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| | ==Vorgestellt== | | ==Vorgestellt== |
| − | Walter Reschreiter scheint nichts so schnell aus der Ruhe zu bringen, nicht einmal der Verlust eines Großkunden. Reschreiter ist bei der gemeinnützigen Laube GmbH dafür zuständig, 200 psychisch kranken Salzburgern Arbeit zu besorgen. | + | Walter Reschreiter schien nichts so schnell aus der Ruhe zu bringen, nicht einmal der Verlust eines Großkunden. Reschreiter war bei der gemeinnützigen Laube GmbH dafür zuständig, 200 psychisch kranken Salzburgern Arbeit zu besorgen. |
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| − | Mehr als die Hälfte des Auftragsvolumens im [[Tennengau]] fiel bislang auf Johnson & Johnson in [[Hallein]]. Doch dort wird im März die Produktion eingestellt. Reschreiter sieht das dennoch gelassen. "''Wir werden andere Auftraggeber suchen. Wir sind ansonsten bestens ausgelastet. Wir können nicht jammern.''" | + | Mehr als die Hälfte des Auftragsvolumens im [[Tennengau]] fiel bislang auf Johnson & Johnson in [[Hallein]]. Doch dort wurde im März die Produktion eingestellt. Reschreiter sah das dennoch gelassen und meinte damals: "''Wir werden andere Auftraggeber suchen. Wir sind ansonsten bestens ausgelastet. Wir können nicht jammern.''" |
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| − | Seine Kollegen bei der Laube beschreiben Reschreiter als "ausgeglichen" und "kreativ". Diese Eigenschaften sind wohl auch nötig bei der täglichen Arbeit mit psychisch Kranken. Es sei nicht immer einfach, gibt der dreifache Familienvater zu bedenken. Andererseits werde hier der Erfolg unmittelbar sichtbar. "''Arbeit ist etwas ganz Wichtiges für psychisch kranke Menschen. Es gibt ihnen Identität zurück.''" | + | Seine Kollegen bei der Laube beschreiben Reschreiter als "ausgeglichen" und "kreativ". Diese Eigenschaften sind wohl auch nötig bei der täglichen Arbeit mit psychisch Kranken. Es sei nicht immer einfach, gab der dreifache Familienvater zu bedenken. Andererseits werde hier der Erfolg unmittelbar sichtbar. "''Arbeit ist etwas ganz Wichtiges für psychisch kranke Menschen. Es gibt ihnen Identität zurück.''" |
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| | Mit dem "Anders sein" von Menschen wurde Reschreiter schon früh konfrontiert. Sein Großonkel Leopold war geistig schwer behindert, entkam aber der Vernichtungsindustrie der [[Nationalsozialisten]]. "''Er wurde von Bauern versteckt und hat so überlebt.''" Die Erinnerung an den Großonkel war mit ein Grund, dass Reschreiter während des Psychologie-Studiums begann, sich mit der [[NS-Euthanasie]] auseinander zu setzen. Ein weiteres Motiv war die bequeme österreichische Art des Umgangs mit der Vergangenheit. "''Die Täter wie [[Heinrich Gross]] kamen nach dem Krieg schnell wieder zu gesellschaftlichen Ehren''", sagt Reschreiter. "''Die Euthanasie-Opfer dagegen waren bis [[1995]] keine anerkannte NS-Opfergruppe.''" | | Mit dem "Anders sein" von Menschen wurde Reschreiter schon früh konfrontiert. Sein Großonkel Leopold war geistig schwer behindert, entkam aber der Vernichtungsindustrie der [[Nationalsozialisten]]. "''Er wurde von Bauern versteckt und hat so überlebt.''" Die Erinnerung an den Großonkel war mit ein Grund, dass Reschreiter während des Psychologie-Studiums begann, sich mit der [[NS-Euthanasie]] auseinander zu setzen. Ein weiteres Motiv war die bequeme österreichische Art des Umgangs mit der Vergangenheit. "''Die Täter wie [[Heinrich Gross]] kamen nach dem Krieg schnell wieder zu gesellschaftlichen Ehren''", sagt Reschreiter. "''Die Euthanasie-Opfer dagegen waren bis [[1995]] keine anerkannte NS-Opfergruppe.''" |
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| | So begann der Nike-Preisträger in den [[1980er]] Jahren, Akten zu studieren, Quellen zu sammeln, mit Angehörigen von Opfern des NS-Euthanasieprogramms zu reden. Viele Jahre später gestaltete er - inhaltlich unterstützt vom Historiker [[Johannes Hofinger]] und der Dipl. Sozialarbeiterin [[Christina Nöbauer]] - aus dem gesammelten Material eine Gedenk-Ausstellung, die 2006 im Halleiner Keltenmuseum eröffnet wurde und am Allerseelentag [[2008]] im [[Salzburg Museum]] zum letzten Mal zu sehen war. | | So begann der Nike-Preisträger in den [[1980er]] Jahren, Akten zu studieren, Quellen zu sammeln, mit Angehörigen von Opfern des NS-Euthanasieprogramms zu reden. Viele Jahre später gestaltete er - inhaltlich unterstützt vom Historiker [[Johannes Hofinger]] und der Dipl. Sozialarbeiterin [[Christina Nöbauer]] - aus dem gesammelten Material eine Gedenk-Ausstellung, die 2006 im Halleiner Keltenmuseum eröffnet wurde und am Allerseelentag [[2008]] im [[Salzburg Museum]] zum letzten Mal zu sehen war. |
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| − | Reschreiter, der das Kanufahren auf schwedischen Seen zum "Abschalten" nützt, hat indes schon ein neues Ziel vor Augen: die Politik. Er, der sich selbst einen "zugeheirateten Halleiner" nennt, kandidiert an 9. Stelle auf der [[SPÖ]]-Liste für den Halleiner Gemeinderat. In gewisser Hinsicht scheint seine Annäherung an die Politik auch prophylaktischer Natur zu sein. "Ich habe die Tendenz gesehen, dass ich sonst zum Dauernörgler werden könnte." | + | Reschreiter, der das Kanufahren auf schwedischen Seen zum "Abschalten" nützte, hatte indes schon ein neues Ziel vor Augen: die Politik. Er, der sich selbst einen "zugeheirateten Halleiner" nennt, kandidierte an 9. Stelle auf der [[SPÖ]]-Liste für den Halleiner Gemeinderat. In gewisser Hinsicht schien seine Annäherung an die Politik auch prophylaktischer Natur zu sein. O-Ton: "Ich habe die Tendenz gesehen, dass ich sonst zum Dauernörgler werden könnte." |
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| − | Seit [[1. März]] [[2009]] ist er tatsächlich als Sozial- und Kultursprecher der SPÖ in der Halleiner [[Gemeindevertretung]] und hat bereits einigen Schwung in die Stadtpolitik gebracht. "''Langsam wird es mit ihm mühsam!''", zeigte sich das mit absoluter Mehrheit regierende Stadtoberhaupt Dr. [[Christian Stöckl]] ([[ÖVP]]) von seinem Engagement und den vielen Anträgen schon etwas genervt. Und so wundert es nicht, dass [[Theresia Kaserer]], Redakteurin des [[Bezirksblätter|Tennengauer Bezirkblatt]]s, "Walter" und "Reschreiter" zu den Unwörtern des Jahres 2009 für den Halleiner Bürgermeister erklärt hat. | + | Seit [[1. März]] [[2009]] war er tatsächlich als Sozial- und Kultursprecher der SPÖ in der Halleiner [[Gemeindevertretung]] und hatte bereits einigen Schwung in die Stadtpolitik gebracht. "''Langsam wird es mit ihm mühsam!''", zeigte sich das mit absoluter Mehrheit regierende Stadtoberhaupt Dr. [[Christian Stöckl]] ([[ÖVP]]) von seinem Engagement und den vielen Anträgen schon etwas genervt. Und so wundert es nicht, dass [[Theresia Kaserer]], Redakteurin des [[Bezirksblätter|Tennengauer Bezirkblatt]]s, "Walter" und "Reschreiter" zu den Unwörtern des Jahres 2009 für den Halleiner Bürgermeister erklärt hat. |
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| − | Mit Herbst 2010 wurde Walter Reschreiter zum neuen geschäftsführenden Stadtparteivorsitzenden der SPÖ Hallein gewählt und seit [[14. Juni]] [[2012]] ist er Vizebürgermeister der Stadt Hallein. In diesen Funktionen kann Walter Reschreiter noch mehr bewegen. | + | Mit Herbst 2010 wurde Walter Reschreiter zum neuen geschäftsführenden Stadtparteivorsitzenden der SPÖ Hallein gewählt und seit [[14. Juni]] [[2012]] war er Vizebürgermeister der Stadt Hallein. In diesen Funktionen konnte Walter Reschreiter noch mehr bewegen. |
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| | Am Mittwoch, dem 18. Jänner 2017, starb Walter Reschreiter unerwartet an den Folgen eines Herzinfarkts. Er hinterlässt nicht nur in seiner Familie eine große Lücke, sondern wird all jenen, die seine Pionierarbeit im Bereich der Erinnerungskultur begleitet und geschätzt haben, unvergesslich bleiben. | | Am Mittwoch, dem 18. Jänner 2017, starb Walter Reschreiter unerwartet an den Folgen eines Herzinfarkts. Er hinterlässt nicht nur in seiner Familie eine große Lücke, sondern wird all jenen, die seine Pionierarbeit im Bereich der Erinnerungskultur begleitet und geschätzt haben, unvergesslich bleiben. |