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| | Das Kloster wurde im Jahr [[1267]] als Begräbnisstätte des Geschlechtes der Fruntsberger begründet und dem Orden der Dominikanerinnen übergeben. Nach 200 Jahren ging das Kloster zur Gänze in den Besitz des Ordens über. [[1682]] fielen die Gebäude einem Brand zum Opfer.100 Jahre später wurde das Kloster [[1782]] wie viele andere Klöster von Kaiser Josef II. säkularisiert. [[1863]] übernahm der Orden der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul die Klosteranlage. [[1867]] gründeten die Schwestern im Kloster Mariathal eine Volksschule für verwaiste Mädchen. | | Das Kloster wurde im Jahr [[1267]] als Begräbnisstätte des Geschlechtes der Fruntsberger begründet und dem Orden der Dominikanerinnen übergeben. Nach 200 Jahren ging das Kloster zur Gänze in den Besitz des Ordens über. [[1682]] fielen die Gebäude einem Brand zum Opfer.100 Jahre später wurde das Kloster [[1782]] wie viele andere Klöster von Kaiser Josef II. säkularisiert. [[1863]] übernahm der Orden der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul die Klosteranlage. [[1867]] gründeten die Schwestern im Kloster Mariathal eine Volksschule für verwaiste Mädchen. |
| | ==Das Kloster in der Zeit des Nationalsozialismus== | | ==Das Kloster in der Zeit des Nationalsozialismus== |
| − | Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde der Orden zur Schließung dieser Schule und zur Aufnahme geistig schwerst behinderter und voll pflegebedürftiger Kinder, Jugendlicher und Erwachsener gezwungen. Sie wurden aus verschiedenen Anstalten in Tirol und in Salzburg nach Mariathal verlegt, darunter waren Kinder und Jugendliche aus der [[Caritas Anstalt St. Anton]] in [[Bruck an der Großglocknerstraße]] und dem von den Nationalsozialisten bereits im Jahr [[1938]] geschlossenen [[Konradinum]] in [[Eugendorf]]. | + | Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde der Orden zur Schließung dieser Schule und zur Aufnahme geistig schwerst behinderter und voll pflegebedürftiger Kinder, Jugendlicher und Erwachsener gezwungen. Sie wurden aus verschiedenen Anstalten in Tirol und in Salzburg nach Mariathal verlegt, darunter waren Kinder und Jugendliche aus der [[Caritas-Anstalt St. Anton]] in [[Bruck an der Großglocknerstraße]] und dem von den Nationalsozialisten bereits im Jahr [[1938]] geschlossenen [[Konradinum]] in [[Eugendorf]]. |
| | Im Frühjahr 1941 wurde der Anstaltsleitung behördlicherseits schriftlich mitgeteilt, dass alle Pfleglinge in eine andere Anstalt verlegt würden, in der es ihnen besser ergehen würde. Zwei Tage später – es war der 25. Mai 1941 – kamen zwei große Transportautos, in die alle in Mariathal aufhältigen Pfleglinge vom Begleitpersonal ohne Verzug und teils mit großer Brutalität verladen wurden, um sie in die Tötungsanstalt Hartheim zu deportieren. | | Im Frühjahr 1941 wurde der Anstaltsleitung behördlicherseits schriftlich mitgeteilt, dass alle Pfleglinge in eine andere Anstalt verlegt würden, in der es ihnen besser ergehen würde. Zwei Tage später – es war der 25. Mai 1941 – kamen zwei große Transportautos, in die alle in Mariathal aufhältigen Pfleglinge vom Begleitpersonal ohne Verzug und teils mit großer Brutalität verladen wurden, um sie in die Tötungsanstalt Hartheim zu deportieren. |
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| | Laut Augenzeugenbericht wäre ein sechsjähriger Bub noch von seiner Tante abgeholt worden. Im Ausgangsbereich wurde ihr der Bub jedoch aus der Hand gerissen und in eines der Autos gezwungen. Ein anderes der Kinder war zum Zeitpunkt der Abholung schwer krank und bereits dem Tode nahe. Die anwesende Schwester bat darum, den Buben im Kloster zu belassen, da er ohnehin gleich sterben würde. Das todkranke Kind wurde jedoch aus seinem Bett gezerrt und zusammen mit allen anderen in das Transportauto verfrachtet. Von den rund 70 beeinträchtigten Personen, die zwischen 1938 und 1941 aus Anstalten wie dem Konradinum in Eugendorf, der Caritas Anstalt St. Anton in Bruck an der Großglocknerstraße, aus Fügen und aus Mils in Tirol nach Mariathal zwangsverlegt worden waren, überlebte niemand. | | Laut Augenzeugenbericht wäre ein sechsjähriger Bub noch von seiner Tante abgeholt worden. Im Ausgangsbereich wurde ihr der Bub jedoch aus der Hand gerissen und in eines der Autos gezwungen. Ein anderes der Kinder war zum Zeitpunkt der Abholung schwer krank und bereits dem Tode nahe. Die anwesende Schwester bat darum, den Buben im Kloster zu belassen, da er ohnehin gleich sterben würde. Das todkranke Kind wurde jedoch aus seinem Bett gezerrt und zusammen mit allen anderen in das Transportauto verfrachtet. Von den rund 70 beeinträchtigten Personen, die zwischen 1938 und 1941 aus Anstalten wie dem Konradinum in Eugendorf, der Caritas Anstalt St. Anton in Bruck an der Großglocknerstraße, aus Fügen und aus Mils in Tirol nach Mariathal zwangsverlegt worden waren, überlebte niemand. |
| | Zwei bis drei Wochen später erschienen SS-Leute, erklärten das Heim im Namen des Reichsstatthalters für beschlagnahmt und zwangen die Ordensfrauen binnen zweier Stunden das Kloster zu verlassen. Es wurde ihnen nur die Mitnahme des Allernotwendigsten gestattet. | | Zwei bis drei Wochen später erschienen SS-Leute, erklärten das Heim im Namen des Reichsstatthalters für beschlagnahmt und zwangen die Ordensfrauen binnen zweier Stunden das Kloster zu verlassen. Es wurde ihnen nur die Mitnahme des Allernotwendigsten gestattet. |
| − | Die NS-Behörden verwendeten die geräumten Gebäude des Klosters Mariathal zur Einrichtung eines Erziehungsheimes für Mädchen. | + | Die NS-Behörden verwendeten die geräumten Gebäude des Klosters Mariathal zur Einrichtung eines Erziehungsheimes für Mädchen. |
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| | ==Das Kloster Mariathal nach Ende des Zweiten Weltkrieges== | | ==Das Kloster Mariathal nach Ende des Zweiten Weltkrieges== |
| | Nach Ende der NS-Zeit wurde die Liegenschaft in den Besitz des Ordens rück geführt. [[1950]] erwarb das Land Tirol das Kloster. [[1971]] wurde das Erziehungsheim für Mädchen geschlossen und eine Landessonderschule mit angeschlossenem Internat gegründet. | | Nach Ende der NS-Zeit wurde die Liegenschaft in den Besitz des Ordens rück geführt. [[1950]] erwarb das Land Tirol das Kloster. [[1971]] wurde das Erziehungsheim für Mädchen geschlossen und eine Landessonderschule mit angeschlossenem Internat gegründet. |