Änderungen

K
Textersetzung - „Rupert von Worms“ durch „Rupert von Salzburg
Zeile 1: Zeile 1: −
[[Datei:Flötenspieler von Lois Lidauer.jpg|thumb|Flötenspieler, Bronzefigur ([[1962]]) von Lois Lidauer in der Orangerie des [[Mirabellgarten]]s]]
+
[[Datei:Flötenspieler von Lois Lidauer.jpg|thumb|"[[Der Flötenspieler]]", Bronzefigur ([[1962]]) von Lois Lidauer in der [[Orangerie Schloss Mirabell|Orangerie]] des [[Mirabellgarten]]s.]]
[[Datei:Kriegerdenkmal in Schwarzach.JPG|thumb|Kriegerdenkmal neben dem Rathaus in [[Schwarzach im Pongau]]]]
+
'''Alois "Lois" Lidauer''' (* [[4. April]] [[1908]] in Mauerkirchen, [[Bezirk Braunau am Inn|Bezirk Braunau]], [[OÖ]].; † [[24. Mai]] [[1975]] in der Stadt Salzburg) war ein in der [[Stadt Salzburg]] tätiger Bildhauer.
'''Alois''' ''Lois'' '''Lidauer''' (* 1908; † 1975) war ein Salzburger Bildhauer.
+
 
 +
== Familie ==
 +
Er war das uneheliche Kind des Ferdinand Lidauer und der Anna Firk. Sein Vater Ferdinand Lidauer lebte zumindest seit Anfang des [[20. Jahrhundert]]s in der [[Stadt Salzburg]]. Er erhielt am [[20. August]] [[1911]] das Heimatrecht der Stadt Salzburg verliehen. Bereits am [[7. Februar]] [[1910]] heirateten der nach Geboltskirchen (OÖ.) zuständige Hilfsarbeiter und die aus Mauerkirchen stammende Hausfrau Anna Lidauer, geborene Firk, in der [[Stadtpfarrkirche St. Andrä]].
 +
 
 +
Entsprechend den damals geltenden Regelungen des Heimatrechts war Alois Lidauer wie seine Mutter zunächst nach Mauerkirchen zuständig. Erst [[1926]] wurde ihm ein Heimatschein der Stadt Salzburg ausgestellt. Seine Schwester Maria Anna Marianne kam ehelich am [[5. Juli]] [[1913]] in Salzburg zur Welt und wurde in der [[Krankenhauskirche St. Johannes]] des [[St. Johanns-Spital]]s in [[Mülln|Mühleck]] getauft. Ferdinand Lidauer, der in den [[1920er]]-Jahren seine Familie als Hausmeister ernährte, war ein Funktionär der frühen Salzburger [[NSDAP]] und kandidierte bei der Wahl zum [[Salzburger Gemeinderat]] [[1923]] für die Partei an 20. Stelle.
    
== Leben ==
 
== Leben ==
Unterricht in Bildhauerei nahm Lidauer schon mit acht Jahren. Im Alter von 14 Jahren begann er eine vierjährige Lehre bei einem Holzschnitzer. Seine Ausbildung vollendete er an der Kunstakademie Weimar ([[Deutschland#Thüringen|Thüringen]]) bei Prof. Richard Engelmann (* 1868; † 1966) und an der Königlichen Akademie der freien Künste in Stockholm (Schweden) bei Prof. Sjogren. Er studierte auch in Wien, [[Italien#Toskana|Florenz]] und [[Italien#Rom|Rom]].
+
Unterricht in Bildhauerei nahm Lidauer schon mit acht Jahren. Im Alter von 14 Jahren begann er eine vierjährige Lehre bei einem Holzschnitzer. Seine Ausbildung vollendete er an der Kunstakademie Weimar ([[Deutschland#Thüringen|Thüringen]]) bei Prof. Richard Engelmann (* [[1868]]; † [[1966]]) und an der Königlichen Akademie der freien Künste in Stockholm (Schweden) bei Prof. Sjogren. Er studierte auch in Wien, [[Italien#Toskana|Florenz]] und [[Italien#Rom|Rom]].
 +
 
 +
Von [[1936]] bis [[1940]] war Lidauer freischaffender Künstler und arbeitete in seinem eigenen Studio in Salzburg als Bildhauer.
 +
 
 +
Im [[Zweiten Weltkrieg]] diente Lidauer bei der Deutschen Luftwaffe. Er geriet in [[Russland|russische]] Gefangenschaft, konnte aber aus dem Eisenbahnzug springen und entkommen. Am [[3. November]] [[1948]] meldete sich Alois Lidauer von [[Obertrum]] kommend wieder in der Stadt Salzburg an. Als Wohnorte gab er einerseits die [[Paracelsusstraße]] 6, also seine alte Wohnadresse, andererseits die [[Hellbrunnerstraße]] 3, also das [[Künstlerhaus]], an. Dort unterhielt er seit 1947 bereits wieder ein Atelier. Er war demzufolge bereits kurz nach Kriegsende erneut als Künstler in seiner Heimatstadt tätig.  
   −
Von 1936 bis 1940 war Lidauer freischaffender Künstler und arbeitete in seinem eigenen Studio in Salzburg als Bildhauer.
+
Von [[1960]] bis zu seinem Tod war er Präsident der [[Berufsvereinigung bildender Künstler|Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs, Landesverband Salzburg]].
   −
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] diente Lidauer bei der Deutschen Luftwaffe. Er geriet in [[Russland|russische]] Gefangenschaft, konnte aber aus dem Eisenbahnzug springen und entkommen.
+
== Lidauer und der Nationalsozialismus ==
 +
Nur bruchstückhaft lassen sich die Verbindungen des jungen Künstlers zur NSDAP und zur HJ rekonstruieren. Alois Lidauer gab nach 1945 an, im März 1937 in Stuttgart um Aufnahme in die HJ angesucht und am [[1. April]] [[1937]] aufgenommen worden zu sein. In der NS-Jugendorganisation brachte er es bis zum Rang eines Hauptgefolgschaftsführers (entspricht dem Offiziersrang eines Hauptmannes in der Wehrmacht). Am [[1. Juli]] [[1938]] war er wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Er dürfte jedoch bereits früher wieder in Salzburg gewesen sein. Denn zwei Wochen nach dem [[Anschluss]] stellte er im Schaufenster des [[Albus]]-Reisebüros am vorübergehend als "Adolf-Hitler-Platz" bezeichneten [[Makartplatz]] zunächst seine HJ-Holzplastik "Der Pimpf", daraufhin eine Büste [[Adolf Hitler]]s aus. Die "Führerbüste", die ursprünglich für den Festsaal der Gauleitung in der Residenz vorgesehen war, blieb in Salzburg. Dr. [[Otto Kunz]] berichtete  am [[15. November]] [[1938]] im "[[Salzburger Volksblatt]]" über die vom im [[Salzburger Landesarchiv]] tätigen Archivar [[Herbert Klein]] "auf Anregung des Reichspropagandaamtes Salzburg" organisierte Sonderschau "Sippenkundliche Quellen aus Salzburger Archiven" im Stadtmuseum. Dem Rezensenten zufolge beherrschte die "räumlich gediegene Anordnung der Schau" ein "seelischer Mittelpunkt, die Führerbüste von Loisl Lidauer, ein geistig starkes Werk in straffer, konzentrierter Formung, aus der auch die Wärme echten Menschentums spricht". Die Büste wurde schließlich vom Stadtmuseum, dem heutigen [[Salzburg Museum]], angekauft und zumindest ein weiteres Mal im Rahmen der Ausstellung "Heimatliches Kulturerbe" im Mai 1942 im [[Haus für Mozart|Stadtsaal]] des [[Festspielhaus]]es öffentlich gezeigt.
   −
Nach dem Krieg setzte er seine Tätigkeit als freischaffender Bildhauer fort.
+
Ein weiterer Anhaltspunkt für eine Rückkehr des Künstlers nach Salzburg im März 1938 ist die Tatsache, dass Alois Lidauer am [[5. April]] 1938 das Aufgebot für seine Hochzeit mit der um vier Jahre jüngeren Salzburgerin Gertrude Swatschek bestellte, einer am [[Universität Mozarteum Salzburg|Konservatorium Mozarteum]] ausgebildeten Klavierlehrerin, deren Vater [[Max Swatschek]] ehemaliger Inhaber der
 +
[[Mayrische Buchhandlung|Mayrischen Buchhandlung]]. Am Tag, an dem Alois Lidauer das Aufgebot bestellte, traten er und Gertrude Swatschek aus der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] aus. Die Verehelichung am Standesamt Salzburg fand an einem symbolträchtigen Datum, am [[20. April]] 1938, dem Geburtstag von Adolf Hitler, statt. Es war dies nach Landesstatthalter [[Albert Reitter]] und [[SS]]-Untersturmführer Ferdinand Braun die dritte Zivileheschließung in der Stadt Salzburg nach dem Anschluß. Am [[3. September]] 1938 meldete sich Alois Lidauer aus dem Haushalt seiner Eltern in der [[Neuhauser Straße]] 32 in [[Gnigl]] ab und bezog seinen ordentlichen Wohnsitz im Eckhaus [[Auerspergstraße]] 41 / [[Paracelsusstraße]] 6. In diesem Haus lebte die Familie Swatschek bei Wilhelm und Maria Promok zur Untermiete lebte. Im November 1938 kam der erste von drei Söhnen im [[Sanatorium Wehrle]] zur Welt, der zweite wurde im Jänner [[1941]] und der dritte zwei Wochen nach Einmarsch der US-Armee in Salzburg im Mai 1945 geboren.
   −
Er war von [[1960]] bis zu seinem Tod Präsident der [[Berufsvereinigung bildender Künstler|Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs, Landesverband Salzburg]].
+
Da für Alois Lidauer weder in der [[NSDAP]]-Gaukartei noch in der NSDAP-Zentralkartei im Bundesarchiv Berlin Karten überliefert sind, die Auskunft über seine Parteimitgliedschaft geben, kann diese nur anhand der eigenen Angaben des Künstlers im Entnazifizierungsfragebogen rekonstruiert werden. Darin erklärte Alois Lidauer, im April 1938 das Ansuchen um Aufnahme in die NSDAP gestellt zu haben und von [[1. Mai]] 1938 bis zum [[14. Mai]] [[1940]] – dem Tag seines Einrückungstermins zur Wehrmacht – Mitglied der Partei gewesen zu sein. Er gehörte der Luftwaffe an und avancierte zum Feldwebel, einem mittleren Unteroffiziersrang.
    
== Werke ==
 
== Werke ==
Als Materialien verwendete Lidauer Marmor, Granit, [[Kalkstein]], Bronze und Holz. Zahlreiche seiner Werke finden sich verstreut in Österreich.  
+
Als Materialien verwendete Lidauer [[Marmor]], [[Granit]], [[Kalkstein]], Bronze und Holz. Zahlreiche seiner Werke finden sich verstreut in Österreich.  
   −
Die bekanntesten sind „Der Flötenspieler” (wofür sein Sohn Modell stand), „Kreuzfahrer Richard Löwenherz zu Pferd” (Granit, nahe Wien) und der hl. [[Rupert]]. Insbesondere schuf er das am [[4. Mai]] [[1952]] eingeweihte Kriegerdenkmal der [[Evangelische Kirche (Gemeinschaft)|evangelischen]] [[Evangelische Pfarrgemeinde Salzburg – Christuskirche|Pfarrgemeinde Salzburg]].<ref>Artikel [[4. Mai]] [[1952]],</ref> außerdem das Kriegerdenkmal neben dem Rathaus in [[Schwarzach im Pongau]]. Mehrere Christus-Skulpturen befinden sich in den [[USA]].
+
[[Datei:Kriegerdenkmal in Schwarzach.JPG|thumb|Kriegerdenkmal neben dem Rathaus in [[Schwarzach im Pongau]].]]
    +
Die bekanntesten sind die beiden "[[Der Flötenspieler]]", wofür sein Sohn Modell stand (die zweite Bronzefigur steht in [[Bad Reichenhall]]), "Kreuzfahrer Richard Löwenherz zu Pferd" (Granit, nahe Wien) und der hl. [[Rupert von Salzburg]]. Insbesondere schuf er das am [[4. Mai]] [[1952]] eingeweihte Kriegerdenkmal der [[Evangelische Kirche (Gemeinschaft)|evangelischen]] [[Evangelische Pfarrgemeinde Salzburg – Christuskirche|Pfarrgemeinde Salzburg]].<ref>Artikel [[4. Mai]] [[1952]],</ref> außerdem das Kriegerdenkmal neben dem Rathaus in [[Schwarzach im Pongau]]. Mehrere Christus-Skulpturen befinden sich in den [[USA]].
 +
 +
* Heiliger [[Erzengel Michael|Michael]] am [[Kriegerdenkmal St. Michael]], 1951
 
* "[[Paracelsus]] mit Schwert", 1959
 
* "[[Paracelsus]] mit Schwert", 1959
 
* "Der Flötenspieler", 1962
 
* "Der Flötenspieler", 1962
 +
* [[Bremer Stadtmusikanten]], 1962
 
* [[Fischreiherbrunnen]], 1965
 
* [[Fischreiherbrunnen]], 1965
 
*[[Lungauer Familie]], 1965
 
*[[Lungauer Familie]], 1965
 +
*[[Skulptur Bärengruppe]], 1966
    
== Straßenbenennung ==
 
== Straßenbenennung ==
Nach Alois Lidauer ist im [[Salzburg]]er Stadtteil [[Aigen]] die [[Alois-Lidauer-Straße]] benannt.
+
Nach Alois Lidauer ist im [[Salzburger Stadtteil]] [[Aigen]] die [[Alois-Lidauer-Straße]] benannt.
    
== Bilder ==
 
== Bilder ==
 
{{Bildkat}}
 
{{Bildkat}}
== Weblink ==
+
== Weblink ==
* [https://www.stadt-salzburg.at/internet/websites/nsprojekt/ns_projekt/strassennamen/biografien_439210/alois_lidauer_461395/lebenslauf_461401.htm stadt-salzburg.at/strassennamen/biografien]
+
* [https://www.stadt-salzburg.at/ns-projekt/ns-strassennamen/alois-lidauer/ stadt-salzburg.at/strassennamen/biografien]
    
== Quellen ==
 
== Quellen ==
* Doris Bossert, [http://www.trinitycamphill.org/ArtsandMusic/Arts/InstructiveChristAndGoodShepherd/AloisLidauerReport.pdf Report on Alois Lidauer](abgefragt am 9.11.2011)
+
* Doris Bossert, [http://www.trinitycamphill.org/ArtsandMusic/Arts/InstructiveChristAndGoodShepherd/AloisLidauerReport.pdf Report on Alois Lidauer] (abgefragt am 09.11.2011)
 
{{Quelle Franz Martin}}
 
{{Quelle Franz Martin}}
==== Einzelnachweis ====
+
* "Johannes Hofinger, Alois Lidauer" in: "Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus. Biografische Recherchen zu NS-belasteten Straßennamen der Stadt Salzburg." URL: [https://www.stadt-salzburg.at/fileadmin/landingpages/stadtgeschichte/nsprojekt/strassennamen/biografien/lidauer_alois_v2.pdf www.stadt-salzburg.at], pdf, Version 1 – 06.09.2017.
 +
 
 +
== Einzelnachweis ==
 
<references/>
 
<references/>
   −
{{SORTIERUNG: Lidauer, Alois}}
+
{{SORTIERUNG:Lidauer, Alois}}
 
[[Kategorie:Person]]
 
[[Kategorie:Person]]
 
[[Kategorie:Person (Geschichte)]]
 
[[Kategorie:Person (Geschichte)]]
Zeile 46: Zeile 63:  
[[Kategorie:Bildende Kunst]]
 
[[Kategorie:Bildende Kunst]]
 
[[Kategorie:Bildhauer]]
 
[[Kategorie:Bildhauer]]
 +
[[Kategorie:Nationalsozialismus]]
 +
[[Kategorie:Zuagroaste]]
 +
[[Kategorie:Oberösterreich]]
 +
[[Kategorie:Bezirk Braunau am Inn]]
 +
[[Kategorie:Innviertel]]
 +
[[Kategorie:Stadt Salzburg]]
 +
[[Kategorie:Geboren 1908]]
 +
[[Kategorie:Gestorben 1975]]