Änderungen

1.599 Bytes hinzugefügt ,  20:14, 14. Jan. 2024
Zeitfolge-Fehler korr.
Zeile 1: Zeile 1: −
'''Jürgen Flimm''' (* [[17. Juli]] [[1941]] in Gießen, [[Deutschland]]) hätte bis 2011 [[Intendanten der Salzburger Festspiele|Intendant]] der [[Salzburger Festspiele]] sein sollen. Aufgrund von verschiedenen Ereignissen wurde der Vertrag aber vorzeitig mit [[30. September]] [[2010]] einvernehmlich aufgelöst.
+
'''Jürgen Flimm''' (* [[17. Juli]] [[1941]] in Gießen, [[Deutschland]]; † [[4. Februar]] [[2023]] in Wischhafen-Hamelwörden) war ein deutscher Regisseur, Schauspieler, Intendant und Hochschullehrer sowie von [[2006]] bis [[2010]] [[Intendanten der Salzburger Festspiele|Intendant]] der [[Salzburger Festspiele]].
+
 
 
==Leben==
 
==Leben==
Flimm erhielt [[1968]] sein erstes Engagement als Regie-Assistent an den Münchner Kammerspielen. [[1972]] wurde er Spielleiter am Nationaltheater Mannheim, [[1973]]/[[1974|74]] war er Oberspielleiter am Thalia Theater Hamburg. 1974 bis [[1979]] arbeitete Flimm als freier Regisseur in München, Hamburg, Bochum, Frankfurt/Main und New York.
+
Flimm erhielt [[1968]] sein erstes Engagement als Regie-Assistent an den Münchner Kammerspielen. [[1972]] wurde er Spielleiter am Nationaltheater Mannheim, [[1973]][[1974]] war er Oberspielleiter am Thalia Theater Hamburg. 1974 bis [[1979]] arbeitete Flimm als freier Regisseur in [[München]], Hamburg, Bochum, Frankfurt am Main und New York in den [[USA]].
    
[[1979]] übernahm Jürgen Flimm die Intendanz des Schauspiels Köln. Von [[1985]] bis [[2000]] war er Intendant des Thalia-Theaters in Hamburg, das in den fünfzehn Jahren seiner Leitung zu einer der renommiertesten Bühnen im deutschsprachigen Raum wurde. Erfolge feierte er vor allem mit seinen Tschechow-Inszenierungen von "Platonow" ([[1989]]) und "Onkel Wanja" ([[1995]]). Unter Flimms Intendanz wurde Robert Wilsons Erfolgsstück "Black Rider" [[1990]] in Hamburg uraufgeführt.
 
[[1979]] übernahm Jürgen Flimm die Intendanz des Schauspiels Köln. Von [[1985]] bis [[2000]] war er Intendant des Thalia-Theaters in Hamburg, das in den fünfzehn Jahren seiner Leitung zu einer der renommiertesten Bühnen im deutschsprachigen Raum wurde. Erfolge feierte er vor allem mit seinen Tschechow-Inszenierungen von "Platonow" ([[1989]]) und "Onkel Wanja" ([[1995]]). Unter Flimms Intendanz wurde Robert Wilsons Erfolgsstück "Black Rider" [[1990]] in Hamburg uraufgeführt.
   −
Bei den [[Salzburger Festspiele]]n hatte Flimm Erfolg mit seinem Blick von außen auf die österreichische Dramatik: Er brachte Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär" ([[1987]], [[1988]]), Johann Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt" ([[1989]], [[1990]]) sowie [[Hugo von Hofmannsthal]]s "Der Schwierige" ([[1991]]) auf die Bühne des [[Landestheater]]s. [[1993]] inszenierte er im [[Großes Festspielhaus|Großen Festspielhaus]] Claudio Monteverdis "L'Incoronazione di Poppea" mit [[Nikolaus Harnoncourt]] als Dirigent. Ebenso mit Nikolaus Harnoncourt am Dirigentenpult inszenierte Jürgen Flimm [[2004]] in [[Salzburg]] das musikalische Schauspiel "King Arthur" von John Dryden und Henry Purcell.
+
Nach zwei Operninszenierungen - eine davon war [[1978]] "Al gran sole carico d'amore" von Luigi Nono mit Michael Gielen in Frankfurt - konzentrierte sich Flimm auf das Schauspiel. Erst Ende der [[1980er]]-Jahre kehrte er zum Musiktheater zurück. Wichtigster Partner war Nikolaus Harnoncourt, mit dem er bisher vierzehn Opern gemacht hat, vor allem im Opernhaus Zürich.  
   −
Im Oktober [[2001]] wurde Jürgen Flimm als Nachfolger von [[Frank Baumbauer]] [[Schauspielleiter der Salzburger Festspiele|Leiter des Schauspiels]] der Salzburger Festspiele. Flimm beauftragte den bayerischen Regisseur [[Christian Stückl]] mit der Neuinszenierung des "[[Jedermann (Salzburg)|Jedermann]]" auf dem [[Domplatz]]; Andrea Breth lud er als Regisseurin von Schnitzlers "Das weite Land" ([[2002]], [[2003]]) ein. Er initiierte den Wettbewerb junger Schauspiel-Regisseure ([[Young Directors Project]]), der seit 2002 stattfindet. Dem Salzburger Schauspiel-Publikum bot Flimm viele Koproduktionen und Gastspiele.
+
An der ''Metropolitan Opera'' in New York gab er sein Regie-Debüt im Oktober [[2000]] mit "Fidelio", den die "New York Times" als beste Opernproduktion des Jahres 2000 auszeichnete. Im Jänner [[2005]] wurde diese Produktion in Chicago wieder aufgenommen. Seine "Salome" an der Met hatte [[2004]] im März Premiere. In Bayreuth begann Jürgen Flimm im Jahr 2000 seine Inszenierungen vom "Ring des Nibelungen" mit dem Anspruch, Wagners Opernzyklus zu "re-theatralisieren". Flimms "Ring" wurde 2004 zum fünften und letzten letzten Mal in Bayreuth wieder aufgenommen worden.
   −
Nach zwei Operninszenierungen - eine davon war [[1978]] "''Al gran sole carico d'amore''" von Luigi Nono mit Michael Gielen in Frankfurt - konzentrierte sich Flimm auf das Schauspiel. Erst Ende der [[1980er]]-Jahre kehrte er zum Musiktheater zurück. Wichtigster Partner war Nikolaus Harnoncourt, mit dem er bisher vierzehn Opern gemacht hat, vor allem im Opernhaus Zürich.  
+
Bei den [[Salzburger Festspiele]]n hatte Flimm Erfolg mit seinem Blick von außen auf die österreichische Dramatik. Er brachte Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär" ([[1987]], [[1988]]), Johann Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt" ([[1989]], [[1990]]) sowie [[Hugo von Hofmannsthal]]s "Der Schwierige" ([[1991]]) auf die Bühne des [[Landestheater]]s. [[1993]] inszenierte er im [[Großes Festspielhaus|Großen Festspielhaus]] Claudio Monteverdis "L'Incoronazione di Poppea" mit [[Nikolaus Harnoncourt]] als Dirigent. Ebenso mit Nikolaus Harnoncourt am Dirigentenpult inszenierte Jürgen Flimm [[2004]] in der [[Stadt Salzburg]] das musikalische Schauspiel "King Arthur" von John Dryden und Henry Purcell.
   −
An der Metropolitan Opera in New York gab er sein Regie-Debüt im Oktober [[2000]] mit "Fidelio", den die "New York Times" als beste Opernproduktion des Jahres 2000 auszeichnete; im Jänner [[2005]] wurde diese Produktion in Chicago wieder aufgenommen. Seine "Salome" an der Met hatte [[2004]] im März Premiere. In Bayreuth begann Jürgen Flimm im Jahr 2000 seine Inszenierungen vom "Ring des Nibelungen" mit dem Anspruch, Wagners Opernzyklus zu "re-theatralisieren". Flimms "Ring" ist 2004 zum fünften und letzten letzten Mal in Bayreuth wieder aufgenommen worden.
+
Im Oktober [[2001]] wurde Jürgen Flimm als Nachfolger von [[Frank Baumbauer]] [[Schauspielleiter der Salzburger Festspiele|Leiter des Schauspiels]] der Salzburger Festspiele. Flimm engagierte den bayerischen Regisseur [[Christian Stückl]] mit der Neuinszenierung des "[[Jedermann (Salzburg)|Jedermann]]" auf dem [[Domplatz]] sowie Burgschauspieler [[Peter Simonischek]] für die Titelrolle. Diese Konstellation sollte bis 2012 halten. Andrea Breth lud er als Regisseurin von Schnitzlers "Das weite Land" ([[2002]], [[2003]]) ein. Er initiierte den Wettbewerb junger Schauspiel-Regisseure ([[Young Directors Project]]), der seit 2002 stattfindet. Dem Salzburger Schauspiel-Publikum bot Flimm viele Koproduktionen und Gastspiele.
   −
Von [[1999]] bis [[2003]] war Flimm Präsident des Deutschen Bühnenvereins. [[2005]] wurde er als Nachfolger von [[Gérard Mortier]] Intendant der Ruhr Triennale, die er bis [[2008]] leitete. Im Oktober [[2006]] kehrte er als Intendant der Festspiele nach Salzburg zurück.  
+
Von [[1999]] bis [[2003]] war Flimm Präsident des Deutschen Bühnenvereins. [[2005]] wurde er als Nachfolger von [[Gérard Mortier]] Intendant der Ruhr Triennale, die er bis [[2008]] leitete. Im Oktober [[2006]] kehrte er als Intendant der Festspiele nach Salzburg zurück. [[2007]] hielt er die [[Festspielrede|Eröffnungsrede]] der [[Salzburger Festspiele 2007]].
   −
Nach zwei Saisonen wies Flimms Arbeit inhaltliche Schwächen im Musiktheater aus, Konzert und Schauspiel erfreuten dagegen die Kritiker. Finanziell brachten beide Spielzeiten gute Ergebnisse. Am [[9. Dezember]] [[2008]] wurde bekannt, dass Flimm seinen bis 2011 geltenden Vertrag in Salzburg nicht verlängern werde. Ausschlaggebend dürfte vor allem auch das gespannte Verhältnis zu Schauspielchef [[Thomas Oberender]] und dessen angekündigter Abgang mit Herbst [[2009]] gewesen sein. In den Saisonen 2010 und 2011 wird Flimm allerdings neben dem Intendanten auch noch den Leiter des Schauspiels geben.
+
Nach zwei Saisonen wies Flimms Arbeit inhaltliche Schwächen im Musiktheater aus, Konzert und Schauspiel erfreuten dagegen die Kritiker. Finanziell brachten beide Spielzeiten gute Ergebnisse. Am [[9. Dezember]] [[2008]] wurde bekannt, dass Flimm seinen bis 2011 geltenden Vertrag in Salzburg nicht verlängern werde. Ausschlaggebend dürfte vor allem auch das gespannte Verhältnis zu Schauspielchef [[Thomas Oberender]] und dessen angekündigter Abgang mit Herbst [[2009]] gewesen sein. In den Saisonen 2010 und 2011 war Flimm allerdings neben dem Intendanten auch noch den Leiter des Schauspiels geben.
   −
Nachdem Flimm als Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden ab [[2010]] vorgestellt wurde, ist seine weitere Rolle in Salzburg derzeit in der Schwebe. Das Kuratorium der Festspiele legte am [[13. Jänner]] [[2009]] die weitere Vorgehensweise fest, nach der bis Sommer 2009 ein neuer Intendant gefunden werden soll und danach über die genauen Modalitäten des Verbleibs Flimms entschieden wird. Aufgrund mehrgleisigen Arbeit Flimms wurde der Vertrag vorzeitig mit [[30. September]] [[2010]] einvernehmlich aufgelöst.
+
Nachdem Flimm als Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden ab [[2010]] vorgestellt wurde, war seine weitere Rolle in Salzburg in der Schwebe. Das Kuratorium der Festspiele legte am [[13. Jänner]] [[2009]] die weitere Vorgehensweise fest, nach der bis Sommer 2009 ein neuer Intendant gefunden werden soll und danach über die genauen Modalitäten des Verbleibs Flimms entschieden wird. Aufgrund mehrgleisiger Arbeit Flimms wurde der Vertrag vorzeitig mit [[30. September]] [[2010]] einvernehmlich aufgelöst.
   −
Jürgen Flimm hielt die [[Festspielrede|Eröffnungsrede]] der [[Salzburger Festspiele 2007]]  
+
=== Jürgen Flimm über seine Intendanz in Salzburg: "Der größte Fehler"  ===
 +
Jürgen Flimm hatte ein ausführliches Resümee über Leben und Karriere gezogen. Über Salzburg stellt er fest: "Die barocke Idylle wurde ein kalter Ort."  Die Intendanz der Salzburger Festspiele anzutreten sei "ein Fehler" gewesen, sogar "der größte in meiner langen Laufbahn". Dies konstatierte Jürgen Flimm am Ende seines Lebens: Bevor er am 4. Februar 2023 im Alter von 81 Jahren starb, hatte er die Erinnerungen an seine Erfahrungen als Puppenspieler, Regieassistent, Theater- und Opernregisseur sowie Intendant aufgezeichnet.<ref>[https://www.sn.at/festspiele/salzburger-festspiele/juergen-flimm-intendanz-salzburg-der-fehler-151670848 www.sn.at], 14. Jänner 2024, ein Beitrag von [[Hedwig Kainberger]]</ref>
    
== Auszeichnung ==
 
== Auszeichnung ==
Am [[25. August]] 2010 verlieh im [[Landeshauptmann#Salzburger Landeshauptleute in der II. Republik (seit 1945)|Landeshauptfrau]] [[Gabriele Burgstaller]] im [[Gasthof Schloss Aigen]] das [[Ehrenzeichen des Landes Salzburg]].
+
Am [[25. August]] 2010 verlieh ihm [[Landeshauptmann#Salzburger Landeshauptleute in der II. Republik (seit 1945)|Landeshauptfrau]] [[Gabriele Burgstaller]] im [[Gasthof Schloss Aigen]] das [[Ehrenzeichen des Landes Salzburg]].
   −
==Quellen==
+
== Quellen ==
* [[Salzburger Nachrichten]], u.a. 27. August 2010
+
* [[Salzburger Nachrichten]], u. a. 27. August 2010 und [https://www.sn.at/festspiele/salzburger-festspiele/nachruf-juergen-flimm-ermoeglichte-als-salzburger-festspielintendant-viele-erfolge-133572133 5. Februar 2023]
 
* [https://archive.salzburgerfestspiele.at/institution/archiv/archiv-suchergebnisse?k=J%C3%BCrgen%20Flimm&dv=1.1.1900&db=31.12.2018&typ=0 archive.salzburgerfestspiele.at]
 
* [https://archive.salzburgerfestspiele.at/institution/archiv/archiv-suchergebnisse?k=J%C3%BCrgen%20Flimm&dv=1.1.1900&db=31.12.2018&typ=0 archive.salzburgerfestspiele.at]
   −
{{SORTIERUNG: Flimm, Jürgen}}  
+
== Einzelnachweis ==
 +
<references/>
 +
 
 +
{{Zeitfolge
 +
|AMT= [[Schauspielleiter der Salzburger Festspiele|Schauspielleiter]] der Salzburger Festspiele
 +
|ZEIT= 2001–2004
 +
|VORGÄNGER=[[Frank Baumbauer]]
 +
|NACHFOLGER= [[Martin Kušej]]
 +
}}
 +
 
 +
{{Zeitfolge
 +
|AMT= [[Intendanten der Salzburger Festspiele|Intendant]] der Salzburger Festspiele
 +
|ZEIT= 2006–2010
 +
|VORGÄNGER= [[Peter Ruzicka]]
 +
|NACHFOLGER= [[Markus Hinterhäuser]]
 +
}}
 +
 
 +
 
 +
{{SORTIERUNG:Flimm, Jürgen}}  
 
[[Kategorie:Person]]
 
[[Kategorie:Person]]
 
[[Kategorie:Person (Kunst)]]
 
[[Kategorie:Person (Kunst)]]
Zeile 35: Zeile 54:  
[[Kategorie:Kunst]]
 
[[Kategorie:Kunst]]
 
[[Kategorie:Manager]]
 
[[Kategorie:Manager]]
 +
[[Kategorie:Theater]]
 
[[Kategorie:Intendant]]
 
[[Kategorie:Intendant]]
 
[[Kategorie:darstellende Kunst]]
 
[[Kategorie:darstellende Kunst]]
Zeile 42: Zeile 62:  
[[Kategorie:prominente Ausländer in Salzburg]]
 
[[Kategorie:prominente Ausländer in Salzburg]]
 
[[Kategorie:Deutschland]]
 
[[Kategorie:Deutschland]]
 +
[[Kategorie:Geboren 1941]]
 +
[[Kategorie:Gestorben 2023]]