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Der NS-Euthanasie fielen im Bundesland Salzburg mehr als 400 Menschen zum Opfer.   
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Der '''NS-Euthanasie''' fielen im [[Bundesland Salzburg]] mehr als 400 Menschen zum Opfer.   
    
==Einführung==
 
==Einführung==
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Der Begriff „Euthanasie“, der heute untrennbar mit den Verbrechen der NS-Zeit verbunden ist, hatte vorher die Bedeutung „Sterbe-Hilfe“. Lange vor der NS-Vernichtungsaktion von sog. „unwertem Leben“ wurden jene Postulate entwickelt, die als Legitimation für die später begangenen Verbrechen dienten. Philosophen, Physiologen, Zoologen und Ärzte, ja selbst Persönlichkeiten aus dem kirchlichen Bereich formulierten seit der 2. Hälfte des [[19. Jh.]] aus unterschiedlichen Beweggründen Theorien, die in ihrer Konsequenz das Töten bestimmter Menschen und Menschengruppen unter bestimmten Umständen straffrei ermöglichen sollten. Man berief sich dabei auf Darwin und auf Nietsche. Grundgedanken waren die Einstufung und Bewertung von Menschen nach ihrer Produktivität, der Glaube an die Möglichkeit künstlicher Auslese und Rassenhygiene und die Legitimierung der Staatsmacht, zugunsten des „Volkskörpers“ nicht „zweckentsprechende“ Menschen „auszumärzen“.
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Der Begriff „Euthanasie“, der heute untrennbar mit den Verbrechen der NS-Zeit verbunden ist, hatte vorher die Bedeutung „Sterbe-Hilfe“. Lange vor der NS-Vernichtungsaktion von sog. „unwertem Leben“ wurden jene Postulate entwickelt, die als Legitimation für die später begangenen Verbrechen dienten. Philosophen, Physiologen, Zoologen und Ärzte, ja selbst Persönlichkeiten aus dem kirchlichen Bereich formulierten seit der zweiten Hälfte des [[19. Jahrhundert]] aus unterschiedlichen Beweggründen Theorien, die in ihrer Konsequenz das Töten bestimmter Menschen und Menschengruppen unter bestimmten Umständen straffrei ermöglichen sollten. Man berief sich dabei auf Darwin und auf Nietsche. Grundgedanken waren die Einstufung und Bewertung von Menschen nach ihrer Produktivität, der Glaube an die Möglichkeit künstlicher Auslese und Rassenhygiene und die Legitimierung der Staatsmacht, zugunsten des „Volkskörpers“ nicht „zweckentsprechende“ Menschen „auszumärzen“.
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Waren es bis[[1920]] kleine, eher sektiererische Gruppen, die Sterilisierung und Tötung für richtig hielten, sind es der Jurist Karl Binding und der Psychiater Alfred E. Hoche, die mit ihren Vorstellungen den Durchbruch herbeiführen. Auf sie gehen der nun auf Menschen angewandte Rentabilitätsgedanke, der später von den Nationalsozialisten aufgegriffen wird, und auch der Begriff „lebensunwert“ zurück.
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Waren es bis [[1920]] kleine, eher sektiererische Gruppen, die Sterilisierung und Tötung für richtig hielten, sind es der Jurist Karl Binding und der Psychiater Alfred E. Hoche, die mit ihren Vorstellungen den Durchbruch herbeiführen. Auf sie gehen der nun auf Menschen angewandte Rentabilitätsgedanke, der später von den Nationalsozialisten aufgegriffen wird, und auch der Begriff „lebensunwert“ zurück.
    
==Nationalsozialismus - “Eine neue Zeit mit neuen Menschen“==
 
==Nationalsozialismus - “Eine neue Zeit mit neuen Menschen“==
    
=====Kategorisierung=====
 
=====Kategorisierung=====
Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr [[1933]] in Deutschland beginnt die Verfolgung aller Missliebigen, die von Heinrich Himmler als „verwahrloste Individuen“ und „Untermenschen“ bezeichnet werden. Hitler hat bald gesetzgebende und ausführende Gewalt, auch gegen die Verfassung. Gemäß seinen Vorstellungen, die er bereits in „Mein Kampf“ veröffentlicht hatte, dass er die Erhaltung der Minderwertigen für eine Verhöhnung der Natur hält, wird bereits am [[14. Juli 1933]] das “ Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ verabschiedet. Neben diesem Sterilisierungsgesetz wurde in gleicher Sitzung ein „Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung“ beschlossen. Zwischen beiden Gesetzen und auch bei ihrer Durchführung wurde nicht zufällig ein enger Zusammenhang gesehen, da man davon ausging, dass sowohl Schwachsinn als auch die Anlagen zum Verbrecher erblich bedingt sind.  
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Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr [[1933]] in Deutschland beginnt die Verfolgung aller Missliebigen, die von Heinrich Himmler als „verwahrloste Individuen“ und „Untermenschen“ bezeichnet werden. Hitler hat bald gesetzgebende und ausführende Gewalt, auch gegen die Verfassung. Gemäß seinen Vorstellungen, die er bereits in „Mein Kampf“ veröffentlicht hatte, dass er die Erhaltung der Minderwertigen für eine Verhöhnung der Natur hält, wird bereits am [[14. Juli]] [[1933]] das “ Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ verabschiedet. Neben diesem Sterilisierungsgesetz wurde in gleicher Sitzung ein „Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung“ beschlossen. Zwischen beiden Gesetzen und auch bei ihrer Durchführung wurde nicht zufällig ein enger Zusammenhang gesehen, da man davon ausging, dass sowohl Schwachsinn als auch die Anlagen zum Verbrecher erblich bedingt sind.  
    
=====Sterilisierung=====
 
=====Sterilisierung=====
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==Euthanasie in der „Ostmark“ ==
 
==Euthanasie in der „Ostmark“ ==
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In der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz begannen im Mai [[1940]] die Vergasungen gemäß dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das am [[1. Jänner 1940]] in der „Ostmark“ eingeführt wurde. Am 9. Juni fand der erste Abtransport auf Salzburger Boden aus der Caritasanstalt St. Anton [[in Bruck]], heute [[Caritas-Kinderdorf St. Anton]], statt. Im Juli 1940 wurde die „Kinderfachabteilung“ am Spiegelgrund in Wien errichtet, wo bis zum Kriegsende Kinder und Jugendliche im Zuge der „Kindereuthanasie“ getötet wurden. Im Jänner [[1941]] wurden 67 Pfleglinge aus der Diakonie Gallneukirchen, darunter vier aus Salzburg, nach Hartheim gebracht. Am 16., 17. und 18. April 1941 wurden drei Transporte mit Patienten und Patientinnen aus der Landesheilanstalt Salzburg nach Hartheim überstellt. Am [[21. April 1941]] erfolgte der Abtransport von über 100 Männern und Frauen aus der Pflegeanstalt in [[Schloss Schernberg]] bei [[Schwarzach im Pongau]]. Im Mai folgte eine weitere Gruppe aus Schernberg und am darauffolgenden Tag, es war der [[21. Mai 1941]] ein vierter Transport aus der Landesheilanstalt Salzburg. Am 25. Mai wurde ein Transport aus Mariathal bei Kramsach/Tirol durchgeführt. Unter den Pfleglingen befanden sich viele, vor allem Kinder, die früher im Konradinum und in der Caritasanstalt St. Anton bei Bruck untergebracht waren.
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In der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz begannen im Mai [[1940]] die Vergasungen gemäß dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das am [[1. Jänner]] [[1940]] in der „Ostmark“ eingeführt wurde. Am 9. Juni fand der erste Abtransport auf Salzburger Boden aus der Caritasanstalt St. Anton in [[Bruck an der Großglocknerstraße]], heute [[Caritas-Kinderdorf St. Anton]], statt. Im Juli 1940 wurde die „Kinderfachabteilung“ am Spiegelgrund in Wien errichtet, wo bis zum Kriegsende Kinder und Jugendliche im Zuge der „Kindereuthanasie“ getötet wurden. Im Jänner [[1941]] wurden 67 Pfleglinge aus der Diakonie Gallneukirchen, darunter vier aus Salzburg, nach Hartheim gebracht. Am 16., 17. und 18. April 1941 wurden drei Transporte mit Patienten und Patientinnen aus der Landesheilanstalt Salzburg nach Hartheim überstellt. Am [[21. April]] [[1941]] erfolgte der Abtransport von über 100 Männern und Frauen aus der Pflegeanstalt in [[Schloss Schernberg]] bei [[Schwarzach im Pongau]]. Im Mai folgte eine weitere Gruppe aus Schernberg und am darauffolgenden Tag, es war der [[21. Mai]] 1941 ein vierter Transport aus der Landesheilanstalt Salzburg. Am 25. Mai wurde ein Transport aus Mariathal bei Kramsach/Tirol durchgeführt. Unter den Pfleglingen befanden sich viele, vor allem Kinder, die früher im Konradinum und in der Caritasanstalt St. Anton bei Bruck untergebracht waren.
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Am [[24. August 1941]] verfügte Adolf Hitler aufgrund des Unmutes der Bevölkerung die offizielle Einstellung der Massenmordaktion. Inoffiziell wurde in vielen Anstalten – wie z.B. am Spiegelgrund, wo auch Kinder aus Salzburg ermordet wurden  – weiter getötet.  
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Am [[24. August]] 1941 verfügte Adolf Hitler aufgrund des Unmutes der Bevölkerung die offizielle Einstellung der Massenmordaktion. Inoffiziell wurde in vielen Anstalten – wie z.B. am Spiegelgrund, wo auch Kinder aus Salzburg ermordet wurden  – weiter getötet.  
    
Insgesamt fielen der NS-Euthanasieaktion über 400 Kranke und Menschen mit Beeinträchtigung aus dem Bundesland Salzburg zum Opfer. Ihrer wurde in der von der Laube GmbH gestalteten Ausstellung LEBENS(UN)WERT – „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, die in allen Bezirken durchgeführt wurde, in würdiger Form gedacht.
 
Insgesamt fielen der NS-Euthanasieaktion über 400 Kranke und Menschen mit Beeinträchtigung aus dem Bundesland Salzburg zum Opfer. Ihrer wurde in der von der Laube GmbH gestalteten Ausstellung LEBENS(UN)WERT – „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, die in allen Bezirken durchgeführt wurde, in würdiger Form gedacht.
    
==Quellen==
 
==Quellen==
 
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* Ernst Klee, „Euthanasie“ im NS-Staat, Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Dezember 1991  
Klee, Ernst, „Euthanasie“ im NS-Staat, Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Dezember 1991  
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* Walter Reschreiter, LEBENS(UN)WERT, „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten Gmbh.
 
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Reschreiter, Walter, LEBENS(UN)WERT, „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten Gmbh.
      
[[Kategorie:Geschichte]]
 
[[Kategorie:Geschichte]]