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Thomas Pöschl wurde am 2. März 1769 in Höritz, Böhmen, geboren. Er war ein sensibler, zum Mystizismus neigender Mensch. [[1796]] zum Priester geweiht, kam er als Kaplan nach [[Braunau am Inn]]. Dort engagierte er sich als Seelsorger ganz besonders für die vielen kranken und verwundeten französischen, bayerischen und österreichischen Soldaten. Schicksalhaft wirkte sich für ihn die seelsorgliche Begleitung des Nürnberger Verlegers und Buchhändlers Johann Philipp Palm zu dessen Hinrichtung am [[26. August]] [[1806]] aus. Palm hatte eine politische Schmähschrift gegen Napoleon verlegt und sollte den Autor preisgeben, was er standhaft verweigerte. Palm wurde daher zum Tode durch Erschießen verurteilt. Da Palm nicht gleich tot war, gestaltete sich die Hinrichtung Palms zu einer auch für die Anwesenden furchtbaren Szene.
 
Thomas Pöschl wurde am 2. März 1769 in Höritz, Böhmen, geboren. Er war ein sensibler, zum Mystizismus neigender Mensch. [[1796]] zum Priester geweiht, kam er als Kaplan nach [[Braunau am Inn]]. Dort engagierte er sich als Seelsorger ganz besonders für die vielen kranken und verwundeten französischen, bayerischen und österreichischen Soldaten. Schicksalhaft wirkte sich für ihn die seelsorgliche Begleitung des Nürnberger Verlegers und Buchhändlers Johann Philipp Palm zu dessen Hinrichtung am [[26. August]] [[1806]] aus. Palm hatte eine politische Schmähschrift gegen Napoleon verlegt und sollte den Autor preisgeben, was er standhaft verweigerte. Palm wurde daher zum Tode durch Erschießen verurteilt. Da Palm nicht gleich tot war, gestaltete sich die Hinrichtung Palms zu einer auch für die Anwesenden furchtbaren Szene.
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==Der „Teufel“ Napoleon==
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==Der "Teufel“ Napoleon==
 
Der Legende nach war Pöschl durch das Geschehen, das er als himmelschreiendes Unrecht empfand, seelisch zutiefst erschüttert. Sein ganzes Wesen veränderte sich. Er prangerte von nun an in seinen Predigten Napoleon, den Verursacher dieser grausamen und in seinen Augen unrechten Hinrichtung an. Diese und auch die Millionen von Toten auf den Schlachtfeldern ließen ihn Napoleon als Teufel sehen und er forderte die Gläubigen zur Buße auf. Als er selbst in den Religionsstunden den Kindern mittels Teufelsgeschichten den rechten Weg weisen wollte, erfolgten Anzeigen gegen ihn, obwohl er allgemein in Braunau sehr beliebt war.  
 
Der Legende nach war Pöschl durch das Geschehen, das er als himmelschreiendes Unrecht empfand, seelisch zutiefst erschüttert. Sein ganzes Wesen veränderte sich. Er prangerte von nun an in seinen Predigten Napoleon, den Verursacher dieser grausamen und in seinen Augen unrechten Hinrichtung an. Diese und auch die Millionen von Toten auf den Schlachtfeldern ließen ihn Napoleon als Teufel sehen und er forderte die Gläubigen zur Buße auf. Als er selbst in den Religionsstunden den Kindern mittels Teufelsgeschichten den rechten Weg weisen wollte, erfolgten Anzeigen gegen ihn, obwohl er allgemein in Braunau sehr beliebt war.  
 
[[Datei:Salzachkreis, Landkarte.jpg|thumb|Der bayrische Salzachkreis]]
 
[[Datei:Salzachkreis, Landkarte.jpg|thumb|Der bayrische Salzachkreis]]
 
==Pöschl wird strafversetzt==
 
==Pöschl wird strafversetzt==
Da Pöschl trotz Interventionen von seiten der Obrigkeit nicht von seinem umstrittenen Tun abließ, wurde er vom [[Bischöfliches Ordinariat|Bischöflichen Ordinariat]] in Salzburg nach Ampflwang am Hausruck im Dekanat und Landgericht Vöcklabruck versetzt, das damals zum Bayrischen [[Salzachkreis]] zählte und am [[31. Oktober]] [[1812]] von einem Rechtspraktikanten dorthin expediert. Das Landgericht Vöcklabruck wurde angewiesen, ihn streng im Auge zu behalten. In Ampflwang, damals ein kleines Dorf mit einer Kirche und wenigen Holzhäusern, erwarb er sich als engagierter Seelsorger rasch hohes Ansehen. Auch seine Predigten gegen den „Teufel“ Napoleon beeindruckten die damals von den Kriegswirren schwer belasteten Gläubigen.
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Da Pöschl trotz Interventionen von seiten der Obrigkeit nicht von seinem umstrittenen Tun abließ, wurde er vom [[Bischöfliches Ordinariat|Bischöflichen Ordinariat]] in Salzburg nach Ampflwang am Hausruck im Dekanat und Landgericht Vöcklabruck versetzt, das damals zum Bayrischen [[Salzachkreis]] zählte und am [[31. Oktober]] [[1812]] von einem Rechtspraktikanten dorthin expediert. Das Landgericht Vöcklabruck wurde angewiesen, ihn streng im Auge zu behalten. In Ampflwang, damals ein kleines Dorf mit einer Kirche und wenigen Holzhäusern, erwarb er sich als engagierter Seelsorger rasch hohes Ansehen. Auch seine Predigten gegen den "Teufel“ Napoleon beeindruckten die damals von den Kriegswirren schwer belasteten Gläubigen.
    
==Die Irrlehre entwickelt sich==
 
==Die Irrlehre entwickelt sich==
Pöschl traf in Ampflwang auf eine dort ansässige Betgemeinschaft und die Pfarrersschwester und Krämerin Maria Sickinger. Er wurde ihr Beichtvater und hatte als solcher starken Einfluss auf sie. Maria Sickinger hatte in der Folge so genannte ''Gesichte''<ref>Durch Gesichte machte Gott oft seinen Willen bekannt, Quelle [http://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=2969 www.bibelkommentare.de]</ref>. Deren Inhalt war stets die so genannte „Neue Offenbarung“. Neben dem Glauben, der tätigen Liebe und ernsthaften Buße der Christen waren die Bekehrung der Juden und die Gründung der neuen, wahren jüdisch-katholischen Kirche zentrale Inhalte. In ihren Visionen sah sie darüber hinaus in Pöschl den Bekehrer und Begründer dieser neuen Kirche. Pöschl selbst fühlte sich berufen die Kirche zu reinigen und predigte mit Feuereifer und Begeisterung, worauf viele Menschen aus Ampflwang und Umgebung der neuen Kirche beitraten. Aufgrund der Anzeige des Pfarrers musste sich Pöschl gegenüber dem Dechant in Vöcklabruck verantworten. In den fünf Tagen davor zog er predigend von Haus zu Haus, über Felder und begeisterte die Menschen dermaßen, dass jede Arbeit zum Stillstand kam. Nach seiner Anhörung und Zurechtweisung durch den Dechant nahm Pöschl das Predigen erneut auf und scharte viele Menschen um sich. Er wurde wiederum angezeigt, musste sich ein weiteres Mal rechtfertigen, änderte aber seinen Glauben und sein Verhalten nicht.
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Pöschl traf in Ampflwang auf eine dort ansässige Betgemeinschaft und die Pfarrersschwester und Krämerin Maria Sickinger. Er wurde ihr Beichtvater und hatte als solcher starken Einfluss auf sie. Maria Sickinger hatte in der Folge so genannte ''Gesichte''<ref>Durch Gesichte machte Gott oft seinen Willen bekannt, Quelle [http://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=2969 www.bibelkommentare.de]</ref>. Deren Inhalt war stets die so genannte "Neue Offenbarung“. Neben dem Glauben, der tätigen Liebe und ernsthaften Buße der Christen waren die Bekehrung der Juden und die Gründung der neuen, wahren jüdisch-katholischen Kirche zentrale Inhalte. In ihren Visionen sah sie darüber hinaus in Pöschl den Bekehrer und Begründer dieser neuen Kirche. Pöschl selbst fühlte sich berufen die Kirche zu reinigen und predigte mit Feuereifer und Begeisterung, worauf viele Menschen aus Ampflwang und Umgebung der neuen Kirche beitraten. Aufgrund der Anzeige des Pfarrers musste sich Pöschl gegenüber dem Dechant in Vöcklabruck verantworten. In den fünf Tagen davor zog er predigend von Haus zu Haus, über Felder und begeisterte die Menschen dermaßen, dass jede Arbeit zum Stillstand kam. Nach seiner Anhörung und Zurechtweisung durch den Dechant nahm Pöschl das Predigen erneut auf und scharte viele Menschen um sich. Er wurde wiederum angezeigt, musste sich ein weiteres Mal rechtfertigen, änderte aber seinen Glauben und sein Verhalten nicht.
    
==Verwahrung in Salzburg==
 
==Verwahrung in Salzburg==
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==Spaltung und Entgleisung der führerlosen Anhängerschaft==
 
==Spaltung und Entgleisung der führerlosen Anhängerschaft==
In der Zwischenzeit spaltete sich Thomas Pöschls Anhängerschaft. Diejenigen, die sich weiterhin zu seinen Anhängern zählten, wurden „die Pöschlianer“ genannt. Die Betgemeinschaft  „Brüder und Schwestern von Sion“ distanzierte sich von Pöschl und seiner Lehre. Der Ottnanger Bauer Johann Haas, ''Schmidtofferl'' genannt, stand treu zu Thomas Pöschl, auch nachdem sich die Betgemeinschaft distanziert hatte. Er sah sich als Pöschls Stellvertreter und als Haupt der Apostel. Er glaubte der gereinigten Kirche vorstehen und die Juden in Prag bekehren zu müssen. Pöschl erfuhr davon und warnte seine Anhängerschaft, da er den Schmiedtofferl für hoffärtig, schwachsinnig und exaltiert hielt. Da schloss sich Haas erneut der Betgemeinschaft „Brüder und Schwestern von Sion“ an. Haas begann im Jahr 1817 in Ampflwang mit Reinigungsritualen und Teufelsaustreibungen. Er glaubte, ''dass vor dem Strafgerichte Gottes nur die Reinigung des Menschen, vorerst von bösen Gedanken und Begierden, dann vom Teufel in ihnen selbst bis letztlich nur eine Sühne durch ein Menschenopfer rette.''
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In der Zwischenzeit spaltete sich Thomas Pöschls Anhängerschaft. Diejenigen, die sich weiterhin zu seinen Anhängern zählten, wurden "die Pöschlianer“ genannt. Die Betgemeinschaft  "Brüder und Schwestern von Sion“ distanzierte sich von Pöschl und seiner Lehre. Der Ottnanger Bauer Johann Haas, ''Schmidtofferl'' genannt, stand treu zu Thomas Pöschl, auch nachdem sich die Betgemeinschaft distanziert hatte. Er sah sich als Pöschls Stellvertreter und als Haupt der Apostel. Er glaubte der gereinigten Kirche vorstehen und die Juden in Prag bekehren zu müssen. Pöschl erfuhr davon und warnte seine Anhängerschaft, da er den Schmiedtofferl für hoffärtig, schwachsinnig und exaltiert hielt. Da schloss sich Haas erneut der Betgemeinschaft "Brüder und Schwestern von Sion“ an. Haas begann im Jahr 1817 in Ampflwang mit Reinigungsritualen und Teufelsaustreibungen. Er glaubte, ''dass vor dem Strafgerichte Gottes nur die Reinigung des Menschen, vorerst von bösen Gedanken und Begierden, dann vom Teufel in ihnen selbst bis letztlich nur eine Sühne durch ein Menschenopfer rette.''
    
==Mord und Ritualmord in Ampflwang im [[Hausruckviertel]]==
 
==Mord und Ritualmord in Ampflwang im [[Hausruckviertel]]==
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==Nachwort==
 
==Nachwort==
Thomas Pöschl und seine Lehre mit all ihren Verirrungen und deren grausigen Folgen sind heute in Vergessenheit geraten. In örtlichen Chroniken werden er und die Geschehnisse rund um seine Lehre entweder gar nicht oder nur am Rande erwähnt. Die Verdrängung ist aber nicht durchgängig. Noch vor wenigen Jahren wurden Spieler der Ampflwanger Fußballmannschaft von den Anhängern der gegnerischen Mannschaften mit ''„Pöschlana“''-Zurufen beschimpft. Auf Nachfrage wussten die Schmährufer über Ursprung und Bedeutung von ''„Pöschlana“'' keine Antwort.
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Thomas Pöschl und seine Lehre mit all ihren Verirrungen und deren grausigen Folgen sind heute in Vergessenheit geraten. In örtlichen Chroniken werden er und die Geschehnisse rund um seine Lehre entweder gar nicht oder nur am Rande erwähnt. Die Verdrängung ist aber nicht durchgängig. Noch vor wenigen Jahren wurden Spieler der Ampflwanger Fußballmannschaft von den Anhängern der gegnerischen Mannschaften mit ''"Pöschlana“''-Zurufen beschimpft. Auf Nachfrage wussten die Schmährufer über Ursprung und Bedeutung von ''"Pöschlana“'' keine Antwort.
    
==Quellen==
 
==Quellen==
 
* Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon [http://suche.aol.de/aol/idoidPage?query=Thomas+P%C3%B6schl&type=web&pageNum=1&title=P%C3%96SCHL%2C+Thomas&s_it=web_serp&s_cid=34897135510979349578290109894887249161&u=http%3A%2F%2Fwww.kirchenlexikon.de%2Fp%2Fpoeschl_t.shtml]   
 
* Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon [http://suche.aol.de/aol/idoidPage?query=Thomas+P%C3%B6schl&type=web&pageNum=1&title=P%C3%96SCHL%2C+Thomas&s_it=web_serp&s_cid=34897135510979349578290109894887249161&u=http%3A%2F%2Fwww.kirchenlexikon.de%2Fp%2Fpoeschl_t.shtml]   
 
* [http://www.epoche-napoleon.de/pages/bio/poeschl.htm www.epoche-napoleon.de]
 
* [http://www.epoche-napoleon.de/pages/bio/poeschl.htm www.epoche-napoleon.de]
* Akt Nr. I 345, „Die Pöschlaner“, Landesarchiv Linz  
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* Akt Nr. I 345, "Die Pöschlaner“, Landesarchiv Linz  
 
* Rudolf ''Fina'', Ampflwangs Geschichte im Laufe der Jahrhunderte in Festschrift Ampflwang
 
* Rudolf ''Fina'', Ampflwangs Geschichte im Laufe der Jahrhunderte in Festschrift Ampflwang
 
* Ernst ''Kurz'', Die neue Offenbarung des P. Thomas Pöschl, Verlag Die Fünfblättrige Rose, Reutlingen 1980
 
* Ernst ''Kurz'', Die neue Offenbarung des P. Thomas Pöschl, Verlag Die Fünfblättrige Rose, Reutlingen 1980