Heinrich Ignaz Franz Biber: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. August 2007, 16:21 Uhr
Heinrich (Ignaz Franz) Biber (getauft 12. August 1644 in Wartenberg, Nordböhmen; † 3. Mai 1704 in Salzburg) war ein in Salzburg tätiger Komponist und Violinvirtuose, sowie seit 1684 Hofkapellmeister.
Leben
Am 12. August 1644 in Wartenberg, Nordböhmen (heute Straz pod Ralskem/Tschechische Republik) als Sohn von Martin und Maria Biber getauft, erhielt Heinrich Biber wahrscheinlich ersten Musikunterricht bei dem Wartenberger Schullehrer, Kantor und Organisten Wiegand Knöffel. Die weiteren Lehrer sind unbekannt, doch wird angenommen, dass Biber auch Schüler bei Johann Heinrich Schmelzer in Wien war.
1668 trat er als Musiker und Kammerdiener in die Dienste des Fürst-Bischofs von Olmütz, Karl Graf Liechtenstein-Kastelkorn, einem ehemaligen Salzburger Domdechanten, auf Schloß Kremsier (Kromeriz). In diese Zeit fallen auch seine ersten Kompositionen.
Im Jahre 1670 erhielt Biber den Auftrag zu einer Dienstreise nach Tirol, um bei dem berühmten Geigenbauer Jakob Stainer Instrumente abzunehmen. Von dieser Reise kehrte er jedoch nicht nach Kremsier zurück, sondern trat in die Dienste des Salzburger Erzbischofs Max Gandolf Graf Kuenburg.
Ab 1677 unterrichtete Biber die Domsängerknaben im Kapellhaus. Am 12. Dezember 1678 wurde ihm die Position des Vizekapellmeisters übertragen, und am 6. März 1684 erfolgte schliesslich die Ernennung zum Hofkapellmeister und Leiter des Kapellhauses.
Am 3. Mai 1687 verstarb Bibers Dienstherr Max Gandolf Graf Kuenburg. Dessen Nachfolger Johann Ernst Graf Thun hatte kein Interesse an höfischer Musik. Daher widmete sich Biber von nun an verstärkt der Komposition von geistlichen Werken.
Schon zu Lebzeiten war Heinrich Biber als Geigenvirtuose und Komponist weitberühmt. Am 7. Juli 1690 wurde er von Kaiser Leopold in den Adelsstand erhoben mit dem Privileg, sich "von Bibern" nennen zu dürfen. Am 3. November 1692 folgte die Ernennung zum Truchseß durch seinen Dienstherren Erzbischof Johann Ernst Graf Thun.
Am 3. Mai 1704 starb Biber im Haus Siegmund-Haffner-Gasse 3, und wurde am nächsten Tag am Friedhof von St. Peter begraben.
Heinrich Biber war mit Maria Weiss, Tochter des Bürgers und Handelsmannes Peter Weiss verheiratet. Die Hochzeit fand am 30. Mai 1672 in der Kapelle von Schloss Hellbrunn statt.
Der Ehe entstammten 11 Kinder, darunter:
Die Familie Biber wohnte zunächst im Haus Judengasse 13, die "Schwabengruebersche Behausung mit der Mühle", im Besitz des Schwiegervaters Peter Weiss. 1684 erfolgte der Umzug in das Kapellhaus, heute Siegmund-Haffner-Gasse 20, um schliesslich 1690 in das "Mauthaus", Siegmund-Haffner-Gasse 3 zu ziehen.
Heinrich Biber war Mitglied der Heilig-Kreuz-Bruderschaft.
Werke
Weltliche Werke
- Balletti Lamentabili (um 1668)
- Sonata Violino Solo representativa (um 1668)
- Battalia à 10 (1673)
- Sonata à 6 die pauern-Kirchfarth genandt (um 1673)
- Rosenkranz- oder Mysteriensonaten für Violine und Basso continuo (mit einer Passacaglia für Violine solo) (um 1674)
- Sammlung "Sonatae tam aris quam auris servientes", Erzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg gewidmet (1676)
- Schuldrama "Nemesis variata" (1679; Musik verloren)
- Sammlung "Mensa sonora seu musica instrumentalis, sonatis aliquot liberius sonantibus (Die klingende Taffel / Oder Instrumentalische Taffel=Music mit frisch=lautenden Geigen=Klang)", Erzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg gewidmet (1680)
- Sonatae Violono solo, Erzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg gewidmet (1681)
- Sammlung "Fidicinum sacro-profanum tam choro quam floro pluribus fidibus concinnatum", Erzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg gewidmet (1683)
- Schuldrama "Valerianus" (1684; Musik verloren)
- Schuldrama "Daniel" (1686; Musik verloren)
- Festkantate "Applausi Festivi" (1686)
- Oper "Alesandro in Pietra" (1687; Musik verloren)
- Schuldrama "Ulysses" (1687; Musik verloren)
- Festkantate "Li Trofei della Fede Catholica" (1687)
- Schuldrama "Corvinius" (1688; Musik verloren)
- Schuldrama "Hermenegildus" (1689; Musik verloren)
- Oper "Arminio - Chi la dura la vince" (um 1690, Libretto wahrscheinlich vom Hofpoeten Francesco Maria Raffaelini)
- Schuldrama "Juditha" (1691; Musik verloren)
- Schuldrama "Wenceslaus" (1692; Musik verloren)
- Schuldrama "Pertharitus" (1694; Musik verloren)
- Schuldrama "Alphonsus" (1696; Musik verloren)
- Sammlung von Triosonaten "Harmonia artificiosa-ariosa", Erzbischof Johann Ernst Graf Thun gewidmet (1696)
- Schuldrama "Julius Caesar" (1697; Musik verloren)
- Schuldrama "Thomas Becket" (1698; Musik verloren)
- Dramatische Festkantate "Tratenimento Musicale del' Ossequio di Salisburgo" (1699, komponiert für die Festlichkeiten anlässlich der Durchreise von Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg; Musik verloren)
- weiters: eine große anzahl handschriftlich überlieferter Instrumentalmusik
- die Partituren von mindestens einer weiteren Oper und einer Kantate sind ebenso verloren, wie die Musik zu den unzähligen Schuldramen für die Universität Salzburg. Wieviele Schuldramen von Biber insgesamt komponiert wurden ist nicht bekannt. Er kommt auch als Komponist der Dramen "Fastis fumosus famosus" (1685) und "Ismeria" (1695) in Frage.
Geistliche Werke (basierend auf dem Verzeichnis von Eric Chafe, Toronto 1975)
- Missa Salisburgensis und Motette "Plaudite Tympana" (1682, komponiert höchstwahrscheinlich zur Feier des 1100-jährigen Jubiläums des Erzstifts Salzburg)
- Missa Bruxellensis (1701, komponiert höchstwahrscheinlich zur Errichtung des Ruperti-Ritterorden)
- Missa Alleluia (zwischen 1690 und 1698)
- Missa Christi Resurgentis (1674)
- Missa Sti Henrici (1696, sehr wahrscheinlich komponiert zur Einkleidung seiner Tochter Maria Anna Magdalena als Chorfrau im Stift Nonnberg)
- Missa catholica
- Missa ex B (um 1700)
- Missa à 4 voci in Contrapuncto
- Missa Quadragesimalis
- Missa Sti Alexii in Contrapuncto florido
- Requiem à 15
- Requiem ex F con terza minore
- 6 Psalmi Longiores
- 6 Psalmi de B.M. Virgine
- 6 Psalmi Breviores
- Psalmi per Annum Necessarii (1693), Erzbischof Johann Ernst Graf Thun gewidmet, vom Salzburger Verleger Johann Baptist Mayr unter dem Titel "Vesperae Longiores ac Breviores unacum Litaniis Lauretanis" veröffentlicht
- Vesperae à 32 (1674)
- Laetatus sum à 7 (1676)
- Nisi Dominus aedificaverit Dominus
- Litania de S. Josepho à 20 (komponiert für die Salzburger Josefsbruderschaft)
- Litaniae Lauretanae (1693, aus der Sammlung "Vesperae Longiores ac Breviores unacum Litaniis Lauretanis")
- Offertorium "Huc poenitentes" (nach 1690)
- Offertorium "Ne cedite" (nach 1690)
- Offertorium in Festo septem dolorum "Quo abiit dilectus tuus"
- Offertorium de venerabili Sacramento
- Lux perpetua (1673)
- In Festo Trium Regium, Muttetum Natale à 6
- Salve Regina à 2
- Stabat mater
Schriften
- Singlehre (1694, seiner Tochter Maria Anna Magdalena gewidmet)
Literatur und Quellen
- Biber und Muffat - Salzburger Komponisten zur Zeit des Hochbarock (Jahresschrift 1980 der Salzburger Bachgesellschaft)
- Heinrich Ignaz Franz Biber - Georg Muffat - Zwei Musiker von Weltrang im barocken Salzburg, Katalog zur Ausstellung in der Johann-Michael-Haydn-Gedenkstätte, Salzburg 2004
- Salzburger Musikgeschichte, Verlag Anton Pustet, Salzburg 2005
