Schloss Moosham: Unterschied zwischen den Versionen

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== Das Pfleggericht Moosham ==
 
== Das Pfleggericht Moosham ==
Die obere Burg war lange der Sitz eines Pflegers, der hier einen Wohn- und einen Amtsbereich besaß. Der Zugang zu diesem Burgteil führt über eine Brücke (einst Zugbrücke).
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Die obere Burg war lange der Sitz eines Pflegers, der hier einen Wohn- und einen Amtsbereich besaß. Der Zugang zu diesem Burgteil führt über eine Brücke (einst Zugbrücke). Die Pfleger enstammten in der Regel bekannten Adelsgeschlechtern. Unter diesen Pflegern befinden sich etwa die bekannten Geschlechter, Keutschach, Kuenburg, aus denen auch berühmte Salzburger Erzbischöfe hervorgegangen, sowie die im Lungau sehr bekannten Adelsgeschlechter der Tannhauser, und der Grimming, Der letzte Pfleger von Moosham war Johann Wenzel von Helmreichen zu Brunfeld.
Viele auch unschuldige Angeklagte mussten im Rahmen von Gerichtsprozessen auf Moosham die "hochnotpeinliche Befragung", also die Folter ertragen. Der Grund für die Anklage war unter [[Max Gandolf von Kuenburg|Max Gandolf Kuenburg]] im Rahmen der landesweiten Hexenprozsse oft auch Hexerei, verbunden mit Schadenzauber oder Teufelsbündnis. Gestanden die Angeklagten nicht, wurden sie gefoltert. War ihnen erst ein Geständnis abgepresst, dann rollte der Schinderkarren zur Hinrichtungsstätte am [[Passeggen]] bei [[Tamsweg]], wo der Scharfrichter mit dem Richtschwert wartete. Im Lungau waren dabei 13 männliche und 22 weibliche Opfer zu beklagen. Wenig häufig war damals die Todesstrafe durch das Hängen (vor allem bei groben Verstößen gegen die Militärordnung). Zauberer und Hexen wurden nach der Hinrichtung meist verbrannt.
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Viele auch unschuldige Angeklagte mussten im Rahmen von Gerichtsprozessen auf Moosham die "hochnotpeinliche Befragung", also die Folter ertragen. Der Grund für die Anklage war unter [[Max Gandolf von Kuenburg|Max Gandolf Kuenburg]] im Rahmen der landesweiten Hexenprozsse oft auch Hexerei, verbunden mit Schadenzauber oder Teufelsbündnis. Gestanden die Angeklagten nicht, wurden sie gefoltert. Nach der Erpressung eines Geständnis rollte der Schinderkarren zur Hinrichtungsstätte am [[Passeggen]] bei [[Tamsweg]], wo der Scharfrichter mit dem Richtschwert wartete. Im Lungau waren bei den Hexenprozessen  13 männliche und 22 weibliche Opfer zu beklagen. Oft erfolgte auch die Vollstreckung des Todesurteiles durch das Fallbeil. Wenig häufig war damals die Todesstrafe durch das Hängen (vor allem bei groben Verstößen gegen die Militärordnung). Zauberer und Hexen wurden nach der Hinrichtung meist verbrannt.
  
 
Zwischen [[1715]] und [[1717]] rissen [[Wolf|Wölfe]] im Mooshamer Gerichtsbezirk auf den Weiden und in den Wäldern angeblich ungewöhnlich viel [[Wild]] und Vieh. Es gab zahlreiche Versuche, diese Wölfe zu jagen, doch die Wölfe wechselten mehrfach immer wieder großräumig ihr Jagdgebiet, die Jagd bleib ohne Ergebnis. Da geschah folgendes: Zwei jugendliche [[Bettler]], die im Verlies zu Moosham waren, gestanden unter der Folter, dass sie vom Teufel eine schwarze Salbe erhalten hätten, mit der sie sich beschmiert hätten und zu Werwölfen geworden waren. Das Urteil: Lebenslanger Dienst auf venezianischen Galeeren, ein sicherer aber jedoch sehr langsamer Tod.
 
Zwischen [[1715]] und [[1717]] rissen [[Wolf|Wölfe]] im Mooshamer Gerichtsbezirk auf den Weiden und in den Wäldern angeblich ungewöhnlich viel [[Wild]] und Vieh. Es gab zahlreiche Versuche, diese Wölfe zu jagen, doch die Wölfe wechselten mehrfach immer wieder großräumig ihr Jagdgebiet, die Jagd bleib ohne Ergebnis. Da geschah folgendes: Zwei jugendliche [[Bettler]], die im Verlies zu Moosham waren, gestanden unter der Folter, dass sie vom Teufel eine schwarze Salbe erhalten hätten, mit der sie sich beschmiert hätten und zu Werwölfen geworden waren. Das Urteil: Lebenslanger Dienst auf venezianischen Galeeren, ein sicherer aber jedoch sehr langsamer Tod.

Version vom 5. Januar 2022, 07:49 Uhr

Schloss Moosham in herbstliche Farben getaucht, fotografiert von mein.salzburg-Mitglied Marianne Robl aus Kuchl im Tennengau
Schloss Moosham als Gesamtaufnahme
Schloss Moosham von der Seite des Zugangs einst Zugbrücke).
Der Zugang in das Schloss über den Wehrgraben und die einstige Zugbrücke
Bild rechts unten ist eine Aufnahme der Schreibstube aus dem Jahr 1937.

Auf einem Vorsprung des Mitterberges hoch über dem Murtal liegt das Schloss Moosham im Gebiet der Lungauer Gemeinde Unternberg. Das Schloss zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Gemeinde. Ursprünglich bestand die Burganlage aus einer oberen und einer unteren Burg.

Geschichte

Das Schloss Moosham (früher auch Schloss Moosheim) ging aus einem "befestigten Wohngebäude" (untere Burg) also einer kleinen mittelalterlichen Burg hervor. Verschiedene Steine, die beim Burgbau verwendet wurdne, stammen von einer nächstgelegenen Siedlung der Römerzeit, wie Funde beweisen. Erstmalige Erwähnung der Örtlichkeit war im Jahr 1191. Dabei ging es um den Tausch eines Ackers, der damals wie das gesamte Gebiet dem Kloster Millstatt in Kärnten gehörte, mit dem Benediktinerstift Admont im Ennstal. 1212 war Otto von Moosheim Zeuge einer Schenkung. Konrad von Pfarr (Mariapfarr) schenkte darin etwas dem Kloster Gurk.[1]

Die Burg selbst ist erst im Jahr 1256 urkundlich belegbar. Erzbischof Friedrich II. von Walchen, ein treuer Anhänger von Rudolf von Habsburg, rückte 1281 vor die Burg und zwang den übermütigen Vasallen Otto von Saurau zur Unterwerfung. Der Schlossherr dieser Burg erhob sich aber bald erneut gegen seinen Landesherren, nun gegen Erzbischof Rudolf I. von Hohenegg, und fügte ihm in einer Fehde großen Schaden zu. Otto von Saurau hatte sich als Vogt Übergriffe über Güter des Domkapitels und von Admont erlaubt. [1] 1285 verlor er wegen seines Treuebruches aber alle Güter samt der Stammburg. Im frühen Mittelalter schon tauchte schon das Rittergeschlecht der Mooshamer (auch Mooshaimer) auf. Horst von Mosshaim wurde, nachdem das Schloss Otto von Saurau entrissen worden war, neuer Schlossherr. Ab dem 14. Jahrhundert wurde in Moosham auch die Landpflege, also die Rechtssprechung ausgeübt. 1520 wurde das landesherrliche Pflegegericht von Mauterndorf nach Moosham verlegt. Die Salzburger Erzbischöfe haben auf diesen hohen und sehr wichtigen und verantwortungsvollen Posten stets Tüchtige und ihnen gut bekannte Menschen gestellt. Zum Beispiel waren das die Kuenburger, die Tannhauser, die Keutschacher und auch die Grimminger.

Im Krieg gegen die Ungarn wechselten um 1480 die Eigentümer des Schlosses, weiters auch 1526 während des Bauernkrieges im Salzburger Land.

In der Zeit der Bauernunruhen wurde Schloss Moosham kurzzeitig von aufrührerischen Bauern besetzt. 1526 vertrieb sie der Feldhauptmann Franz Tannhauser, der aus einer Lungauer Familie stammte, die auch öfters Richter in Moosham stellte, wieder. Um 1680 war Moosham auch ein Schauplatz der landesweiten schrecklichen Hexenprozesse.

Zwischen 1517 und 1577 wurde das Schloss erneut umgebaut, der spätgotische Ausbau der Burg fand aber bereits unter dem Salzburger Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach statt. So wurde die Burg zu einem Sommersitz der Fürsterzbischöfe.

Vom 25. bis 27. Oktober des Jahres 1611 übernachtete hier der unglückliche Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau auf seiner Flucht nach Kärnten, von wo er gefangen heimkehrte.

1790 war das Teilungsjahr der landesherrlichen Pflege, die nach Tamsweg und St. Michael im Lungau verlegt wurde. Ab diesem Zeitpunkt begann auch der langsame Verfall von Moosham, vor allem der unteren Burg.

1858 war der Gewerke Franz Neuper Schlosseigentümer, 1886 Hermann Ritter Wurmb von Niedermünster. Moosham war schon halb zur Ruine geworden, als 1892 ein Freund der Kunst und Forschung, der Graf Johann Nepomuk Wilczek ("Hans Wilczek"), den Ansitz kaufte, mit den Erneuerungsarbeiten begann und ihm die heutige Form gab. Der ehemalige Palas wurde um 1900 dabei zu einem "Bergfried" ausgebaut und um zwei Stockwerke erhöht. Moosham blieb bis heute im Besitz der Familie Wilczek. Im Schloss ist ein Museum eingerichtet, in dem alte Schätze und wertvolle Gegenstände aus dem Lungau gesammelt sind. Im unteren Teil des Schlosses befindet sich der Gerichtssaal mit der Folterkammer, wo auch Folterwerkzeuge (oder deren Nachbauten) zu sehen sind, mit denen früher gefoltert wurde. Daneben reihen sich dunkle Gefängniszellen an, in die früher die Gefangenen gesteckt wurden. Den Zweiten Weltkrieg hatte Moosham gut überstanden und ist nun eines der schönsten Schlösser im Lungau.

Die Burgkapelle

Die Kapelle besitzt wertvolle Wandmalereien von Gregor Lederwasch IV. (um 1790). Die Chorfenster zeigen alte gotische Glasgemälde. Bemerkenswert ist auch der spätgotische Flügelaltar, der im Schrein die Marienkrönung zeigt. Das Kirchengestühl zeigt eine Akanthusschnitzerei.

Das Pfleggericht Moosham

Die obere Burg war lange der Sitz eines Pflegers, der hier einen Wohn- und einen Amtsbereich besaß. Der Zugang zu diesem Burgteil führt über eine Brücke (einst Zugbrücke). Die Pfleger enstammten in der Regel bekannten Adelsgeschlechtern. Unter diesen Pflegern befinden sich etwa die bekannten Geschlechter, Keutschach, Kuenburg, aus denen auch berühmte Salzburger Erzbischöfe hervorgegangen, sowie die im Lungau sehr bekannten Adelsgeschlechter der Tannhauser, und der Grimming, Der letzte Pfleger von Moosham war Johann Wenzel von Helmreichen zu Brunfeld. Viele auch unschuldige Angeklagte mussten im Rahmen von Gerichtsprozessen auf Moosham die "hochnotpeinliche Befragung", also die Folter ertragen. Der Grund für die Anklage war unter Max Gandolf Kuenburg im Rahmen der landesweiten Hexenprozsse oft auch Hexerei, verbunden mit Schadenzauber oder Teufelsbündnis. Gestanden die Angeklagten nicht, wurden sie gefoltert. Nach der Erpressung eines Geständnis rollte der Schinderkarren zur Hinrichtungsstätte am Passeggen bei Tamsweg, wo der Scharfrichter mit dem Richtschwert wartete. Im Lungau waren bei den Hexenprozessen 13 männliche und 22 weibliche Opfer zu beklagen. Oft erfolgte auch die Vollstreckung des Todesurteiles durch das Fallbeil. Wenig häufig war damals die Todesstrafe durch das Hängen (vor allem bei groben Verstößen gegen die Militärordnung). Zauberer und Hexen wurden nach der Hinrichtung meist verbrannt.

Zwischen 1715 und 1717 rissen Wölfe im Mooshamer Gerichtsbezirk auf den Weiden und in den Wäldern angeblich ungewöhnlich viel Wild und Vieh. Es gab zahlreiche Versuche, diese Wölfe zu jagen, doch die Wölfe wechselten mehrfach immer wieder großräumig ihr Jagdgebiet, die Jagd bleib ohne Ergebnis. Da geschah folgendes: Zwei jugendliche Bettler, die im Verlies zu Moosham waren, gestanden unter der Folter, dass sie vom Teufel eine schwarze Salbe erhalten hätten, mit der sie sich beschmiert hätten und zu Werwölfen geworden waren. Das Urteil: Lebenslanger Dienst auf venezianischen Galeeren, ein sicherer aber jedoch sehr langsamer Tod.

Handlungs- und Drehort für Hörspiele und Filme

Als fiktiver Handlungsort fand das Schloss 1981 in einem Hörspiel der Gruselhörspielserie des Hörspielabels Europa Erwähnung (Folge Nr. 11: Der Pakt mit dem Teufel), sowie 2019 in der 147. Folge der Reihe "Gruselkabinett" von Titania-Medien ("Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni"). Innerhalb beider Hörspiele werden auch angebliche Legenden und Sagen der Umgebung erwähnt.

Seit Anfang der 2000er-Jahre wurde das Schloss schließlich mehrfach für Filmproduktionen genutzt. Der österreichische Märchenfilm Rumpelstilzchen aus dem Jahr 2007 nach dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm wurde in den Jahren 2005–2006 u. a. in Schloss Moosham für die Filmreihe Märchenperlen produziert. Des Weiteren war das Schloss Drehort der 2012 veröffentlichten Produktion Die Schöne und das Biest. Im Herbst 2016 wurden Teile des Fernsehfilms Die Ketzerbraut auf Schloss Moosham gedreht.

Kurioses

Ungenannte Besucher und auch Mitglieder der Eigentümerfamilie Wilczek behaupten, dass ab und zu nur esoterisch erklärbare seltsame bzw. gespenstische Dinge auf der Burg geschehen würden. Die Burgbesitzer wohnen dabei selbst nicht im Schloss, sondern im Maierhof neben dem Schloss. Dazu auch der Podcast "Hexenprozesse auf Schloss Moosham: Hier spukt es doch!" (Jänner 2022).

Bilder

 Schloss Moosham – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Literatur

  • Klammer, Peter: Coitus cum diabolo - Der Mooshamer Hexenprozess von 1688/89, P. Klammer Verlag 2006

Weblink

  • www.sn.at Schattenorte: Hexenprozesse auf Schloss Moosham: Warum eine 70-Jährige aus Mauterndorf freikam, 3. Jänner 2022

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Zaisberger, Friederike; Schlegel, Walter: Burgen und Schlösser in Salzburg - Pongau, Pinzgau, Lungau, Birken-Verlag Wien 1978, ISBN 3-85030-037-4