrikation auf Metallindustrie für die Rüstung. Inbetriebnahme im Herbst 1940 – 600 in- und ausländische Arbeiter stellten Granathülsen her.

Nach dem Krieg ging man rasch wieder zur Glasfertigung über. Mehrmalige Rückschläge in der Glasindustrie infolge Absatzkrisen bis heute. In den 60er und 70er Jahren gab es ein Wechselbad der Gefühle. Große Geldschwierigkeiten 1966, 1967 und1968. Keine Weihnachts- und Urlaubs- gelder. Gespenst der Schließung war allgegenwärtig. 1968 konnten die Löhne nicht mehr ausbezahlt werden. Der Aufsichtsrat erklärte den Ausgleich, dieser wurde abgelehnt. Mit 29.1.68 standen 430 Arbeiter auf der Straße.

Die oö. Landesregierung verhandelte mit Pro. Claus Josef Riedel (Tiroler Glashütte). Neue Glashütte - Grundsteinlegung: 26. Juni 1968

Kurt Wokan großes Eröffnungsfest für alle Schneegatterer am 5.10.1968.

Die alte Glashütte soll nun Ingrid-Hütte Austria Schneegattern heißen.

Arbeitskämpfe – Einführung der 43-Stunden-Woche. Ein dreimonatiger kostspieliger Arbeitskampf folgt.

1971 errichtet Wokan eine dritte Halle.

1973 – weltweite Ölkrise Wokan baut eine Fabrik in Portugal-billige Arbeitskräfte. Die Auftragslage in Schneegattern wurde immer schlechter. Im Jänner 1976 musste die Ingrid-Hütte ihre Tore schließen und Konkurs anmelden.

Direktor Hantich nahm am 18.2.76 mit einer Pachtgesellschaft den Betrieb wieder auf. 1977 wurde die Kaufabsicht durch Einspruch Wokans zunichte gemacht. Die Pachtfirma resignierte und kaufte in Regen (Bayerischer Wald) eine Glashütte und produzierte auch in Uttendorf. 16.12.1977 Glashütte wird wieder an Wokan übergeben. Er kann aber den Betrieb nicht wieder aufnehmen. Er hatte keinen finanziellen Mitteln mehr.

"Die Drehscheibe" als Treffpunkt in der Krise

Schneegattern wurde von der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren besonders schwer getroffen. Waren im Jahr 1920 über 800 Personen in der dortigen Glasindustrie beschäftigt, so wurde bereits zu Weihnachten 1924 der letzte Glaserzeugungsbetrieb eingestellt. Der Ort wurde dadurch im eine große Notlage gestürzt. Nicht wenige mußten Betteln, um überleben zu können. Im Jahr 1925 wanderten 16 Familien deshalb nach Griechenland aus, kehrten allerdings nach einigen Monaten ärmer als zuvor zurück, weil sie vor der Ausreise ihr Hab und Gut für die Reisekosten verkauft hatten. In der Krisenzeit versammelten sich die Arbeitslosen regelmäßig bei der Drehscheibe", einem Platz in der Ortsmitte von Schneeggattern. Hier wurde diskutiert und beraten, man kam aber auch einfach nur zusammen, um die Ausweglosigkeit gemeinsam besser ertragen zu können. Seither wird die "Drehscheibe" als legendärer Platz angesehen.


Die Tradition der Glaserzeugung wird heute wieder von der Firma Riedel Glas fortgeführt.

Besonders vor der Errichtung der Kobernaußerstraße (1980) war Schneegattern in mehrfacher Hinsicht sehr an die Region Salzburg ausgerichtet. Dies betraf die Arbeitsmöglichkeiten, Ausbildung, Krankenhaus- und Facharztversorgung, Einkauf und kulturelle Bereiche.

Bewohner aus Schneegattern für religiöse Überzeugung gestorben

In Schneegattern, im hinteren Weißenbachtal wohnte Adolf Zierler, geb. 16.3.1917. Er arbeitete als Holzknecht und gehörte den Zeugen Jehovas an. Er wurde als Wehrdienstverweigerer in Berlin-Plötzensee am 15.12.1939 wegen Wehrzersetzung hingerichtet.

Bildergalerie

Weblinks

Quelle

  • digitale Landesbibliothek Öberösterreich
  • Aufstellung über die Geschichte von Schneegattern von Oberschulrat Adolf Falb, Friedburg