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| | In den bezeichneten 4 Hauptepidemien entwickelte sich die Cholera zweimal während des Sommers (1831 und 1854) einmal im Frühjahre (1836) und einmal auch zu Ende des Winters (1849/49). | | In den bezeichneten 4 Hauptepidemien entwickelte sich die Cholera zweimal während des Sommers (1831 und 1854) einmal im Frühjahre (1836) und einmal auch zu Ende des Winters (1849/49). |
| | Der Zeitraum zwischen dem Auftreten des ersten echten Cholerafalles und dem eigentlich epidemischen Ausbruche der Krankheit war 1831 und 1848/49 am kürzesten, 1836 am läng-sten, betrug im Durchschnitte der 4 Epidemien ungefähr 4/ Wochen. | | Der Zeitraum zwischen dem Auftreten des ersten echten Cholerafalles und dem eigentlich epidemischen Ausbruche der Krankheit war 1831 und 1848/49 am kürzesten, 1836 am läng-sten, betrug im Durchschnitte der 4 Epidemien ungefähr 4/ Wochen. |
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| | Die statistischen Erhebungen aus dem Jahre 1848/49 sind aus mehreren Gründen weniger massgebend. Die damalige Epidemie betraf Anfangs ausschliesslich das Militär und zwar Soldaten, die aus dem stark inficirten Galizien dem aufständischen Ungarn und Italien beim Durchmarsche Wien berührten also fast durchgehends importirte Fälle. | | Die statistischen Erhebungen aus dem Jahre 1848/49 sind aus mehreren Gründen weniger massgebend. Die damalige Epidemie betraf Anfangs ausschliesslich das Militär und zwar Soldaten, die aus dem stark inficirten Galizien dem aufständischen Ungarn und Italien beim Durchmarsche Wien berührten also fast durchgehends importirte Fälle. |
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| | Vor dem jedesmaligen jedesmaligen Ausbruche der Seuche in Wien bestand die Krankheit epidemisch schon ein Jahr vorher in mehr weniger grosser Ausbreitung über die österreichische Monarchie oder an deren Gränzen. | | Vor dem jedesmaligen jedesmaligen Ausbruche der Seuche in Wien bestand die Krankheit epidemisch schon ein Jahr vorher in mehr weniger grosser Ausbreitung über die österreichische Monarchie oder an deren Gränzen. |
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| | So herrschte 1831 schon Anfangs des Frühjahres die Seuche in [[Galizien]] vom Vorjahre her, mit Beginne des Sommers in den an Nieder-Oesterreich gränzenden ungarischen Comitaten, in [[Steiermark]] und [[Schlesien]]. Der Epidemie 1836 ging eine allgemeine Eruption der Cholera im lombardisch-venetianischen Königreiche während des Herbstes 1835 voran. Die Epidemie 1884 hatte schon 1847 ihre Vorläufer in Kon-stantinopel, den Donaufürstenthümern, Siebenbürgen. War ja schon in Pest die Cholera während des Oktobers 1848 epide-misch ausgebrochen - also zu einer Zeit, wo Wien noch ganz frei war. Die grosse Verbreitung der Seuche während 1853 über Russland, Bessarabien, die scandinavischen Reiche, die Donaufürstenthümer, Frankreich, Belgien und Deutschland liess die Cholera doch nicht unvermuthet in Wien ankommen. | | So herrschte 1831 schon Anfangs des Frühjahres die Seuche in [[Galizien]] vom Vorjahre her, mit Beginne des Sommers in den an Nieder-Oesterreich gränzenden ungarischen Comitaten, in [[Steiermark]] und [[Schlesien]]. Der Epidemie 1836 ging eine allgemeine Eruption der Cholera im lombardisch-venetianischen Königreiche während des Herbstes 1835 voran. Die Epidemie 1884 hatte schon 1847 ihre Vorläufer in Kon-stantinopel, den Donaufürstenthümern, Siebenbürgen. War ja schon in Pest die Cholera während des Oktobers 1848 epide-misch ausgebrochen - also zu einer Zeit, wo Wien noch ganz frei war. Die grosse Verbreitung der Seuche während 1853 über Russland, Bessarabien, die scandinavischen Reiche, die Donaufürstenthümer, Frankreich, Belgien und Deutschland liess die Cholera doch nicht unvermuthet in Wien ankommen. |
| | Jedesmal ging dem epidemischen Ausbruche der Seuche eine grössere Anzahl von Brechdurchfällen voran; dieselben häuften sich, je näher die Krankheit heranrückte. Die ersten durch dieselben erfolgten Todesfälle galten immer als ein fast sicheres Anzeichen, dass die Seuche ihre Niederlassung beginne. | | Jedesmal ging dem epidemischen Ausbruche der Seuche eine grössere Anzahl von Brechdurchfällen voran; dieselben häuften sich, je näher die Krankheit heranrückte. Die ersten durch dieselben erfolgten Todesfälle galten immer als ein fast sicheres Anzeichen, dass die Seuche ihre Niederlassung beginne. |
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| | Die eben dargelegten Verbreitungsverhältnisse der Cholera in Wien sind keineswegs von localer Bedeutung die Krankheit hat sich überall so oder in ähnlicher Weise verhalten. | | Die eben dargelegten Verbreitungsverhältnisse der Cholera in Wien sind keineswegs von localer Bedeutung die Krankheit hat sich überall so oder in ähnlicher Weise verhalten. |
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| | Was nun die angeführten Thatsachen bezüglich eines Schlusses auf das mehr minder wahrscheinliche, diessjährige Betroffenwerden unserer Stadt von der Seuche anbelangt, so ist vorerst allerdings die gegenwärtige Jahreszeit die schwüle Sommerhitze ein Moment, dessen Bedeutung nicht zu übersehen ist; da eben die Wärme einen wesentlichen Einfluss auf die Cholera-Propagation nimmt. | | Was nun die angeführten Thatsachen bezüglich eines Schlusses auf das mehr minder wahrscheinliche, diessjährige Betroffenwerden unserer Stadt von der Seuche anbelangt, so ist vorerst allerdings die gegenwärtige Jahreszeit die schwüle Sommerhitze ein Moment, dessen Bedeutung nicht zu übersehen ist; da eben die Wärme einen wesentlichen Einfluss auf die Cholera-Propagation nimmt. |
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| | Erfahrungsgemäss sind die Schnelligkeit und Extensität der Seuche am grössten während des August und September - gerade diese Monate sind an der Schwelle einer Epidemie am meisten zu fürchten. Da indess der erwähnte meteorologische Faktor die Cholera keineswegs zu erzeugen, sondern deren Entwicklung und Verbreitung nur zu fördern oder zu hemmen vermag, lässt sich als hieher bezügliche Schlussfolgerung nur sagen, dass die gegenwärtige sommerliche Hitze der Verbreitung der Krankheit sehr förderlich ist. Unsere Befürchtung ob der Schwüle des Sommers ist nicht so sicher, als die Zuversicht zur Kälte des Winters, der jedenfalls mit der Krankheit auch die Furcht verscheuchen könnte." | | Erfahrungsgemäss sind die Schnelligkeit und Extensität der Seuche am grössten während des August und September - gerade diese Monate sind an der Schwelle einer Epidemie am meisten zu fürchten. Da indess der erwähnte meteorologische Faktor die Cholera keineswegs zu erzeugen, sondern deren Entwicklung und Verbreitung nur zu fördern oder zu hemmen vermag, lässt sich als hieher bezügliche Schlussfolgerung nur sagen, dass die gegenwärtige sommerliche Hitze der Verbreitung der Krankheit sehr förderlich ist. Unsere Befürchtung ob der Schwüle des Sommers ist nicht so sicher, als die Zuversicht zur Kälte des Winters, der jedenfalls mit der Krankheit auch die Furcht verscheuchen könnte." |