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| | Rehrl galt als konsensbereiter Politiker, der sich nach den Februar-Unruhen des Jahres [[1934]] in Österreich für die verfolgten Sozialdemokraten einsetzte. Historiker beschreiben ihn als einen Menschen mit „ausgeprägtem, ebenso zähem wie phantasievollem Sinn für das ökonomisch Machbare“, als einen Typ von Unternehmer, dem allen Widerständen zum Trotz „die Durchsetzung neuer Kombinationen gelingt“. | | Rehrl galt als konsensbereiter Politiker, der sich nach den Februar-Unruhen des Jahres [[1934]] in Österreich für die verfolgten Sozialdemokraten einsetzte. Historiker beschreiben ihn als einen Menschen mit „ausgeprägtem, ebenso zähem wie phantasievollem Sinn für das ökonomisch Machbare“, als einen Typ von Unternehmer, dem allen Widerständen zum Trotz „die Durchsetzung neuer Kombinationen gelingt“. |
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| | + | === Projekte von Rehrl === |
| | + | Rehrl gilt als Initiator der Errichtung der [[Gaisbergstraße (Stadt Salzburg)|Gaisbergstraße]], der [[Alpenstraße (Salzburg)|Alpenstraße]], der [[Schmittenhöhebahn]] sowie des Baus des [[Tauernkraftwerke Kaprun|Tauernkraftwerk]]es und des [[Kraftwerk Bärenwerk|Fuscher Bärenwerkes]]. |
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| | === Großglockner Hochalpenstraße und Tauernkraftwerke === | | === Großglockner Hochalpenstraße und Tauernkraftwerke === |
| − | Rehrl war auch die treibende Kraft der [[Baugeschichte der Großglockner Hochalpenstraße|Baugeschichte]] der [[Großglockner Hochalpenstraße]]. Im [[März]] [[1930]] beschloss der Landtag unter ihm den Bau der Großglockner Hochalpenstraße. Noch am [[30. August]] des selben Jahres eröffnete Franz Rehrl mit dem ersten Sprengschuss in [[Ferleiten]] den Baubeginn dieses ehrgeizigen Straßenbauprojektes der österreichischen [[Zwischenkriegszeit]], das [[1935]] fertiggestellt wurde. Zuvor überquerte er aber als erster an der Seite des Straßenerbauers [[Franz Friedrich Wallack|Hofrat Wallacks]] am [[22. September]] [[1934]] diesen Alpenübergang, noch bevor er für die Öffentlichkeit freigegeben war ([[Erstbefahrung der Großglockner Hochalpenstraße]]).
| + | Das ''Lebenswerk'' Rehrls war jedoch der Bau der [[Großglockner Hochalpenstraße]], bei dem er die treibende Kraft in der [[Baugeschichte der Großglockner Hochalpenstraße|Baugeschichte]] war. <blockquote>''Oberbaurat Ing. Wallack hätte den Plan und den Gedanken dieses Straßenzuges mit sich ins Grab genommen, wenn sich ihm nicht ein schöpferischer Wille zugesellt hätte, der nun im vollsten Sinne des Wortes als der eigentliche Schöpfer dieser Straße vor uns steht, Landeshauptmann Dr. Rehrl.''</blockquote>So schrieb das christlichsoziale Blatt, die [[Salzburger Chronik]] am [[2. August]] 1935.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19350802&seite=1&zoom=33 ANNO], Salzburger Chronik, Ausgabe vom 2. August 1935, Seite 1</ref> Diese Aussage skizziert sehr gut, weshalb Rehrl sich so vehement für den Bau der Glocknerstraße einsetzte, deren Ausführung und Fertigstellung mehrmals auf der finanziellen Kippe stand. Allerdings stimmt die zitierte Aussage nicht, weil sich Rehrl erst 1927 in die Sache aktiv einbrachte - Wallack war bereits seit 1924 in die Planung involviert gewesen. Grund dafür könnte die einfach abgelaufene Finanzierung der Gaisbergstraße gewesen sein, die ihn dazu ermunterte, sich nun auch aktiver für die Großglockner Hochalpenstraße einzusetzen. |
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| − | Darüber hinaus gilt er als Initiator der Errichtung der [[Gaisbergstraße (Stadt Salzburg)|Gaisbergstraße]], [[Alpenstraße (Salzburg)|Alpenstraße]], der [[Schmittenhöhebahn]] sowie des Baus des [[Tauernkraftwerke Kaprun|Tauernkraftwerk]]es und des [[Kraftwerk Bärenwerk|Fuscher Bärenwerkes]].
| + | Am [[30. August]] [[1935]] eröffnete Franz Rehrl mit dem ersten Sprengschuss in [[Ferleiten]] den Baubeginn dieses ehrgeizigen Straßenbauprojektes der österreichischen [[Zwischenkriegszeit]], das 1935 fertiggestellt wurde. Zuvor überquerte er als erster an der Seite des Straßenerbauers [[Franz Friedrich Wallack|Wallacks]] am [[22. September]] [[1934]] diesen Alpenübergang, noch bevor er für die Öffentlichkeit freigegeben war ([[Erstbefahrung der Großglockner Hochalpenstraße]]). |
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| − | === Hintergründe === | + | === Hintergründe zum Bau der Straße === |
| − | Einer der Gründe, weshalb Dr. Rehrl in den [[1920er]]- und [[1930er]]-Jahren sich so vehement für den Bau der Großglockner Hochalpenstraße eingesetzt hatte, war die Vision der Errichtung eines Skizentrums in der [[Glocknergruppe]]. Dieses sollte mit der neuen Straße erschlossen werden. Eine weitere Idee von Dr. Rehrl war, dass diese Straße zunächst zur Errichtung einer riesigen Tauernkraftwerkgruppe von jenen Betreibern gebaut und bezahlt werden sollte; dann hätte sie später vom Land Salzburg ohne Kosten übernommen werden sollen und neben der Ausflugsstraßenfunktion auch für das Skigebiet als Zubringer dienen. | + | Einer der Gründe, weshalb Dr. Rehrl sich so vehement für den Bau der Großglockner Hochalpenstraße eingesetzt hatte, war die Vision der Errichtung eines Skizentrums in der [[Glocknergruppe]]. Dieses sollte mit der neuen Straße erschlossen werden. Eine weitere Idee von Dr. Rehrl war, dass diese Straße zunächst zur Errichtung einer riesigen [[Tauernkraftwerk-Projekt der 1920er-Jahre|Tauernkraftwerkgruppe]] von jenen Betreibern gebaut und bezahlt werden sollte; dann hätte sie später vom Land Salzburg ohne Kosten übernommen werden sollen und neben der Ausflugsstraßenfunktion auch für das Skigebiet als Zubringer dienen. |
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| | Er erkannte, dass in der damaligen Wirtschaftsrezession die Ankurbelung des [[Fremdenverkehr]]s (wie schon 1922 mit den ersten Salzburger Festspielen) ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor wäre und vor allem dringend notwendige Devisen ins Land brächte. Seinen Intensionen kann man auch entnehmen, dass er ursprünglich [[Kärnten]] nicht am Verlauf der Großglockner Hochalpenstraße partizipieren hätte lassen wollen, damit eben die Devisen im Land Salzburg blieben. | | Er erkannte, dass in der damaligen Wirtschaftsrezession die Ankurbelung des [[Fremdenverkehr]]s (wie schon 1922 mit den ersten Salzburger Festspielen) ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor wäre und vor allem dringend notwendige Devisen ins Land brächte. Seinen Intensionen kann man auch entnehmen, dass er ursprünglich [[Kärnten]] nicht am Verlauf der Großglockner Hochalpenstraße partizipieren hätte lassen wollen, damit eben die Devisen im Land Salzburg blieben. |
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| − | Auf die Nutzung der Wasserkraft zurückgreifend ließ er [[1928]] ein gigantisches Projekt vorbereiten, für dessen Ausführung der [[Salzburger Landtag]] schließlich AEG Berlin gewinnen konnte: die Tauernkraftwerke sollten mit jährlich 3,3 Milliarden Kubikmeter Wasser aus dem Gebiet der [[Zentralalpen]] im Bereich der [[Hohe Tauern|Hohen Tauern]] aus [[Kärnten]], [[Osttirol]] und Salzburg 6,6 Milliarden kWh produzieren; 1 250 km Hangkanäle, 80 km Sammelkanäle, 120 km Sammelstollen in aus einer durchschnittlichen Höhe von 2 100 [[m ü. A.]] sollten das Wasser aus einem Einzugsgebiet von etwa 2 000 km² in drei Mega-Staubecken sammeln und ins [[Kapruner Tal]] leiten. Dort sollten zwei [[Wasserkraftwerke]] gespeist werden und durch gigantische Stollen - wie zweigleisige Bahntunnels - weiter nach [[St. Johann im Pongau]] fließen, wo ein drittes Kraftwerk errichtet werden sollte.
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| − | Dieses Projekt war mit 6,6 Milliarden [[Schilling]] (1928) veranschlagt und hätte im Endausbau 6,6 Milliarden kWh Strom erzeugen sollen - zum Vergleich: etwa das 2,75fache der 1928 bestehenden österreichischen Gesamtstromproduktion!
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| − | Kernbestandteil dieses Megaprojekts war aber ein über mehrere Kilometer lange geplanter Stollen durch die [[Tauern]], die die Wassermenge von Kärntner Gebiet nach Salzburg leiten sollten - demnach auch ein wesentlicher Kostenbestandteil. Hätte sich also ein solcher Wassertunnel in Kombination mit einem Straßentunnel in die Projektierung eingefügt, wäre dies ein großer Vorteil für Salzburg - und Dr. Rehrl - gewesen. Aber wie oft bei solchen Mammutprojekten - es fehlte schließlich am Geld, und eine deutliche magerere Version wurde schließlich nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in Form der [[Tauernkraftwerke Kaprun]] verwirklicht.
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| | Letztlich führten Rehrls Überlegungen auch zu dem mehrjährigen [[Variantenstreit der Großglockner Hochalpenstraße]], in dem er schließlich beigeben und die Planung von Dipl.-Ing. [[Franz Friedrich Wallack]] akzeptieren musste. | | Letztlich führten Rehrls Überlegungen auch zu dem mehrjährigen [[Variantenstreit der Großglockner Hochalpenstraße]], in dem er schließlich beigeben und die Planung von Dipl.-Ing. [[Franz Friedrich Wallack]] akzeptieren musste. |