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| − | Oberamtsrat Ing. '''Ludwig Zehetner''' (* [[1919]]; † [[18. August]] [[2016]]) war im Maschinenamt beim [[Magistrat Salzburg]] tätig. | + | Technischer Oberamtsrat Ing. '''Ludwig Zehetner''' (* [[21. Juli]] [[1920]] in [[Itzling]]; † [[16. August]] [[2016]] in der Stadt Salzburg)<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/salzburg-itzling/TFB3/?pg=8 Matricula] Taufbuch TFB3 Salzburg-Itzling</ref> war Beamter beim [[Magistrat Salzburg]] und Leiter der Amtsstelle für Verkehrssignal- und Schwachstromanlagen beim Maschinenamt. |
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| − | == Quelle == | + | ==Abstammung== |
| | + | [[Datei:Zehetnergut_in_Gemering,_St._Florian,_Upper_Austria.jpg|thumb|250px|Zehetnergut in Gemering]] |
| | + | Die Familie stammt aus Gemering<ref>Franz Scharf, Häuserchronik Marktgemeinde St. Florian, 1993</ref> in der Nähe des Stiftes St. Florian bei Linz von dem Zehetnergut<ref>Alexander Jalkotzy, Der Vierkanter im Florianer Land, Inauguraldissertation an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, Oktober 1984</ref> (auch Jahreszeitenhof genannt und größter existierender Vierkanthof Österreichs<ref>[https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Weltkulturerbe-Vierkanter-Es-waere-hoechste-Zeit;art4,3043054 Weltkulturerbe Vierkanter? Es wäre höchste Zeit], OÖNachrichten, Alfons Krieglsteiner, 23. Oktober 2018</ref>), wo sie über Generationen Amtmänner für die Herrschaft Stift St. Florian stellte<ref>Der Florianer Bauernadel in Bauernhaus und Meierhof, Georg Grüll, 1975</ref> (ein Sohn des Hofes, Leopold Zehetner (* [[1581]], † [[30. September]] [[1646]]), war selbst als Leopold I von [[1612]] bis [[1646]] Propst des Chorherrenstiftes; er wurde [[1624]] geadelt<ref>[https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2725932 Österreichisches Staatsarchiv], Zehetner, Leopold, kaiserlicher Rat, Propst von St. Florian, Adelsstand für das Reich und die Erblande, 5.7.1624</ref> und nach ihm ist der Leopoldinische Trakt des barocken Stiftgebäudes benannt). |
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| | + | Ein Zweig der Familie zog Ende des 19. Jahrhunderts von Oberzirking bei Mauthausen über das [[Salzkammergut]] nach Salzburg und Ludwig Zehetners Großvater Georg Zehetner (*[[3. Jänner]] [[1847]], † [[6. Jänner]] [[1917]]) war der Erste der Familie, der sich in Itzling bei Salzburg in der [[Bahnhofstraße (Stadt Salzburg)|Bahnhofstraße]] 1 niederließ und als Schlosser bei dem Bau der [[Westbahnstrecke|Westbahnstrecke]] arbeitete. Am [[8. Februar]] [[1904]] heiratete er seine zweite Frau Helena Reischl, verwitwete Kinpointner, Tochter eines Steinmetzes und Wäschers aus [[Maxglan]] in der [[Stadtpfarrkirche St. Andrä]].<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/salzburg-st-andrae/TRB11/?pg=82 Matricula], Trauungsbuch TRB11 St. Andrä</ref> |
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| | + | Sein jüngster Sohn Georg (* [[12. März]] [[1885]], † [[25. September]] [[1913]]) arbeitete in Frankfurt am Main bei der Naxos-Union. Während einer Waffenübung als Reservist in Wels erkrankte er an einer Blindarmentzündung und verstarb 22-jährig im [[Landeskrankenhaus Salzburg|St. Johanns-Spital]] in Salzburg. Am [[Kommunalfriedhof]] wurde ihm unter Anwesenheit einer Delegation aus Frankfurt eine große Beerdigungsfeier ausgerichtet, die sich zu einer Solidaritätskundgebung der [[SPÖ Salzburg|Salzburger Arbeiterschaft]] gestaltete, bei der der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete [[Robert Preußler]] die Grabrede hielt.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sbw&datum=19130929&query=%22Zehetner%22&ref=anno-search&seite=4 ANNO] Das Leichenbegängnis des Reservisten, Salzburger Wacht, 29. September 1913, Seite 4</ref> |
| | + | Georg Zehetners zweiter Sohn Franz Xaver ([[12. Februar]] [[1886]], † [[23. Juni]] [[1936]]), Ludwig Zehetners Vater, wurde im Ersten Weltkrieg in das [[k.u.k. Infanterieregiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59|Rainerregiment]] eingezogen und nahm am Rußlandfeldzug teil. Er wurde am [[9. Dezember]] [[1914]] durch einen Kopfschuss<ref>Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Neue Belohnungsakten (Signatur KA NBA MBA Reihe 100 1582, 100/3704/17, fol. 376-380)</ref> bei der Erstürmung von Sobolów<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Sobol%C3%B3w Wikipedia Sobolów]</ref><ref>[https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC02674065/202/LOG_0093/ Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918], Seite 180</ref> schwer verwundet und am [[9. April]] [[1917]] erhielt er die Silberne Tapferkeitsmedaile zweite Klasse verliehen.<ref>Grundbuchblatt für Franz Zehetner, Landesarchiv Salzburg</ref> Er verstarb an den Kriegsfolgen im Alter von nur 50 Jahren in Salzburg und wurde im [[Friedhof Gnigl]] begraben.<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/salzburg-itzling/STB2/?pg=185 Matricula] Sterbebuch STB2 Salzburg-Itzling</ref> |
| | + | [[Datei:FamilieZehetner1924.jpg|thumb|200px|Franz Xaver Zehetner mit Frau Rosina und Söhnen Franz (links) und Ludwig (Mitte)]] |
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| | + | ==Leben== |
| | + | Ludwig Zehetner wurde als jüngster von zwei Söhnen das Schlossers bei den [[Österreichische Bundesbahnen|österreichischen Staatsbahnen]] Franz Xaver Zehetner und der Rosina, geborene Hubinger, in [[Itzling]] geboren. Sein 8 Jahre älterer Bruder Franz (* [[21. Jänner]] [[1913]], † [[2. Juli]] [[2001]]) war Leiter im Amt Erholungsbetriebe und Kühlhäuser der Stadt Salzburg. |
| | + | Zehetner wuchs in Itzling in der [[Kirchenstraße]] 55 auf<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sbw&datum=19330220&query=%22Hauptsch%c3%bcler+Zehetner%22~5&ref=anno-search&seite=3 ANNO] Beim Skirennen verunglückt, Salzburger Wacht, 20. Februar 1933, Seite 3</ref> und besuchte dort von [[1926]] bis [[1930]] die [[Volksschule Itzling|Volkschule]], von 1930 bis [[1934]] die [[Plainschule|Hauptschule]] in der [[Plainstraße]] und von 1934 bis [[1938]] die [[Gewerbeschule Salzburg|Höhere Staatsgewerbeschule]] (Bundeslehranstalt für Hochbau, Elektrotechnik und Frauengewerbe), an der er am [[25. Juni]] [[1938]] die Reifeprüfung mit Auszeichnung ablegte. Wie vielen seiner Klassenkameraden, wurde ihm direkt in der Schule von aus Deutschland angereisten Personalanwerbern eine Arbeitsstelle bei deutschen Industriefirmen angeboten. |
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| | + | Ab 1938 arbeitete Zehetner für ein Jahr als Konstrukteur für elektrische Anlagen von Großflugzeugen bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in Dessau und von [[1939]] bis [[1942]] als Vertriebsingenieur der [[Siemens]] und Halske AG in Berlin. 1942 wurde er zur Wehrmacht einberufen und in einer Nachrichteneinheit als Funker in Afrika stationiert. Nach einem Jahr kam er [[1943]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er Ende [[1946]] nach Salzburg zurückkehrte. |
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| | + | Ludwig Zehetner heiratete am [[21. Februar]] [[1949]] die Keramikmalerin [[Maria Niedergrottenthaler]], mit der er zwei Söhne, Zwillinge, hatte. Sein Sohn Ing. Manfred Zehetner (* [[4. Juli]] [[1955]], † [[25. Juni]] [[2005]]) arbeitete ebenfalls beim Maschinenamt. Mitte [[1950]] kauften Ludwig Zehetner und sein Bruder Franz von der Stadtgemeinde Salzburg ein Grundstück in [[Leopoldskron]] und baute dort ein Haus, in welches er [[1959]] einzog. Häufiger Gast war die Schauspielerin [[Christine Buchegger]], eine Verwandte der Zehetner Familie, die auch im Sommer [[1979]], während sie die Buhlschaft mit [[Maximilian Schell]] bei den [[Jedermann (Salzburg)|Jedermann]] Aufführungen der Salzburger [[Salzburger Festspiele|Sommerfestspiele]] spielte, dort wohnte. |
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| | + | Ludwig Zehetner starb 2016 zwei Wochen vor seiner Ehefrau und ist am Kommunalfriedhof begraben.<ref>[https://www.findagrave.com/memorial/194540754/ludwig-zehetner Find a Grave]</ref> |
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| | + | [[Datei:LudwigZehetner-Platzl1952.jpg|thumb|200px|Ing. Zehetner begutachtet am 29. Dezember 1952 die neuinstallierten Fußgängerampeln]] |
| | + | ==Berufliche Laufbahn== |
| | + | Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft begann Zehetner im Dezember [[1946]] als technischer Angestellter beim Maschinenamt des Magistrats der Stadt Salzburg zu arbeiten. Mitte [[1948]] wurde er als Vertragsbediensteter übernommen und [[1950]] pragmatisiert. [[1949]] hatte er die Berechtigung zur Führung der Standesbezeichnung Ingenieur erhalten und die Prüfung für den gehobenen technischen Fachdienst mit vorzüglichem Erfolg abgelegt. Seine über 30-jährige Laufbahn beim Magistrat folgte dem damaligen Stellenschema für den höheren technischen Dienst: [[1946]] prov. techn. Assistent, [[1950]] prov. techn. Revident, [[1955]] techn. Inspektor, [[1960]] techn. Amtssekretär, [[1965]] wirkl. techn. Amtsrat und ab [[1. Juli]] [[1970]] techn. Oberamtsrat. Ab [[1954]] wurde er vom provisorischen in das definitive öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis übernommen. Seit den 1970er Jahren fungierte er als Amtsstellenleiter für Verkehrssignal- und Schwachstromanlagen beim Maschinenamt. |
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| | + | Zehetner war massgeblich an der Einführung von [[Straßenverkehr (Geschichte)#Verkehrsampeln in der Stadt Salzburg|Verkehrssignalanlagen in der Stadt Salzburg]] in den 1950er Jahren beteiligt. Nach dem Beginn der Vorbereitungsarbeiten Anfang April 1950 (inklusive der Anbringung einer Verkehrsampel-Attrappe als Generalprobe<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=san&datum=19500413&query=%22Verkehrsampel%22&ref=anno-search&seite=4 ANNO] Es gefällt uns ..., Salzburger Nachrichten, 13. April 1950, Seite 4</ref>), einer Dienstreise nach Wien und Graz, um die dort schon bestehenden Anlagen zu besichtigen, und einem [[Salzburger Gemeinderat|Gemeinderatsbeschluß]] am 8. Mai begannen am 9. Mai die Grabungsarbeiten für die Anlagen an den beiden [[Staatsbrücke|Staatsbrückenköpfen]]. Diese wurden am [[14. Juli]] [[1950]] als erste Verkehrsampeln der Stadt Salzburg in Betrieb genommen.<ref>[https://www.stadt-salzburg.at/fileadmin/landingpages/stadtgeschichte/stadtchronik/stadtchronik_1945_bis_1955_00160721.pdf Chronik der Stadt Salzburg 1945-1955] 14. Juli 1950</ref> Bis Ende August des Jahres wurden vier weitere Verkehrssignalanlagen mit Baukosten von insgesammt 255.000 Schilling errichtet. Am [[12. Juli]] [[1955]] nahm Zehetner als Vertreter des Maschinenamtes zusammen mit Vizebürgermeister [[Hans Donnenberg]] und Vertretern der Polizei schon die neunte 'Verkehrslichtanlage' im Stadtgebiet von Salzburg an der Kreuzung [[Schwarzstraße]] und [[Makartplatz]] (Theaterkreuzung) in Betrieb.<ref>Theaterkreuzung in grün-gelb-rotem Licht, Salzburger Volkszeitung, 13. Juli 1955, Seite 5</ref> |
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| | + | [[Datei:LudwigZehetner-Bruderhof1952.jpg|thumb|200px|Ing. Zehetner bei der Montage des Kommandotisches der Feuerwehr Bruderhof 1952]] |
| | + | Fußgänger durften damals in Salzburg, im Gegensatz zu Wien, die Fahrbahn noch bei gelb überqueren, um bei T-Kreuzungen sicher über die Strasse zu kommen.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svz&datum=19500715&query=%22Ampeln%22&ref=anno-search&seite=2 ANNO] "Farbenspiel" auf Salzburgs Strassenkreuzungen, Salzburger Volksblatt, 15. Juli 1950, Seite 2</ref> |
| | + | Um die Gefährdung der Fußgänger zu verringern, installierte das Maschinenamt am [[22. Dezember]] [[1952]] die ersten Fußgängerampeln bei den Übergängen am [[Platzl]]<ref>[https://www.stadt-salzburg.at/fileadmin/landingpages/stadtgeschichte/stadtchronik/stadtchronik_1945_bis_1955_00160721.pdf Chronik der Stadt Salzburg 1945-1955] 24. Dezember 1952</ref>, nachdem diese im März von der [[Salzburger Landesregierung|Landesregierung]] und im April vom Bundesministerium genehmigt worden waren. Dies waren die ersten Signalanlagen für Fußgänger in Österreich. |
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| | + | Zu Zehetners Aufgabengebiet gehörte ebenfalls der Bau und die Instandhaltung der Alarm- und Komandoanlagen der Salzburger [[Freiwillige Feuerwehr der Stadt Salzburg - Löschzug Bruderhof|Feuerwehr Bruderhof]] 1952. [[1963]] war er für die Planung der damals modernsten Melde-, Alarm- und Nachrichteneinrichtung Österreichs für die Berufsfeuerwehr im Bruderhof verantwortlich<ref>Feuerwehr nun blitzschnell einsatzbereit, Zeitungsartikel 8. Juni 1963</ref>. [[1968]]-[[1970]] überwachte er als Bauleiter das Instandsetzungsprogramm im Ausmass von fast 11 Millionen Schilling beim [[Landestheater Salzburg]].<ref>Schreiben des Stadtbaudirektors SR Radics und Dankschreiben der Direktion des Landestheater Salzburg vom 31.3.1971</ref> |
| | + | Er war über 50 Jahre Mitglied des [[Österreichischer Gewerkschaftsbund, Landesorganisation Salzburg|Österreichischen Gewerkschaftsbundes]]. Ende [[1980]] schied er aus dem aktiven Dienst aus. |
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| | + | == Quellen == |
| | + | * Familienarchiv Zehetner |
| | * {{Quelle SN|20. August 2016}} | | * {{Quelle SN|20. August 2016}} |
| | + | * [https://www.stadt-salzburg.at/MagSbg.Web.App.SucheVerstorbene/SucheVerstorbene.aspx?pid=0C1OI1Q5VX#detailViewPerson www.stadt-salzburg.at], Gräbersuche [[Kommunalfriedhof]] |
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| | + | ==Einzelnachweise== |
| | + | <references /> |
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| | {{SORTIERUNG: Zehetner, Ludwig}} | | {{SORTIERUNG: Zehetner, Ludwig}} |
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| | + | [[Kategorie:Salzburgs Töchter und Söhne]] |
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