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| | {{Salzburgbezug}}[[Datei:!cid image001 jpg@01CF9202.jpg|thumb|Burg Karlstein und Pankrazkirche auf einem Kupferstich von Michael Wening um 1700]] | | {{Salzburgbezug}}[[Datei:!cid image001 jpg@01CF9202.jpg|thumb|Burg Karlstein und Pankrazkirche auf einem Kupferstich von Michael Wening um 1700]] |
| | [[Datei:Karlstein.jpg|thumb|Karlstein]] | | [[Datei:Karlstein.jpg|thumb|Karlstein]] |
| − | '''Karlstein''' ist der flächenmäßig größte Ortsteil der Stadt [[Bad Reichenhall]] im Landkreis Berchtesgadener Land. [[1978]] wurde er im Zuge der Gebietsreform ebenso wie die ehemaligen Gemeindeteile Nonn und Kirchberg nach Bad Reichenhall eingemeindet. | + | '''Karlstein''' ist der flächenmäßig größte Ortsteil der Stadt [[Bad Reichenhall]] im Landkreis Berchtesgadener Land. [[1978]] wurde er im Zuge der Gebietsreform ebenso wie die ehemaligen Gemeindeteile Nonn und Kirchberg nach Bad Reichenhall [[Eingemeindungen|eingemeindet]]. |
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| | ==Lage== | | ==Lage== |
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| | Karlstein wurde in der Latènezeit, in der Spätphase des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr., wohl im Zusammenhang mit den reich sprudelnden Reichenhaller Solequellen, zu einem Macht- und Siedlungszentrum mit weit reichenden Verbindungen. Die seit dem 4. Jh. unterbrochenen Handelsbeziehungen nach Italien wurden wieder aufgenommen. Der Aufstieg von Karlstein muss wohl im Zusammenhang mit dem Rückgang des Salzbergbaues auf dem [[Dürrnberg (Hallein)|Dürrnberg]] in [[Hallein]] gesehen werden. | | Karlstein wurde in der Latènezeit, in der Spätphase des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr., wohl im Zusammenhang mit den reich sprudelnden Reichenhaller Solequellen, zu einem Macht- und Siedlungszentrum mit weit reichenden Verbindungen. Die seit dem 4. Jh. unterbrochenen Handelsbeziehungen nach Italien wurden wieder aufgenommen. Der Aufstieg von Karlstein muss wohl im Zusammenhang mit dem Rückgang des Salzbergbaues auf dem [[Dürrnberg (Hallein)|Dürrnberg]] in [[Hallein]] gesehen werden. |
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| − | Karlstein trug eine befestigte Höhensiedlung wie auch der [[Biberg]] bei [[Saalfelden am Steinernen Meer]], auf dem man das ehemalige Zentrum (Oppidum) der keltischen [[Ambisonten]] vermutet. Es ist umstritten, ob die keltische Siedlung auf dem Karlstein, die in der Latènezeit aufblühte und ab der Mitte des 1. Jahrhunderts sogar über eine eigene Münzprägung verfügte ("Karlsteiner", [[Keltische Münzen]], die zur Gruppe des Norischen Kleinsilber zählen), das "Oppidum“ der im [[Saalachtal]] siedelnden [[Alaunen]] war. | + | Karlstein trug eine befestigte Höhensiedlung wie auch der [[Biberg]] bei [[Saalfelden am Steinernen Meer]], auf dem man das ehemalige Zentrum (Oppidum) der keltischen [[Ambisonten]] vermutet. Es ist umstritten, ob die keltische Siedlung auf dem Karlstein, die in der Latènezeit aufblühte und ab der Mitte des 1. Jahrhunderts sogar über eine eigene Münzprägung verfügte ("Karlsteiner", [[Keltische Münzen]], die zur Gruppe des Norischen Kleinsilber zählen), das "Oppidum" der im [[Saalachtal]] siedelnden [[Alaunen]] war. |
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| − | "Einerseits weisen Weihealtäre für die Alounae als Stammesgottheiten das Gebiet nördlich und östlich des [[Chiemsee]] um Seebruck und Stöffling als Siedlungsraum der Alaunen aus. Andererseits könnte der Name Alaunen, der vom keltischen Wort für "weiß“ abgeleitet ist und sprachlich mit Hall ([[Salz]]) in Verbindung steht, auf die Salzgewinnung verweisen. Auch die Nachricht des Ptolemaius, dass die Alaunen nördlich von den Ambisonten wohnten, wäre mit Karlstein gut in Einklang zu bringen. Vielleicht erstreckte sich das Siedlungsgebiet des Stammes vom unteren Saalachtal um Reichenhall bis in den Raum um den Chiemsee.“ | + | "Einerseits weisen Weihealtäre für die Alounae als Stammesgottheiten das Gebiet nördlich und östlich des [[Chiemsee]] um Seebruck und Stöffling als Siedlungsraum der Alaunen aus. Andererseits könnte der Name Alaunen, der vom keltischen Wort für "weiß" abgeleitet ist und sprachlich mit Hall ([[Salz]]) in Verbindung steht, auf die Salzgewinnung verweisen. Auch die Nachricht des Ptolemaius, dass die Alaunen nördlich von den Ambisonten wohnten, wäre mit Karlstein gut in Einklang zu bringen. Vielleicht erstreckte sich das Siedlungsgebiet des Stammes vom unteren Saalachtal um Reichenhall bis in den Raum um den Chiemsee." |
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| | ==Archäologische Fundplätze in Karlstein== | | ==Archäologische Fundplätze in Karlstein== |
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| | Aus der Urnenfelderzeit (1200 – 750 v. Chr.) haben sich Reste von Wohnbauten, Bronzeschlacken und Gusskuchen erhalten, die eine Metallverarbeitung belegen. Die zugehörigen Bestattungen waren als Urnengräber angelegt. In der Frühen Eisenzeit ([[Hallstattzeit]]) war der Ort nur noch spärlich besiedelt. Die wenigen Funde machen einen tiefen Einschnitt in der Siedlungskontinuität deutlich. | | Aus der Urnenfelderzeit (1200 – 750 v. Chr.) haben sich Reste von Wohnbauten, Bronzeschlacken und Gusskuchen erhalten, die eine Metallverarbeitung belegen. Die zugehörigen Bestattungen waren als Urnengräber angelegt. In der Frühen Eisenzeit ([[Hallstattzeit]]) war der Ort nur noch spärlich besiedelt. Die wenigen Funde machen einen tiefen Einschnitt in der Siedlungskontinuität deutlich. |
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| − | In der Spät-Latènezeit (Kelten) entwickelte sich wieder ein überregional bedeutender Handelsknotenpunkt. Es wurden Blockbauten auf Steinfundamenten ausgegraben, die bis zu 20 Meter lang waren und Feuerstellen in der Mitte besaßen. Die Bauten waren je von einem Hof umgeben, was auf Viehhaltung und handwerkliche Tätigkeit hinweist. Ambosse für feine Schmiedearbeiten, Werkzeuge zur Lederbearbeitung, Zimmermannswerkzeuge und landwirtschaftliche Geräte wurden gefunden. Weingefäße und ein Weinsieb belegen wirtschaftliche und kulturelle Kontakte mit dem Mittelmeerraum. Im Karlsteiner Hochtal wurde das "Karlsteiner Kleinsilber“ hergestellt. Das sind Münzen mit einem Durchmesser von 8 mm, die teilweise die "Kugelpferd-Prägung“ erhielten. Diese Münzen wurden im gesamten [[Ostalpen]]raum bis nach Slowenien gefunden. Es wird daher eine Haupt-Handelsroute von Karlstein nach Südosten in dieser Epoche vermutet. Üblicherweise war die Münzprägung den Zentralorten vorbehalten. Die spätkeltische Siedlung wurde am Beginn des 1. Jahrhunderts nach Christus aufgegeben (Schmalschlägerstraße). | + | In der Spät-Latènezeit (Kelten) entwickelte sich wieder ein überregional bedeutender Handelsknotenpunkt. Es wurden Blockbauten auf Steinfundamenten ausgegraben, die bis zu 20 Meter lang waren und Feuerstellen in der Mitte besaßen. Die Bauten waren je von einem Hof umgeben, was auf Viehhaltung und handwerkliche Tätigkeit hinweist. Ambosse für feine Schmiedearbeiten, Werkzeuge zur Lederbearbeitung, Zimmermannswerkzeuge und landwirtschaftliche Geräte wurden gefunden. Weingefäße und ein Weinsieb belegen wirtschaftliche und kulturelle Kontakte mit dem Mittelmeerraum. Im Karlsteiner Hochtal wurde das "Karlsteiner Kleinsilber" hergestellt. Das sind Münzen mit einem Durchmesser von 8 mm, die teilweise die "Kugelpferd-Prägung" erhielten. Diese Münzen wurden im gesamten [[Ostalpen]]raum bis nach Slowenien gefunden. Es wird daher eine Haupt-Handelsroute von Karlstein nach Südosten in dieser Epoche vermutet. Üblicherweise war die Münzprägung den Zentralorten vorbehalten. Die spätkeltische Siedlung wurde am Beginn des 1. Jahrhunderts nach Christus aufgegeben (Schmalschlägerstraße). |
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| | ===Brandopferplatz am Langacker === | | ===Brandopferplatz am Langacker === |
| | [[Datei:!cid image001 png@01CF9205.png|thumb|Blick vom bronzezeitlichen Brandopferplatz am Langacker ins Alpenvorland. Im Hintergrund der Gaisberg.]] | | [[Datei:!cid image001 png@01CF9205.png|thumb|Blick vom bronzezeitlichen Brandopferplatz am Langacker ins Alpenvorland. Im Hintergrund der Gaisberg.]] |
| − | Am oberen Ende des Langackers befand sich ein ovaler Hügel, der etwa 4 m hoch, 32 m lang und 24 m breit war. 1891 wurde er archäologisch erforscht und abgetragen. Auf einem aus Steinen errichteten kreisrunden Opferaltar lag eine Schicht aus Holzkohle und Asche, vermischt mit Tierknochen. Darüber eine Schicht verbrannter Tierknochen und Scherben von Gefäßen. Dazu wurden etwa 150 Gegenstände aus der Mittleren bis Späten Bronzezeit gefunden (Angelhaken, Spinnwirteln, Schmuck). Der Opferplatz wurde in der Zeit zwischen 1500 und 1200 vor Christus genutzt. Vermutlich baten die Menschen der Bronzezeit dort höhere Mächte um Schutz und Hilfe vor dem beschwerlichen Weg ins Gebirge. Der Opferplatz lag nämlich an einem Saumweg, der vom Flachland ins Gebirge führte und sich an dieser Stelle gabelte: Der eine Weg führte durch die "Garnei“ und am Thumsee vorbei in den [[Pinzgau]], der andere über den Jochberg in den Chiemgau. Ein weiterer Opferplatz befand sich in der Nähe auf dem Eisenbichl (Bruckthal/Zwieselstraße). | + | Am oberen Ende des Langackers befand sich ein ovaler Hügel, der etwa 4 m hoch, 32 m lang und 24 m breit war. 1891 wurde er archäologisch erforscht und abgetragen. Auf einem aus Steinen errichteten kreisrunden Opferaltar lag eine Schicht aus Holzkohle und Asche, vermischt mit Tierknochen. Darüber eine Schicht verbrannter Tierknochen und Scherben von Gefäßen. Dazu wurden etwa 150 Gegenstände aus der Mittleren bis Späten Bronzezeit gefunden (Angelhaken, Spinnwirteln, Schmuck). Der Opferplatz wurde in der Zeit zwischen 1500 und 1200 vor Christus genutzt. Vermutlich baten die Menschen der Bronzezeit dort höhere Mächte um Schutz und Hilfe vor dem beschwerlichen Weg ins Gebirge. Der Opferplatz lag nämlich an einem Saumweg, der vom Flachland ins Gebirge führte und sich an dieser Stelle gabelte: Der eine Weg führte durch die "Garnei" und am Thumsee vorbei in den [[Pinzgau]], der andere über den Jochberg in den Chiemgau. Ein weiterer Opferplatz befand sich in der Nähe auf dem Eisenbichl (Bruckthal/Zwieselstraße). |
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| | ===Römische Siedlung mit Friedhof am Langacker=== | | ===Römische Siedlung mit Friedhof am Langacker=== |
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| | ==Bildergalerie== | | ==Bildergalerie== |
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| | Datei:!cid image001 png@01CF9204.png|Blick in das Karlsteiner Hochtal. Links die Kirche St. Pankraz, rechts die Ruine der Burg Karlstein | | Datei:!cid image001 png@01CF9204.png|Blick in das Karlsteiner Hochtal. Links die Kirche St. Pankraz, rechts die Ruine der Burg Karlstein |
| | Datei:!cid image001 png@01CF9201.png|Das ehemalige Gasthaus Kaitl in Karlstein war auch eine Station der Postkutschen. | | Datei:!cid image001 png@01CF9201.png|Das ehemalige Gasthaus Kaitl in Karlstein war auch eine Station der Postkutschen. |
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| | Datei:!cid image001 png@01CF920A.png|Tafel unterhalb der Pankrazkirche mit Übersicht über die Funde im Karlsteiner Hochtal | | Datei:!cid image001 png@01CF920A.png|Tafel unterhalb der Pankrazkirche mit Übersicht über die Funde im Karlsteiner Hochtal |
| | Datei:!cid image001 jpg@01CF9209.jpg|Lage der prähistorischen Fundplätze in Karlstein | | Datei:!cid image001 jpg@01CF9209.jpg|Lage der prähistorischen Fundplätze in Karlstein |
| − | Datei:!cid image001 png@01CF9208.png| Durch den Taleinschnitt der "Garnei“ verlief bereits in prähistorischer und römischer Zeit ein Weg von Karlstein am Thumsee vorbei in den Pinzgau. | + | Datei:!cid image001 png@01CF9208.png| Durch den Taleinschnitt der "Garnei" verlief bereits in prähistorischer und römischer Zeit ein Weg von Karlstein am Thumsee vorbei in den Pinzgau. |
| | Datei:!cid image001 png@01CF9203.png|Das Brunnhaus Fager, eine ehemalige Pumpstation der Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein | | Datei:!cid image001 png@01CF9203.png|Das Brunnhaus Fager, eine ehemalige Pumpstation der Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein |
| | Datei:St. Georg in Nonn.png|Die Kirche St. Georg im Karlsteiner Ortsteil Nonn vor dem Hochstaufen. Im Inneren steht ein Altar aus der Werkstatt des [[Gordian Guckh]] | | Datei:St. Georg in Nonn.png|Die Kirche St. Georg im Karlsteiner Ortsteil Nonn vor dem Hochstaufen. Im Inneren steht ein Altar aus der Werkstatt des [[Gordian Guckh]] |
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| | ==Quellen== | | ==Quellen== |
| − | * [[Heinz Dopsch]], [[Robert Hoffmann]]: "Salzburg, Die Geschichte einer Stadt“, S. 32 – 38, 2., aktualisierte Auflage 2008, Verlag Anton Pustet, Salzburg | + | * [[Heinz Dopsch]], [[Robert Hoffmann]]: "Salzburg, Die Geschichte einer Stadt", S. 32 – 38, 2., aktualisierte Auflage 2008, Verlag Anton Pustet, Salzburg |
| | * Karlstein (Bad Reichenhall), Wikipedia, Die freie Enzyklopädie | | * Karlstein (Bad Reichenhall), Wikipedia, Die freie Enzyklopädie |
| | * [[Andrea Krammer]]: ''[[Kelten]], [[Römer]] und [[Bajuwaren]]. Führer zu den vor- und frühgeschichtlichen Stätten im Reichenhaller Raum'', Bad Reichenhall 2012, | | * [[Andrea Krammer]]: ''[[Kelten]], [[Römer]] und [[Bajuwaren]]. Führer zu den vor- und frühgeschichtlichen Stätten im Reichenhaller Raum'', Bad Reichenhall 2012, |