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| − | '''Heinrich Wolfer''' (* 1911; † 2. Mai 1945 in Berlin) war Psychiater zur Zeit des Nationalsozialismus, befürwortete die [[NS-Euthanasie]] und war als >Erbarzt< maßgeblich an Zwangssterilisationen beteiligt. | + | '''Heinrich Wolfer''' (* [[1911]]; † [[2. Mai]] [[1945]] in Berlin) war Psychiater zur Zeit des [[Nationalsozialismus]], befürwortete die [[NS-Euthanasie]] und war als >Erbarzt< maßgeblich an Zwangssterilisationen beteiligt. |
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| | ==Ausbildung== | | ==Ausbildung== |
| − | Heinrich Wolfer studierte nach der Reifeprüfung von [[1930]] bis [[1936]] in Innsbruck Medizin und promovierte dort zum Doktor der gesamten Heilkunde. Von [[1929]] bis [[1931]] war er Mitglied der Heimwehr. 1931 trat er der NSDAP, [[1932]] auch der SA bei. Von der SA wechselte er [[1940]] zur SS, wo er mindestens den Rang eines Untersturmführers erlangte. [[1936]] volontierte er am [[Salzburger Landeskrankenhaus]] und von [[1937]] bis [[1938]] hatte er die Stelle eines Assistenzarztes in Warstein im deutschen Sauerland inne. 1938 trat er die Stelle eines Assistenzarztes an der Heilanstalt Graz-Feldhof an, wo er bis 1940 blieb und gleichzeitig die Funktion eines NSDAP-Ortsgruppenleiters in Graz-Strass ausübte. | + | Heinrich Wolfer studierte nach der Reifeprüfung von [[1930]] bis [[1936]] in Innsbruck Medizin und promovierte dort zum Doktor der gesamten Heilkunde. Von [[1929]] bis [[1931]] war er Mitglied der Heimwehr. 1931 trat er der [[NSDAP]], [[1932]] auch der SA bei. Von der SA wechselte er [[1940]] zur SS, wo er mindestens den Rang eines Untersturmführers erlangte. [[1936]] volontierte er am [[Salzburger Landeskrankenhaus]] und von [[1937]] bis [[1938]] hatte er die Stelle eines Assistenzarztes in Warstein im deutschen Sauerland inne. 1938 trat er die Stelle eines Assistenzarztes an der Heilanstalt Graz-Feldhof an, wo er bis 1940 blieb und gleichzeitig die Funktion eines NSDAP-Ortsgruppenleiters in Graz-Strass ausübte. |
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| | ==Berufstätigkeit== | | ==Berufstätigkeit== |
| − | =====>Erbarzt< in Salzburg=====
| + | ===>Erbarzt< in Salzburg=== |
| − | Von 1940 bis [[1943]] war Heinrich Wolfer >Erbarzt< an der Landesheilanstalt Salzburg-Lehen, die sein Vater [[Leo Wolfer]] als Direktor leitete. Heinrich Wolfer galt dort als fanatischer Befürworter der [[NS-Euthanasie]], die in dieser Zeitspanne an Patienten und Patientinnen der Landesheilanstalt ausgeführt wurde. Dazu ein damaliger Kollege: ''„..dass dieser Arzt den Willen hatte, die an ihn ergangenen Weisungen oder Befehle nicht nur 100 %, sondern möglichst 500 % auszuführen.“'' Beruflich setzte Heinrich Wolfer neben seiner Tätigkeit als >Erbarzt< auch moderne Therapieformen wie die Ende der 1930er Jahre entwickelte Elektrokrampftherapie um. In der NSDAP wurde Heinrich Wolfer Gemeinschaftsleiter in der Ortsgruppe [[Liefering]]. | + | Von 1940 bis [[1943]] war Heinrich Wolfer >Erbarzt< an der [[Christian-Doppler-Klinik|Landesheilanstalt Salzburg-Lehen]], die sein Vater [[Leo Wolfer]] als Direktor leitete. Heinrich Wolfer galt dort als fanatischer Befürworter der [[NS-Euthanasie]], die in dieser Zeitspanne an Patienten und Patientinnen der Landesheilanstalt ausgeführt wurde. Dazu ein damaliger Kollege: ''„..dass dieser Arzt den Willen hatte, die an ihn ergangenen Weisungen oder Befehle nicht nur 100 %, sondern möglichst 500 % auszuführen.“'' Beruflich setzte Heinrich Wolfer neben seiner Tätigkeit als >Erbarzt< auch moderne Therapieformen wie die Ende der 1930er Jahre entwickelte Elektrokrampftherapie um. In der NSDAP wurde Heinrich Wolfer Gemeinschaftsleiter in der Ortsgruppe [[Liefering]]. |
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| | =====Als Arzt im Gesundheitsamt Salzburg-Stadt===== | | =====Als Arzt im Gesundheitsamt Salzburg-Stadt===== |
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| | =====Als Arzt in der Waffen-SS===== | | =====Als Arzt in der Waffen-SS===== |
| | [[1944]] meldete sich Heinrich Wolfer zur Waffen-SS, wo er Angehöriger der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“-Sanitätsabteilung 11 in Stettin wurde. Im Jänner [[1945]] erhielt er eine Spezialausbildung an der SS-ärztlichen Akademie in Graz und kehrte später von dort nach Stettin zurück. | | [[1944]] meldete sich Heinrich Wolfer zur Waffen-SS, wo er Angehöriger der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“-Sanitätsabteilung 11 in Stettin wurde. Im Jänner [[1945]] erhielt er eine Spezialausbildung an der SS-ärztlichen Akademie in Graz und kehrte später von dort nach Stettin zurück. |
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| | Seit April 1945 galt Heinrich Wolfer als vermisst. Er verstarb Anfang Mai 1945 während der Schlacht um Berlin in Berlin-Mitte und wurde auf einem von der SS zerstörten alten jüdischen Friedhof in Berlin beigesetzt. | | Seit April 1945 galt Heinrich Wolfer als vermisst. Er verstarb Anfang Mai 1945 während der Schlacht um Berlin in Berlin-Mitte und wurde auf einem von der SS zerstörten alten jüdischen Friedhof in Berlin beigesetzt. |
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| | ==Quellen== | | ==Quellen== |
| − | *Deutschsprachige Wikipedia, Heinrich Wolfer | + | *Wikipedia, Heinrich Wolfer |
| − | *Walter Reschreiter, LEBENS[UN]WERT, „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten GmbH, Hallein 2007 | + | *[[Walter Reschreiter]], LEBENS[UN]WERT, „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der [[Laube GmbH|Laube]] sozialpsychiatrische Aktivitäten GmbH, Hallein 2007 |
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| | [[Kategorie:Person|Wolfer, Heinrich]] | | [[Kategorie:Person|Wolfer, Heinrich]] |
| | [[Kategorie:Person (Geschichte)|Wolfer, Heinrich]] | | [[Kategorie:Person (Geschichte)|Wolfer, Heinrich]] |