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| | [[Datei:Gedenktafel Franziskanerkloster.JPG|thumb|Gedenktafel am [[Franziskanerkloster]] in der Salzburger [[Altstadt]]]] | | [[Datei:Gedenktafel Franziskanerkloster.JPG|thumb|Gedenktafel am [[Franziskanerkloster]] in der Salzburger [[Altstadt]]]] |
| | [[Datei:Gedenktafel an NS Opfer in der Dreifaltigkeitsgasse.jpg|thumb|Gedenktafel am [[Priesterseminar Erzdiözese Salzburg]] in der [[Dreifaltigkeitsgasse]] in Salzburg]] | | [[Datei:Gedenktafel an NS Opfer in der Dreifaltigkeitsgasse.jpg|thumb|Gedenktafel am [[Priesterseminar Erzdiözese Salzburg]] in der [[Dreifaltigkeitsgasse]] in Salzburg]] |
| | + | [[Datei:Bezirksgericht Thalgau, Gedenkstein für NS Opfer.jpg|thumb|Bezirksgericht Thalgau, Gedenkstein für NS-Opfer im ehemaligen Gerichtsgarten]] |
| | + | [[Datei:NS-Euthanasieopfer-Mahnmal im Thalgauer Friedhof.jpg|thumb||NS-Euthanasieopfer-Mahnmal im Thalgauer Friedhof]] |
| | + | [[Datei:Deutsche KZ-Lager in Europa.jpg|thumb|Deutsche KZ-Lager in Europa, eine Darstellung im [[Dokumentationszentrum Obersalzberg]].]] |
| | + | [[Datei:Volksempfänger.jpg|thumb|Volksempfänger (Radio in der [[NS-Zeit]])]] |
| | Die Zeit des '''Nationalsozialismus''' in Salzburg. | | Die Zeit des '''Nationalsozialismus''' in Salzburg. |
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| − | ==Voraussetzungen und Anfänge== | + | == Voraussetzungen und Anfänge == |
| − | Das ausgehende [[19. Jahrhundert]] endete mit einer steigenden Zustimmung zu einem Großdeutschen Reich. Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] unterbrach dieses Denken und wirtschaftliche Probleme standen zunächst im Vordergrund. Doch schon [[1921]], am [[29. Mai]] ergab eine in Salzburg durchgeführte, inoffizielle Volksabstimmung über den Anschluss an das Deutsche Reich 98 986 Pro-Stimmen, nur 889 Personen waren dagegen. | + | Das ausgehende [[19. Jahrhundert]] endete mit einer steigenden Zustimmung zu einem Großdeutschen Reich. Der [[Erste Weltkrieg]] unterbrach dieses Denken und wirtschaftliche Probleme standen zunächst im Vordergrund. Doch schon [[1921]], am [[29. Mai]] ergab eine in Salzburg durchgeführte, inoffizielle Volksabstimmung über den [[Anschluss]] an das Deutsche Reich 98 986 Pro-Stimmen, nur 889 Personen waren dagegen. |
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| | Der rühriger Salzburger [[Landeshauptmann]] Dr. [[Franz Rehrl]] erkannte einerseits die Hilflosigkeit der österreichischen Bundesregierung, die Wirtschaft mangels Budgetmittel anzukurbeln und versuchte von sich aus, der Wirtschaftskrise durch Salzburger Impulse zu helfen. Doch Anfang der [[1930er]] Jahre traf die Wirtschaftskrise endgültig auch Salzburg. Der [[Kupfererzbergbau]] in [[Mitterberghütten]] wurde [[1931]] stillgelegt, die [[Halleiner Papierfabrik]] waren mehrmals vom Konkurs bedroht. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 32 Prozent. Dazwischen liegende [[Landtagswahlen]] brachten den Nationalsozialisten deutliche Gewinne. | | Der rühriger Salzburger [[Landeshauptmann]] Dr. [[Franz Rehrl]] erkannte einerseits die Hilflosigkeit der österreichischen Bundesregierung, die Wirtschaft mangels Budgetmittel anzukurbeln und versuchte von sich aus, der Wirtschaftskrise durch Salzburger Impulse zu helfen. Doch Anfang der [[1930er]] Jahre traf die Wirtschaftskrise endgültig auch Salzburg. Der [[Kupfererzbergbau]] in [[Mitterberghütten]] wurde [[1931]] stillgelegt, die [[Halleiner Papierfabrik]] waren mehrmals vom Konkurs bedroht. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 32 Prozent. Dazwischen liegende [[Landtagswahlen]] brachten den Nationalsozialisten deutliche Gewinne. |
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| − | In diesem wirtschaftlichen Umfeld fand Großdeutsches Gedankengut fruchtbaren Boden. Schon 1931 waren Gastredner wie Reichsführer-SS-Heinrich Himmler bei Kundgebungen in ganz Österreich vor Tausenden von Zuhörern aufgetreten. Polizeimeldungen aus dem Jahr 1932 sagen, dass die Zahl der eingeschriebenen NS-Mitglieder von 2 960 im Februar auf 4 612 im Juni angestiegen waren. In Salzburg kam es zu einer Politik in neuem Stil: mit einer gezielten Propaganda verkürzter Informationen wurden Behauptungen und Forderungen formuliert und artikuliert. Aggressive Gesprächston und Angriffe an die Mitglieder der [[Salzburger Landesregierung]] waren Alltag. Denunziationen, Lügen und Schmährufe ("Franzl, der Dicke" (Anmerk: Franz Rehrl), der "Pfeifen-Rehrl") gehörten zum Repertoire der Nationalsozialisten. | + | In diesem wirtschaftlichen Umfeld fand Großdeutsches Gedankengut fruchtbaren Boden. Schon 1931 waren Gastredner wie Reichsführer-[[SS]]-Heinrich Himmler bei Kundgebungen in ganz Österreich vor Tausenden von Zuhörern aufgetreten. Polizeimeldungen aus dem Jahr 1932 sagen, dass die Zahl der eingeschriebenen NS-Mitglieder von 2 960 im Februar auf 4 612 im Juni angestiegen waren. In Salzburg kam es zu einer Politik in neuem Stil: mit einer gezielten Propaganda verkürzter Informationen wurden Behauptungen und Forderungen formuliert und artikuliert. Aggressive Gesprächston und Angriffe an die Mitglieder der [[Salzburger Landesregierung]] waren Alltag. Denunziationen, Lügen und Schmährufe ("Franzl, der Dicke" (Anmerk: Franz Rehrl), der "Pfeifen-Rehrl") gehörten zum Repertoire der Nationalsozialisten. |
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| | In einer großen Wahlkundgebung 1932 der Nationalsozialisten im [[Kurhausbetriebe der Stadt Salzburg|Kurhaus]] wurde die NSDAP nicht als Wirtschaftspartei, sondern als Weltanschauung dargestellt. Bei der Wahl am [[24. April]] kamen dann auch die NS auf 20 Prozent der Stimmen und sechs Mandate, die Christlichsozialen auf zwölf Mandate und die Sozialdemokraten auf acht Mandate. Karl Scharizer wurde illegaler Gauleiter von Salzburg. [[Tamsweg]] und [[Zell am See]] lagen im österreichischen Spitzenfeld, was die Organisation der NSDAP anbelangte. | | In einer großen Wahlkundgebung 1932 der Nationalsozialisten im [[Kurhausbetriebe der Stadt Salzburg|Kurhaus]] wurde die NSDAP nicht als Wirtschaftspartei, sondern als Weltanschauung dargestellt. Bei der Wahl am [[24. April]] kamen dann auch die NS auf 20 Prozent der Stimmen und sechs Mandate, die Christlichsozialen auf zwölf Mandate und die Sozialdemokraten auf acht Mandate. Karl Scharizer wurde illegaler Gauleiter von Salzburg. [[Tamsweg]] und [[Zell am See]] lagen im österreichischen Spitzenfeld, was die Organisation der NSDAP anbelangte. |
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| | Am [[25. Juli]] 1934 versuchten die Nationalsozialisten, die Macht in Österreich zu übernehmen. Dabei wurde Bundeskanzler Dollfuß erschossen. Am [[Mandlingpass]] nahe der Salzburger Grenze kam es zu schweren Auseinandersetzungen. [[Lamprechtshausen]] wurde zu einem Salzburger Zentrum der Aktivitäten der NS. Doch noch einmal konnte die österreichische Staatsgewalt das Vordringen des NS stoppen. Dr. Franz Rehrl setzte unbeirrt seinen Weg fort. [[1935]] wurde die [[Großglockner Hochalpenstraße]] eröffnet. | | Am [[25. Juli]] 1934 versuchten die Nationalsozialisten, die Macht in Österreich zu übernehmen. Dabei wurde Bundeskanzler Dollfuß erschossen. Am [[Mandlingpass]] nahe der Salzburger Grenze kam es zu schweren Auseinandersetzungen. [[Lamprechtshausen]] wurde zu einem Salzburger Zentrum der Aktivitäten der NS. Doch noch einmal konnte die österreichische Staatsgewalt das Vordringen des NS stoppen. Dr. Franz Rehrl setzte unbeirrt seinen Weg fort. [[1935]] wurde die [[Großglockner Hochalpenstraße]] eröffnet. |
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| − | Aber am [[5. November]] [[1937]] erläuterte [[Adolf Hitler|Hitler]] in der Berliner Reichskanzlei den Spitzen der Deutschen Wehrmacht ...am Anfang seiner expansiven Politik müsse die Angliederung Österreichs... stehen. Dem drohenden Einmarsch vorhersehend reiste Bundeskanzler Schuschnigg auf den [[Obersalzberg]], wo sich Hitler aufhielt. Er wollte die Garantie für die Selbständigkeit Österreichs. Aber er wurde unter Hitlers Drohungen weich und unterschrieb ein Abkommen, das Hitlers politischen Einfluss in Österreich besiegelte. Otto von Habsburg-Lothringen versuchte noch am [[17. Februar]] [[1938]], dass ihm die Regierung übertragen werde. Trotz Verbotes versammelten sich beim Fackelzug am [[21. Februar]] 1938 uniformierte Einheiten der SA und SS auf dem [[Residenzplatz]] und zwei Tage vor dem „Anschluss“ am 10. März marschierten Mitglieder der Hitlerjugend mit Hakenkreuz-Fahnen durch die Stadt. | + | Aber am [[5. November]] [[1937]] erläuterte [[Adolf Hitler|Hitler]] in der Berliner Reichskanzlei den Spitzen der Deutschen Wehrmacht ...am Anfang seiner expansiven Politik müsse die Angliederung Österreichs... stehen. Dem drohenden Einmarsch vorhersehend reiste Bundeskanzler Schuschnigg auf den [[Obersalzberg]], wo sich Hitler aufhielt. Er wollte die Garantie für die Selbständigkeit Österreichs. Aber er wurde unter Hitlers Drohungen weich und unterschrieb ein Abkommen, das Hitlers politischen Einfluss in Österreich besiegelte. [[Otto Habsburg-Lothringen|Otto von Habsburg-Lothringen]] versuchte noch am [[17. Februar]] [[1938]], dass ihm die Regierung übertragen werde. Trotz Verbotes versammelten sich beim Fackelzug am [[21. Februar]] 1938 uniformierte Einheiten der SA und SS auf dem [[Residenzplatz]] und zwei Tage vor dem "Anschluss" am 10. März marschierten Mitglieder der Hitlerjugend mit Hakenkreuz-Fahnen durch die Stadt. |
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| | === 1938 - "Österreich kehrt in das Reich heim" === | | === 1938 - "Österreich kehrt in das Reich heim" === |
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| | ==== 12. März 1938 ==== | | ==== 12. März 1938 ==== |
| − | Als in der Früh des 12. März 1938 die Truppen der deutschen Wehrmacht die Staatsgrenze bei [[Freilassing]] überschritten, war die Machtergreifung durch österreichische Nationalsozialisten in Salzburg bereits vollzogen. „''Die Macht fiel ihnen zu''“, schrieb dazu einmal der Salzburger Historiker [[Ernst Hanisch]]. Bereits vor dem Einmarsch gab es in der Stadt rund 1 100 illegale Mitglieder der NSDAP. Aufgrund seiner geografischen Nähe wurde Salzburg zu einem wichtigen Umschlagplatz für Tonnen von NS-Propagandamaterial, aber auch zum Ziel des NS-Terrors. Dieser richtete sich vorwiegend gegen öffentliche Einrichtungen wie das [[Haus für Mozart|Festspielhaus]]. | + | Als in der Früh des 12. März 1938 die Truppen der deutschen Wehrmacht die Staatsgrenze bei [[Freilassing]] überschritten, war die Machtergreifung durch österreichische Nationalsozialisten in Salzburg bereits vollzogen. "''Die Macht fiel ihnen zu''", schrieb dazu einmal der Salzburger Historiker [[Ernst Hanisch]]. Bereits vor dem Einmarsch gab es in der Stadt rund 1 100 illegale Mitglieder der NSDAP. Aufgrund seiner geografischen Nähe wurde Salzburg zu einem wichtigen Umschlagplatz für Tonnen von NS-Propagandamaterial, aber auch zum Ziel des NS-Terrors. Dieser richtete sich vorwiegend gegen öffentliche Einrichtungen wie das [[Haus für Mozart|Festspielhaus]]. |
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| − | Am [[13. März]] musste Dr. Franz Rehrl seinen Arbeitstisch an Gauleiter [[Anton Wintersteiger]] übergeben. Bereits am [[21. März]] nahm Adolf Hitler am [[Walserberg]] den Spatenstich zum Weiterbau der [[Westautobahn]] Richtung Wien vor. Die einzige auf dem Gebiet des heutigen Österreich, die [[Salzburger Bücherverbrennung]], fand am [[30. April]] 1938, nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland, am [[Residenzplatz]] in der [[Altstadt]] von Salzburg statt. | + | Am [[13. März]] musste Dr. Franz Rehrl seinen Arbeitstisch an Gauleiter [[Anton Wintersteiger]] übergeben. Bereits am [[21. März]] nahm Adolf Hitler am [[Walserberg]] den Spatenstich zum Weiterbau der [[Westautobahn]] Richtung [[Wien]] vor. Die einzige auf dem Gebiet des heutigen Österreich, die [[Salzburger Bücherverbrennung]], fand am [[30. April]] 1938, nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland, am [[Residenzplatz]] in der [[Altstadt]] von Salzburg statt. |
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| | Hitler selbst hielt sich häufig im [[Schloss Kleßheim]] oder in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem Berghof am [[Obersalzberg]] bei [[Berchtesgaden]], auf. Die Volksabstimmung am [[10. April]] brachte in Salzburg 157.595 Pro-Stimmen, nur 463 Personen wagten gegen den "Anschluss" an das Deutsche Reich zu stimmen. | | Hitler selbst hielt sich häufig im [[Schloss Kleßheim]] oder in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem Berghof am [[Obersalzberg]] bei [[Berchtesgaden]], auf. Die Volksabstimmung am [[10. April]] brachte in Salzburg 157.595 Pro-Stimmen, nur 463 Personen wagten gegen den "Anschluss" an das Deutsche Reich zu stimmen. |
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| | Österreich ging Großdeutschland als ''Ostmark'' auf. | | Österreich ging Großdeutschland als ''Ostmark'' auf. |
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| − | Am [[22. Mai]] wurde [[Friedrich Rainer]] zum Gauleiter ernannt, Anton Wintersteiger blieb stellvertretender Gauleiter. Die [[Auerspergstraße]] in Salzburg wurde in ''Straße der Sturmabteilung (SA)'' umbenannt, die [[Festung Hohenwerfen]] in ''Burg der Getreuen''. | + | Am [[22. Mai]] wurde [[Friedrich Rainer]] zum Gauleiter ernannt, [[Anton Wintersteiger]] blieb stellvertretender Gauleiter. Die [[Auerspergstraße]] in Salzburg wurde in ''Straße der Sturmabteilung (SA)'' umbenannt, die [[Festung Hohenwerfen]] in ''Burg der Getreuen''. |
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| − | ==Jüdische Geschäfte verwüstet== | + | == Jüdische Geschäfte verwüstet == |
| − | Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau ([[Westautobahn]], [[Tauernautobahn]] bis [[Anif]]/[[Grödig]]), Rüstungsindustrie ([[Grill-Werke]] in [[Hallein]]) und Kraftwerksbau ([[Tauernkraftwerke Kaprun]]) sorgten für Vollbeschäftigung. Modernisierungsprozesse kamen in Gang, der ''Volksempfänger'' (Radiosender) sollte in jedes Haus kommen. [[Carl Zuckmayer]] schrieb, dass ''vor allem Verärgerte, Unzufriedene, Neidische'' seien Träger des beginnenden NS gewesen. Arbeitsbeschaffung stand im Vordergrund des NS. | + | Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau ([[Westautobahn]], [[Tauern Autobahn]] bis [[Anif]]/[[Grödig]]), Rüstungsindustrie ([[Grill-Werke]] in [[Hallein]]) und Kraftwerksbau ([[Tauernkraftwerke Kaprun]]) sorgten für Vollbeschäftigung. Modernisierungsprozesse kamen in Gang, der ''Volksempfänger'' (Radiosender) sollte in jedes Haus kommen. [[Carl Zuckmayer]] schrieb, dass ''vor allem Verärgerte, Unzufriedene, Neidische'' seien Träger des beginnenden NS gewesen. Arbeitsbeschaffung stand im Vordergrund des NS. |
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| | === Boykottiert und verfolgt === | | === Boykottiert und verfolgt === |
| − | Die Haltung gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Salzburg war schon vor 1938 eine feindliche, selbst wenn die [[Juden in Salzburg|jüdische Gemeinde]] im Bundesland vor dem „Anschluss“ keine 300 Mitglieder zählte. Antisemitische Untergriffe gehörten in bürgerlichen Schichten der Gesellschaft zum „guten Ton“, in deutschnationalen Vereinen wurden jüdische Mitglieder schon vor dem Ersten Weltkrieg und dann verstärkt in der Zwischenkriegszeit ausgeschlossen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschärfte sich die Lage für die Salzburger Juden dramatisch, den verbalen Drohungen folgten Boykott, körperliche Gewalt und Verfolgung. Bereits im März 1938 erfolgte die erste Verhaftungswelle, bei der viele jüdische Männer festgenommen wurden. „''Dann ist es Schlag auf Schlag gegangen. Es gab ganz viele Gesetze, die sie einfach aus der Gesellschaft ausgeschlossen und enteignet haben''“, sagt die Salzburger Historikerin [[Helga Embacher]]. | + | Die Haltung gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Salzburg war schon vor 1938 eine feindliche, selbst wenn die [[Juden in Salzburg|jüdische Gemeinde]] im Bundesland vor dem "Anschluss" keine 300 Mitglieder zählte. Antisemitische Untergriffe gehörten in bürgerlichen Schichten der Gesellschaft zum "guten Ton", in deutschnationalen Vereinen wurden jüdische Mitglieder schon vor dem Ersten Weltkrieg und dann verstärkt in der [[Zwischenkriegszeit]] ausgeschlossen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschärfte sich die Lage für die Salzburger Juden dramatisch, den verbalen Drohungen folgten Boykott, körperliche Gewalt und Verfolgung. Bereits im März 1938 erfolgte die erste Verhaftungswelle, bei der viele jüdische Männer festgenommen wurden. "''Dann ist es Schlag auf Schlag gegangen. Es gab ganz viele Gesetze, die sie einfach aus der Gesellschaft ausgeschlossen und enteignet haben''", sagt die Salzburger Historikerin [[Helga Embacher]]. |
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| | ==== Walter Schwarz und sein Kaufhaus ==== | | ==== Walter Schwarz und sein Kaufhaus ==== |
| − | Ein gut dokumentierter Fall ist jener des in Salzburg tätigen jüdischen Geschäftsmannes [[Walter Schwarz]]. Er wurde im März 1938 verhaftet, freigelassen und im August 1938 abermals verhaftet. Laut Totenschein des Polizeiarztes beging Schwarz in der Gestapo-Hauptstelle München am [[1. September]] 1938 Selbstmord. | + | Ein gut dokumentierter Fall ist jener des in Salzburg tätigen jüdischen Geschäftsmannes [[Walter Schwarz]]. Er wurde im März 1938 verhaftet, freigelassen und im August 1938 abermals verhaftet. Laut Totenschein des Polizeiarztes beging Schwarz in der [[Gestapo]]-Hauptstelle München am [[1. September]] 1938 Selbstmord. |
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| − | Doch schon vor seinem Tod wurde die Belegschaft des Salzburger Kaufhauses am Alten Markt Opfer des nationalsozialistischen Terrors. „''Der frühe Boykott jüdischer Geschäfte sollte einerseits die jüdischen Besitzenden zur Aufgabe der Geschäfte drängen, andererseits die nichtjüdischen Kunden und Kundinnen einschüchtern''“, schreibt der Historiker [[Albert Lichtblau]] im dritten Band der Reihe „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“. | + | Doch schon vor seinem Tod wurde die Belegschaft des Salzburger Kaufhauses am Alten Markt Opfer des nationalsozialistischen Terrors. "''Der frühe Boykott jüdischer Geschäfte sollte einerseits die jüdischen Besitzenden zur Aufgabe der Geschäfte drängen, andererseits die nichtjüdischen Kunden und Kundinnen einschüchtern''", schreibt der Historiker [[Albert Lichtblau]] im dritten Band der Reihe "Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus". |
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| − | Im Fall des stadtbekannten [[Kaufhaus Schwarz|Kaufhauses Schwarz]] sei die Lage für die Angestellten prekär gewesen. Die Geschäftsführer waren in „Schutzhaft“, ein Kommissarischer Verwalter war um die [[Arisierungen im Bundesland Salzburg|"Arisierung"]] bemüht, das Geschäft war zunächst für drei Wochen geschlossen und litt anschließend drei weitere Wochen unter dem Boykott der Nationalsozialisten, ehe die Liegenschaft durch die Salzburger Sparkasse enteignet wurde. Einen Höhepunkt fand die Verfolgung in Salzburg im [[Novemberpogrom]] in der Reichspogromnacht am [[9. November]] 1938, in der jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört wurden. Danach durften offiziell keine Juden mehr in Salzburg leben. | + | Im Fall des stadtbekannten [[Kaufhaus Schwarz|Kaufhauses Schwarz]] sei die Lage für die Angestellten prekär gewesen. Die Geschäftsführer waren in "Schutzhaft", ein Kommissarischer Verwalter war um die [[Arisierungen im Bundesland Salzburg|"Arisierung"]] bemüht, das Geschäft war zunächst für drei Wochen geschlossen und litt anschließend drei weitere Wochen unter dem Boykott der Nationalsozialisten, ehe die Liegenschaft durch die Salzburger Sparkasse enteignet wurde. Einen Höhepunkt fand die Verfolgung in Salzburg im [[Novemberpogrom]] in der Reichspogromnacht am [[9. November]] 1938, in der jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört wurden. Danach durften offiziell keine Juden mehr in Salzburg leben. |
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| − | ==Entartete Kunst== | + | == Entartete Kunst == |
| − | Im [[Kleines Festspielhaus|Salzburger Festspielhaus]] wurde die ''entartete Kunst'' von [[Anton Faistauer]] entfernt. 1939 wurden ''Dichtertage'' abgehalten. Neben anderen erschienen Erwin Guido Kolbenheyer, [[Karl Heinrich Waggerl]], Josef Weinheber und [[Karl Springenschmid]]. | + | Im [[Kleines Festspielhaus|Salzburger Festspielhaus]] wurde die ''entartete Kunst'' von [[Anton Faistauer]] entfernt, die Fresken wurden abgenommen und in einem Depot gelagert. |
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| − | ==Ein neuer Kalender==
| + | Die Konzerttätigkeit in Salzburg und die [[Salzburger Festspiele]] wurden unter neuen Vorzeichen weitergeführt. 1939 wurden ''Dichtertage'' abgehalten. Neben anderen waren eingeladen Erwin Guido Kolbenheyer, [[Karl Heinrich Waggerl]], Josef Weinheber und [[Karl Springenschmid]]. |
| − | Christliche Feiertage wurde abgeschafft. Anstelle gab es den ''Tag der Machtergreifung'' (30. Jänner), ''Tag der Parteigründung'' (24. Februar), ''Heldengedenktag'' (23. März), ''Hitlers Geburtstag'' (20. April). Andererseits lebten heidnische Gedenktage wie das [[Sonnwendfeuer]] oder das Julfest wieder auf.
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| − | ==Gemeinden wurden abgeschafft, Ortsbezeichnungen geändert== | + | == Weniger Christliche Feiertage == |
| − | [[Eingemeindungen]]: Bisher eigenständige Gemeinden wie z. B. | + | Einzelne christliche Feiertage wurde abgeschafft. Anstelle gab es den ''Tag der Machtergreifung'' ([[30. Jänner]]), ''Tag der Parteigründung'' ([[24. Februar]]), ''Heldengedenktag'' ([[23. März]]), ''Hitlers Geburtstag'' ([[20. April]]). Andererseits lebten "heidnische" Gedenktage wie das Julfest (anstelle des Weihnachtsfestes) auf, das traditionelle [[Sonnwendfeuer]] wurde politisch benutzt. |
| − | *[[Bucheben]], heute zu [[Rauris]] gehörend,
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| − | *[[Weng (Goldegg)]], heute nur mehr Ortsteil von [[Goldegg]],
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| − | *[[St. Georgen (Bruck)|St. Georgen im Pinzgau]],
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| − | *[[Embach]], heute Ortsteil von [[Lend]]
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| − | *[[Eschenau]], heute Ortsteil von [[Taxenbach]],
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| − | *wurden abgeschafft und anderen Gemeinden zugeschlagen. Auch Ortsbezeichnungen wurden abgeändert. Ein Beispiel ist [[St. Johann im Pongau]], das über Anordnung des herrschenden Regimes nunmehr "Markt Pongau" hieß.
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| − | ==Wer ist Nationalsozialist?== | + | == Kleine Gemeinden wurden in größere eingegliedert, Ortsbezeichnungen geändert == |
| − | Auf die Frage ''Wie werde ich Nationalsozialist?'' antwortete Karl Springenschmid mit ''Nationalsozialistisch ist, wer sich in einem Tun und Handeln ausschließlich nach jenen Grundsätzen richtet, die der Führer in seiner Lehre dargelegt hat!''
| + | [[Eingemeindungen]]: Im Raum der Stadt Salzburg wurden Umgebungsgemeinden in die Stadt Salzburg einbezogen. Bisher selbständige Gemeinden wie |
| | + | * [[Bucheben (Gemeinde)|Bucheben]], heute zu [[Rauris]] gehörend, |
| | + | * [[Goldeggweng (Gemeinde)|Goldeggweng]], heute nur mehr Ortsteil von [[Goldegg]], |
| | + | * [[St. Georgen im Pinzgau (Gemeinde)|St. Georgen im Pinzgau]], heute Ortsteil von [[Bruck an der Großglocknerstraße]], |
| | + | * [[Embach (Gemeinde)|Embach]], heute Ortsteil von [[Lend]], |
| | + | * [[Eschenau (Gemeinde)|Eschenau]], heute Ortsteil von [[Taxenbach]], |
| | + | wurden anderen Gemeinden zugeschlagen. Auch Ortsbezeichnungen wurden vereinzelt abgeändert, z. B. [[St. Johann im Pongau]], das über Anordnung des herrschenden Regimes nun "Markt Pongau" hieß. Fast alle Eingemeindungen blieben nach dem Ende des Nationalsozialismus weiter bestehen, sie wurden nicht rückgängig gemacht. |
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| − | Die Euphorie in Salzburg wurde noch von Besuchen von Göring und Hitler gesteigert. Bei Hitlers Besuch am [[6. April]] 1938 meinte dieser: ..''Nur ein Beethoven, Deutschlands und Österreichs gemeinsamer großer Sohn, wäre imstande, den Jubel, der seit Tagen die österreichischen Lande durchtobt, in die Gewalt musikalischer Rhythmen einzufangen..''<ref>Quelle des Zitats - [[Salzburger Zeitung]], 7. April 1938</ref>.
| + | == Wer ist Nationalsozialist? == |
| | + | Auf die Frage "''Wie werde ich Nationalsozialist?''" antwortete [[Karl Springenschmid]] mit "''Nationalsozialistisch ist, wer sich in einem Tun und Handeln ausschließlich nach jenen Grundsätzen richtet, die der Führer in seiner Lehre dargelegt hat!''" |
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| − | ==Inhaftierungen==
| + | Die Euphorie in Salzburg wurde durch Besuche von Göring und Hitler gesteigert. Bei Hitlers Besuch am [[6. April]] 1938 meinte dieser: "''... Nur ein Beethoven, Deutschlands und Österreichs gemeinsamer großer Sohn, wäre imstande, den Jubel, der seit Tagen die österreichischen Lande durchtobt, in die Gewalt musikalischer Rhythmen einzufangen...''"<ref>Quelle des Zitats - [[Salzburger Zeitung]], 7. April 1938</ref>. |
| − | Besonders hart traf es die Russen im [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]], wie [[St. Johann im Pongau]] in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg - [[Riedenburg]] (Rosittengründe) ein Lager ([[Zigeunerlager Maxglan]]), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13.000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen [[1938]] und [[1945]] verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann [[Franz Rehrl|Dr. Franz Rehrl]]. [[1942]] wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet. Zeitweise wurden drei [[KZ-Nebenlager im Pinzgau]] geführt.
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| − | ==Euthanasie und Zwangssterilisierung== | + | == Kriegsgefangene und Inhaftierungen == |
| − | In der Tötungsanstalt [[Schloss Hartheim]] bei Linz begannen im Mai 1940 die Vergasungen gemäß dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das am 1. Jänner 1940 in der „Ostmark“ eingeführt wurde. Am [[23. Juni]] [[1940]] fand der erste Abtransport auf Salzburger Boden und zwar aus der Caritasanstalt St. Anton [[Bruck an der Großglocknerstraße]], heute [[Caritas-Kinderdorf St. Anton]], statt. Insgesamt fielen der Mordaktion im Rahmen der [[NS-Euthanasie]] über 400 Kranke und Menschen mit Beeinträchtigung aus dem [[Bundesland Salzburg]] zum Opfer. Die Anzahl jener Menschen, die zwangssterilisiert wurden, ist bis heute nicht bekannt.
| + | Besonders hart traf es die Russen im [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]], wie [[St. Johann im Pongau]] in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg - [[Maxglan]] ein Lager ([[Zigeunerlager Maxglan]]), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13.000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen [[1938]] und [[1945]] verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann Dr. [[Franz Rehrl]]. [[1942]] wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet. Zeitweise wurden drei [[KZ-Nebenlager im Pinzgau]] geführt. |
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| − | ==Blutzeugen des Glaubens== | + | == Euthanasie und Zwangssterilisierung == |
| | + | In der Tötungsanstalt [[Schloss Hartheim]] bei Linz begannen im Mai 1940 die Vergasungen gemäß dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses", das am 1. Jänner 1940 in der "Ostmark" eingeführt wurde. Am [[23. Juni]] [[1940]] fand der erste Abtransport auf Salzburger Boden und zwar aus der Caritasanstalt St. Anton [[Bruck an der Großglocknerstraße]], heute [[Caritas-Kinderdorf St. Anton]], statt. Insgesamt fielen der Mordaktion im Rahmen der [[NS-Euthanasie]] über 400 Kranke und Menschen mit Beeinträchtigung aus dem [[Bundesland Salzburg]] zum Opfer. Die Anzahl jener Menschen, die zwangssterilisiert wurden, ist bis heute nicht bekannt. |
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| | + | == Blutzeugen des Glaubens == |
| | Unterlagen des Konsistorialarchivs der [[Erzdiözese Salzburg]] kann man entnehmen, dass allein im Anschlussjahr 1938 in Salzburg 35 Personen verhaftet wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt waren es 116. Viele von ihnen überlebten und konnten Zeitzeugnisse über jene sechs Salzburger Priester geben, die in Konzentrationslagern umkamen. Das Erlebte blieb auch für die Überlebenden nicht ohne Spuren. [[Andreas Rieser]], vor seiner KZ-Haft Priester in [[Dorfgastein]], ab 1948 in der Seelsorge in [[Bramberg]] tätig, blieb infolge der Ereignisse Zeit seines weiteren Lebens ein gesundheitlich schwer Gezeichneter. | | Unterlagen des Konsistorialarchivs der [[Erzdiözese Salzburg]] kann man entnehmen, dass allein im Anschlussjahr 1938 in Salzburg 35 Personen verhaftet wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt waren es 116. Viele von ihnen überlebten und konnten Zeitzeugnisse über jene sechs Salzburger Priester geben, die in Konzentrationslagern umkamen. Das Erlebte blieb auch für die Überlebenden nicht ohne Spuren. [[Andreas Rieser]], vor seiner KZ-Haft Priester in [[Dorfgastein]], ab 1948 in der Seelsorge in [[Bramberg]] tätig, blieb infolge der Ereignisse Zeit seines weiteren Lebens ein gesundheitlich schwer Gezeichneter. |
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| − | Neben [[Felix Gredler]], [[Coelestin Förtsch]], [[Romuald Neunhäuserer]] und [[Sebastian Haselsberger]] waren vor allem die Schicksale von [[Heinrich Summereder]] und [[Johann Schroffner]] ein Kreuzweg der menschlichen Barbarbei im KZ Buchenwald. Eine Gedenktafel in der [[Dreifaltigkeitsgasse]] am Gebäude des [[Priesterseminar Erzdiözese Salzburg|Priesterseminars der Erzdiözese Salzburg]] erinnert an Johann Schroffner, Heinrich Summereder, Felix Gredler und Sebastian Haselsberger. Zwei [[Stolpersteine]] im Stift St. Peter erinnern an Coelestin Förtsch und Romuald Neunhäuserer. | + | Neben [[Felix Gredler]], [[Coelestin Förtsch]], [[Romuald Neunhäuserer]] und [[Sebastian Haselsberger]] waren vor allem die Schicksale von [[Heinrich Summereder]] und [[Johann Schroffner (Priester)|Johann Schroffner]] ein Kreuzweg der menschlichen Barbarbei im [[KZ Buchenwald]]. Eine Gedenktafel in der [[Dreifaltigkeitsgasse]] am Gebäude des [[Priesterseminar Erzdiözese Salzburg|Priesterseminars der Erzdiözese Salzburg]] erinnert an [[Johann Schroffner (Priester)|Johann Schroffner]], [[Heinrich Summereder]], [[Felix Gredler]] und [[Sebastian Haselsberger]]. Zwei [[Stolpersteine]] im Stift [[St. Peter]] erinnern an [[Coelestin Förtsch]] und [[Romuald Neunhäuserer]]. |
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| | Auch Zeugen Jehovas wie [[Johann Nobis]] wurden wegen ihres Glaubensbekenntnisses, das ihnen den Dienst mit der Waffe untersagt, in Konzentrationslagern inhaftiert und hingerichtet. [[Leopold Engleitner]] überlebte und galt 2010 als der älteste KZ-Überlebender. | | Auch Zeugen Jehovas wie [[Johann Nobis]] wurden wegen ihres Glaubensbekenntnisses, das ihnen den Dienst mit der Waffe untersagt, in Konzentrationslagern inhaftiert und hingerichtet. [[Leopold Engleitner]] überlebte und galt 2010 als der älteste KZ-Überlebender. |
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| | [[Anton Brugger]], ein gebürtiger [[Kaprun]]er, war Reformadventist und verweigerte ebenfalls aus Glaubensgründen den Dienst mit der Waffe, wofür er zum Tode verurteilt und wie [[Franz Jägerstätter]] hingerichtet wurde. | | [[Anton Brugger]], ein gebürtiger [[Kaprun]]er, war Reformadventist und verweigerte ebenfalls aus Glaubensgründen den Dienst mit der Waffe, wofür er zum Tode verurteilt und wie [[Franz Jägerstätter]] hingerichtet wurde. |
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| − | ==Enteignung== | + | == Enteignung == |
| − | Unter dem Titel [[Arisierungen im Bundesland Salzburg|"Arisierung"]] wurde jüdischer Besitz enteignet und sog. Volksgruppenzugehörigen zugesprochen. Entschädigungen wurden willkürlich festgelegt und entsprachen bei weitem nicht dem Wert des entzogenen Eigentums. Arisiert wurden Geschäfte, Betriebe, Wohnungen und sonstiges Privatvermögen. | + | Unter dem Titel [[Arisierungen im Bundesland Salzburg|"Arisierung"]] wurde jüdischer Besitz enteignet und so genannten Volksgruppenzugehörigen zugesprochen. Entschädigungen wurden willkürlich festgelegt und entsprachen bei weitem nicht dem Wert des entzogenen Eigentums. Arisiert wurden Geschäfte, Betriebe, Wohnungen und sonstiges Privatvermögen. |
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| − | ==Bauwahn== | + | == Bauwahn == |
| − | Die NS-Herrschaft plante eine riesige Gauhalle und ein Sportstadion an Stelle des [[Kapuzinerkloster]]s auf dem [[Salzburger Stadtberge|Salzburger Stadtberg]], dem [[Kapuzinerberg]], sowie ein neues großes Festspielhaus neben dem [[Franziski-Schlössl]]. Aufgeschlossen werden sollten diese Bauten durch eine großen Auffahrtsrampe vom [[Äußerer Stein|Äußeren Stein]] aus. Das Ende der NS-Zeit verhinderte jedoch die Ausführung dieser Planung.
| + | In der Zeit des Nationalsozialismus planten [[Otto Reitter]] und [[Otto Strohmayer]] vier große neue Gebäudekomplexe auf dem [[Kapuzinerberg]]: ein ''Gauforum'' sowie ein ''Sportstadion'' an Stelle des [[Kapuzinerkloster Salzburg|Kapuzinerkloster]]s, dann ein höherliegendes ''Festspielhaus'' mit einer ''Verwaltungszentrale'' am höchsten Punkt des Berges, beim [[Franziski-Schlössl]]. Diese Bauten sollten per Automobil durch eine Auffahrtsrampe in Serpentinen erreicht werden, die am [[Äußeren Stein]] hätte beginnen sollen. Wegen der sich abzeichnenden militärischen Niederlage und dem Ende der [[NS-Zeit]] kam es nicht zur Ausführung dieser Projekte. |
| | + | Verwirklicht wurde der Bau der Tauern Autobahn von der Staatsgrenze bis zur Salzach, und der Westautobhahn bis vor Eugendorf. Anstelle der ''"[[Rasende Eierspeis|Rasenden Eierspeis]]"'' wurde 1940 der ''[[Obus]]'' eingeführt. |
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| − | ==Der Krieg beginnt== | + | == Der Krieg beginnt == |
| − | Nach der Kriegserklärung am [[1. September]] [[1939]] rollte eine beispiellose Verhaftungswelle über Salzburg: In der Stadt Salzburg, [[St. Johann im Pongau]] und [[Kaprun]] kam es zu Verhaftungen unter den Arbeitern wegen angeblicher Verbreitung von Schmähschriften. Unter den Eisenbahner gab es unter dem NS-Regime 250 Verhaftungen, allein 150 im Jahr 1942. | + | Nach der Kriegserklärung am [[1. September]] [[1939]] rollte eine beispiellose Verhaftungswelle über Salzburg: In der Stadt Salzburg, St. Johann im Pongau und Kaprun kam es zu Verhaftungen unter den Arbeitern wegen angeblicher Verbreitung von Schmähschriften. Unter den Eisenbahner gab es unter dem NS-Regime 250 Verhaftungen, allein 150 im Jahr 1942. |
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| | Fußballspiele wurde zu Austragungsstätten von Prügeleien. Etwa 600 Personen gehörten der SS an, etwa 5000 zur SA. Die Lebensmittel begannen 1943 knapp zu werden. Die Zahl der Toten stieg. ''Jetzt, wo es durch den weiten Raum im Osten Aufstiegsmöglichkeiten in unendlichem Ausmaß gibt, wo jeder Bub, der in Ordnung ist, Bauer werden kann... '' (Michael Friesacher, Jänner 1943), begann die verlorene Schlacht um Stalingrad in Russland (190.000 gefallene deutsche Soldaten, 107.000 deutsche Soldaten in russischer Gefangenschaft) den unaufhaltsamen Niedergang Hitlers und des NS einzuläuten. | | Fußballspiele wurde zu Austragungsstätten von Prügeleien. Etwa 600 Personen gehörten der SS an, etwa 5000 zur SA. Die Lebensmittel begannen 1943 knapp zu werden. Die Zahl der Toten stieg. ''Jetzt, wo es durch den weiten Raum im Osten Aufstiegsmöglichkeiten in unendlichem Ausmaß gibt, wo jeder Bub, der in Ordnung ist, Bauer werden kann... '' (Michael Friesacher, Jänner 1943), begann die verlorene Schlacht um Stalingrad in Russland (190.000 gefallene deutsche Soldaten, 107.000 deutsche Soldaten in russischer Gefangenschaft) den unaufhaltsamen Niedergang Hitlers und des NS einzuläuten. |
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| − | Am [[16. Dezember]] [[1943]] kam es zur Gründung des [[Salzburger Heimatwerk]]es mit Gaukulturrat [[Kuno Brandauer]], [[Adolf Dengg]], [[Tobias Reiser d. Ä.]] und [[Cesar Bresgen]]. Aber neben Volksmusik, Trachten und Bräuche hatten sie auch Übungen auf dem [[Privilegierter Landeshauptschießstand|Schießstand]] zu organisieren. Die ersten Luftangriffe auf Salzburg flog dann die alliierte Luftwaffe am [[13. August]] [[1943]]. | + | Am [[16. Dezember]] [[1943]] wurde vom Gauleiter das [[Salzburger Heimatwerk]] gegründet. Hier waren z.T. auch [[Tobias Reiser d. Ä.]], Gaukulturrat [[Kuno Brandauer]], [[Adolf Dengg]], und [[Cesar Bresgen]] tätig. Neben Volksmusik, Trachten und Bräuche hatten sie auch Übungen auf dem [[Privilegierter Landeshauptschießstand|Schießstand]] zu organisieren. (Eine Neugründung des Heimatwerkes erfolgte 1946.) Die ersten Luftangriffe auf Salzburg flog dann die alliierte Luftwaffe am [[13. August]] [[1943]]. |
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| − | ==siehe auch== | + | == Siehe auch == |
| | === Allgemeine Beiträge === | | === Allgemeine Beiträge === |
| | * [[Nationalsozialismus in Salzburg - Zeitzeugen erinnern sich]] | | * [[Nationalsozialismus in Salzburg - Zeitzeugen erinnern sich]] |
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| | === Personen === | | === Personen === |
| − | * [[Anna Bertha Gräfin Königsegg#Sr. Anna Berthas Proteste gegen die NS-Euthanasie| Sr. Anna Berthas Proteste gegen die NS-Euthanasie]] | + | * [[Anna Bertha Gräfin Königsegg#Sr. Anna Berthas Proteste gegen die NS-Euthanasie| Schwester Anna Berthas Proteste gegen die NS-Euthanasie]] |
| | * [[Gustav Adolf Scheel|Gauleiter Gustav Adolf Scheel]], der Salzburg mit Militärgewalt gegen die anrückenden Amerikaner verteidigen wollte | | * [[Gustav Adolf Scheel|Gauleiter Gustav Adolf Scheel]], der Salzburg mit Militärgewalt gegen die anrückenden Amerikaner verteidigen wollte |
| | + | * [[Sigfried Uiberreither|Ich, Sigfried Uiberreither, Landeshauptmann der Steiermark, 1908–1984]] |
| | * [[NS-Opfer]] | | * [[NS-Opfer]] |
| | + | * [[Herbert Schäringer]] |
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| | === Pinzgau === | | === Pinzgau === |
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| | * [[Theodor Herz]] | | * [[Theodor Herz]] |
| | * [[Karl Wassing]] | | * [[Karl Wassing]] |
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| | === Pongau === | | === Pongau === |
| | * [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]] | | * [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]] |
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| | === Flachgau === | | === Flachgau === |
| | * [[Thalgauer Bücherverbrennung]] | | * [[Thalgauer Bücherverbrennung]] |
| − | ==Literatur über die Zeit des NS in Salzburg (Auswahl)==
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| − | ==Bildergalerie== | + | == Bilder == |
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| + | {{Bildkat}} |
| − | Datei:Bezirksgericht Thalgau, Gedenkstein für NS Opfer.jpg|Bezirksgericht Thalgau, Gedenkstein für NS-Opfer im ehemaligen Gerichtsgarten
| + | == Quellen == |
| − | Datei:NS-Euthanasieopfer-Mahnmal im Thalgauer Friedhof.jpg|NS-Euthanasieopfer-Mahnmal im Thalgauer Friedhof
| + | * diverse Beiträge im SALZBURGWIKI wie [[Zweiter Weltkrieg]] |
| − | Datei:Volksempfänger.jpg|Volksempfänger (Radio in der NS-Zeit)
| + | * Reschreiter, Walter, LEBENS(UN)WERT, "NS-Euthanasie im Land Salzburg", Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten Gmbh. |
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| − | ==Quellen und Fußnoten== | |
| − | <references/>
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| − | * diverse Beiträge im Salzburgwiki wie [[Zweiter Weltkrieg]] | |
| − | * Reschreiter, Walter, LEBENS(UN)WERT, „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten Gmbh. | |
| | * Franz Rest, Dorfgastein | | * Franz Rest, Dorfgastein |
| | * [[Josef Lahnsteiner]] ''Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat.'', Hollersbach, Salzburg, Selbstverlag 1956 | | * [[Josef Lahnsteiner]] ''Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat.'', Hollersbach, Salzburg, Selbstverlag 1956 |
| | * ''Dem Salzburger Wilfried Haslauser zu Ehren - Salut für den Landeshauptmann zur Vollendung seines 60. Lebensjahres'', aus der Schriftenreihe des [[Landespressebüro]]s, Serie "Sonderpublikationen", Nr. 67 Autoren Michael W. Fischer, Michael Schmolke und [[Eberhard Zwink]] | | * ''Dem Salzburger Wilfried Haslauser zu Ehren - Salut für den Landeshauptmann zur Vollendung seines 60. Lebensjahres'', aus der Schriftenreihe des [[Landespressebüro]]s, Serie "Sonderpublikationen", Nr. 67 Autoren Michael W. Fischer, Michael Schmolke und [[Eberhard Zwink]] |
| | * Ergänzungen aus Beiträge der [[Salzburger Woche]], Ausgaben 7. März 2013 | | * Ergänzungen aus Beiträge der [[Salzburger Woche]], Ausgaben 7. März 2013 |
| | + | == Einzelnachweise == |
| | + | <references/> |
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| | [[Kategorie:Geschichte]] | | [[Kategorie:Geschichte]] |
| | [[Kategorie:Zweiter Weltkrieg]] | | [[Kategorie:Zweiter Weltkrieg]] |
| − | [[Kategorie:Nationalsozialismus]] | + | [[Kategorie:Nationalsozialismus|!|]] |