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| | == Allgemeines == | | == Allgemeines == |
| − | Das Pinzgauer Rind ist eine europäische Höhenviehrasse mit österreichisch-bayrischer Herkunft. Es ist die neben den <span style="color:green">Ennstaler Bergschecken</span><ref>siehe Ennstalwiki → [[enns:Ennstaler Bergschecken]]</ref><ref>{{ennswiki}}</ref> einzige autochthone – im Gebiet angestammte – Rinderrasse Österreichs und heute ein auf Milch und Fleisch gezüchtetes Zweinutzungsrind. Lange Zeit galten die "Pinzgauer“ aber als sehr gutes Dreinutzungsrind: neben der Milch- und Fleischnutzung wurden sie aufgrund des gutmütigen Temperaments in Verbindung mit einer sehr guten Arbeitsleistung als Zugtiere eingesetzt. Besonders die ausgewachsenen und ausgebildeten Zugochsen, die sog. "Übertäuerer“, erzielten in allen Ackerbaugebieten weit über den deutschsprachigen Raum hinaus Bestpreise. | + | Das Pinzgauer Rind ist eine europäische Höhenviehrasse mit österreichisch-bayrischer Herkunft. Es ist die neben den <span style="color:green">Ennstaler Bergschecken</span><ref>siehe Ennstalwiki → [[enns:Ennstaler Bergschecken]]</ref><ref>{{ennswiki}}</ref> einzige autochthone – im Gebiet angestammte – Rinderrasse Österreichs und heute ein auf Milch und Fleisch gezüchtetes Zweinutzungsrind. Lange Zeit galten die "Pinzgauer" aber als sehr gutes Dreinutzungsrind: neben der Milch- und Fleischnutzung wurden sie aufgrund des gutmütigen Temperaments in Verbindung mit einer sehr guten Arbeitsleistung als Zugtiere eingesetzt. Besonders die ausgewachsenen und ausgebildeten Zugochsen, die sog. "Übertäuerer", erzielten in allen Ackerbaugebieten weit über den deutschsprachigen Raum hinaus Bestpreise. |
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| | Die Tierrasse ist im Register der Traditionellen Lebensmittel, das vom Lebensministerium geführt wird, eingetragen. Von der [[EU]] ist die Rasse als [[Gefährdete Nutztierrassen|gefährdete Haustierrasse]] anerkannt.<ref>[https://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/trad-lebensmittel/Fleisch/Rind/pinzgauer_rind.html Pinzgauer Rind] im [https://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/trad-lebensmittel.html Register Traditioneller Lebensmittel in Österreich], abgerufen 26. Juli 2013</ref> | | Die Tierrasse ist im Register der Traditionellen Lebensmittel, das vom Lebensministerium geführt wird, eingetragen. Von der [[EU]] ist die Rasse als [[Gefährdete Nutztierrassen|gefährdete Haustierrasse]] anerkannt.<ref>[https://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/trad-lebensmittel/Fleisch/Rind/pinzgauer_rind.html Pinzgauer Rind] im [https://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/trad-lebensmittel.html Register Traditioneller Lebensmittel in Österreich], abgerufen 26. Juli 2013</ref> |
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| | Die Wild- oder Stammform aller domestizierten Rinderrassen ist der Ur- oder Aucherochs. Die Domestikation von Pflanzen und Tieren begann etwa in der Übergangszeit von der Mittleren [[Steinzeit]] zur [[Jungsteinzeit]]. Den [[Hund]] ausgenommen war die Haltung von Haustieren, die etwas später als die Domestikation von Pflanzen begann, erst möglich, nachdem die Menschen sesshaft waren und Pflanzen für die Tierfütterung erübrigen konnten. Das Rind wurde nach der [[Hausziege|Ziege]] und dem [[Hausschaf|Schaf]] und vor dem [[Pferd]] nach bisheriger Annahme etwa um 6500 vor Christus zum Haustier. | | Die Wild- oder Stammform aller domestizierten Rinderrassen ist der Ur- oder Aucherochs. Die Domestikation von Pflanzen und Tieren begann etwa in der Übergangszeit von der Mittleren [[Steinzeit]] zur [[Jungsteinzeit]]. Den [[Hund]] ausgenommen war die Haltung von Haustieren, die etwas später als die Domestikation von Pflanzen begann, erst möglich, nachdem die Menschen sesshaft waren und Pflanzen für die Tierfütterung erübrigen konnten. Das Rind wurde nach der [[Hausziege|Ziege]] und dem [[Hausschaf|Schaf]] und vor dem [[Pferd]] nach bisheriger Annahme etwa um 6500 vor Christus zum Haustier. |
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| − | Wie neueste Forschungen belegen, entstammen alle heutigen [[Hausrind]]er von einer einzigen kleinen "Urherde“ mit 80 wilden Auerochsen ab. Das ist das Ergebnis eines DNA-Vergleichs gegenwärtig lebender Rinder mit den Knochen historischer Rinder aus dem [[Iran]]. Diese 80 Auerochsen wurden laut Studie im Nahen Osten aber vor bereits 10 500 Jahren domestiziert. | + | Wie neueste Forschungen belegen, entstammen alle heutigen [[Hausrind]]er von einer einzigen kleinen "Urherde" mit 80 wilden Auerochsen ab. Das ist das Ergebnis eines DNA-Vergleichs gegenwärtig lebender Rinder mit den Knochen historischer Rinder aus dem [[Iran]]. Diese 80 Auerochsen wurden laut Studie im Nahen Osten aber vor bereits 10 500 Jahren domestiziert. |
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| | =====Ansiedlung und Almwirtschaft im Hochgebirgsraum===== | | =====Ansiedlung und Almwirtschaft im Hochgebirgsraum===== |
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| | ==Geschichte, Verwandtschaft und Lebensraum == | | ==Geschichte, Verwandtschaft und Lebensraum == |
| − | Bereits im Jahr [[1600]] scheint in den Aufzeichnungen des [[Augsburg]]er Kaufmannes Philipp Hainhofer ein Handel mit "Pintzger Ochsen“ auf. Trotzdem blieben die regionaltypischen Bezeichnungen bis Mitte des [[19. Jahrhundert]]s erhalten. In den Salzburger Gebirgsgauen hieß das Pinzgauer Rind "Pinzgauer“ oder "Pongauer“, im österreichischen Alpenvorland "Salzburger Schecken“, in Kärnten nannte man sie "Mölltaler“, in [[Tirol]] "[[Brixental]]<nowiki>er</nowiki>“ oder "Großachentaler“, in [[Bayern]] "Traunsteiner“ oder "Berchtesgadener“. An den bayrischen Grenzen zu Salzburg nannte man sie "Bistumskühe“ und an den Grenzen zu Tirol "Tiroler Rückenschecken“. | + | Bereits im Jahr [[1600]] scheint in den Aufzeichnungen des [[Augsburg]]er Kaufmannes Philipp Hainhofer ein Handel mit "Pintzger Ochsen" auf. Trotzdem blieben die regionaltypischen Bezeichnungen bis Mitte des [[19. Jahrhundert]]s erhalten. In den Salzburger Gebirgsgauen hieß das Pinzgauer Rind "Pinzgauer" oder "Pongauer", im österreichischen Alpenvorland "Salzburger Schecken", in Kärnten nannte man sie "Mölltaler", in [[Tirol]] "[[Brixental]]<nowiki>er</nowiki>" oder "Großachentaler", in [[Bayern]] "Traunsteiner" oder "Berchtesgadener". An den bayrischen Grenzen zu Salzburg nannte man sie "Bistumskühe" und an den Grenzen zu Tirol "Tiroler Rückenschecken". |
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| − | Die [[Jochberger Hummeln]] sind genetisch hornlose Pinzgauer Rinder. Enge Verwandte des Pinzgauer Rindes sind das Mölltaler, das Pustertaler, das Tuxer und das Zillertaler Rind, für die sich letztlich mit "Pinzgauer“ eine gemeinsame Bezeichnung durchsetzte, die in dieser Bedeutung im Jahr [[1846]] zum ersten Mal verwendet wurde. Auch die Ennstaler Bergschecken sind mit dem Pinzgauer Rind eng verwandt. | + | Die [[Jochberger Hummeln]] sind genetisch hornlose Pinzgauer Rinder. Enge Verwandte des Pinzgauer Rindes sind das Mölltaler, das Pustertaler, das Tuxer und das Zillertaler Rind, für die sich letztlich mit "Pinzgauer" eine gemeinsame Bezeichnung durchsetzte, die in dieser Bedeutung im Jahr [[1846]] zum ersten Mal verwendet wurde. Auch die Ennstaler Bergschecken sind mit dem Pinzgauer Rind eng verwandt. |
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| | == Entwicklung und Stellenwert == | | == Entwicklung und Stellenwert == |
| − | Im Jahr [[1856]] erregten die Pinzgauer bei der [[Salzburg auf Weltausstellungen|Weltausstellung]] in [[Frankreich#Paris|Paris]] das erste Mal internationales Aufsehen. Die Auswahl der Ausstellungstiere traf man bei einer Landesschau in Salzburg, zu der nur Vertreter der Original-Pinzgauer-Rasse, die Rauriser eingeschlossen, zugelassen wurden. Bis [[München]] musste man die Tiere zu Fuß treiben. Ab München wurden sie per Eisenbahn nach Paris gebracht. Sieben der zwölf in Paris präsentierten Pinzgauer erhielten hohe Auszeichnungen. In der Folge wurden die großen landwirtschaftlichen Ausstellungen, [[1857]] in Wien, [[1863]] in Hamburg, [[1864]] und [[1865]] in Salzburg mit großen "Musterkollektionen des Pinzgauischen Rinderstammes“ beschickt. | + | Im Jahr [[1856]] erregten die Pinzgauer bei der [[Salzburg auf Weltausstellungen|Weltausstellung]] in [[Frankreich#Paris|Paris]] das erste Mal internationales Aufsehen. Die Auswahl der Ausstellungstiere traf man bei einer Landesschau in Salzburg, zu der nur Vertreter der Original-Pinzgauer-Rasse, die Rauriser eingeschlossen, zugelassen wurden. Bis [[München]] musste man die Tiere zu Fuß treiben. Ab München wurden sie per Eisenbahn nach Paris gebracht. Sieben der zwölf in Paris präsentierten Pinzgauer erhielten hohe Auszeichnungen. In der Folge wurden die großen landwirtschaftlichen Ausstellungen, [[1857]] in Wien, [[1863]] in Hamburg, [[1864]] und [[1865]] in Salzburg mit großen "Musterkollektionen des Pinzgauischen Rinderstammes" beschickt. |
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| | Die Weltausstellung in Wien im Jahr [[1873]], bei der alle Rinderrassen der [[Österreich#Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen Monarchie]] vertreten waren, brachte dem Pinzgauer Rind erneut große Anerkennung. Vor allem die weiblichen Tiere wurden in ihrem Wert hervorgehoben und die Zugleistung der Ochsen fand ebenfalls besondere Würdigung. (Aber auch Jungkühe und Kalbinnen wurden vor den Holzpflug oder die Heufuhre gespannt und waren auf Bergbauernhöfen bis in die [[1960er|60er-Jahre]] des [[20. Jahrhundert]]s noch dort und da im Einsatz.) | | Die Weltausstellung in Wien im Jahr [[1873]], bei der alle Rinderrassen der [[Österreich#Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen Monarchie]] vertreten waren, brachte dem Pinzgauer Rind erneut große Anerkennung. Vor allem die weiblichen Tiere wurden in ihrem Wert hervorgehoben und die Zugleistung der Ochsen fand ebenfalls besondere Würdigung. (Aber auch Jungkühe und Kalbinnen wurden vor den Holzpflug oder die Heufuhre gespannt und waren auf Bergbauernhöfen bis in die [[1960er|60er-Jahre]] des [[20. Jahrhundert]]s noch dort und da im Einsatz.) |
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| | [[1895]] wurde auch die erste Zuchtordnung für die Reinzucht und Veredelung des Pinzgauer Rindes erlassen und die Bauern nahmen nun die züchterische Leistung selbst in die Hand. Im Salzburger Stammzuchtgebiet und in den umliegenden Bundesländern entstanden Viehzuchtgenossenschaften. Als Verbindungswege zwischen den Zuchtgebieten nördlich und südlich der [[Hohen Tauern]] dienten die bekannten Übergänge am [[Krimmler Tauern]] am [[Felber Tauern]] und [[Matreier Tauern]], am [[Rauriser Tauern]], am [[Fuscher Tauern]] und am [[Radstädter Tauern]]. | | [[1895]] wurde auch die erste Zuchtordnung für die Reinzucht und Veredelung des Pinzgauer Rindes erlassen und die Bauern nahmen nun die züchterische Leistung selbst in die Hand. Im Salzburger Stammzuchtgebiet und in den umliegenden Bundesländern entstanden Viehzuchtgenossenschaften. Als Verbindungswege zwischen den Zuchtgebieten nördlich und südlich der [[Hohen Tauern]] dienten die bekannten Übergänge am [[Krimmler Tauern]] am [[Felber Tauern]] und [[Matreier Tauern]], am [[Rauriser Tauern]], am [[Fuscher Tauern]] und am [[Radstädter Tauern]]. |
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| − | =====Pinzgauer Ochsen oder "Übertäuerer“===== | + | =====Pinzgauer Ochsen oder "Übertäuerer"===== |
| − | Die Bezeichnung "Übertäuerer“ leitet sich vom Überschreiten der Tauern ab. Die Ochsenzucht erfolgte vor allem im Lungau, in der angrenzenden Steiermark, im nördlichen Kärnten und im benachbarten [[Osttirol]]. Die Pinzgauer Ochsen zogen ihre Last entweder mittels Kummetanspannung oder mittels Jochanspannung. | + | Die Bezeichnung "Übertäuerer" leitet sich vom Überschreiten der Tauern ab. Die Ochsenzucht erfolgte vor allem im Lungau, in der angrenzenden Steiermark, im nördlichen Kärnten und im benachbarten [[Osttirol]]. Die Pinzgauer Ochsen zogen ihre Last entweder mittels Kummetanspannung oder mittels Jochanspannung. |
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| − | Pinzgauer Ochsen wurden aufgrund ihrer "Marschtüchtigkeit“ und ihrer verlässlichen Zugleistung z. B. gerne für Brauereien gekauft und waren bis zur Mechanisierung der Landwirtschaft auch zahlreich in norddeutschen Zuckerrübenanbaugebieten eingesetzt. Die [[Stieglbrauerei]] in Salzburg verwendete vor dem [[Noriker Pferd|Noriker-Pferd]] Pinzgauer Ochsen als Zugtiere. Die [[Bergknappen]] auf dem [[Dürrnberg]] setzten sie ebenfalls für Zugarbeiten ein. Aber auch das Fleisch der Ochsen war sehr geschätzt und wurde bis [[Frankreich]] exportiert. "Nach Baron Freiherr von Crailsheim »gingen die berühmten Übertäuerer-Ochsen zur Arbeit und dann zur Mast, stets weiter nach Bayern hinein, von einer Hand zur anderen, bis sie dem Beile verfielen oder zu dem selben Zwecke nach Frankreich gebracht wurden, wo sie wegen ihres saftigen Fleisches hoch geschätzt waren.«“ | + | Pinzgauer Ochsen wurden aufgrund ihrer "Marschtüchtigkeit" und ihrer verlässlichen Zugleistung z. B. gerne für Brauereien gekauft und waren bis zur Mechanisierung der Landwirtschaft auch zahlreich in norddeutschen Zuckerrübenanbaugebieten eingesetzt. Die [[Stieglbrauerei]] in Salzburg verwendete vor dem [[Noriker Pferd|Noriker-Pferd]] Pinzgauer Ochsen als Zugtiere. Die [[Bergknappen]] auf dem [[Dürrnberg]] setzten sie ebenfalls für Zugarbeiten ein. Aber auch das Fleisch der Ochsen war sehr geschätzt und wurde bis [[Frankreich]] exportiert. "Nach Baron Freiherr von Crailsheim »gingen die berühmten Übertäuerer-Ochsen zur Arbeit und dann zur Mast, stets weiter nach Bayern hinein, von einer Hand zur anderen, bis sie dem Beile verfielen oder zu dem selben Zwecke nach Frankreich gebracht wurden, wo sie wegen ihres saftigen Fleisches hoch geschätzt waren.«" |
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| | ==Situation und Zuchtziel im 20. und 21. Jahrhundert== | | ==Situation und Zuchtziel im 20. und 21. Jahrhundert== |
| − | "Viehhandel bei Haus“ und Zuchtviehversteigerungen trugen Wesentliches zur Vermarktung, Weiterentwicklung und Bekanntheit des Pinzgauer Rindes bei. Der wichtigste Umschlagplatz für den Viehhandel war die Stadt Salzburg und ihre Umgebung. Große Bedeutung für die Vermarktung des Pinzgauer Rindes im Salzburger Land hatten auch die Viehmärkte in [[Mittersill]], [[Maishofen]], [[Saalfelden]], [[St. Johann im Pongau]], [[Radstadt]], [[Tamsweg]], [[Mauterndorf]] und [[Abtenau]]. | + | "Viehhandel bei Haus" und Zuchtviehversteigerungen trugen Wesentliches zur Vermarktung, Weiterentwicklung und Bekanntheit des Pinzgauer Rindes bei. Der wichtigste Umschlagplatz für den Viehhandel war die Stadt Salzburg und ihre Umgebung. Große Bedeutung für die Vermarktung des Pinzgauer Rindes im Salzburger Land hatten auch die Viehmärkte in [[Mittersill]], [[Maishofen]], [[Saalfelden]], [[St. Johann im Pongau]], [[Radstadt]], [[Tamsweg]], [[Mauterndorf]] und [[Abtenau]]. |
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| | Die bayrischen Pinzgauer Züchter hatten schon [[1896]] einen Verband für die Reinzucht gegründet. Die Verbandsgründungen im gesamten Pinzgauer Zuchtgebiet erfolgten von dort an in allen Teilregionen. | | Die bayrischen Pinzgauer Züchter hatten schon [[1896]] einen Verband für die Reinzucht gegründet. Die Verbandsgründungen im gesamten Pinzgauer Zuchtgebiet erfolgten von dort an in allen Teilregionen. |
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| | Die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Pinzgauer Rinderzuchtverbände erfolgte [[1950]] in [[Zell am See]]. Die Arbeitsgemeinschaft hatte ihren Sitz in Salzburg. Trotz der schwierigen Situation in der Nachkriegszeit, der Technisierung und Motorisierung der Landwirtschaft, wurde züchterisch weiterhin an der Mehrfachnutzung in Milch, Fleisch und Arbeit festgehalten: | | Die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Pinzgauer Rinderzuchtverbände erfolgte [[1950]] in [[Zell am See]]. Die Arbeitsgemeinschaft hatte ihren Sitz in Salzburg. Trotz der schwierigen Situation in der Nachkriegszeit, der Technisierung und Motorisierung der Landwirtschaft, wurde züchterisch weiterhin an der Mehrfachnutzung in Milch, Fleisch und Arbeit festgehalten: |
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| − | "Die Züchtung eines gesunden, widerstandsfähigen sowie fruchtbaren und langlebigen Rindes, das frohwüchsig und futterdankbar ist und mit diesen Eigenschaften bei hoher Milch- und Fettleistung und hervorragender Mastfähigkeit auch eine gute Anpassungsfähigkeit an Boden und Klima verbindet. Besonderer Wert wird auf mittelgroße, breite und sehr tiefrumpfige Tiere, auf ein geräumiges, schön geformtes, fest anliegendes Euter, auf volle Ausbildung der wertvollen Fleischpartien, auf kräftige, trockene, korrekte Gliedmaßen mit harten Klauen und freien, räumigen Gängen als Voraussetzung für Alpweidegang und Arbeitstüchtigkeit, aber auch für lange Stallhaltung gelegt.“ | + | "Die Züchtung eines gesunden, widerstandsfähigen sowie fruchtbaren und langlebigen Rindes, das frohwüchsig und futterdankbar ist und mit diesen Eigenschaften bei hoher Milch- und Fettleistung und hervorragender Mastfähigkeit auch eine gute Anpassungsfähigkeit an Boden und Klima verbindet. Besonderer Wert wird auf mittelgroße, breite und sehr tiefrumpfige Tiere, auf ein geräumiges, schön geformtes, fest anliegendes Euter, auf volle Ausbildung der wertvollen Fleischpartien, auf kräftige, trockene, korrekte Gliedmaßen mit harten Klauen und freien, räumigen Gängen als Voraussetzung für Alpweidegang und Arbeitstüchtigkeit, aber auch für lange Stallhaltung gelegt." |
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| | =====Einkreuzungsversuch mit Red Friesian und Mutterkuh-Haltung===== | | =====Einkreuzungsversuch mit Red Friesian und Mutterkuh-Haltung===== |
| | Neuen Marktanforderungen wollte man mit neuen Zuchtversuchen begegnen. [[1969]] wurde der Versuch der Einzüchtung mit der roten Variante der Weltmilchrasse der Holstein Friesian beschlossen. Man versprach sich davon Verbesserungen in der Milchleistung, in der Euterform und in der Melkbarkeit. In den Milchwirtschaftsbetrieben des Alpenvorlandes wurden diese Kreuzungen bevorzugt angekauft. Die Züchter der Berggebiete bezweifelten diese Maßnahme eher und sorgten sich um die Entwicklung des Pinzgauer Rindes. Tatsache ist, dass der Bestand der Reinform des Pinzgauer Rindes durch diese Einkreuzungen sehr zurück gegangen ist. | | Neuen Marktanforderungen wollte man mit neuen Zuchtversuchen begegnen. [[1969]] wurde der Versuch der Einzüchtung mit der roten Variante der Weltmilchrasse der Holstein Friesian beschlossen. Man versprach sich davon Verbesserungen in der Milchleistung, in der Euterform und in der Melkbarkeit. In den Milchwirtschaftsbetrieben des Alpenvorlandes wurden diese Kreuzungen bevorzugt angekauft. Die Züchter der Berggebiete bezweifelten diese Maßnahme eher und sorgten sich um die Entwicklung des Pinzgauer Rindes. Tatsache ist, dass der Bestand der Reinform des Pinzgauer Rindes durch diese Einkreuzungen sehr zurück gegangen ist. |
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| − | In den letzten Jahrzehnten gewann auch die [[Mutterkuh-Haltung]] immer mehr an Bedeutung, da sie wesentlich weniger arbeitsintensiv ist. Diese Form der "Einnutzung“ des Pinzgauer Rindes wurde zuerst in den außereuropäischen Ländern, im afrikanischen Raum, in Nord- und Südamerika, in Australien und in Neuseeland praktiziert, wo es bereits große Bestände an Pinzgauer Rindern gab und gibt. | + | In den letzten Jahrzehnten gewann auch die [[Mutterkuh-Haltung]] immer mehr an Bedeutung, da sie wesentlich weniger arbeitsintensiv ist. Diese Form der "Einnutzung" des Pinzgauer Rindes wurde zuerst in den außereuropäischen Ländern, im afrikanischen Raum, in Nord- und Südamerika, in Australien und in Neuseeland praktiziert, wo es bereits große Bestände an Pinzgauer Rindern gab und gibt. |
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| | =====Gegenwärtiges Zuchtziel ===== | | =====Gegenwärtiges Zuchtziel ===== |