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Durch archäologische Funde ist eine Besiedelung von Marzoll in der älteren und mittleren [[Bronzezeit]] nachgewiesen. Das zugehörige Gräberfeld wurde 2009 direkt an der deutsch-österreichischen Grenze auf dem Gebiet der Gemeinde [[Großgmain]] entdeckt. Auch die Menschen der Urnenfelderzeit und später die Kelten der Spät-Latènezeit siedelten an der gleichen Stelle. In der Zeit der römischen Herrschaft baute man einen Gutshof (villa rustica) mit Mosaikfußböden und Fußbodenheizung an diesem Platz.
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Die Ortsnamen „Marzoll“ und „Türk“ sind ebenfalls römischen Ursprungs. In der Notitia Arnonis (788-790) wird Marzoll mit der Nennung der Kirche „ad marciolas“ erstmals urkundlich erwähnt. Während der Ablösung des Salzburger Landes von Bayern in den Jahren [[1275]] bis [[1328]], blieb Marzoll im Herrschaftsbereich des bayerischen Herzogs.
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Um [[1484]] erhielt die Reichenhaller Patrizierfamilie Fröschl die Hofmarksrechte (niedere Gerichtshoheit) über Marzoll. Die [[Hofmark]] umfasste die Ortsteile Marzoll und Schwarzbach, während Türk und Weißbach zum Landgericht Reichenhall gehörten. Das bedeutendste Mitglied dieser einflussreichen Familie war Wiguleus Fröschl von Marzoll (1445-1517), der im Jahr 1500 zum Fürstbischof von Passau gewählt wurde. Im Jahre 1525 wurde Degenhard II. Fröschl als ausländischer Landmann in die [[Salzburger Landtafel]] (Versammlung der Landstände) aufgenommen. An der Stelle eines bescheidenen Vorgängerbaus errichteten sich die Fröschl bis [[1536]] einen Familiensitz im Stil der Renaissance. Die Schlossanlage in Form eines kubischen Baukörpers mit vier von „Welschen Hauben“ gekrönten Ecktürmen war eine der ersten ihrer Art in Bayern.
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Von 1605 bis 1798 war die Hofmark Marzoll im Besitz der Salzburger Familie [[Lasser von Lasseregg]]. In der Eingangshalle der Kirche sind noch heute einige Grabplatten dieser Familie zu sehen. 1798 fielen die Hofmarksrechte an das [[Kurfürstentum Bayern]] und das Schloss kam in den Besitz der Familie Laßberg. Ab [[1834]] besaßen die Freiherrn von Aretin das Schloss. Die Freiherren von Malsen, ab 1837 Besitzer des Anwesens, ließen die Renaissance-Kuppeln der vier Türme abtragen und durch Zinnen im Stil der [[Neugotik]] ersetzen.
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Die bedeutende Wallfahrt zum Heiligen Valentin in der Marzoller Kirche geht auf ein Wunder im Jahre [[1496]] zurück, bei dem ein Kind aus [[Thalgau]] von der Epilepsie geheilt worden sein soll. Die meisten Wallfahrer kamen aus salzburgischen Orten der näheren und weiteren Umgebung, aus [[Wals]], [[Piding]], [[Ainring]] und [[Bergheim]], auch aus [[Salzburghofen]], [[Saaldorf]], [[Anthering]] und [[Thalgau]]. Die Wallfahrt, bei der vor allem lebende schwarze Hennen geopfert wurden, erreichte später im 17. und [[18. Jahrhundert]] ihre höchste Blüte und kam nach der Aufklärung zum Erliegen.
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Im Jahr [[1818]] entstand aus den Dörfern Marzoll, Türk, Schwarzbach und Weißbach die Gemeinde Marzoll. Der Ort war von jeher durch die Landwirtschaft geprägt. Zeugen der über Jahrhunderte gewachsenen bäuerlichen Kultur sind neben der Kulturlandschaft vor allem erhaltene historische Bauernhöfe. Als bemerkenswerte Beispiele für den Typ des „[[Salzburger Flachgauhof]]s“ gelten die Anwesen „Hager“, „Landerl“, „Jagl“ und „Hoder“ in Türk.
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Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Marzoll zeigt unter anderem die drei Kleeblätter aus dem Familienwappen der Familie Lasser von Lasseregg.
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==Quellen (Geschichte):==
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Walter Brugger: St. Valentin Marzoll,  Kirchenführer, Regensburg 1997
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[[Herbert Fröhlich]]: Marzoll, eine oberbayerische Chronik, Bad Reichenhall 2008
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[[Andreas Hirsch]]: St. Valentin - Helfer gegen die Frais, Marzoll war einst ein viel besuchter Wallfahrtsort, Heimatblätter 2/2009.
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Andreas Hirsch: Türk – das Landgut des Durius. Der Marzoller Ortsteil erhielt in der Römerzeit seinen Namen, Heimatblätter 1/2011
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Andrea Krammer: Kelten, Römer und Bajuwaren, Führer zu den vor- und frühgeschichtlichen Stätten im Reichenhaller Raum, Bad Reichenhall 2012
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[[Johannes Lang]]: Geschichte von Bad Reichenhall. Neustadt/Aisch 2009
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Johannes Lang: Reichenhaller Burgenweg. Bad Reichenhall, 2004
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Version vom 19. September 2012, 13:07 Uhr

Marzoll, Schloss u. Kirche vor dem Untersberg
Wallfahrtskirche St. Valentin, Marzoll

Marzoll ist ein direkt an das Bundesland Salzburg angrenzender Ortsteil der Stadt Bad Reichenhall im Landkreis Berchtesgadener Land in Bayern.

Allgemeines

Ab dem ausgehenden Mittelalter war Marzoll ein Hofmark[1]. Von 1605 bis 1788 (1798?) war die Hofmark Marzoll im Besitz, und teils auch Sitz, der Familie Lasser von Lasseregg.

Marzoll war bis zur Deutschen Gemeindegebietsreform 1978 eine selbständige Gemeinde, die aus den vier Ortschaften Marzoll, Türk, Schwarzbach und Weißbach bestand. Der ehemalige Grenzübergang Walserberg sowohl an der Westautobahn als auch an der Wiener Straße (B 1) liegt auf Marzoller Gemeindegebiet. Bekannt ist der Ort vor allem für das Schloss Marzoll aus dem 16. Jahrhundert, die Wallfahrtskirche St. Valentin und den Mozartkugel-Hersteller Reber.

Aus Marzoll stammt der Maibaumkraxler Toni Hager.

Geschichte

Durch archäologische Funde ist eine Besiedelung von Marzoll in der älteren und mittleren Bronzezeit nachgewiesen. Das zugehörige Gräberfeld wurde 2009 direkt an der deutsch-österreichischen Grenze auf dem Gebiet der Gemeinde Großgmain entdeckt. Auch die Menschen der Urnenfelderzeit und später die Kelten der Spät-Latènezeit siedelten an der gleichen Stelle. In der Zeit der römischen Herrschaft baute man einen Gutshof (villa rustica) mit Mosaikfußböden und Fußbodenheizung an diesem Platz.

Die Ortsnamen „Marzoll“ und „Türk“ sind ebenfalls römischen Ursprungs. In der Notitia Arnonis (788-790) wird Marzoll mit der Nennung der Kirche „ad marciolas“ erstmals urkundlich erwähnt. Während der Ablösung des Salzburger Landes von Bayern in den Jahren 1275 bis 1328, blieb Marzoll im Herrschaftsbereich des bayerischen Herzogs.


Um 1484 erhielt die Reichenhaller Patrizierfamilie Fröschl die Hofmarksrechte (niedere Gerichtshoheit) über Marzoll. Die Hofmark umfasste die Ortsteile Marzoll und Schwarzbach, während Türk und Weißbach zum Landgericht Reichenhall gehörten. Das bedeutendste Mitglied dieser einflussreichen Familie war Wiguleus Fröschl von Marzoll (1445-1517), der im Jahr 1500 zum Fürstbischof von Passau gewählt wurde. Im Jahre 1525 wurde Degenhard II. Fröschl als ausländischer Landmann in die Salzburger Landtafel (Versammlung der Landstände) aufgenommen. An der Stelle eines bescheidenen Vorgängerbaus errichteten sich die Fröschl bis 1536 einen Familiensitz im Stil der Renaissance. Die Schlossanlage in Form eines kubischen Baukörpers mit vier von „Welschen Hauben“ gekrönten Ecktürmen war eine der ersten ihrer Art in Bayern. Von 1605 bis 1798 war die Hofmark Marzoll im Besitz der Salzburger Familie Lasser von Lasseregg. In der Eingangshalle der Kirche sind noch heute einige Grabplatten dieser Familie zu sehen. 1798 fielen die Hofmarksrechte an das Kurfürstentum Bayern und das Schloss kam in den Besitz der Familie Laßberg. Ab 1834 besaßen die Freiherrn von Aretin das Schloss. Die Freiherren von Malsen, ab 1837 Besitzer des Anwesens, ließen die Renaissance-Kuppeln der vier Türme abtragen und durch Zinnen im Stil der Neugotik ersetzen.

Die bedeutende Wallfahrt zum Heiligen Valentin in der Marzoller Kirche geht auf ein Wunder im Jahre 1496 zurück, bei dem ein Kind aus Thalgau von der Epilepsie geheilt worden sein soll. Die meisten Wallfahrer kamen aus salzburgischen Orten der näheren und weiteren Umgebung, aus Wals, Piding, Ainring und Bergheim, auch aus Salzburghofen, Saaldorf, Anthering und Thalgau. Die Wallfahrt, bei der vor allem lebende schwarze Hennen geopfert wurden, erreichte später im 17. und 18. Jahrhundert ihre höchste Blüte und kam nach der Aufklärung zum Erliegen.

Im Jahr 1818 entstand aus den Dörfern Marzoll, Türk, Schwarzbach und Weißbach die Gemeinde Marzoll. Der Ort war von jeher durch die Landwirtschaft geprägt. Zeugen der über Jahrhunderte gewachsenen bäuerlichen Kultur sind neben der Kulturlandschaft vor allem erhaltene historische Bauernhöfe. Als bemerkenswerte Beispiele für den Typ des „Salzburger Flachgauhofs“ gelten die Anwesen „Hager“, „Landerl“, „Jagl“ und „Hoder“ in Türk.

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Marzoll zeigt unter anderem die drei Kleeblätter aus dem Familienwappen der Familie Lasser von Lasseregg.


Quellen (Geschichte):

Walter Brugger: St. Valentin Marzoll, Kirchenführer, Regensburg 1997 Herbert Fröhlich: Marzoll, eine oberbayerische Chronik, Bad Reichenhall 2008 Andreas Hirsch: St. Valentin - Helfer gegen die Frais, Marzoll war einst ein viel besuchter Wallfahrtsort, Heimatblätter 2/2009. Andreas Hirsch: Türk – das Landgut des Durius. Der Marzoller Ortsteil erhielt in der Römerzeit seinen Namen, Heimatblätter 1/2011 Andrea Krammer: Kelten, Römer und Bajuwaren, Führer zu den vor- und frühgeschichtlichen Stätten im Reichenhaller Raum, Bad Reichenhall 2012 Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall. Neustadt/Aisch 2009 Johannes Lang: Reichenhaller Burgenweg. Bad Reichenhall, 2004

Bildergalerie

Weblink

Weiterführend

Für Informationen zum Thema Marzoll, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema.

Quellen

Fußnote

  1. Hofmark ist ein Begriff aus dem mittelalterlichen Recht im Herzogtum Bayern und angrenzenden Gebieten, Quelle Wikipedia