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| | Auf Befehl des SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich sollten auch die im Sommer 1940 auf der [[Trabrennbahn]] in [[Parsch]] »konzentrierten« Sinti-Familien alsbald ins besetzte [[Polen]] »umgesiedelt« werden. Nach der Verschiebung dieser geplanten Deportation auf spätere Zeit wurden die Familien im Leopoldskroner Moos, wo traditionell Lagerplätze waren, zwangsinterniert (Wohnwägen, Zelte und Baracken mit Stacheldraht-Umzäunung, Wachtürme, 15-köpfige Mannschaft). Das Zwangslager befand sich, obschon seine offizielle Adresse »[[Kräutlerweg]] 2« lautete, auf der rechten Seite des Glanbachs, in der Nähe des Schwarzgrabenweges. Die Verwaltung oblag der von SS-Sturmbannführer Dr. Anton Böhmer geleiteten Kriminalpolizei. | | Auf Befehl des SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich sollten auch die im Sommer 1940 auf der [[Trabrennbahn]] in [[Parsch]] »konzentrierten« Sinti-Familien alsbald ins besetzte [[Polen]] »umgesiedelt« werden. Nach der Verschiebung dieser geplanten Deportation auf spätere Zeit wurden die Familien im Leopoldskroner Moos, wo traditionell Lagerplätze waren, zwangsinterniert (Wohnwägen, Zelte und Baracken mit Stacheldraht-Umzäunung, Wachtürme, 15-köpfige Mannschaft). Das Zwangslager befand sich, obschon seine offizielle Adresse »[[Kräutlerweg]] 2« lautete, auf der rechten Seite des Glanbachs, in der Nähe des Schwarzgrabenweges. Die Verwaltung oblag der von SS-Sturmbannführer Dr. Anton Böhmer geleiteten Kriminalpolizei. |
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| | + | In einem Schreiben vom [[6. September]] 1940 des Leiters der Krimminalpolizeistelle Salzburg, Anton Böhmer, an den Leiter des Reichskriminalpolizeiamts, Reichskriminaldirektor Arthur Nebe, steht<blockquote>''[...] Die Trabrennbahn konnte aber aus Rücksicht auf die am 14.9. beginnenden Trabrennen nur bis 1.9. gemietet werden. [...] den ursprünglichen Plan wieder aufgegriffen, die Zigeuner konzentrisch in dem schon bestehenden alten Zigeunerlager bei Leopoldskron in der Nähe von Salzburg unterzubringen und dort unter polizeilicher Bewachung zu halten. Durch das [[Landesarbeitsamt Salzburg|Arbeitsamt Salzburg]] werden bereits Gelegenheiten zum geschlossenen Einsatz der männlichen und teilweise auch der weiblichen Zigeuner beschafft. Zu diesem Zwecke sind bereits 2 große Baracken im Entstehen, die die bisherigen Unterkunftsmöglichkeiten inzwischen völlig unbrauchbar geworden waren, die die Unterbringung der gesamten Zigeuner in Stärke von etwa 210 Personen ermöglichen. [...]<ref>In [[Nationalsozialismus und Krieg]], Seite 215f</ref></blockquote> |
| | [[Bild:LagerMaxglan.jpg|thumb|Zigeunerlager Maxglan • Foto: Verein Ketani]] | | [[Bild:LagerMaxglan.jpg|thumb|Zigeunerlager Maxglan • Foto: Verein Ketani]] |
| | Alle Zwangsinternierten mussten arbeiten: entweder außerhalb des Lagers bei der Glanregulierung, beim Bau der »Reichsautobahn« und der »[[Rainerkaserne|Führerkaserne]]« in [[Elsbethen|Glasenbach]] oder innerhalb des Lagers (»Heimarbeit« für Frauen, Kinder und alte Männer). In den Jahren [[1940]] und [[1941]] waren insgesamt 51 Sinti als sogenannte Kleindarsteller zu den Dreharbeiten für Leni Riefenstahls Film »Tiefland« in Krünn bei Mittenwald verpflichtet. | | Alle Zwangsinternierten mussten arbeiten: entweder außerhalb des Lagers bei der Glanregulierung, beim Bau der »Reichsautobahn« und der »[[Rainerkaserne|Führerkaserne]]« in [[Elsbethen|Glasenbach]] oder innerhalb des Lagers (»Heimarbeit« für Frauen, Kinder und alte Männer). In den Jahren [[1940]] und [[1941]] waren insgesamt 51 Sinti als sogenannte Kleindarsteller zu den Dreharbeiten für Leni Riefenstahls Film »Tiefland« in Krünn bei Mittenwald verpflichtet. |
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| | Im Todeslager Auschwitz war das Mädchen Agathe Herzenberger bloß eine Nummer, die ihm eintätowiert wurde: »Z-6541«. »Z« bedeutete »Zigeuner«: Tod durch Gas, Hunger, Seuche oder Experiment des Arztes Dr. Josef Mengele im »HKB« (Häftlingskrankenbau). Bekannt ist nur, dass Agathe, erst 1 1/2 Jahre jung, am 21. Juli 1943 tot war. | | Im Todeslager Auschwitz war das Mädchen Agathe Herzenberger bloß eine Nummer, die ihm eintätowiert wurde: »Z-6541«. »Z« bedeutete »Zigeuner«: Tod durch Gas, Hunger, Seuche oder Experiment des Arztes Dr. Josef Mengele im »HKB« (Häftlingskrankenbau). Bekannt ist nur, dass Agathe, erst 1 1/2 Jahre jung, am 21. Juli 1943 tot war. |
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| − | Das zu einer Nummer entwürdigte Mädchen hat seinen Namen zurückbekommen. Für Agathe Herzenberger und weitere 16 Kinder mit gleichem Schicksalsverlauf wurden in der Nähe des ehemaligen Zwangslagers vom Künstler Gunter Demnig [[Stolpersteine]] verlegt. Zum Abschluss wurde dort auf Initiative der Salzburger [[Radiofabrik]] ein vom Künstler Zoltan Pap gestaltetes Hör-Mahnmal aufgestellt. In Kooperation mit [[erinnern.at]] haben auch vier Salzburger Schulen und der Linzer Verein Ketani für Sinti und Roma an der Erinnerungsarbeit mitgewirkt. | + | Das zu einer Nummer entwürdigte Mädchen hat seinen Namen zurückbekommen. Für Agathe Herzenberger und weitere 16 Kinder mit gleichem Schicksalsverlauf wurden in der Nähe des ehemaligen Zwangslagers vom Künstler Gunter Demnig [[Stolpersteine]] verlegt. Zum Abschluss wurde dort auf Initiative der Salzburger [[Radiofabrik]] ein vom Künstler Zoltan Pap gestaltetes [[Hörmahnmal für Roma und Sinti|Hör-Mahnmal]] aufgestellt. In Kooperation mit [[erinnern.at]] haben auch vier Salzburger Schulen und der Linzer Verein Ketani für Sinti und Roma an der Erinnerungsarbeit mitgewirkt. |
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| | Das vom Historiker [[Gert Kerschbaumer]] erstellte Verzeichnis der von Salzburg nach Auschwitz deportierten Sinti befindet sich auf der Homepage des [[Personenkomitee Stolpersteine]] Salzburg. | | Das vom Historiker [[Gert Kerschbaumer]] erstellte Verzeichnis der von Salzburg nach Auschwitz deportierten Sinti befindet sich auf der Homepage des [[Personenkomitee Stolpersteine]] Salzburg. |
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| | Datei:Stolperstein_Wilhelm Raiminius.jpg|Stolperstein für [[Wilhelm Raiminius]] (* [[1940]]; † [[1943]]); am Schwarzgrabenweg | | Datei:Stolperstein_Wilhelm Raiminius.jpg|Stolperstein für [[Wilhelm Raiminius]] (* [[1940]]; † [[1943]]); am Schwarzgrabenweg |
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| − | | + | [[Datei:Zigeunerlager_Maxglan_Glanbach_Orthofoto_1945.jpg|thumb|Lage des ehemaligen Zigeunerlagers Maxglan. Zu erkennen ist der [[Glanbach]], links davon befindet sich der [[Salzburger Stadtteil]] [[Maxglan]], rechts [[Leopoldskroner Moos]]. Wo man rechts des Glanbachs an der Kreuzung mit einer Brücke den Kreis im Feld erkennen kann, befand sich das Lager. Heute befindet sich dort das [[Hörmahnmal für Roma und Sinti]].]] |
| | ==Weblinks== | | ==Weblinks== |
| | * {{wikipedia-de|Zigeuner|Zigeuner}} | | * {{wikipedia-de|Zigeuner|Zigeuner}} |
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| | * [http://www.salzburg.com/online/nachrichten/newsletter/Die-Schuld-des-Nicht-wissen-wollens.html?article=eGMmOI8VecX6yE8ZUajzdo1DTZ2YM1MJDzbwL4w&img=&text=&mode=& »Die Schuld des Nicht-wissen-Wollens«, Salzburger Nachrichten, 11. August 2010 ] | | * [http://www.salzburg.com/online/nachrichten/newsletter/Die-Schuld-des-Nicht-wissen-wollens.html?article=eGMmOI8VecX6yE8ZUajzdo1DTZ2YM1MJDzbwL4w&img=&text=&mode=& »Die Schuld des Nicht-wissen-Wollens«, Salzburger Nachrichten, 11. August 2010 ] |
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