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| | '''Viktor Kaplan''' (* [[27. November]] [[1876]] in Mürzzuschlag, [[Steiermark]]; † [[23. August]] [[1934]] in [[Unterach am Attersee]], [[Oberösterreich]]) war Techniker. Kaplan ging in die Technikgeschichte als Erfinder der schnellen Wasserturbine, der nach ihm benannten "Kaplan-Turbine" ein. | | '''Viktor Kaplan''' (* [[27. November]] [[1876]] in Mürzzuschlag, [[Steiermark]]; † [[23. August]] [[1934]] in [[Unterach am Attersee]], [[Oberösterreich]]) war Techniker. Kaplan ging in die Technikgeschichte als Erfinder der schnellen Wasserturbine, der nach ihm benannten "Kaplan-Turbine" ein. |
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| | 1903 reichte er seine Arbeit über einen neuen Einspritzmotor als Dissertation an der Technischen Hochschule(TH) Wien ein; diese wurde aber von der TH zurückgestellt, mit der Aufforderung, die theoretischen Erkenntnisse durch Versuche zu belegen. Dazu kam es jedoch nicht mehr. | | 1903 reichte er seine Arbeit über einen neuen Einspritzmotor als Dissertation an der Technischen Hochschule(TH) Wien ein; diese wurde aber von der TH zurückgestellt, mit der Aufforderung, die theoretischen Erkenntnisse durch Versuche zu belegen. Dazu kam es jedoch nicht mehr. |
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| − | [[1903]]–[[1931]]: Tätigkeit an der k.k. deutschen 'Franz Josef Technischen Hochschule' in Brünn, [[Tschechien#Mähren|Mähren (heute Tschechien)]] (ab 1919 „Deutsche Technische Hochschule“, kurz DTH, genannt), [[1912]] Außerordentlicher Professor, [[1918]] Ordentlicher Professor für Wasserkraftmaschinen. Zivilingenieur für Maschinenbau. | + | [[1903]]–[[1931]]: Tätigkeit an der k.k. deutschen 'Franz Joseph-Technischen Hochschule' in Brünn, [[Tschechien#Mähren|Mähren (heute Tschechien)]] (ab 1919 "Deutsche Technische Hochschule", kurz DTH, genannt), [[1912]] Außerordentlicher Professor, [[1918]] Ordentlicher Professor für Wasserkraftmaschinen. Zivilingenieur für Maschinenbau. |
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| | [[1905]]–[[1907]] Veröffentlichungen: Über mögliche Verwendung hochkomprimierter Gase im Betrieb von Wärmemotoren. Arbeit über die neue Berechnungsmethode und Konstruktion von Francisturbinenschaufeln. Arbeit über die Bestimmung rationeller Schaufelformen bei Schnell-Läufern; Arbeit über die Gestaltung der Laufradbegrenzung von Schnell-Läufern. Weiters noch zwei Veröffentlichungen auf dem Gebiete der Turbinentheorie: "Über die praktische Verwendbarkeit der Lorenzschen Turbinentheorie und Vorschläge zur Klarstellung der Wasserbewegung in Kreiselrädern" und "Nachweis der Richtigkeit der derzeit gebräuchlichen Turbinentheorien auf Grund von Bremsproben an ausgeführten Turbinenanlagen". | | [[1905]]–[[1907]] Veröffentlichungen: Über mögliche Verwendung hochkomprimierter Gase im Betrieb von Wärmemotoren. Arbeit über die neue Berechnungsmethode und Konstruktion von Francisturbinenschaufeln. Arbeit über die Bestimmung rationeller Schaufelformen bei Schnell-Läufern; Arbeit über die Gestaltung der Laufradbegrenzung von Schnell-Läufern. Weiters noch zwei Veröffentlichungen auf dem Gebiete der Turbinentheorie: "Über die praktische Verwendbarkeit der Lorenzschen Turbinentheorie und Vorschläge zur Klarstellung der Wasserbewegung in Kreiselrädern" und "Nachweis der Richtigkeit der derzeit gebräuchlichen Turbinentheorien auf Grund von Bremsproben an ausgeführten Turbinenanlagen". |
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| − | [[1908]] Buch: „Bau rationeller Francisturbinen-Laufräder“. Einreichung dieser Arbeit als Dissertation an der TH in Wien. | + | [[1908]] Buch: "Bau rationeller Francisturbinen-Laufräder". Einreichung dieser Arbeit als Dissertation an der TH in Wien. |
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| | [[1909]] Promotion an der TH in Wien zum Dr. techn. und Habilitation an der DTH in Brünn in Brünn. Position eines Adjunkten. Heirat mit Margarete Strasser, Tochter eines wohlhabenden Wiener Tuchhändlers. | | [[1909]] Promotion an der TH in Wien zum Dr. techn. und Habilitation an der DTH in Brünn in Brünn. Position eines Adjunkten. Heirat mit Margarete Strasser, Tochter eines wohlhabenden Wiener Tuchhändlers. |
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| | Kinder: Margarete (* [[1910]] in Wien), Gertrude (* [[1913]] in Brünn). Insgesamt dreizehn Enkelkinder, von denen im Jahre 2012 noch zehn am Leben sind, davon sechs in Österreich, drei in der [[Bundesrepublik Deutschland]] und ein Enkel in Bolivien. | | Kinder: Margarete (* [[1910]] in Wien), Gertrude (* [[1913]] in Brünn). Insgesamt dreizehn Enkelkinder, von denen im Jahre 2012 noch zehn am Leben sind, davon sechs in Österreich, drei in der [[Bundesrepublik Deutschland]] und ein Enkel in Bolivien. |
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| − | [[1909]]–[[1911]] Maschinenbaueleve<ref>Eleve (franz.: ''élève''): Schüler, Kursteilnehmer</ref> bei der Seewehr im Rahmen der k.u.k. Kriegsmarine (Reserve, kein Dienst in der Linie, d.h. kein Präsenzdienst). Als "Maschinenbau-Eleven" wurden nur Absolventen Technischer Hochschulen rekrutiert. | + | [[1909]]–[[1911]] Maschinenbaueleve<ref>Eleve (franz.: ''élève''): Schüler, Kursteilnehmer</ref> bei der Seewehr im Rahmen der k.u.k. Kriegsmarine (Reserve, kein Dienst in der Linie, d. h. kein Präsenzdienst). Als "Maschinenbau-Eleven" wurden nur Absolventen Technischer Hochschulen rekrutiert. |
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| | [[1909]]–[[1912]] Einrichtung eines Turbinenlabors an der DTH in Brünn mit Unterstützung der Fa. Ignaz Storek, Stahlgießerei und Maschinenbauunternehmen in Brünn. Zahlreiche Versuche bis zur Erfindung der Turbine mit verdrehbaren Laufschaufeln. Die Idee drehbarer Laufschaufeln (ohne sie in der Praxis auszuführen) geht auf Carl Ludwig Fink (* 1821; † 1888) zurück, der [[Professor]] an der Preußischen Gewerbeakademie in Berlin war und gemeinsam mit dem Engländer James Thomson (* 1822; † 1892) als Erfinder des Leitapparates für Turbinen gilt. | | [[1909]]–[[1912]] Einrichtung eines Turbinenlabors an der DTH in Brünn mit Unterstützung der Fa. Ignaz Storek, Stahlgießerei und Maschinenbauunternehmen in Brünn. Zahlreiche Versuche bis zur Erfindung der Turbine mit verdrehbaren Laufschaufeln. Die Idee drehbarer Laufschaufeln (ohne sie in der Praxis auszuführen) geht auf Carl Ludwig Fink (* 1821; † 1888) zurück, der [[Professor]] an der Preußischen Gewerbeakademie in Berlin war und gemeinsam mit dem Engländer James Thomson (* 1822; † 1892) als Erfinder des Leitapparates für Turbinen gilt. |
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| | [[1919]]: Erste Kaplan-Turbine der Welt, die von der Fa. Storek in Brünn gebaut wurde, in Velm (NÖ, heute Ortschaft der Gemeinde Himberg) installiert. | | [[1919]]: Erste Kaplan-Turbine der Welt, die von der Fa. Storek in Brünn gebaut wurde, in Velm (NÖ, heute Ortschaft der Gemeinde Himberg) installiert. |
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| − | Kaplan optierte mit den anderen Professoren der DTH Brünn für die Tschechoslowakei; damit sicherten sie den Bestand der DTH. Ab [[1923]] größere und große Turbinen in Österreich (Kraftwerk Siebenbrunn, an der Traun, Oö), Schweden, Deutschland, [[Russland]], Irland. Die Kaplan-Turbine trat ihren „Siegeszug“ um die Welt an. | + | Kaplan optierte mit den anderen Professoren der DTH Brünn für die Tschechoslowakei; damit sicherten sie den Bestand der DTH. Ab [[1923]] größere und große Turbinen in Österreich (Kraftwerk Siebenbrunn, an der Traun, OÖ), Schweden, Deutschland, [[Russland]], Irland. Die Kaplan-Turbine trat ihren "Siegeszug" um die Welt an. |
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| | [[1926]] Ehrendoktor der Technischen Hochschule Prag. | | [[1926]] Ehrendoktor der Technischen Hochschule Prag. |
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| | 23. August 1934 unerwartet an einem Schlaganfall auf Rochuspoint gestorben; in Unterach am Attersee beerdigt und ein Jahr später in die Grabstätte auf Rochuspoint umgebettet. | | 23. August 1934 unerwartet an einem Schlaganfall auf Rochuspoint gestorben; in Unterach am Attersee beerdigt und ein Jahr später in die Grabstätte auf Rochuspoint umgebettet. |
| − | [[File:1000 Schilling - Kaplan.jpg|thumb|1000 Schilling-Schein]]
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| | Das Portrait Kaplan war auch am Eintausend-Schillingschein, der 1961 erschien, verewigt. | | Das Portrait Kaplan war auch am Eintausend-Schillingschein, der 1961 erschien, verewigt. |
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| | Im Jahre 2008 wurde in Unterach am Attersee ein [[Viktor-Kaplan-Themenweg]] eröffnet, der an insgesamt zwölf Stationen mit Schautafeln vom Freizeitzentrum des Ortes aus über einen Höhenweg bis zur Ortschaft Au führt und von dort an der Seeache entlang wieder zurück kehrt zum zentralen Informationspavillon im Gelände des Freizeitzentrums. Er vermittelt einerseits das Leben und Lebenswerk des berühmten Erfinders, anderseits werden auch in sehr anschaulicher Weise allgemeine Informationen über die Geschichte der Wasserkraftnutzung, den Wasserkreislauf sowie über die örtliche Geologie, den Bodenaufbau, die Verwitterung und die Schutzwasserwirtschaft geboten. | | Im Jahre 2008 wurde in Unterach am Attersee ein [[Viktor-Kaplan-Themenweg]] eröffnet, der an insgesamt zwölf Stationen mit Schautafeln vom Freizeitzentrum des Ortes aus über einen Höhenweg bis zur Ortschaft Au führt und von dort an der Seeache entlang wieder zurück kehrt zum zentralen Informationspavillon im Gelände des Freizeitzentrums. Er vermittelt einerseits das Leben und Lebenswerk des berühmten Erfinders, anderseits werden auch in sehr anschaulicher Weise allgemeine Informationen über die Geschichte der Wasserkraftnutzung, den Wasserkreislauf sowie über die örtliche Geologie, den Bodenaufbau, die Verwitterung und die Schutzwasserwirtschaft geboten. |
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| | Von der Antike über das [[Mittelalter]] bis in die frühe [[Neuzeit]] waren die Wasserräder der Hauptlieferant mechanischer Energie zum Antrieb von Mühlen, Förderanlagen, Hämmern und vielen anderen Einrichtungen. Im [[18. Jahrhundert]] befassten sich noch viele Techniker mit der Verbesserung von Wasserrädern. Diese konnten jedoch den steigenden Anforderungen nicht mehr genügen: Ihre Leistungen und Drehzahlen waren zu gering. Daher stieg der Druck auf die Techniker, leistungsstärkere Maschinen zur Ausnutzung von Wasserkräften zu entwickeln. | | Von der Antike über das [[Mittelalter]] bis in die frühe [[Neuzeit]] waren die Wasserräder der Hauptlieferant mechanischer Energie zum Antrieb von Mühlen, Förderanlagen, Hämmern und vielen anderen Einrichtungen. Im [[18. Jahrhundert]] befassten sich noch viele Techniker mit der Verbesserung von Wasserrädern. Diese konnten jedoch den steigenden Anforderungen nicht mehr genügen: Ihre Leistungen und Drehzahlen waren zu gering. Daher stieg der Druck auf die Techniker, leistungsstärkere Maschinen zur Ausnutzung von Wasserkräften zu entwickeln. |
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| − | Der Begriff Turbine (vom lat. Wort „turbo“ für „Kreisel“ abgeleitet) geht auf den Franzosen Claude Burdin zurück, der ihn 1822 erstmals verwendete. In Frankreich wurde damals ein Preis für die Entwicklung leistungsfähiger „Turbinen“ ausgesetzt. Ein Schüler von Burdin, Benolt Fourneyron (* 1802; † 1867) holte sich diesen Preis. | + | Der Begriff Turbine (vom lat. Wort "turbo" für "Kreisel" abgeleitet) geht auf den Franzosen Claude Burdin zurück, der ihn 1822 erstmals verwendete. In Frankreich wurde damals ein Preis für die Entwicklung leistungsfähiger "Turbinen" ausgesetzt. Ein Schüler von Burdin, Benolt Fourneyron (* 1802; † 1867) holte sich diesen Preis. |
| − | Er baute um das Jahr 1835 in St. Blasien im Schwarzwald eine Turbine von 30 KW Leistung bei einer Höhendifferenz von 108 Metern ein. St. Blasien wurde ein „Wallfahrtsort“ der Techniker und Fourneyron ein berühmter Mann. | + | Er baute um das Jahr 1835 in St. Blasien im Schwarzwald eine Turbine von 30 KW Leistung bei einer Höhendifferenz von 108 Metern ein. St. Blasien wurde ein "Wallfahrtsort" der Techniker und Fourneyron ein berühmter Mann. |
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| | Unter den Dutzenden von Forschern, die weiter an der Turbinenentwicklung arbeiteten, seien stellvertretend folgende Persönlichkeiten herausgegriffen: | | Unter den Dutzenden von Forschern, die weiter an der Turbinenentwicklung arbeiteten, seien stellvertretend folgende Persönlichkeiten herausgegriffen: |
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| | ==== Viktor Kaplans Lebenslauf ==== | | ==== Viktor Kaplans Lebenslauf ==== |
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| − | Kaplans Leben währte nur 58 Jahre, von 1876 bis 1934. Die Hälfte davon verbrachte er in der mährischen Hauptstadt Brünn. Viktor Kaplan kam am 27. November 1876 im Bahnhofsgebäude von Mürzzuschlag in der Steiermark, heute eine Bezirkshauptstadt mit rund 8 600 Einwohnern, als Sohn des Bahnbeamten Karl Viktor Kaplan und dessen Frau Johanna, geb. Wust, zur Welt. Der Vater war vorher schon an sieben anderen Stationierungsorten der k.k. Südbahn im Einsatz, darunter auch Agram (dem heutigen Zagreb), wo Viktor Kaplans Bruder Karl 1871 geboren wurde, und Lekenik in [[Kroatien]], im Gebiet der ehemaligen k.k. Militärgrenze, wo seine Schwester Anna Luise 1873 das Licht der Welt erblickte, aber schon vier Wochen nach der Geburt verstarb. Im Gegensatz zum Militär, wo man Kinder, die in den jeweiligen Garnisonsorten des Vaters geboren wurden „Tornisterkinder“ nannte, gab es bei der Eisenbahn keine ähnliche Bezeichnung. | + | Kaplans Leben währte nur 58 Jahre, von 1876 bis 1934. Die Hälfte davon verbrachte er in der mährischen Hauptstadt Brünn. Viktor Kaplan kam am 27. November 1876 im Bahnhofsgebäude von Mürzzuschlag in der Steiermark, heute eine Bezirkshauptstadt mit rund 8 600 Einwohnern, als Sohn des Bahnbeamten Karl Viktor Kaplan und dessen Frau Johanna, geborene Wust, zur Welt. Der Vater war vorher schon an sieben anderen Stationierungsorten der k.k. Südbahn im Einsatz, darunter auch Agram (dem heutigen Zagreb), wo Viktor Kaplans Bruder Karl 1871 geboren wurde, und Lekenik in [[Kroatien]], im Gebiet der ehemaligen k.k. Militärgrenze, wo seine Schwester Anna Luise 1873 das Licht der Welt erblickte, aber schon vier Wochen nach der Geburt verstarb. Im Gegensatz zum Militär, wo man Kinder, die in den jeweiligen Garnisonsorten des Vaters geboren wurden "Tornisterkinder" nannte, gab es bei der Eisenbahn keine ähnliche Bezeichnung. |
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| − | Kaplans Vater und Großvater stammten aus Wiener Neustadt, Mutter Johanna, geb. Wust, aus Pettau in der Untersteiermark, dem heutigen ''Ptuj'' in [[Slowenien]]. Der Großvater Kaplans mütterlicherseits, Franz Wust, stammte aus Josefstadt in [[Böhmen]] (heute ein Stadtteil von Jaromer an der Elbe, nordöstlich von Prag) und war zuletzt, bis zur Revolution 1848/49, Oberpostverwalter in Temesvar im [[Banat]] in Süd[[ungarn]] (Siedlungsgebiet der [[Donauschwaben]]), heute als Timisoara in [[Rumänien]] gelegen. | + | Kaplans Vater und Großvater stammten aus Wiener Neustadt, Mutter Johanna, geborene Wust, aus Pettau in der Untersteiermark, dem heutigen ''Ptuj'' in [[Slowenien]]. Der Großvater Kaplans mütterlicherseits, Franz Wust, stammte aus Josefstadt in [[Böhmen]] (heute ein Stadtteil von Jaromer an der Elbe, nordöstlich von Prag) und war zuletzt, bis zur Revolution 1848/49, Oberpostverwalter in Temesvar im [[Banat]] in Süd[[ungarn]] (Siedlungsgebiet der [[Donauschwaben]]), heute als Timisoara in [[Rumänien]] gelegen. |
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| | Man sieht, Orte des ehemaligen alten Österreich sind weit herumgekommen, obwohl sie immer am selben Platz geblieben sind. | | Man sieht, Orte des ehemaligen alten Österreich sind weit herumgekommen, obwohl sie immer am selben Platz geblieben sind. |
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| − | Viktor Kaplan besuchte in Neuberg an der Mürz und in Hetzendorf (damals noch nicht zu Wien gehörig) die Volksschule und anschließend die k.k. Staatsrealschule, Wien IV, Waltergasse 7. Schon als kleiner Knabe bastelte Kaplan Wasserräder, später an der Realschule einen Elektrisierapparat, einen Photoapparat und eine Dampfmaschine, die alle funktionierten und seinen Physiklehrer Franz Daurer in großes Staunen versetzten. Nach der Matura studierte er von 1895–1900 mit sehr gutem Erfolg Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Wien. Einen Titel gab es damals für die Absolventen noch nicht, erst ab 1917 „Ing.“. | + | Viktor Kaplan besuchte in Neuberg an der Mürz und in Hetzendorf (damals noch nicht zu Wien gehörig) die Volksschule und anschließend die k.k. Staatsrealschule, Wien IV, Waltergasse 7. Schon als kleiner Knabe bastelte Kaplan Wasserräder, später an der Realschule einen Elektrisierapparat, einen Photoapparat und eine Dampfmaschine, die alle funktionierten und seinen Physiklehrer Franz Daurer in großes Staunen versetzten. Nach der Matura studierte er von 1895–1900 mit sehr gutem Erfolg Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Wien. Einen Titel gab es damals für die Absolventen noch nicht, erst ab 1917 "Ing.". |
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| − | Anschließend leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und so genannter „Maschinenbau-Eleve“ bei der k.u.k Kriegsmarine in Pola auf der Halbinsel Istrien, damals Teil des [[Küstenland|Kronlandes Küstenland]], heute Pula in Kroatien. Vom Militärdienst hinterließ Kaplan keine schriftlichen Erinnerungen außer einigen Ansichtskarten. Überliefert ist hingegen, dass Kaplan später seinen Studenten in Brünn den beim Militär herrschenden Geist folgendermaßen vermitteln wollte: | + | Anschließend leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und so genannter "Maschinenbau-Eleve" bei der k.u.k Kriegsmarine in Pola auf der Halbinsel Istrien, damals Teil des [[Küstenland|Kronlandes Küstenland]], heute Pula in Kroatien. Vom Militärdienst hinterließ Kaplan keine schriftlichen Erinnerungen außer einigen Ansichtskarten. Überliefert ist hingegen, dass Kaplan später seinen Studenten in Brünn den beim Militär herrschenden Geist folgendermaßen vermitteln wollte: |
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| − | :„''Wenn Sie beim Militär einmal gefragt werden, wer größer gewesen sei, Napoleon oder Bonaparte, dann heißt die richtige Antwort: „ jawohl !!''“ | + | :"''Wenn Sie beim Militär einmal gefragt werden, wer größer gewesen sei, Napoleon oder Bonaparte, dann heißt die richtige Antwort: " jawohl !!''" |
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| | Im Oktober 1901 trat er bei der Niederlassung der Budapester Maschinenfabrik Ganz in Leobersdorf (30 km südlich von Wien) als Konstrukteur ein. Dieser Betrieb baute damals Dieselmotoren und Francis-Turbinen. Kaplan hatte bald eine Idee für einen verbesserten Motor. Weil er diesen in einem Vortrag ohne Absprache mit seiner Firma bekannt machte, bekam er die Kündigung, die jedoch nach kurzer Zeit zurückgenommen wurde. | | Im Oktober 1901 trat er bei der Niederlassung der Budapester Maschinenfabrik Ganz in Leobersdorf (30 km südlich von Wien) als Konstrukteur ein. Dieser Betrieb baute damals Dieselmotoren und Francis-Turbinen. Kaplan hatte bald eine Idee für einen verbesserten Motor. Weil er diesen in einem Vortrag ohne Absprache mit seiner Firma bekannt machte, bekam er die Kündigung, die jedoch nach kurzer Zeit zurückgenommen wurde. |
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| | Mit der Hauptstadt der damaligen Markgrafschaft [[Mähren]] mit rund 130 000 Einwohnern, davon ⅔ Deutsche, eingebettet in ein landschaftlich schönes Umfeld, lernte Kaplan einen dynamischen Ort kennen, der an dem gewaltigen Aufschwung der Industrie in den letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts in hervorragender Weise Anteil genommen hatte. Aus der engen Provinzstadt hatte sich ein Zentrum wirtschaftlichen und geistigen Lebens entwickelt, während die frühere Hauptstadt des Landes, Olmütz, zur kleinen bürgerlichen, teils bäuerlichen Land - und Garnisonsstadt geworden war. In Brünn entstanden Zug um Zug viele Fabriken, wobei die Schafwollindustrie an der Spitze stand. Dann folgte eine Reihe von Maschinenfabriken. Unter diesen genoss die 1861 als Eisengießerei gegründete Stahlhütte Ignaz Storek einen ausgezeichneten Ruf, weit über die Grenzen des Landes hinaus. Ihr sollte später bei der Entwicklung der Kaplan-Turbine eine entscheidende Rolle zufallen. | | Mit der Hauptstadt der damaligen Markgrafschaft [[Mähren]] mit rund 130 000 Einwohnern, davon ⅔ Deutsche, eingebettet in ein landschaftlich schönes Umfeld, lernte Kaplan einen dynamischen Ort kennen, der an dem gewaltigen Aufschwung der Industrie in den letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts in hervorragender Weise Anteil genommen hatte. Aus der engen Provinzstadt hatte sich ein Zentrum wirtschaftlichen und geistigen Lebens entwickelt, während die frühere Hauptstadt des Landes, Olmütz, zur kleinen bürgerlichen, teils bäuerlichen Land - und Garnisonsstadt geworden war. In Brünn entstanden Zug um Zug viele Fabriken, wobei die Schafwollindustrie an der Spitze stand. Dann folgte eine Reihe von Maschinenfabriken. Unter diesen genoss die 1861 als Eisengießerei gegründete Stahlhütte Ignaz Storek einen ausgezeichneten Ruf, weit über die Grenzen des Landes hinaus. Ihr sollte später bei der Entwicklung der Kaplan-Turbine eine entscheidende Rolle zufallen. |
| − | Brünn bot jedoch auch in künstlerischer Hinsicht viel Interessantes, Sehens- und Hörenswertes. Das 1882 eröffnete, prächtige Stadttheater war die „Startrampe“ für fast alle späteren Größen des internationalen Opernhimmels wie z. B. Maria Jeritza (* 1887; † 1982), die eigentlich Maria Jedlitzka hieß und der zu Ehren in Unterach am Attersee, wo Kaplan 1920 seinen Landsitz erwarb, eine Straße benannt wurde. | + | Brünn bot jedoch auch in künstlerischer Hinsicht viel Interessantes, Sehens- und Hörenswertes. Das 1882 eröffnete, prächtige Stadttheater war die "Startrampe" für fast alle späteren Größen des internationalen Opernhimmels wie z. B. Maria Jeritza (* 1887; † 1982), die eigentlich Maria Jedlitzka hieß und der zu Ehren in Unterach am Attersee, wo Kaplan 1920 seinen Landsitz erwarb, eine Straße benannt wurde. |
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| | Der junge Techniker Kaplan, fühlte sich in der neuen Umgebung bald überaus wohl. Er wohnte von 1903 bis 1904 in der Herrengasse Nr. 14 (tschechisch Panská), dann von 1905 bis 1909 in der Talgasse 51 (tschechisch Udolni). Nach der Verehelichung 1909 wohnte er bis 1931 in der Erzherzog Rainerstraße (tschechisch Uvoz), zuerst im Haus Nr. 62 und dann ab 1919 im Haus Nr. 52. | | Der junge Techniker Kaplan, fühlte sich in der neuen Umgebung bald überaus wohl. Er wohnte von 1903 bis 1904 in der Herrengasse Nr. 14 (tschechisch Panská), dann von 1905 bis 1909 in der Talgasse 51 (tschechisch Udolni). Nach der Verehelichung 1909 wohnte er bis 1931 in der Erzherzog Rainerstraße (tschechisch Uvoz), zuerst im Haus Nr. 62 und dann ab 1919 im Haus Nr. 52. |
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| | In Brünn befasste sich Kaplan gleich mit seinem Lieblingsgebiet, dem Wasserturbinenbau. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge machten ihn in der Fachwelt bekannt. Bereits durch die elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt am Main im Jahre 1891 hatte der Wasserturbinenbau einen neuen Impuls erhalten. Hier wurde bekanntlich zum ersten Male durch die Initiative von Oskar von Miller, dem Pionier der Deutschen Wasserkraftwirtschaft, der durch ein Wasserturbinenaggregat erzeugte Strom (das Antriebsaggregat war eine Henschel -Jonval -Turbine mit ca. 300 KW) von Lauffen am Neckar über eine 175 km lange Freileitung mit einer Spannung von rund 15000 Volt nach Frankfurt am Main übertragen. | | In Brünn befasste sich Kaplan gleich mit seinem Lieblingsgebiet, dem Wasserturbinenbau. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge machten ihn in der Fachwelt bekannt. Bereits durch die elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt am Main im Jahre 1891 hatte der Wasserturbinenbau einen neuen Impuls erhalten. Hier wurde bekanntlich zum ersten Male durch die Initiative von Oskar von Miller, dem Pionier der Deutschen Wasserkraftwirtschaft, der durch ein Wasserturbinenaggregat erzeugte Strom (das Antriebsaggregat war eine Henschel -Jonval -Turbine mit ca. 300 KW) von Lauffen am Neckar über eine 175 km lange Freileitung mit einer Spannung von rund 15000 Volt nach Frankfurt am Main übertragen. |
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| − | Kaplan versuchte zuerst die Francis-Turbine schneller zu machen; er erzielte dabei beträchtliche Drehzahlsteigerungen, die aber für den direkten Antrieb der Drehstromgeneratoren noch immer nicht ausreichten. Nach einer Überarbeitung der Turbinentheorie erschien [[1908]] sein erstes großes Werk: „''Bau rationeller Francisturbinenlaufräder''“, mit welchem er [[1909]] an der Technischen Hochschule in Wien zum Doktor der technischen Wissenschaften promovierte. | + | Kaplan versuchte zuerst die Francis-Turbine schneller zu machen; er erzielte dabei beträchtliche Drehzahlsteigerungen, die aber für den direkten Antrieb der Drehstromgeneratoren noch immer nicht ausreichten. Nach einer Überarbeitung der Turbinentheorie erschien [[1908]] sein erstes großes Werk: "''Bau rationeller Francisturbinenlaufräder''", mit welchem er [[1909]] an der Technischen Hochschule in Wien zum Doktor der technischen Wissenschaften promovierte. |
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| | Anschließend folgte an der TH Brünn seine Habilitation für Wasserkraftmaschinen. Im gleichen Jahr heiratete er Margarete Strasser, die Tochter eines vermögenden Wiener Kaufmannes. Zwei Töchter, Margarethe und Gertraud, entstammten dieser glücklichen Ehe. Von den 13 Enkelkindern Kaplans leben noch 12, davon eines in Bolivien, drei in Deutschland und acht in Österreich. | | Anschließend folgte an der TH Brünn seine Habilitation für Wasserkraftmaschinen. Im gleichen Jahr heiratete er Margarete Strasser, die Tochter eines vermögenden Wiener Kaufmannes. Zwei Töchter, Margarethe und Gertraud, entstammten dieser glücklichen Ehe. Von den 13 Enkelkindern Kaplans leben noch 12, davon eines in Bolivien, drei in Deutschland und acht in Österreich. |
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| | In der Folge konnte Kaplan mit der Unterstützung Professor Musils und der Firma Storek die Einrichtung eines Turbinenlaboratoriums erreichen. Die Verbindung Viktor Kaplans mit der Firma Storek kam dabei durch einen glücklichen Zufall über eine junge Frau zustande. Es war im Jahre [[1907]], als Kaplan von seinem Studenten Edwin Storek – dem ältesten Sohn Heinrich Storeks – erfuhr, dass die von ihm bewunderte Heroine des Stadttheaters Brünn, Ernie Hrubesch, eine entfernte Verwandte der Familie Storek sei, die des öfteren dort zu Besuch wäre. Edwin Storek vermittelte Kaplan eine Einladung, um die junge Künstlerin treffen zu können. | | In der Folge konnte Kaplan mit der Unterstützung Professor Musils und der Firma Storek die Einrichtung eines Turbinenlaboratoriums erreichen. Die Verbindung Viktor Kaplans mit der Firma Storek kam dabei durch einen glücklichen Zufall über eine junge Frau zustande. Es war im Jahre [[1907]], als Kaplan von seinem Studenten Edwin Storek – dem ältesten Sohn Heinrich Storeks – erfuhr, dass die von ihm bewunderte Heroine des Stadttheaters Brünn, Ernie Hrubesch, eine entfernte Verwandte der Familie Storek sei, die des öfteren dort zu Besuch wäre. Edwin Storek vermittelte Kaplan eine Einladung, um die junge Künstlerin treffen zu können. |
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| − | Doch es sprang kein Funke über zwischen der Künstlerin und dem nüchternen Techniker, der mit der leidenschaftlichen Erörterung seiner Idee einer schnell laufenden Turbine verständlicherweise nur beim Firmenchef Heinrich Storek auf reges Interesse stieß. Am Ende dieser Zusammenkunft reifte der Plan, das vorhin schon erwähnte Versuchslaboratorium einzurichten. Die Firma Storek lieferte die wichtigsten Teile und übernahm den Großteil der Kosten. Die DTH stellte einen Kellerraum im eben fertig gestellten Neugebäude, der so genannten „Neuen Technik“ zur Verfügung. Ab [[1910]] konnte Kaplan im neuen Labor mit seinen Versuchen beginnen. | + | Doch es sprang kein Funke über zwischen der Künstlerin und dem nüchternen Techniker, der mit der leidenschaftlichen Erörterung seiner Idee einer schnell laufenden Turbine verständlicherweise nur beim Firmenchef Heinrich Storek auf reges Interesse stieß. Am Ende dieser Zusammenkunft reifte der Plan, das vorhin schon erwähnte Versuchslaboratorium einzurichten. Die Firma Storek lieferte die wichtigsten Teile und übernahm den Großteil der Kosten. Die DTH stellte einen Kellerraum im eben fertig gestellten Neugebäude, der so genannten "Neuen Technik" zur Verfügung. Ab [[1910]] konnte Kaplan im neuen Labor mit seinen Versuchen beginnen. |
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| | Kaplan experimentierte unermüdlich mit kleinen Modell-Laufrädern, entwickelte die Turbinentheorien weiter und gelangte durch schätzungsweise mehr als 3 000 Versuche ans Ziel seiner rastlosen Bemühungen, zur Propellerturbine mit verstellbaren Schaufeln. Allerdings hatte der Professor an der preußischen Gewerbeakademie in Berlin, Carl Ludwig Fink, bereits in seinem Buch von 1878 erwähnt, dass drehbare Laufschaufeln den Wirkungsgrad von Turbinen verbessern könnten. Damals bestand aber noch kein Bedarf an einer derart komplizierten Konstruktion. Es gab aber auch schon Patente eines finnischen und zweier österreichischer Erfinder über Turbinen mit drehbaren Laufschaufeln, die aber keinen durchschlagenden Erfolg zeigten. | | Kaplan experimentierte unermüdlich mit kleinen Modell-Laufrädern, entwickelte die Turbinentheorien weiter und gelangte durch schätzungsweise mehr als 3 000 Versuche ans Ziel seiner rastlosen Bemühungen, zur Propellerturbine mit verstellbaren Schaufeln. Allerdings hatte der Professor an der preußischen Gewerbeakademie in Berlin, Carl Ludwig Fink, bereits in seinem Buch von 1878 erwähnt, dass drehbare Laufschaufeln den Wirkungsgrad von Turbinen verbessern könnten. Damals bestand aber noch kein Bedarf an einer derart komplizierten Konstruktion. Es gab aber auch schon Patente eines finnischen und zweier österreichischer Erfinder über Turbinen mit drehbaren Laufschaufeln, die aber keinen durchschlagenden Erfolg zeigten. |
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| | ==== Ein kurzer Überblick über die Patentstreitigkeiten ==== | | ==== Ein kurzer Überblick über die Patentstreitigkeiten ==== |
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| − | Die ersten Einsprüche ab 1913 kamen von einigen deutschen und schweizerischen Turbinenbaufirmen, die den Erfolg ihrer in die Weiterentwicklung von Francis-Turbinen getätigten Investitionen gefährdet sahen. Sie schlossen sich zur so genannten Turbinenvereinigung zusammen (von Kaplan „Anti-Kaplan-Syndikat“ genannt), um im gemeinsamen Vorgehen die Standfestigkeit der Patente Kaplans auf die Probe zu stellen. In diesen Auseinandersetzungen hatte Kaplan in seinem Assistenten Ing. Jaroslav Slavik und seinem Freund Dr. Alfred Lechner wertvolle Helfer. | + | Die ersten Einsprüche ab 1913 kamen von einigen deutschen und schweizerischen Turbinenbaufirmen, die den Erfolg ihrer in die Weiterentwicklung von Francis-Turbinen getätigten Investitionen gefährdet sahen. Sie schlossen sich zur so genannten Turbinenvereinigung zusammen (von Kaplan "Anti-Kaplan-Syndikat" genannt), um im gemeinsamen Vorgehen die Standfestigkeit der Patente Kaplans auf die Probe zu stellen. In diesen Auseinandersetzungen hatte Kaplan in seinem Assistenten Ing. Jaroslav Slavik und seinem Freund Dr. Alfred Lechner wertvolle Helfer. |
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| − | 1919, nach dem Erfolg mit der ersten Kaplan-Turbine der Welt, die von Storek gebaut wurde, schwenkten die Turbinenfabriken unter Führung von Voith-Heidenheim um, gründeten den Kaplankonzern, nahmen Lizenzen auf Kaplans Patente und bauten mit großem Erfolg Kaplan-Turbinen. Dazu musste Walter Voith vorher einen „Canossagang“, wie er es selber nannte, zu Kaplan, dem „neuen Turbinenpapst“ nach Brünn antreten. Doch es gab auch streitbare Einzelgänger, die versuchten, die Erfindung einer völlig neuen Turbine in technischer und patentrechtlicher Hinsicht in Frage zu stellen. | + | 1919, nach dem Erfolg mit der ersten Kaplan-Turbine der Welt, die von Storek gebaut wurde, schwenkten die Turbinenfabriken unter Führung von Voith-Heidenheim um, gründeten den Kaplankonzern, nahmen Lizenzen auf Kaplans Patente und bauten mit großem Erfolg Kaplan-Turbinen. Dazu musste Walter Voith vorher einen "Canossagang", wie er es selber nannte, zu Kaplan, dem "neuen Turbinenpapst" nach Brünn antreten. Doch es gab auch streitbare Einzelgänger, die versuchten, die Erfindung einer völlig neuen Turbine in technischer und patentrechtlicher Hinsicht in Frage zu stellen. |
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| | Das waren: | | Das waren: |
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| − | * [[Johann Baudisch]] (* 1881; † 1948) | + | * [[Johann Baudisch (Techniker)|Johann Baudisch]] (* 1881; † 1948) |
| − | 1881 in [[Salzburg]] geboren, promovierter Maschinenbauer. Er arbeitete bei der Fa. Ganz in Leobersdorf und war anschließend Lehrer an einer Staatsgewerbeschule in Wien. Baudisch meldete 1914 eine so genannte Saugstrahlturbine zum Patent an. Er behauptete, sein Patent würde die Erfindung Kaplans wissenschaftlich vollkommen decken, was Kaplans Patente nicht täten. | + | 1881 in der [[Stadt Salzburg]] geboren, promovierter Maschinenbauer. Er arbeitete bei der Fa. Ganz in Leobersdorf und war anschließend Lehrer an einer Staatsgewerbeschule in Wien. Baudisch meldete 1914 eine so genannte Saugstrahlturbine zum Patent an. Er behauptete, sein Patent würde die Erfindung Kaplans wissenschaftlich vollkommen decken, was Kaplans Patente nicht täten. |
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| | * Oskar Poebing (* 1882; † 1956) | | * Oskar Poebing (* 1882; † 1956) |
| − | 1882 in Starnberg in [[Bayern]] geboren, studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule in München, war dann Assistent von Prof. Rudolf Cammerer (von dem u.a. die Kennzahl der „spezifischen Drehzahl“ stammt) und Betriebsleiter des hydraulischen Laboratoriums. In einer Fachzeitschrift behauptete er, dass das hydraulische Institut der TH München die eigentliche Erfinderin der Kaplan-Turbine wäre. | + | 1882 in Starnberg in [[Bayern]] geboren, studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule in München, war dann Assistent von Prof. Rudolf Cammerer (von dem u. a. die Kennzahl der "spezifischen Drehzahl" stammt) und Betriebsleiter des hydraulischen Laboratoriums. In einer Fachzeitschrift behauptete er, dass das hydraulische Institut der TH München die eigentliche Erfinderin der Kaplan-Turbine wäre. |
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| | * Robert Honold (* 1872; † 1953) | | * Robert Honold (* 1872; † 1953) |
| | 1872 geboren in Langenau am Bodensee in [[Württemberg]], studierte Maschinenbau in Stuttgart und Darmstadt. Nach längerer Praxis in der Industrie und als Zivilingenieur war er von 1916–1927 Professor und zeitweise Dekan der Fakultät für Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Graz. | | 1872 geboren in Langenau am Bodensee in [[Württemberg]], studierte Maschinenbau in Stuttgart und Darmstadt. Nach längerer Praxis in der Industrie und als Zivilingenieur war er von 1916–1927 Professor und zeitweise Dekan der Fakultät für Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Graz. |
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| − | Hatten die Auseinandersetzungen mit Baudisch und Poebing für Kaplan noch einen gewissen Unterhaltungswert, so waren die Kontroversen mit Honold weit schärfer. Honold stützte sich auf die schon erwähnte Veröffentlichung Prof. Finks über die Vorteile drehbarer Laufschaufeln und behauptete, Kaplan sei das Patent zu Unrecht erteilt worden, denn der eigentliche Erfinder wäre Fink. Honold erhob Nichtigkeitsklage bei den Patentgerichten in Berlin und Wien. Alle Klagen Honolds und auch seine Berufungen wurden abgewiesen. Doch Honold gab nicht auf, er verstieg sich zu ehrenrührigen Äußerungen, für die er am Bezirksgericht in Graz verurteilt wurde. Honold setzte seine Angriffe über den Tod Kaplans hinaus bis 1951 fort. Robert Honold war der Bruder von Gottlob Honold, der ebenfalls ein „Zündler“ war, aber im positiven Sinne; er erfand für Robert Bosch die Hochspannungsmagnetzündung und ermöglichte erst damit den Bau schnell laufender Ottomotoren. | + | Hatten die Auseinandersetzungen mit Baudisch und Poebing für Kaplan noch einen gewissen Unterhaltungswert, so waren die Kontroversen mit Honold weit schärfer. Honold stützte sich auf die schon erwähnte Veröffentlichung Prof. Finks über die Vorteile drehbarer Laufschaufeln und behauptete, Kaplan sei das Patent zu Unrecht erteilt worden, denn der eigentliche Erfinder wäre Fink. Honold erhob Nichtigkeitsklage bei den Patentgerichten in Berlin und Wien. Alle Klagen Honolds und auch seine Berufungen wurden abgewiesen. Doch Honold gab nicht auf, er verstieg sich zu ehrenrührigen Äußerungen, für die er am Bezirksgericht in Graz verurteilt wurde. Honold setzte seine Angriffe über den Tod Kaplans hinaus bis 1951 fort. Robert Honold war der Bruder von Gottlob Honold, der ebenfalls ein "Zündler" war, aber im positiven Sinne; er erfand für Robert Bosch die Hochspannungsmagnetzündung und ermöglichte erst damit den Bau schnell laufender Ottomotoren. |
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| | * Zuletzt kam es noch zu einer sehr ernsten Auseinandersetzung mit Prof. Dr. Ing. Franz Lawaczeck aus Pöcking in Bayern zusammen mit der Maschinenbaufirma Ferdinand Schichau in Elbing in Westpreußen: | | * Zuletzt kam es noch zu einer sehr ernsten Auseinandersetzung mit Prof. Dr. Ing. Franz Lawaczeck aus Pöcking in Bayern zusammen mit der Maschinenbaufirma Ferdinand Schichau in Elbing in Westpreußen: |
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| | Der Angriff mittels Nichtigkeitsklagen richtete sich gegen Kaplans Patent über ein Laufrad mit flügelartigen Schaufeln (DRP 300591). Die Klage stützte sich auf eine Reihe älterer Veröffentlichungen über Schiffspropeller, die eine Ähnlichkeit mit den Propellerlaufrädern von Kaplan hatten. Die Angelegenheit war von großer Tragweite, denn das bekämpfte Patent, war eines der Grundlagen der Lizenzverträge. | | Der Angriff mittels Nichtigkeitsklagen richtete sich gegen Kaplans Patent über ein Laufrad mit flügelartigen Schaufeln (DRP 300591). Die Klage stützte sich auf eine Reihe älterer Veröffentlichungen über Schiffspropeller, die eine Ähnlichkeit mit den Propellerlaufrädern von Kaplan hatten. Die Angelegenheit war von großer Tragweite, denn das bekämpfte Patent, war eines der Grundlagen der Lizenzverträge. |
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| − | In der Verhandlung am Reichsgericht Leipzig 1925 wurden auch diese Klagen abgewiesen, so dass damit für Kaplan die zwölf Jahre dauernden Kämpfe und Aufregungen beendet waren. Er und sein Team waren die fachlichen Sieger, seine Gesundheit jedoch die Verliererin. Denn in die Zeit der Patentkämpfe fiel Kaplans schwere Erkrankung im Februar 1922. Die ärztlichen Diagnosen waren unsicher und reichten von Gehirnschlag und Kopfgrippe bis zum Nervenzusammenbruch. Nach dieser Erkrankung war Kaplan ein anderer geworden, der frühere Schwung fehlte ihm. In dieser Zeit waren seine Frau Margarete, sein Assistent Ing. Jaroslav Slavik, von Kaplan burschikos immer „Slawitschek“ genannt und sein Freund Prof. Dr. Alfred Lechner die wichtigsten Stützen, die im Zuge der Patentauseinandersetzungen die notwendigen Arbeiten im Sinne des Erfinders erledigten. Kaplan hatte sich insgesamt gegen zehn Einsprüche, zehn Beschwerden, drei Nichtigkeitsklagen, bei einer Reichgerichtsverhandlung und bei der Ehrenbeleidigungsklage gegen Robert Honold durchzukämpfen. | + | In der Verhandlung am Reichsgericht Leipzig 1925 wurden auch diese Klagen abgewiesen, so dass damit für Kaplan die zwölf Jahre dauernden Kämpfe und Aufregungen beendet waren. Er und sein Team waren die fachlichen Sieger, seine Gesundheit jedoch die Verliererin. Denn in die Zeit der Patentkämpfe fiel Kaplans schwere Erkrankung im Februar 1922. Die ärztlichen Diagnosen waren unsicher und reichten von Gehirnschlag und Kopfgrippe bis zum Nervenzusammenbruch. Nach dieser Erkrankung war Kaplan ein anderer geworden, der frühere Schwung fehlte ihm. In dieser Zeit waren seine Frau Margarete, sein Assistent Ing. Jaroslav Slavik, von Kaplan burschikos immer "Slawitschek" genannt und sein Freund Prof. Dr. Alfred Lechner die wichtigsten Stützen, die im Zuge der Patentauseinandersetzungen die notwendigen Arbeiten im Sinne des Erfinders erledigten. Kaplan hatte sich insgesamt gegen zehn Einsprüche, zehn Beschwerden, drei Nichtigkeitsklagen, bei einer Reichgerichtsverhandlung und bei der Ehrenbeleidigungsklage gegen Robert Honold durchzukämpfen. |
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| | ==== Die erste Kaplan-Turbine im Einsatz ==== | | ==== Die erste Kaplan-Turbine im Einsatz ==== |
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| | ==== Rückschläge und endgültiger Durchbruch ==== | | ==== Rückschläge und endgültiger Durchbruch ==== |
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| − | In der Folge traten bei anderen von Storek gefertigten Kaplan-Turbinen große Schwierigkeiten auf, die sich durch laute, explosionsartige Schläge beim Lauf bemerkbar machten, wobei wichtige Teile der Turbine beschädigt wurden. Diese Schwierigkeiten, es handelte sich um die so genannte Kavitation (Hohlraumbildung in Unterdruckzonen) ließen sich nicht verheimlichen und waren „Wasser auf die Turbinen“ der Gegner Kaplans, die an die Messergebnisse nicht glaubten und ihm die Erfolge auch nicht gönnen wollten. Auch die Firmengruppe des Kaplan-Konzerns verzögerte zunächst die Auswertung der Erfindung. Kaplan war krank und verzweifelt und sah zunächst die Zukunftsaussichten seiner Turbine in den düstersten Farben. Niemand wusste, was die Ursache der Störungen sein könnte. | + | In der Folge traten bei anderen von Storek gefertigten Kaplan-Turbinen große Schwierigkeiten auf, die sich durch laute, explosionsartige Schläge beim Lauf bemerkbar machten, wobei wichtige Teile der Turbine beschädigt wurden. Diese Schwierigkeiten, es handelte sich um die so genannte Kavitation (Hohlraumbildung in Unterdruckzonen) ließen sich nicht verheimlichen und waren "Wasser auf die Turbinen" der Gegner Kaplans, die an die Messergebnisse nicht glaubten und ihm die Erfolge auch nicht gönnen wollten. Auch die Firmengruppe des Kaplan-Konzerns verzögerte zunächst die Auswertung der Erfindung. Kaplan war krank und verzweifelt und sah zunächst die Zukunftsaussichten seiner Turbine in den düstersten Farben. Niemand wusste, was die Ursache der Störungen sein könnte. |
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| | Doch einer ahnte die Herkunft des Übels. Es war Gustav Oplusstil, Absolvent der DTH in Brünn, ehemaliger Fregattenleutnant auf Unterseeboten der k.u.k. Kriegsmarine, Hydrauliker bei der Fa. Storek, der vor dem Krieg in der Werft der Fa. [[Whitehead|Robert Whitehead]] in Fiume (heute Rijeka) praktiziert hatte. Aus der Familie Whitehead stammte [[Agathe Whitehead]], die erste Frau des ehemaligen U-Boot-Kommandanten der k.u.k. Kriegsmarine, [[Georg Ludwig Ritter von Trapp|Georg Ritter von Trapp]], des Vaters der singenden [[Trapp-Familie]]. | | Doch einer ahnte die Herkunft des Übels. Es war Gustav Oplusstil, Absolvent der DTH in Brünn, ehemaliger Fregattenleutnant auf Unterseeboten der k.u.k. Kriegsmarine, Hydrauliker bei der Fa. Storek, der vor dem Krieg in der Werft der Fa. [[Whitehead|Robert Whitehead]] in Fiume (heute Rijeka) praktiziert hatte. Aus der Familie Whitehead stammte [[Agathe Whitehead]], die erste Frau des ehemaligen U-Boot-Kommandanten der k.u.k. Kriegsmarine, [[Georg Ludwig Ritter von Trapp|Georg Ritter von Trapp]], des Vaters der singenden [[Trapp-Familie]]. |
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| | Oplusstil erinnerte sich, dass bei den hoch beanspruchten Antriebspropellern der Kriegsschiffe, ähnliche Erscheinungen mit Anfressungen und faustgroßen Löchern aufgetreten waren. In sofort durchgeführten Versuchen ging man bei Storek den Vermutungen Oplusstils nach und konnte daraus tatsächlich Maßnahmen ableiten, die zur Beseitigung der Probleme bei den zehn von der Kavitation befallenen Turbinen führten. Storek hatte bis dahin bereits rund 40 Kaplan-Turbinen gebaut. | | Oplusstil erinnerte sich, dass bei den hoch beanspruchten Antriebspropellern der Kriegsschiffe, ähnliche Erscheinungen mit Anfressungen und faustgroßen Löchern aufgetreten waren. In sofort durchgeführten Versuchen ging man bei Storek den Vermutungen Oplusstils nach und konnte daraus tatsächlich Maßnahmen ableiten, die zur Beseitigung der Probleme bei den zehn von der Kavitation befallenen Turbinen führten. Storek hatte bis dahin bereits rund 40 Kaplan-Turbinen gebaut. |
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| − | In dieser Situation erwarb sich die Fa. Storek, die dabei große finanzielle Opfer bringen musste, herausragende Verdienste, die von Viktor Kaplan mit großem Lob gewürdigt wurden. Jaroslav Slavik schrieb in seinen Erinnerungen, dass die Firma Storek damals „''die Kastanien aus dem Feuer holte''“. Er, sowie Walter Voith und Elov Englesson, Chefingenieur der schwedischen Firma KMW (Karlstads Mekaniska Werkstad) in Kristineham, leisteten damals wertvolle Hilfe. Die Verbreitung der Kaplan-Turbine war nun nicht mehr aufzuhalten. | + | In dieser Situation erwarb sich die Fa. Storek, die dabei große finanzielle Opfer bringen musste, herausragende Verdienste, die von Viktor Kaplan mit großem Lob gewürdigt wurden. Jaroslav Slavik schrieb in seinen Erinnerungen, dass die Firma Storek damals "''die Kastanien aus dem Feuer holte''". Er, sowie Walter Voith und Elov Englesson, Chefingenieur der schwedischen Firma KMW (Karlstads Mekaniska Werkstad) in Kristineham, leisteten damals wertvolle Hilfe. Die Verbreitung der Kaplan-Turbine war nun nicht mehr aufzuhalten. |
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| | Mit zwei 1 000-PS-Kaplan-Turbinen der Fa. Voith, St. Pölten-Heidenheim im Jahre 1922 für die Papierfabrik Steyrermühl in Oberösterreich und vor allem mit einer schwedischen Kaplan-Turbine mit rund 11 000 PS im Jahre 1925 für das Kraftwerk Lila Edet in [[Schweden]], hatte die Erfindung Kaplans die Probe für ihre Verwendung auch in Großkraftwerken eindrucksvoll bestanden. | | Mit zwei 1 000-PS-Kaplan-Turbinen der Fa. Voith, St. Pölten-Heidenheim im Jahre 1922 für die Papierfabrik Steyrermühl in Oberösterreich und vor allem mit einer schwedischen Kaplan-Turbine mit rund 11 000 PS im Jahre 1925 für das Kraftwerk Lila Edet in [[Schweden]], hatte die Erfindung Kaplans die Probe für ihre Verwendung auch in Großkraftwerken eindrucksvoll bestanden. |
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| − | Es folgten vor dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] weitere große Turbinen für Deutschland, [[Russland]] und [[Irland]]. Seither hat die Kaplan-Turbine ihren Siegeszug um die Welt angetreten. Das erste rein österreichische. Donaukraftwerk, Ybbs-Persenbeug, welches in den Jahren von 1954–1959 errichtet wurde, hatte bereits Kaplan-Turbinen von je rund 47 000 PS, die damals die größten in Europa waren. | + | Es folgten vor dem [[Zweiten Weltkrieg]] weitere große Turbinen für Deutschland, [[Russland]] und [[Irland]]. Seither hat die Kaplan-Turbine ihren Siegeszug um die Welt angetreten. Das erste rein österreichische. Donaukraftwerk, Ybbs-Persenbeug, welches in den Jahren von 1954–1959 errichtet wurde, hatte bereits Kaplan-Turbinen von je rund 47 000 PS, die damals die größten in Europa waren. |
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| | ==== Ehrungen und Ruhestand ==== | | ==== Ehrungen und Ruhestand ==== |
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| | Kaplan hatte nicht nur die nach ihm benannte Turbine erfunden, sondern auch den vermutlich kürzesten Personal-Einstellungstest. Vielleicht enthält die folgende Geschichte eine kleine Anregung für Personalverantwortliche: | | Kaplan hatte nicht nur die nach ihm benannte Turbine erfunden, sondern auch den vermutlich kürzesten Personal-Einstellungstest. Vielleicht enthält die folgende Geschichte eine kleine Anregung für Personalverantwortliche: |
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| − | DI. Ernst Meier (* 1896 in Wien) erzählte folgende Geschichte: Kaplan suchte einen Assistenten. Ernst Meier, damals Student des Maschinenbaues interessierte sich dafür. Er meldete sich beim Professor. Kaplan: „''Was wollns?''“ Meier: „''Ich komme wegen des Assistentenpostens.''“ Kaplan: „''Haben Sie schon einmal etwas verpfuscht?''“ Darauf Meier: „''Jawohl Herr Professor!''“ Antwort Kaplans: „''Wann können Sie anfangen?''“ | + | DI. Ernst Meier (* 1896 in Wien) erzählte folgende Geschichte: Kaplan suchte einen Assistenten. Ernst Meier, damals Student des Maschinenbaues interessierte sich dafür. Er meldete sich beim Professor. Kaplan: "''Was wollns?''" Meier: "''Ich komme wegen des Assistentenpostens.''" Kaplan: "''Haben Sie schon einmal etwas verpfuscht?''" Darauf Meier: "''Jawohl Herr Professor!''" Antwort Kaplans: "''Wann können Sie anfangen?''" |
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| − | Kaplan war nach den Aussagen seiner Zeitgenossen persönlich sehr bescheiden. Er war aber auch ein humorvoller Mensch und manchem Schabernack nicht abgeneigt. Er setzte seine technische Phantasie aber auch einmal ganz boshaft ein, um einen unangenehmen Besucher zu ärgern: | + | Kaplan war nach den Aussagen seiner Zeitgenossen persönlich sehr bescheiden. Er war aber auch ein humorvoller Mensch und manchem Schabernack nicht abgeneigt. Er setzte seine technische Fantasie aber auch einmal ganz boshaft ein, um einen unangenehmen Besucher zu ärgern: |
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| | * '''Der wackelige Suppenteller''' | | * '''Der wackelige Suppenteller''' |
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| | * '''Das blaue Bild vom Opa''' | | * '''Das blaue Bild vom Opa''' |
| − | Auf der Vorderseite der 1 000-[[Schilling]]-Banknoten der beiden Auflagen von 1961 war Viktor Kaplan mit dem Laufrad einer Kaplan-Turbine abgebildet. Auf der Rückseite befand sich eine Darstellung des Donaukraftwerkes Ybbs- Persenbeug. Dieser Geldschein wurde im Volksmund wegen seiner Farbe „der Blaue“ genannt. Es wird erzählt, dass die Witwe Kaplans eines Tages von einem Enkelkind, das in Wien studierte, einen Brief erhielt, in dem wieder einmal von Geldnöten die Rede war. So schrieb das Enkelkind: „''Liebe Oma, schicke mir doch bitte ein blaues Bild vom Opa''“. | + | Auf der Vorderseite der 1 000-[[Schilling]]-Banknoten der beiden Auflagen von 1961 war Viktor Kaplan mit dem Laufrad einer Kaplan-Turbine abgebildet. Auf der Rückseite befand sich eine Darstellung des Donaukraftwerkes Ybbs- Persenbeug. Dieser Geldschein wurde im Volksmund wegen seiner Farbe "der Blaue" genannt. Es wird erzählt, dass die Witwe Kaplans eines Tages von einem Enkelkind, das in Wien studierte, einen Brief erhielt, in dem wieder einmal von Geldnöten die Rede war. So schrieb das Enkelkind: "''Liebe Oma, schicke mir doch bitte ein blaues Bild vom Opa''". |
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| | *'''Die Affengeschichte''' | | *'''Die Affengeschichte''' |
| − | Viktor Kaplan war nicht nur ein Menschenfreund sondern auch ein großer Tierliebhaber: Pferd, Kühe, Schafe, Gänse, Hühner, Hund und Katzen, eine zahme Krähe „Jakob“ und zum großen Vergnügen auch zwei Kapuzineraffen „Schnucki“ und „Mucki“ bevölkerten den weitläufigen Landsitz. | + | Viktor Kaplan war nicht nur ein Menschenfreund sondern auch ein großer Tierliebhaber: Pferd, Kühe, Schafe, Gänse, Hühner, Hund und Katzen, eine zahme Krähe "Jakob" und zum großen Vergnügen auch zwei Kapuzineraffen "Schnucki" und "Mucki" bevölkerten den weitläufigen Landsitz. |
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| | Kaplan soll einmal spaßeshalber gesagt haben, dass er durch diese Affen berühmter geworden wäre, als durch seine Turbinen. | | Kaplan soll einmal spaßeshalber gesagt haben, dass er durch diese Affen berühmter geworden wäre, als durch seine Turbinen. |
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| | Einer der beiden Affen räumte einmal die Brieftasche Kaplans aus, deren Inhalt er dann in seinem Käfig verwahrte. Nach einem aufgebauschten Bericht, der sogar am 29. November 1933 in einer italienischen Zeitung in Turin erschienen war, sollen die beiden Affen einige Tausend-Schilling-Scheine genüsslich aufgefressen haben. Weil das aber alles weit übertrieben war, schickte Kaplan eine Berichtigung an das italienische Blatt: | | Einer der beiden Affen räumte einmal die Brieftasche Kaplans aus, deren Inhalt er dann in seinem Käfig verwahrte. Nach einem aufgebauschten Bericht, der sogar am 29. November 1933 in einer italienischen Zeitung in Turin erschienen war, sollen die beiden Affen einige Tausend-Schilling-Scheine genüsslich aufgefressen haben. Weil das aber alles weit übertrieben war, schickte Kaplan eine Berichtigung an das italienische Blatt: |
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| − | „''Ich beobachtete Schnucki, als er eben im Begriffe war, meine verschiedenen wissenschaftlichen Notizen zu `studieren`. Er war aber so anständig, sich geistiges Eigentum nicht anzueignen, wie dies von ehrgeizigen `Erfindern` mit Vorliebe getan wird. Ja, er war sogar so ehrlich, keine der Banknoten verschwinden zu lassen, oder sie gar zu verspeisen. Offenbar wollte er die politischen Ereignisse abwarten, um die Noten zu einem günstigen Kurs auf den Markt zu werfen (...). Indem ich Sie bitte, diese Richtigstellung in Ihrem geschätzten Blatte aufnehmen zu wollen, zeichne ich''<br />
| + | "''Ich beobachtete Schnucki, als er eben im Begriffe war, meine verschiedenen wissenschaftlichen Notizen zu `studieren`. Er war aber so anständig, sich geistiges Eigentum nicht anzueignen, wie dies von ehrgeizigen `Erfindern` mit Vorliebe getan wird. Ja, er war sogar so ehrlich, keine der Banknoten verschwinden zu lassen, oder sie gar zu verspeisen. Offenbar wollte er die politischen Ereignisse abwarten, um die Noten zu einem günstigen Kurs auf den Markt zu werfen (...). Indem ich Sie bitte, diese Richtigstellung in Ihrem geschätzten Blatte aufnehmen zu wollen, zeichne ich''<br /> |
| | ''Hochachtungsvoll, Dr. Viktor Kaplan'' | | ''Hochachtungsvoll, Dr. Viktor Kaplan'' |
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| | ==== Kaplan als Wohltäter seiner Mitmenschen ==== | | ==== Kaplan als Wohltäter seiner Mitmenschen ==== |
| − | Kaplan verwendete das durch seine Erfindung erworbene beträchtliche Vermögen nicht nur für seine eigenen Zwecke, sondern zeigte sich auch großzügig gegenüber seinen Mitmenschen. Er half in dringenden Geldnöten durch Darlehen oder Spenden, bezahlte einem kranken Freund, den Kuraufenthalt und spendete dazu auch die Reisekosten. Er widmete zu besonderen Anlässen größere Beträge für die „Gemeindearmen“, spendete an die Ortsvereine und gewährte auch der Gemeinde Unterach einen größeren Kredit von 50 000.- Schilling (heute etwa 135 000 Euro). Er, der in der schweren Zeit seiner langen Krankheit, selber ärztliche Hilfe brauchte und auf die seelische Unterstützung seiner Familie und Freunde angewiesen war, wurde seinerseits zu einem großen Nothelfer seiner Mitmenschen. | + | Kaplan verwendete das durch seine Erfindung erworbene beträchtliche Vermögen nicht nur für seine eigenen Zwecke, sondern zeigte sich auch großzügig gegenüber seinen Mitmenschen. Er half in dringenden Geldnöten durch Darlehen oder Spenden, bezahlte einem kranken Freund, den Kuraufenthalt und spendete dazu auch die Reisekosten. Er widmete zu besonderen Anlässen größere Beträge für die "Gemeindearmen", spendete an die Ortsvereine und gewährte auch der Gemeinde Unterach einen größeren Kredit von 50 000.- Schilling (heute etwa 135 000 Euro). Er, der in der schweren Zeit seiner langen Krankheit, selber ärztliche Hilfe brauchte und auf die seelische Unterstützung seiner Familie und Freunde angewiesen war, wurde seinerseits zu einem großen Nothelfer seiner Mitmenschen. |
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| | ==== Viktor und Margarete Kaplan als großzügige Gastgeber ==== | | ==== Viktor und Margarete Kaplan als großzügige Gastgeber ==== |
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| − | Großzügige Gastfreundschaft war eine der sympathischen Merkmale des Ehepaares Margarete und Viktor Kaplan. Kaplan hatte das 1920 erworbene Landgut Rochuspoint in Unterach am Attersee durch weitere Zukäufe flächenmäßig auf ca. zwölf Hektar vergrößert, weiter ausgebaut und ausgestattet. Mit Bienenhaus, kleinem Wasserkraftwerk, Werkstätten, Almhütte, Schwimmteich, Kinoraum, mit zahlreichen Tieren und Pflanzen. Vor allem mit einer treuen Schar von Dienstleuten war es ein Erholungsort für die Familie Kaplan, sowie auch für zahlreiche Gäste. Mehrere hundert Eintragungen scheinen in den vier Gästebüchern auf. Darunter namhafte Persönlichkeiten wie z. B: Walter und Hermann Voith, Prof. Dr. Alfred Lechner, Heinz und Herbert Storek, Ernest und Augusta Potoczek -Lindenthal, Prof. Franz Karollus, Hilde Ziegler, Dr. Ing. Hawranek und viele andere. Auch der Hochadel war vertreten mit Josef Ferdinand von Habsburg Lothringen; ebenso namhafte Schriftsteller und Künstler, wie beispielsweise Bruno Brehm, Franz Karl Ginzkey, Robert Hohlbaum und auch der berühmte Schauspieler Werner Kraus. | + | Großzügige Gastfreundschaft war eine der sympathischen Merkmale des Ehepaares Margarete und Viktor Kaplan. Kaplan hatte das 1920 erworbene Landgut Rochuspoint in Unterach am Attersee durch weitere Zukäufe flächenmäßig auf ca. zwölf Hektar vergrößert, weiter ausgebaut und ausgestattet. Mit Bienenhaus, kleinem Wasserkraftwerk, Werkstätten, Almhütte, Schwimmteich, Kinoraum, mit zahlreichen Tieren und Pflanzen. Vor allem mit einer treuen Schar von Dienstleuten war es ein Erholungsort für die Familie Kaplan, sowie auch für zahlreiche Gäste. Mehrere hundert Eintragungen scheinen in den vier Gästebüchern auf. Darunter namhafte Persönlichkeiten wie z. B: Walter und Hermann Voith, Prof. Dr. Alfred Lechner, Heinz und Herbert Storek, Ernest und Augusta Potoczek-Lindenthal, Prof. Franz Karollus, Hilde Ziegler, Dr. Ing. Hawranek und viele andere. Auch der Hochadel war vertreten mit [[Joseph Ferdinand Habsburg-Lothringen]]; ebenso namhafte Schriftsteller und Künstler, wie beispielsweise Bruno Brehm, [[Franz Karl Ginzkey]], Robert Hohlbaum und auch der berühmte Schauspieler Werner Kraus. |
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| − | ==== „Erinnerungsorte“ ==== | + | ==== "Erinnerungsorte" ==== |
| − | Die Erinnerung an Viktor Kaplan hat vielfältigen Ausdruck gefunden: Veröffentlichungen, Gedenkveranstaltungen, Denkmäler, Gedenktafeln, Schulen, Geldscheine und Briefmarken, Ehrungen und Auszeichnungen, Urkunden und Dauerausstellungen in Museen. Auch viele persönliche Utensilien und ein umfangreicher Bestand an Briefen des„Vielschreibers“ Kaplan sind noch erhalten. In 70 Gemeinden Österreichs, wie auch in Brünn, sind Straßen, Wege oder Plätze nach Kaplan benannt. Auch in Salzburg erinnert die Kaplanstraße in der Nähe des Bahnhofs an den Erfinder. Die sechs „Kaplanwohnorte“ nach der Abfolge seines Lebens gereiht sind: Mürzzuschlag, Breitenstein am Semmering, Neuberg an der Mürz, Wien, Brünn und Unterach am Attersee. | + | Die Erinnerung an Viktor Kaplan hat vielfältigen Ausdruck gefunden: Veröffentlichungen, Gedenkveranstaltungen, Denkmäler, Gedenktafeln, Schulen, Geldscheine und Briefmarken, Ehrungen und Auszeichnungen, Urkunden und Dauerausstellungen in Museen. Auch viele persönliche Utensilien und ein umfangreicher Bestand an Briefen des"Vielschreibers" Kaplan sind noch erhalten. In 70 Gemeinden Österreichs, wie auch in Brünn, sind Straßen, Wege oder Plätze nach Kaplan benannt. Auch in Salzburg erinnert die Kaplanstraße in der Nähe des Bahnhofs an den Erfinder. Die sechs "Kaplanwohnorte" nach der Abfolge seines Lebens gereiht sind: Mürzzuschlag, Breitenstein am Semmering, Neuberg an der Mürz, Wien, Brünn und Unterach am Attersee. |
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| | Das größte Kaplandenkmal in Österreich stellt jedoch die Kette der Donaukraftwerke dar. Kaplan hatte sich bereits 1917 in einem Vortrag über die Zweckmäßigkeit einer Wasserkraftnutzung der Donau ausgesprochen. Es dauerte noch Jahrzehnte, bis man seinen Visionen folgte. Der Verlauf des Zweiten Weltkrieges verhinderte, dass die Donaukraftwerke statt mit Kaplan-Turbinen nach dem unwirtschaftlichen Kraftwerkskonzept von Arno Fischer/Schwede-Coburg gebaut wurden. Im Jahre 2008 wurde in Unterach am Attersee der Kaplan-Themenweg eröffnet, der das Leben und Lebenswerk Viktor Kaplans behandelt, sowie sehr interessante allgemeine Informationen über die elektrische Energieversorgung, den Wasserkreislauf und die regionale Geologie bietet. | | Das größte Kaplandenkmal in Österreich stellt jedoch die Kette der Donaukraftwerke dar. Kaplan hatte sich bereits 1917 in einem Vortrag über die Zweckmäßigkeit einer Wasserkraftnutzung der Donau ausgesprochen. Es dauerte noch Jahrzehnte, bis man seinen Visionen folgte. Der Verlauf des Zweiten Weltkrieges verhinderte, dass die Donaukraftwerke statt mit Kaplan-Turbinen nach dem unwirtschaftlichen Kraftwerkskonzept von Arno Fischer/Schwede-Coburg gebaut wurden. Im Jahre 2008 wurde in Unterach am Attersee der Kaplan-Themenweg eröffnet, der das Leben und Lebenswerk Viktor Kaplans behandelt, sowie sehr interessante allgemeine Informationen über die elektrische Energieversorgung, den Wasserkreislauf und die regionale Geologie bietet. |
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| | Kaplans Überzeugung und Forderung war, dass Natur und Technik immer im Einklang stehen sollen. Seit Kaplans Tod 1934 hat sich der Energieverbrauch der Erde allerdings auf das Zehnfache erhöht (von rund 11 000 Milliarden KWh auf rund 100 000 Milliarden KWh/Jahr). | | Kaplans Überzeugung und Forderung war, dass Natur und Technik immer im Einklang stehen sollen. Seit Kaplans Tod 1934 hat sich der Energieverbrauch der Erde allerdings auf das Zehnfache erhöht (von rund 11 000 Milliarden KWh auf rund 100 000 Milliarden KWh/Jahr). |
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| − | Es ist angesichts des damit verbundenen Ausbaues der Kraftwerke (u. a. mit weltweit ca. 420 Atomkraftwerken) die Frage zu stellen, wie weit die Menschen den Einklang von Natur und Technik überhaupt verwirklichen könnten. Selbst bei der Wasserkraft, die den „Adelstitel“ einer „umweltschonenden Energiequelle“ besitzt, sind dennoch beträchtliche Eingriffe in die Natur nicht zu vermeiden. Durch den Einsatz von Kaplan-Rohrturbinen und verschiedenen Umwelt-Begleitmaßnahmen konnten diese allerdings beim Ausbau der Flüsse wesentlich gemildert werden. So kann man das Vermächtnis Kaplans als Mahnung und Aufforderung sehen, den wirtschaftlichen Erfolg, das Gold aus den Gewässern, „AURUM EX AQUIS“, wie die Überschrift über der allegorischen Darstellung der Wasserkraft in der Eingangshalle des [[Hauptbahnhof Salzburg|Salzburger Hauptbahnhofes]] lautet, auch zur bestmöglichen Schonung der Natur einzusetzen. | + | Es ist angesichts des damit verbundenen Ausbaues der Kraftwerke (u. a. mit weltweit ca. 420 Atomkraftwerken) die Frage zu stellen, wie weit die Menschen den Einklang von Natur und Technik überhaupt verwirklichen könnten. Selbst bei der Wasserkraft, die den "Adelstitel" einer "umweltschonenden Energiequelle" besitzt, sind dennoch beträchtliche Eingriffe in die Natur nicht zu vermeiden. Durch den Einsatz von Kaplan-Rohrturbinen und verschiedenen Umwelt-Begleitmaßnahmen konnten diese allerdings beim Ausbau der Flüsse wesentlich gemildert werden. So kann man das Vermächtnis Kaplans als Mahnung und Aufforderung sehen, den wirtschaftlichen Erfolg, das Gold aus den Gewässern, "AURUM EX AQUIS", wie die Überschrift über der allegorischen Darstellung der Wasserkraft in der Eingangshalle des [[Hauptbahnhof Salzburg|Salzburger Hauptbahnhofes]] lautet, auch zur bestmöglichen Schonung der Natur einzusetzen. |
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| − | Die Geschichte der Erfindungen lehrt, dass die Väter großer entwicklungsfähiger Ideen selten die Früchte ihrer Arbeit ernteten; ein Hungerleiderleben war das Schicksal vieler Erfinder. Der große Ingenieur und Unternehmer Eugen Langen (1833-1895), unter anderem Gründer der Gasmotorenfabrik Deutz, schrieb einst: „''Erfinde stets, doch werde kein Erfinder, in der Arbeit such dein Glück, sonst darben deine Kinder''“. | + | Die Geschichte der Erfindungen lehrt, dass die Väter großer entwicklungsfähiger Ideen selten die Früchte ihrer Arbeit ernteten; ein Hungerleiderleben war das Schicksal vieler Erfinder. Der große Ingenieur und Unternehmer Eugen Langen (1833-1895), unter anderem Gründer der Gasmotorenfabrik Deutz, schrieb einst: "''Erfinde stets, doch werde kein Erfinder, in der Arbeit such dein Glück, sonst darben deine Kinder''". |
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| | In dieser Hinsicht war Kaplan absolut untypisch: Durch seine Bahn brechenden Erfindungen brachte er es zu großem Wohlstand, Geld - und Liegenschafts- vermögen. Die Früchte seines Erfindergeistes und seines Fleißes konnte er noch nützen und genießen, bis ihn der allzu frühe Tod ereilte. | | In dieser Hinsicht war Kaplan absolut untypisch: Durch seine Bahn brechenden Erfindungen brachte er es zu großem Wohlstand, Geld - und Liegenschafts- vermögen. Die Früchte seines Erfindergeistes und seines Fleißes konnte er noch nützen und genießen, bis ihn der allzu frühe Tod ereilte. |
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| | ==Bildergalerie== | | ==Bildergalerie== |
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| | Datei:Kulturkraftwerk im oktober hat unser kulturkraftwerk eine gruppe aus korea anlässlich einer.jpg|Moderne Kaplan-Turbine in einem Kleinkraftwerk an der [[Fuschler Ache]] in [[Thalgau]] mit einer Besuchergruppe aus Südkorea. | | Datei:Kulturkraftwerk im oktober hat unser kulturkraftwerk eine gruppe aus korea anlässlich einer.jpg|Moderne Kaplan-Turbine in einem Kleinkraftwerk an der [[Fuschler Ache]] in [[Thalgau]] mit einer Besuchergruppe aus Südkorea. |
| | Datei:Mihla Kraftwerk Kaplan Turbine.jpg|Funktionsweise einer Kaplan-Turbine | | Datei:Mihla Kraftwerk Kaplan Turbine.jpg|Funktionsweise einer Kaplan-Turbine |
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| − | <!-- Fußnoten oder Endnoten-also Ortsangaben für zusätzliche Informationen-werden nach den Standard-Zitierregeln bei historischen, politikwissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Arbeiten als "Anmerkungen" bezeichnet.--> | + | <!-- Einzelnachweise oder Endnoten - also Ortsangaben für zusätzliche Informationen - werden nach den Standard-Zitierregeln bei historischen, politikwissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Arbeiten als "Anmerkungen" bezeichnet.--> |
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