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| | Josef Thorak war der Sohn des aus Ostpreußen gebürtigen Töpfers Josef Thorak und der Salzburger Buchbinderin Mathilde Emig<ref name= "TfB"/>. Gleich nach der Geburt zog seine Mutter – die Eltern heirateten erst sieben Jahre später<ref name= "TfB"/> – mit ihm von Wien wieder in ihre Heimatstadt Salzburg und fand hier eine Wohnung im Nonntal. Er wurde zur Erziehung in ein Salzburger Kloster gegeben, früh Waise und verbrachte seine Kindheit und frühe Jugend in Heimen, lange war er auch Zögling in der [[Edmundsburg]]. | | Josef Thorak war der Sohn des aus Ostpreußen gebürtigen Töpfers Josef Thorak und der Salzburger Buchbinderin Mathilde Emig<ref name= "TfB"/>. Gleich nach der Geburt zog seine Mutter – die Eltern heirateten erst sieben Jahre später<ref name= "TfB"/> – mit ihm von Wien wieder in ihre Heimatstadt Salzburg und fand hier eine Wohnung im Nonntal. Er wurde zur Erziehung in ein Salzburger Kloster gegeben, früh Waise und verbrachte seine Kindheit und frühe Jugend in Heimen, lange war er auch Zögling in der [[Edmundsburg]]. |
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| − | Er ging auf Wanderschaft und erlernte in Bulgarien das Töpferhandwerk. Nach der Keramiklehre wurde er an der Wiener Kunstakademie aufgenommen, an der er bis [[1914]] studierte; 1913 erhielt er eine Goldmedaille für seine künstlerische Arbeit. Er beendete sein Studium in Berlin. | + | Er ging auf Wanderschaft und erlernte in [[Bulgarien]] das Töpferhandwerk. Nach der Keramiklehre wurde er an der Wiener Kunstakademie aufgenommen, an der er bis [[1914]] studierte; 1913 erhielt er eine Goldmedaille für seine künstlerische Arbeit. Er beendete sein Studium in Berlin. |
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| | 1917 heiratete er zum ersten Mal. Seit 1920 lebte er mit seiner Frau Herta und den Söhnen Siegfried und Klaus in Bad Saarow bei Berlin. Nun konnte er sich bereits ein eigenes Haus mit Atelier leisten. 1926 ließ er sich scheiden. In den [[1920er]]-Jahren machte er sich vor allem durch Plastiken in Wachs einen Namen, so dass er bereits 1928 mit dem Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste ausgezeichnet wurde. Nun war er so bekannt, dass ein Film über ihn gedreht wurde und der Kunsthistoriker Wilhelm von Bode ein Buch über ihn verfasste. | | 1917 heiratete er zum ersten Mal. Seit 1920 lebte er mit seiner Frau Herta und den Söhnen Siegfried und Klaus in Bad Saarow bei Berlin. Nun konnte er sich bereits ein eigenes Haus mit Atelier leisten. 1926 ließ er sich scheiden. In den [[1920er]]-Jahren machte er sich vor allem durch Plastiken in Wachs einen Namen, so dass er bereits 1928 mit dem Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste ausgezeichnet wurde. Nun war er so bekannt, dass ein Film über ihn gedreht wurde und der Kunsthistoriker Wilhelm von Bode ein Buch über ihn verfasste. |
| | [[Datei:Hilda Thorak geb. Lubowski, Passbild.jpg|thumb|Hilda Thorak geb. Lubowski, die zweite Ehefrau]] | | [[Datei:Hilda Thorak geb. Lubowski, Passbild.jpg|thumb|Hilda Thorak geb. Lubowski, die zweite Ehefrau]] |
| − | Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Josef Thorak 1929 die Berlinerin Hilda Lubowski (* 16. Mai 1897 Bad Wilfersdorf<ref>Laut Reisepass</ref>). Diese war Jüdin, sodass dem Bildhauer, nachdem die [[NS|Nationalsozialisten]] im Jahr [[1933]] die Macht ergriffen hatten, zunächst sämtliche Aufträge entzogen wurden. Sogleich, im Jahr 1933, ließ sich Josef Thorak von Hilda scheiden. Eine Zeit lang lebte sie noch in seinem Haus, ehe sie sich zur Emigration gezwungen sah. Die Möglichkeit, eine persönliche "Sondergenehmigung“ [[Adolf Hitler]]s (Erlaubnis, weiterhin mit der jüdischen Frau zusammen zu leben) zu erwirken, versuchte Thorak nicht zu nutzen. Seine Frau und der gemeinsame Sohn Peter emigrierten nach England und gelten als verschollen. | + | Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Josef Thorak 1929 die Berlinerin Hilda Lubowski (* 16. Mai 1897 Bad Wilfersdorf<ref>Laut Reisepass</ref>). Diese war Jüdin, sodass dem Bildhauer, nachdem die [[NS|Nationalsozialisten]] im Jahr [[1933]] die Macht ergriffen hatten, zunächst sämtliche Aufträge entzogen wurden. Sogleich, im Jahr 1933, ließ sich Josef Thorak von Hilda scheiden. Eine Zeit lang lebte sie noch in seinem Haus, ehe sie sich zur Emigration gezwungen sah. Die Möglichkeit, eine persönliche "Sondergenehmigung" [[Adolf Hitler]]s (Erlaubnis, weiterhin mit der jüdischen Frau zusammen zu leben) zu erwirken, versuchte Thorak nicht zu nutzen. Seine Frau und der gemeinsame Sohn Peter emigrierten nach England und gelten als verschollen. |
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| | Thorak stieg dank seinem den Nationalsozialisten zusagenden Stil und seinem Hang zur Monumentalplastik zu einem der am meisten beschäftigten und geförderten Künstler des NS-Reiches auf. 1937 wurde er zum Professor an der Kunstakademie München ernannt. | | Thorak stieg dank seinem den Nationalsozialisten zusagenden Stil und seinem Hang zur Monumentalplastik zu einem der am meisten beschäftigten und geförderten Künstler des NS-Reiches auf. 1937 wurde er zum Professor an der Kunstakademie München ernannt. |
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| − | Zu seinen für nationalsozialistische Auftraggeber geschaffenen Arbeiten gehören mehrere Darstellungen Adolf Hitlers, eine Skulptur "Siegesgöttin“ für das Nürnberger Reichsparteitagsgelände sowie die Figur "Mutter und Kind“ für das Lebensbornheim in Steinhöring. | + | Zu seinen für nationalsozialistische Auftraggeber geschaffenen Arbeiten gehören mehrere Darstellungen Adolf Hitlers, eine Skulptur "Siegesgöttin" für das Nürnberger Reichsparteitagsgelände sowie die Figur "Mutter und Kind" für das Lebensbornheim in Steinhöring. |
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| − | Aber auch die [[Türkei]] erteilte ihm eine Reihe von Staatsaufträgen. So schuf er 1934 das türkische nationale Befreiungsdenkmal in Eskişehir und in Ankara das Kemal-Atatürk-Denkmal (mit sich aufbäumendem Ross)<ref>[http://tr.wikipedia.org/w/index.php?title=%C3%96zel%3AAra&search=Thorak Vgl. "Joseph Thorak“ auf der türkischen Wikipedia.]</ref>. | + | Aber auch die [[Türkei]] erteilte ihm eine Reihe von Staatsaufträgen. So schuf er 1934 das türkische nationale Befreiungsdenkmal in Eskişehir und in Ankara das Kemal-Atatürk-Denkmal (mit sich aufbäumendem Ross)<ref>[http://tr.wikipedia.org/w/index.php?title=%C3%96zel%3AAra&search=Thorak Vgl. "Joseph Thorak" auf der türkischen Wikipedia.]</ref>. |
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| | === Sein Atelier in Baldham === | | === Sein Atelier in Baldham === |
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| | Josef Thorak wird in Bezug auf den Nationalsozialismus vorwiegend als Karrierist betrachtet. Er trat der [[NSDAP]] bei, um der Gunst Hitlers und Albert Speers (Hitlers Architekt) sicher zu sein, war mit Speer und mit Hitlers persönlichem Sekretär Martin Bormann befreundet und ließ sich, wie erwähnt, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten von seiner jüdischen Frau scheiden. Hitler wollte die "[[Reichsautobahn]]" München – Salzburg mit einer 20 Meter hohen Skulptur von Thorak schmücken. Sie hätte am [[Walserberg]] aufgestellt werden sollen. | | Josef Thorak wird in Bezug auf den Nationalsozialismus vorwiegend als Karrierist betrachtet. Er trat der [[NSDAP]] bei, um der Gunst Hitlers und Albert Speers (Hitlers Architekt) sicher zu sein, war mit Speer und mit Hitlers persönlichem Sekretär Martin Bormann befreundet und ließ sich, wie erwähnt, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten von seiner jüdischen Frau scheiden. Hitler wollte die "[[Reichsautobahn]]" München – Salzburg mit einer 20 Meter hohen Skulptur von Thorak schmücken. Sie hätte am [[Walserberg]] aufgestellt werden sollen. |
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| − | [[1943]] kaufte er das "arisierte“ [[Schloss Prielau]] im [[Pinzgau]] und schenkte Salzburg als Dank dafür die Skulpturen "Fischer von Erlach“ und "Paracelsus“. Für Prielau ließ er sich vom NS-Kunsträuber [[Kajetan Mühlmann]] gotische Türen und Skulpturen aus [[Frankreich]] und den [[Niederlande]]n herbeischaffen. | + | [[1943]] kaufte er das "arisierte" [[Schloss Prielau]] im [[Pinzgau]] und schenkte Salzburg als Dank dafür die Skulpturen "Fischer von Erlach" und "Paracelsus". Für Prielau ließ er sich vom NS-Kunsträuber [[Kajetan Mühlmann]] gotische Türen und Skulpturen aus [[Frankreich]] und den [[Niederlande]]n herbeischaffen. |
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| − | [[1944]] nahm Thorak an der Ausstellung "Deutsche Künstler und die SS“ in Salzburg teil, bei der er auch seine Hitler-Büste präsentierte. | + | [[1944]] nahm Thorak an der Ausstellung "Deutsche Künstler und die SS" in Salzburg teil, bei der er auch seine Hitler-Büste präsentierte. |
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| − | "Eines der dunkelsten Kapitel seines Lebens war die Funktion als künstlerischer Berater der SS-eigenen Porzellanmanufaktur Allach auf dem Gelände des [[[[Konzentrationslager Dachau|KZ Dachau]]]], wo er persönlich die KZ-Häftlinge bei ihrer Arbeit in der Fabrik inspizierte“, sagte die Salzburger Historikerin [[Susanne Rolinek]] als Ergebnis ihrer Forschungen. | + | "Eines der dunkelsten Kapitel seines Lebens war die Funktion als künstlerischer Berater der SS-eigenen Porzellanmanufaktur Allach auf dem Gelände des [[[[Konzentrationslager Dachau|KZ Dachau]]]], wo er persönlich die KZ-Häftlinge bei ihrer Arbeit in der Fabrik inspizierte", sagte die Salzburger Historikerin [[Susanne Rolinek]] als Ergebnis ihrer Forschungen. |
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| − | Josef Thorak war bis zuletzt vom "Endsieg“ Hitlerdeutschlands überzeugt. | + | Josef Thorak war bis zuletzt vom "Endsieg" Hitlerdeutschlands überzeugt. |
| | [[Datei:Thorak,_Pietà.jpg|thumb|Josef Thorak: Pietà, [[Friedhof von St. Peter]].]] | | [[Datei:Thorak,_Pietà.jpg|thumb|Josef Thorak: Pietà, [[Friedhof von St. Peter]].]] |
| | [[Datei:Thorak-Gruft_Reliefs.jpg|thumb|Josef Thorak: Kreuz aus Tonreliefplatten mit Szenen aus der Passionsgeschichte, Friedhof von St. Peter]] | | [[Datei:Thorak-Gruft_Reliefs.jpg|thumb|Josef Thorak: Kreuz aus Tonreliefplatten mit Szenen aus der Passionsgeschichte, Friedhof von St. Peter]] |
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| | Von seinen Ehefrauen – Thorak hatte am [[1. Jänner]] [[1952]] in dritter Ehe Erna Hönig geheiratet<ref name= "TfB"/>, die im Juni 2004 im Alter von 90 Jahren in Bayern starb – ist keine in dieser Gruft bestattet. | | Von seinen Ehefrauen – Thorak hatte am [[1. Jänner]] [[1952]] in dritter Ehe Erna Hönig geheiratet<ref name= "TfB"/>, die im Juni 2004 im Alter von 90 Jahren in Bayern starb – ist keine in dieser Gruft bestattet. |
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| − | Im Frühjahr 2022 wurde das Grab aufgelöst, da die Nachfahren Thoraks kein Interesse mehr daran zeigten.<ref name="auflösung"></ref> | + | Im Frühjahr 2022 wurde das Grab aufgelöst, da die Nachfahren Thoraks kein Interesse mehr daran zeigten.<ref name="auflösung"></ref> In der Gruft sind aber nach wie vor das Tonrelief und die Pietá von Josef Thorak zu finden, allerdings ohne Hinweis auf den Künstler.<ref>Quelle [[Benutzer:Dörfler]], Stand: 16. 9. 2024</ref> |
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| | ==Würdigungen und Ehrungen== | | ==Würdigungen und Ehrungen== |
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| | Neben dem Grab auf dem Friedhof von St. Peter und der Paracelsus-Statue im Salzburger [[Kurgarten]] gibt es in Salzburg heute auch noch den "Kopernikus" neben dem [[Zauberflötenspielplatz]] im [[Mirabellgarten]] in der Stadt Salzburg. | | Neben dem Grab auf dem Friedhof von St. Peter und der Paracelsus-Statue im Salzburger [[Kurgarten]] gibt es in Salzburg heute auch noch den "Kopernikus" neben dem [[Zauberflötenspielplatz]] im [[Mirabellgarten]] in der Stadt Salzburg. |
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| | Datei:Ullstein-Thorak-Mutter Erde fec.jpg|Erbbegräbnis Franz Ullstein, Friedhof Heerstraße, Berlin, um 1928 | | Datei:Ullstein-Thorak-Mutter Erde fec.jpg|Erbbegräbnis Franz Ullstein, Friedhof Heerstraße, Berlin, um 1928 |
| | Datei:Josef Thorak-Arbeit 1928 -Mutter Erde fec.jpg|''Arbeit'' (1928) … | | Datei:Josef Thorak-Arbeit 1928 -Mutter Erde fec.jpg|''Arbeit'' (1928) … |
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| | ==Literatur== | | ==Literatur== |
| | * Reingruber, Gunhild: Josef Thorak. Leben und Werk des umstrittenen Künstlers, mit Berücksichtigung der nach Kriegsende und der posthum geführten Diskussionen. Diplomarbeit, Salzburg, 1997/98. | | * Reingruber, Gunhild: Josef Thorak. Leben und Werk des umstrittenen Künstlers, mit Berücksichtigung der nach Kriegsende und der posthum geführten Diskussionen. Diplomarbeit, Salzburg, 1997/98. |
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| | * Zur Pietà: | | * Zur Pietà: |
| | :[http://www.meaus.com/94-pieta-von-thorak.htm ''pieta-von-thorak'', in: Prometheus 94/2004 (Museum of European Art, New York) © 2004 West Art.] | | :[http://www.meaus.com/94-pieta-von-thorak.htm ''pieta-von-thorak'', in: Prometheus 94/2004 (Museum of European Art, New York) © 2004 West Art.] |
| − | * Weitere, insbesondere zum Abschnitt "Thorak und der Nationalsozialismus“: | + | * Weitere, insbesondere zum Abschnitt "Thorak und der Nationalsozialismus": |
| | ** [[ORF Salzburg]], 17. September 2008 | | ** [[ORF Salzburg]], 17. September 2008 |
| | ** {{wikipedia-de}} | | ** {{wikipedia-de}} |
| − | * [[Salzburger Nachrichten]], 4. November 2010: ''Salzburg und die Nazikunst'' | + | * "[[Salzburger Nachrichten]]", 4. November 2010: ''Salzburg und die Nazikunst'' |
| | + | * [https://dorfzeitung.com/das-kriegerdenkmal-in-rauris/ Artikel in der [[Dorfzeitung]] vom 16. September 2024: Das Kriegerdenkmal in Rauris] |
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| | == Einzelnachweise == | | == Einzelnachweise == |
| | <references/> | | <references/> |